"Ossi Prozess" geht weiter
Der als "Ossi-Prozess" bekannt gewordene Prozess um die Diskriminierung einer Frau, die eine gebürtige Ostdeutsche ist allerdings schon seit 1988 in Stuttgart lebt, geht weiter. Wer sich nicht erinnert: Die Dame erhielt ihre Bewerbungsunterlagen mit dem Vermerk (-) Ossi von einem schwäbischen Unternehmen zurück. Die Klage auf Schadenersatz scheiterte vor Gericht.
Dies wollen die Frau und ihr Anwalt so nicht hinnehmen, denn es seien nicht alle Aspekte des Falles bei der Entscheidung berücksichtigt worden, hätten es auch gar nicht können. Das schwäbische Fensterbauunternehmen beharrt inzwischen darauf, dass die Herkunft der Frau keine Rolle bei der Entscheidung gegen sie gespielt hätte, das eingekreiste Minus mit der Randbemerkung Ossi sei lediglich eine interne Notiz.
Also eine Notiz mit dem Vermerk "Ossi -" finde ich persönlich schon recht eindeutig. Was soll das denn sonst bedeuten ausser einer Abneigung gegen Ostdeutsche? Und warum sollte auch bitte ein Ostdeutscher nicht genau so arbeiten können wie ein "Wessi"? Ich finde das ehrlich gesagt ziemlich unverschämt. Eigentlich kann so etwas nicht sein.
Und wenn es nur eine interne Notiz gewesen sein soll, wie ist das dann an die Frau gelangt? Es macht doch auch keinen Unterschied ob die Diskriminierung öffentlich oder hinter verschlossenen Türen geschieht, geschehen ist sie ja offensichtlich. Ich finde die Sache relativ eindeutig und sehe da wenig Interpretationsspielraum.
Warum man damit vor Gericht nicht durchkommt ist nur zu vermuten, hätte da jetzt gestanden "Türke -" könnte ich mir gut vorstellen, die Sache würde anders aussehen. Man weis natürlich nicht, ob da nicht noch ganz andere Faktoren zu einer Nichteinstellung geführt haben. Aber darüber kann man nur vermuten. Kurios ist das Ganze auf jeden Fall irgendwie.
Man muss nun allerdings aus einer Mücke keinen Elefanten machen, denn es ging bei der betreffenden Frau rein um die Qualifizierung. Diese war nämlich aus sachlicher und fachlicher Sicht nicht ausreichend für den betreffenden Job. Das Wort Ossi hatte hier nämlich überhaupt keine tragende Bedeutung. Allerdings hatte die Frau auch nur die Abschlüsse aus der ehemaligen DDR angegeben. Statt Ossi hätte auch beispielsweise ehemalige DDR stehen können. Was ist daran nun so schlimm? Wir sagen ja auch heute noch Wessi, wenn jemand aus den alten Bundesländern kommt.
karlchen66 hat geschrieben:Wir sagen ja auch heute noch Wessi, wenn jemand aus den alten Bundesländern kommt.
Keine Ahnung, wo Du lebst und arbeitest, aber bei uns ist das schon lange nicht mehr so üblich. Beruflich müsste ich mittlerweile wahrscheinlich unnötig lange überlegen, wenn ich klassifizieren wollte und wie bezeichnet man dann eigentlich Menschen aus den neuen Bundesländern, die für Unternehmen aus den alten Ländern arbeiten und umgekehrt? Auch privat wäre das ungünstig, da es Menschen aus den alten Bundesländern in die neuen gezogen und umgekehrt; ganz abgesehen von den vielen "gemischten" Pärchen. Wäre mir und meinem großen Bekanntenkreis viel zu umständlich. Und so sollte es auch eher Normalität sein.
Dass es da immer Ausreißer gibt ist klar; allerdings sollten doch auch gerade Firmen Vorbilder sein und nicht noch Konflikte schüren. Jedenfalls nicht, indem man die eigenen Bedenken so offen kund tut. Ich bekomme ja selbst öfter mal Bewerbungen auf den Tisch, Randbemerkungen werden da nur auf Kopien oder PostIts geschrieben, genau um solche Prozesse auch zu vermeiden. Auch wenn es vielleicht ein Elefant ist, der früher mal eine Mücke war - schon wegen dieser Blödheit hat es die Firma geradezu verdient so ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt zu werden.
Ich lebe und arbeite in Mecklenburg Vorpommern. Bei uns ist das Wort Wessi oder auch Ossi nichts schlimmes, denn wir kommen nun einmal aus diesem Bundesland. Natürlich haben wir auch eine ganz andere Mentalität. Selbst jemand aus dem Bundesland Sachsen bezeichnen wir eben als Sachse.
Ein weiterer Aspekt ist nun einmal der Dialekt, denn der ist hier nun einmal ortstypisch. Bei einem lockeren Gespräch sagt man schon einmal zum fremden Gast aus den alten Bundesländern, ich bin ein Ossi. Wo ist da aber jetzt das Problem?
karlchen66 hat geschrieben:Bei einem lockeren Gespräch sagt man schon einmal zum fremden Gast aus den alten Bundesländern, ich bin ein Ossi. Wo ist da aber jetzt das Problem?
Das Problem liegt darin, dass wenn man es über sich selbst sagt es selten abwertend meint - aber wenn es andere (Nicht) Ossis verwenden es oft abwertend gemeint ist. Und wenn man "Ossi" noch mit einem "Minus" versieht, tja - dann ist wohl klar, welcher Gedanke da mitschwingt.
Da gibt´s auch ein schönes Beispiel hier aus den USA: Schwarze bezeichnen sich auch untereinander als "Nigger" - nur sollte ein Weißer / Latino usw. einen Schwarzen so bezeichnen wird das selten als Schmeichelei verstanden .
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