Ramazan - Gesundheitsrisiko oder Glaubensprobe?

Ich weiß, dass das Fest im Deutschen Ramadan heißt, allerdings möchte ich die Bezeichnung Ramazan benutzen. Sicher kennt jeder die Fastenzeit in der von ca. halb 5/ 5 Uhr morgens bis ca. 8 Uhr abends eigentlich nicht gegessen, nicht getrunken und nicht geraucht wird. Nicht einmal Intimitäten wie ein Kuss sind erlaubt. Jedenfalls habe ich es mir in der Türkei so erklären lassen. Dafür wird dann ab dem Gong alles nachgeholt, doch denke ich das dies ganz schöne Auswirkungen auf den Körper haben muss.

Wir haben hier derzeit zwischen 40-50 Grad und manchmal mehr in der Türkei und meistens eine Luftfeuchtigkeit von um die 90%. Das alleine ist gesundheitlich schon sehr anstregend und man sieht auch viele Türken, die die Fastenzeit gar nicht mehr mitmachen. Ich kann es ihnen kaum verdenken bei dem Wetter. Doch gibt es auch ungefähr genauso viele die die Zeit einhalten. Die Notaufnahmen sind voll von Menschen, die an Kreislaufzusammenbrüchen leiden. Auf dem Basar sind viele Menschen nur noch gereizt, das Fasten zerrt an ihren Nerven. Und die Unfallquote ist zu keiner Zeit höher. Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass hier schon einige aufgrund dieses Brauches gestorben sind und dennoch wird er praktiziert, weil er für viele Menschen hier eine Glaubenprobe darstellt.

Für mich ist es utopisch dieses Ramazan-Chaos mit anzusehen. Mir tun die Menschen sehr leid, die das durchmachen, allerdings tun sie es ja freiwillig, weil viele meinen sie würden nicht glauben würden sie die Fastenzeit nicht einhalten. Andere wiederum wollen sich so beweisen, dass das Leben nun bergauf geht, oder haben Angst bestraft zu werden und Pech zu erleben falls sie es nicht tun. Dann kommt mir aber der Gedanke, dass es immer heißer wird mit den Jahren und ich frage mich wie lange es nich praktiziert werden kann ohne das es noch schwerere Folgen gibt. Ich sehe in diesem Glauben vor allem ein Gesundheitsrisiko, bewundere allerdings auch sehr wie die Menschen dies durchhalten können. Was haltet ihr davon? Meint ihr wenn ihr von etwas überzeugt wärt könntet ihr so etwas durchziehen auch auf Kosten eurer Gesundheit? Ich selbst könnte es nicht, das weiß ich.

Ich könnte es auch nicht durchziehen. Eventuell nichts essen, doch wenn es schon sowieso so heiß ist, könnte ich nicht auf trinken verzichten. Der Mann meiner Schwester macht auch jährlich Ramadan. Seine Kinder logischerweise nicht. Dennoch ist es ein großer Stress, auch für meine Schwester.

Sohnemann hat einen Freund (ist 12 Jahre alt) ,er macht auch Ramadan. Er war den ganzen Nachmittag bei uns. Da ich nicht wusste, dass wieder einmal Ramadan ist, habe ich ihn natürlich gefragt, ob er bei uns essen möchte. Er verneinte und sagte mir, dass er Ramadan hat. So habe ich meinen Kindern befohlen, dass sie bitte in die Küche kommen sollen, wenn sie etwas essen und trinken wollen, aus Rücksicht zum Freund. Er tat mir sehr Leid.Wenn ich meine Kinder ansehe, weiß ich, dass sie es niemals aushalten würden, einen ganzen Tag weder zu essen und zu trinken. Daher verdient der Junge meinen größten Respekt, da er es ausgehalten hat.

Der Islam existiert ja nun schon seit ungefähr dem Jahr 600. Zwar mag sich die Tradition des Fastens geändert haben, aber grundsätzlich scheint sie nicht wirklich signifikant bedrohlich zu sein. Sonst wäre der Islam nicht die zweitgrößte Sekte respektive Religionsgemeinschaft (nach der der Christen) der Welt. Außerdem regelt der Koran bzw. die Auslegung des Korans die Ausnahmen, wonach Kinder, Schwangere sowie Alte vom Fasten ausgenommen wurden. Ebenfalls ausgenommen sind Menschen die körperlich schwer arbeiten müssen. Wenn einer von denen dann doch fastet, dann aus eigenem Antrieb, nicht weil der Glaube es eindeutig verbieten würde. Schließlich ist so was immer ein symbolischer Akt - wenn auch ein nach außen getragener. Hinzu kommt, dass ja nicht die Uhrzeit maßgeblich ist, zu der man das Fasten brechen kann, sondern der Sonnenstand. Fällt der Ramadan dann in die Winterzeit, ist das Fasten nicht wirklich so eine Herausforderung.

Das man dann bei recht hohen sommerlichen Temperaturen natürlich ein gewisses Risiko eingeht, indem man beim Fasten eben auch auf das Trinken von Wasser verzichtet, ist den praktizierenden wohl bewusst. Dass hier zu falschen Einschätzungen kommt, ist zwar bedauerlich, aber eben nicht das große Problem, wie Du es hier schilderst.

Ob man diese Sache dann für sich selbst durchhalten könnte oder wollen würde, ist sicher so einfach nicht zu beantworten. Vieles ist ja durch die richtige Motivation zu erreichen und zu leisten. Evtl. hätte man die Kraft, das Fasten in seiner strengen Auslegung die Zeit über durchzuziehen. Aber bei der Frage nach dem Warum könnte zu Schwierigkeiten führen. Denn wen man nicht im Glauben gefangen ist, wird die Aussicht auf Erfüllung von Glaubensregeln nicht zur Motivation reichen.

Da gehört schon eine riesige Portion Selbstdisziplin dazu, das Fasten duchzuhalten. Ich selbst könnte es nicht. Vor allem auf das Trinken zu verzichten fiele mir schwer, bzw. ich würde wahrscheinlich einen Kreislaufkollaps erleiden.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das besonders förderlich für die Gesundheit ist, wenn der Körper den ganzen Tag lang unterversorgt ist. Vor allem bei Kindern und alten Menschen klingt das sehr gefährlich. Dass während dieser Zeit alle Menschen etwas gereizter sind, kann ich mir gut vorstellen, der Körper steht während dieser Zeit praktisch unter Dauerstress. Ich habe auch gelesen, dass Kinder, die während dieser Zeit oder kurz davor gezeugt wurden, so dass die Frauen eine Schwangerschaft bis dahin noch nicht bemerkt haben und mitfasten, weniger intelligent und gesund sind als Kinder, die den Fastenmonat im mütterlichen Schoß nicht miterlebt haben.