Keine Behandlung für verschleierte Frauen

vom 05.09.2010, 01:49 Uhr

Ein Grundgesetz sagt aber auch, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Außerdem legt ein Arzt ja den Eid des Hippokrates ab, der unter anderem besagt, dass alle Menschen gleich behandelt werden sollen und man als Arzt verpflichtet ist, Menschen zu helfen. Da verstößt der gute Arzt mit seiner Meinungsfreiheit aber gegen viele "Gesetze", finde ich.

Ich kann sein Handeln wie gesagt nachvollziehen. Aber so wie er das Schild veröffentlicht hat, steht da eher drauf, er behandelt Menschen bestimmter Bevölkerungsgruppen nicht. Und das ist was, was eindeutig zu weit geht. Wenn er das anders verbalisiert hätte, wäre sein Ansinnen auch besser rüber gekommen. Wo ist das Problem, klar zu sagen, ich kann eine Frau die komplett verhüllt ist, schlecht untersuchen. Und wo ist das Problem zu sagen, ich kann nicht helfen, wenn ich die Sprache nicht verstehe und meine Patienten mich nicht verstehen. Der Arzt sprach sich nämlich nur gegen eine Behandlung von islamistischer Frauen mit Kopftuch aus. Aber auch deutsche Frauen tragen Kopftücher. Auch Frauen die katholisch oder evangelisch sind. Und es werden auch nur islamistische Frauen mit mehr als fünf leiblichen Kindern nicht behandelt. Es gibt aber auch deutsche Frauen mit mehr als fünf leiblichen Kindern.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Das ist natürlich ziemlich krass, was der Arzt da an seine Tür gehängt hat. Und auch ziemlich blöd formuliert. Wenn das ein Allgemeinmediziner war, dann verstößt er auch gegen seinen Eid. Und das ist kritisch. Da kann man schon nachvollziehen, dass sich die Ärztekammer da einschaltet. Ich finde diese Äußerung auch nicht gut, vor allem weil sie sich eben nur gehen islamistische Frauen und Familien richtet.

Aber es legen nicht alle Ärzte diesen Eid ab. Ein HNO Arzt macht das zum Beispiel nicht und darf daher auch eine Behandlung verweigern ohne dass es Folgen nach sich zieht. Das macht aber eigentlich kaum ein Arzt. Denn jeder Patient bringt Geld.

Und zu den Kopftüchern: Die können die Frauen ja trotzdem abnehmen. Da wird ihnen schon nichts passieren. Und auch mal Deutsch lernen. So können sie sich wenigstens verständigen. Es verlangt ja keiner dass sie eine eins in Sprache und Schrift haben. Aber so ein paar Brocken, wenigstens damit sie sich selber verständigen können bei Problemen wären schon wünschenswert.

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» jenny7488 » Beiträge: 324 » Talkpoints: 2,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Also für mich ist das an sich ein Unding. Ich hatte davon bisher noch nichts gehört, aber ich würde mir ja auch nicht von einem Arzt vorschreiben lassen wollen, was ich zu tragen habe oder nicht. Es gibt ja wohl auch andere Ausländer, die seine Praxis aufsuchen, wie macht er das denn da mit der Verständigung?

Ich frage mich in dem Zusammenhang, wie das Ärzte allgemein handhaben, wenn man einen Patienten hat, der nicht eine Sprache spricht, die man selber beherrscht? Ebenso ist deren Kleidung sicherlich auch nicht so kompliziert, wie hier angemerkt wurde, selbst wenn, wäre das überhaupt kein Grund, eine Behandlung zu verweigern. Es gibt ja auch alte oder körperlich/psychisch beeinträchtigte Leute, die sich auch nicht so schnell mal frei machen können.

Aber jemanden deswegen zu diskriminieren, weil er ein Kopftuch auf hat, oder nicht eine Sprache spricht, die man selber kann, ist doch merkwürdig. Ich meine, wenn viele Leute in den Urlaub fahren, können die doch auch nicht immer die Sprache sprechen, die man in dem Urlaubsland spricht (ob das jetzt besser oder schlechter für die betroffene Person ist, ist auch fraglich).

Zu den herum tollenden Kindern, die mich auch schon oft genervt haben (die waren allerdings wohl fast ausschließlich deutsch) in Warteräumen, fällt mir auch nichts zu ein. Wenn man diese mitnehmen will oder gar muss, warum nicht? Klar nervt so etwas, aber man kann sich ja immer noch einen anderen Platz suchen, oder halt mal den Mund aufmachen, ob es nicht auch leiser geht.

» ygil » Beiträge: 2551 » Talkpoints: 37,52 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich kann den Arzt in einigen Punkten schon verstehen, über andere Dinge kann ich nur den Kopf schütteln. Vor allem was seine Formulierungen angeht, bin ich nicht mit ihm konform, diese sind doch etwas harsch.
Wie soll er aber jemanden behandeln, der ihm nicht sagen kann, was ihn plagt? Das geht schlecht. In diesem Fall hätte er vielleicht darauf hinweisen sollen, dass Patienten die sich auf deutsch nicht verständlich machen können, eine Begleitperson, die die Rolle des Dolmetschers übernimmt, mitbringen sollen.

Wozu deutsche Sprachkenntnisse der Schrift verlangt werden, kann ich mir auf Anhieb nicht erklären. Die Packungsbeilage der Medikamente ist zwar deutsch, die Dosierungsanweisung kann aber auch der Arzt oder Apotheker mündlich oder anhand von Zahlen geben.

Ich bin zwar keine Verfechterin des islamischen Kopftuches, trotzdem finde ich, kann niemand von den Frauen verlangen selbiges abzulegen, denn es ist Bestandteil ihrer Religion. Die Religionsfreiheit wird im Grundgesetz ausdrücklich gewährleistet. Wenn er von einer Muslimin verlangt, ihr Kopftuch abzulegen, muss er genauso gut von jedem Christen verlangen sein Kreuz, wenn er eines um den Hals trägt, abzulegen. Das ist nicht richtig!
Neben seinem hippokratischen Eid sollte es ihm seine Moral verbieten, so etwas zu verlangen.

Was herumtobende Kinder anbelangt, so ist das nicht nur ein Problem erstens kinderreicher und zweitens islamischer Familien. Auch Einzelkinder können ganz schön Aufruhr verursachen, egal welcher Herkunft ihre Eltern sind. Vielleicht würde hierbei ein extra Kinderwartezimmer helfen, wie es zum Beispiel mein Hausarzt hat. Darin können die Kinder spielen und sie sind räumlich von den anderen Kranken getrennt, was Stresssituationen vermeidet. Sollte dies nicht möglich sein, besteht immer noch die Möglichkeit die Familien vor Ort anzusprechen und um Ruhe zu bitten.

» Foxxy.Cleopatra » Beiträge: 55 » Talkpoints: 0,36 »



Richtig so, sag ich dazu nur. Es gibt genügend Ärzte, die so etwas mitmachen würden. Dann sollen diese das doch machen. Wenn dieser Arzt auch genug Geld verdient und auf den Stress, der meiner Meinung nach, auch begründet ist keine Lust hat, dann sollte man es einfach respektieren.

Wie hätte er es denn formulieren sollen? Ich wüsste jetzt nicht, wie man so etwas schön umschreiben soll. In Deutschland gilt doch die Meinungsfreiheit, dachte ich. Er hat ja damit keinen beleidigt, sondern hat argumentative Gründe genannt, warum er es in seiner, vor allem in seiner Praxis nicht duldet. Er stelle sich ja nicht auf die Straße und hat die Leute damit belästigt. Es gibt so viele andere Ärzte, zu denen man gehen kann. Ich wäre an deren Stelle vielleicht empört und hätte ihm meine Meinung dazu gesagt, vorraussichtlich ich kann nach einigen Jahren in Deutschland auch deutsch. Aber oftmals ist ja das nicht der Fall.

Ich finde, man solle ihm kein Disziplinarverfahren anhängen, weil wir hier in Deutschland leben und jeder über sein Grundstück bestimmen kann. Wenn er das nicht will, sollte es doch kein Problem sein das zu respektieren, oder?

» toria2178 » Beiträge: 121 » Talkpoints: -0,47 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Der Arzt hat es aber leider nicht sichtbar begründet. Da stand nur, dass er bestimmte Patienten nicht behandelt. Aber da standen keine Gründe dabei. Wie würdest du dich fühlen, wenn an der Praxis steht, man behandelt dich nicht, wenn du Toria2178 heißt?

Er hätte klar schreiben können, dass er es schwer hat, verschleierte Frauen zu behandeln, weil es viel Zeit in Anspruch nimmt, bis sie alle Schichten ihrer Kleidung abgenommen haben. Er hätte schreiben können, dass er mit einer Menschen nun mal nur auf Deutsch kommunizieren kann und nicht raten kann, was dem Patienten fehlt, wenn er selbst nicht in deutscher Sprache Auskunft geben kann. Des weiteren schloss dieser Arzt nur moslemische Frauen aus. Wie sieht es mit Menschen aus, die einen Turban tragen? Wie sieht es mit deutschen Frauen aus, die ein Kopftuch tragen? Er schloss auch nur islamistischen Familien mit mehr als fünf eigenen Kindern aus. Wie sieht das mit deutschen Familien aus? Oder spanischen Familien?

Und die freie Meinungsäußerung hat ihre Grenzen in anderen Gesetzen. Bei einem Arzt kommt noch dazu, dass er eben den hippokratischen Eid abgelegt hat. Nach dem müssen alle Menschen gleich behandelt werden. Gehört auch zum Berufsethos. Den es auch in anderen Berufen gibt. Würdest du es ok finden, wenn die Fleischereiverkäuferin auf deine Ware ständig dumme Sau schreiben würde oder ähnliches, weil sie dich nicht mag? Oder das sie jede Scheibe Wurst erst mal in den Mund nimmt und dir einpackt? Nein würdest du nicht, weil es unhygienisch und unfreundlich ist und noch dazu eine Beleidigung.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Im Grunde ist das ganze nichts, als Fremdenfeindlichkeit in Reinstform gepaart mit einem dicken Haufen Dummheit. Naja, das Studium und das Abitur sind ja noch lange kein Nachweis, auch was im Kopf zu haben.

LittleSister hat geschrieben:Auf dem war zu lesen, dass ein striktes Kopftuchverbot für islamische Mädchen und Frauen besteht.

Nein, das stand da nicht. Der betreffende Arzt ist so gut informiert, dass er nicht einmal den Unterschied zwischen islamisch und islamistisch kennt. Naja, Bildung kann man halt nicht von jedem verlangen. Als Muslima hätte ich es echt drauf ankommen lassen, und dem werten Herrn mal meine Aufwartung gemacht mit dem Hinweis darauf, dass man nicht islamistisch sei und er einen somit (nach seinen eigenen Regeln) behandeln muss. Aber das hätte er wohl sowieso nicht kapiert.

Gleiches gilt für "Regel 2 und 3": Grundkenntnisse der deutschen Sprache in Osthessen verlangen? Da kann man als Auswärtiger doch schon froh sein, wenn man diesen Kauderwelsch der da gesprochen wird auch nur ansatzweise versteht, mit Hochdeutsch hat das selten etwas zu tun.

Und: Kinderreiche islamistische Familien dürfen nicht vor Ort aufschlagen, aber deutsche Brutmaschinen schon? Oder wie soll man das sonst werten als reine Fremdenfeindlichkeit. Wäre er dies nicht, hätte er das auch ohne diesen Zusatz auf´s Papier gebracht.

Falls ihm die Zulassung entzogen wird, kann man sich nur freuen - und das kann ihm locker drohen, da hier das Gleichbehandlungsgebot besteht. Und nicht einmal seitens des Gesetzgebers, sondern schon allein aus vertragsärztlicher Sicht.

Kaputtschino hat geschrieben:Ich finde seine Entscheidung vollig okay, schließlich leben wir hier in Deutschland (ich bin ganz sicher keine Rassistin)

Allein der Satz beweist das Gegenteil. Typische Aussage von Rechten, die sich ihren Rassismus nicht eingestehen wollen.

LittleSister hat geschrieben:Und wenn der Arzt die Patientin nun abhören möchte und sie muss erst umständlich anfangen alles auszuziehen, ist das doch sehr zeitaufwendig.

Das ist doch Blödsinn - da kann man auch alten Menschen die Behandlung aus diesem Grund verweigern. Ich habe es selbst beim Zivildienst erlebt, dass da fast jede Oma noch nicht einmal nach 3 Minuten fertig war - und da ging es auch nur um so Dinge wie Oberkörper freimachen!

toria2178 hat geschrieben:Richtig so, sag ich dazu nur. Es gibt genügend Ärzte, die so etwas mitmachen würden.

Super Argument - es gibt bestimmt auch genug Menschen, die gern mal wieder einen miesen Kanaken durch´s Dorf prügeln wollen, weil er da nicht zu wohnen hat.

toria2178 hat geschrieben:In Deutschland gilt doch die Meinungsfreiheit, dachte ich. Er hat ja damit keinen beleidigt, sondern hat argumentative Gründe genannt

Klar, für Rassisten ist die "Begründung" die er da abgeliefert hat bestimmt Grund genug - erklärt sich ja von selbst. Und Meinungsfreiheit? Was hat denn Diskriminierung bitte mit Meinungsfreiheit zu tun? Deiner Meinung nach ist es also auch gerechtfertigt, wenn jemand keine Deutschen behandelt, weil ihm diese seiner Meinung nach nicht passen oder keine Frauen oder Behinderten einstellen möchte, da diese halt seiner Meinung nach dümmer und fauler als Männer sind. Schöne Sicht der Dinge, Applaus.

toria2178 hat geschrieben:Ich finde, man solle ihm kein Disziplinarverfahren anhängen, weil wir hier in Deutschland leben und jeder über sein Grundstück bestimmen kann. Wenn er das nicht will, sollte es doch kein Problem sein das zu respektieren, oder?

:wall: Was hat denn das Grundstück bitte mit der Praxis zu tun? Wie hirnlos ist das denn? Das eine ist etwas völlig anderes als das andere - einfach mal Definitionen nachschlagen, Google reicht schon!

Und wenn er das nicht will, dann sollte er halt so schlau sein, nicht als Kassenarzt tätig zu sein. Er kann ja gerne ausschließlich Privatpatienten behandeln, da hat er mehr Freiheiten. Nur da steht wohl das finanzielle Eigeninteresse wohl doch über den selbstgewählten Ansprüchen.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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