Nachhilfeschüler kann Sätze nicht nachsprechen
Gestern und heute war ich bei meinem Nachhilfeschüler, um den Stoff des letzten Jahres ein wenig zu wiederholen und ihn auf das nächste Jahr einzustimmen. Ich gebe ihm Nachhilfe in Französisch, weil er letztes Jahr, in seinem ersten Lernjahr, schon drei Fünfer in den Schulaufgaben hatte. Die sechste Klasse hat er deshalb einer Fünf in Französisch abgeschlossen.
Jetzt beginnt also sein zweites Lernjahr und da er auch Diktate schreiben wird und das Hörverstehen üben muss, habe ich eine Lern-CD mitgebracht. Darauf waren Sätze, die er nachsprechen musste. Sein Schulbuch der sechsten Klasse hatte acht Kapitel und wir machten die Hörverstehensübung zum dritten Kapitel. Ich dachte, das sei nur eine einfache Übung zum Auwärmen, aber weit gefehlt. Der Junge konnte keinen einzigen Satz, der länger als vier Worte war, nachsprechen! Es waren wirklich sehr einfache Sätze, die langsam gesprochen wurden und von denen auch alle Wörter bekannt waren. Bei den längeren Sätzen konnte er vielleicht je zwei Wörter verstehen und sagen, aber der Rest hörte sich an wie Kauderwelsch. Die meisten Sätze waren auch genau so im Lektionstext schon vorgekommen. Deswegen war ich sehr erstaunt, dass er sie nicht verstehen konnte.
Für die heutige Nachhilfestunde habe ich die Übung ein wenig vereinfacht und ihm ein Blatt mit Lückentext gegeben. Er musste also nur noch die Lücken ausfüllen, was auch fast ohne Probleme geklappt hat. Merkwürdigerweise konnte er danach bei einer Aufgabe sogar vollständige Sätze aufschreiben. Das heißt, anstatt die Sätze nachzusprechen, schrieb er sie komplett auf und konnte sie fast ohne Fehler vorlesen. Das klappte sogar bei langen Sätzen und mit erhöhtem Schwierigkeitsgrad (Kapitel 5 ).
Ich war sehr überrascht, dass es plötzlich so viel besser klappt, kann mir aber nicht erklären, woran das liegt. Ich meine, um einen Satz vollständig aus dem Gedächtnis aufzuschreiben, muss man ihn zuerst verstehen. Außerdem muss man ihn sich dann sogar noch länger merken, als wenn man ihn gleich nach dem Hören nachsagt.
Ich schätze, das liegt daran, dass es verschiedene Lerntypen gibt. Oder könnte es vielleicht auch daran liegen, dass man in der Schule das meiste nur schriftlich lernt und alles Gehörte gleich mit etwas Geschriebenem in Verbindung bringen muss? Ich denke da an Diktate und Lückentexte und dergleichen. Wenn ich etwas in einer anderen Sprache höre, stelle ich es mir immer geschrieben vor; muss es aber dann nicht wirklich aufschreiben, sondern kann es gleich nachsprechen. Sollte ich versuchen, meinem Nachhilfeschüler diese Methode auch beizubringen oder reicht seine Lernmethode auch aus? Und wie ist es bei euch: Fällt es euch leichter, Gehörtes aufzuschreiben oder nachzusprechen?
Also mir geht es da ähnlich wie dir: Wenn ich einen Text höre, versuche ich erst mal, die Wörter zu verstehen und sie mir geschrieben vorzustellen. Ich weiß es zwar nicht aus dem Französischen, aber in Englisch funktioniert es bei mir ganz gut, das dann auch nachzusprechen. Wenn ich allerdings eines der Wörter nicht verstehe, kann es schon mal sein, dass der ganze Sinn des Satzes für mich verschwindet und ich ihn mir dann auch nicht richtig merken kann.
An deiner Stelle würde ich versuchen, dem Nachhilfeschüler deine Technik beizubringen. Vielleicht nützt es etwas, wenn du ihn erst mal nicht die Lern-CD nachsprechen lässt, sondern du selber sprichst. Dann kannst du ihn anfangs möglicherweise übersetzen lassen und dann eben nachsprechen lassen. Außerdem kannst du so die Sprechgeschwindigkeit selbst bestimmen.
Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass es daran liegt, dass er sich den Satz vielleicht einfach nicht ganz merken kann, oder das die Satzstellung zu kompliziert ist. Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Erfolg mit deinem Schüler!
Ich hatte während meiner Schulzeit auch einige Zeit lang einen Nachhilfeschüler, der unheimlich Probleme mit der französischen Sprache hatte. Er kam täglich zur Nachhilfe, weil er diese in mehreren verschiedenen Fächern benötigte und auch weil er teilweise mit dem Lernstoff nicht klargekommen ist.
Also habe ich mir für Französisch eine eigene Taktik ausgedacht, weil dies auch sein schlechtestes Fach war. Ich habe ihn zuerst ein paar Sätze aus einem leichten Buch lesen gelassen und diese sollte er mir dann übersetzen. Wenn es mit der Aussprache nicht geklappt hat, habe ich ihm die Worte vorgesagt und er musste sie dann wiederholen.
Dann bin ich zu kleinen Aufgaben mit ihm übergegangen. Ich habe ihm Worte vorgegeben, die er dann zu einem sinnvollen Satz zusammensetzen sollte. Außerdem habe ich ihm Übungsaufgaben gegeben, wo er auch selbst Sätze bilden sollte, sprich ich habe ihm ein Thema vorgegeben und er musste einen Satz zu dem Thema bilden.
Dass Schüler vor allem bei der Aussprache der französischen Sprache zum Teil auch große Probleme haben ist nicht sehr verwunderlich. Zunächst hätte ich auch vermutet, dass der Schüler die Sätze eben nicht verstanden hat. Das kann auch sehr leicht vorkommen, wenn man mit einer CD arbeitet, vor allem wenn man es eigentlich gut meint und eine CD mit einem Nativespeaker verwendet. Der Klang der Wörter ist dann doch unterschiedlich zum eigenen Französischlehrer und dann kann es durchaus sein, dass sie nicht verstanden werden.
Dein Nachhilfeschüler dürfte die Sätze jedoch durchaus verstanden haben, sonst hätte er sie nicht aufschreiben können. Aber auch dieses Phänomen ist nicht weiter verwunderlich. Gerade bei der französischen Sprache ist ein großer Unterschied zwischen dem Gesprochenen und Geschriebenen, es kann also durchaus sein, dass ein Schüler keine Probleme beim Schreiben, dafür aber beim Sprechen hat. Das sind zwei ganz verschiedene Bereiche.
Hinzu kommt noch, dass ein klassischer Schulfranzösischunterricht leider in erster Linie auf die Schreibkompetenz ausgerichtet ist. Selbst wenn der Französischlehrer in der Stunde viel auf Französisch redet, kommen die Schüler nur sehr wenig dazu. So fehlt einfach die Übung und das wird das Problem deines Nachhilfeschülers sein.
Wie du bereits erkannt hast, gibt es eben unterschiedliche Lerntypen. Der eine kann recht gut eine Sprache sprechen, dafür ist er schriftlich sehr schwach und umgekehrt. Wenn es jetzt rein darum gehen soll, dass er sich für den Schulunterricht verbessert, ist es sogar von Vorteil, dass er besser Schreiben als Reden kann. So wird er bei den Diktaten weniger Probleme haben, weil er es ja scheinbar auch versteht und in der Schule muss er das Gehörte ja auch aufschreiben und nicht nachsprechen.
Wenn man eine Sprache nicht nur für den Unterricht sondern eben für sich selber erlernen möchte, kommt man wohl nicht drumherum auch die Aussprache gut zu üben, weil sonst wird die Kommunikation mit einem Franzosen wohl sehr einseitig. Ich vermute jedoch, dass es im Fall deines Nachhilfeschülers in erster Linie darum geht, die Schulnote zu verbessern, so würde ich auch in erster Linie gezielt daraufhin arbeiten.
Ich kenne einen ähnlichen Fall, allerdings geht es da um die englische Sprache.Es scheint oftmals an den verschiedenen Lerntypen zu liegen. Wichtig jedoch ist, dass er versteht was er schreibt und du weist wo du mit ihm ansetzen kannst. Natürlich wäre es wichtig, dass er auch das Sprechen lernt und vielleicht kann man das ja anders aufteilen. Mein Vorschlag wäre, während der Schulzeit auf seine Lektionen einzugehen, so dass er seine Klausuren schafft und in den Ferien mehr an seiner Aussprache zu feilen.
Zudem würde ich eventuell vorschlagen ein Gespräch mit der Lehrerin zu führen, in dem auf das Problem hingewiesen wird. Der Hintergrund dabei ist, dass die Lehrerin nicht von seiner Aussprache auf sein "Können" schließt. Die Klassen sind heute so groß, dass meist die Zeit auf den einzelnen Schüler einzugehen gar nicht vorhanden ist.
In dem Fall der mir bekannt ist wurde der Schüler mit einer sehr schlechten Note benotet und musste in den Förderunterricht. Dagegen wurde dann Einspruch erhoben und so konnte der Schüler sich dann in einem Test behaupten und die Note wurde ins positive verändert. Seine Aussprache war eine einzige Katastrophe und die ganze Klasse machte sich lustig über ihn. So war die mündliche Mitarbeit dieses Schülers so eine große Qual, dass er gar nicht mehr mitmachte. Schriftlich war er gut, hat auch soweit alles gut verstanden, zumindest nicht weniger als die anderen Schüler auch aber durch die Aussprache wurde es ihm zum Verhängnis.
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