Auslandstierschutz - richtig oder falsch?
Ich möchte gerne einmal Eure Meinung zum Thema Auslandstierschutz wissen. Meine beiden Katzen stammen aus dem Tierheim Lanzarote und ich werde oft darauf angesprochen, dass wir in Deutschland genug heimatlose Tiere haben und es nicht richtig sei, die Tiere aus dem Ausland zu holen. Meiner Meinung nach, ist da schon etwas wahres dran, aber in Deutschland haben die Tiere wesentlich bessere Vermittlungschancen und hier gibt es auch keine Tötungsstationen.
Viel wichtiger sind natürlich Kastraktionsaktionen, um die Vermehrung zu verlangsamen und Aufklärungsarbeit vor Ort zu leisten. Dies ist aber ein sehr langwieriger Prozess und den Tieren, die jetzt dort in den Tierheimen sitzen, wird damit nicht geholfen.
Wie seht ihr das? Würdet ihr ein Tier aus einem ausländischen Tierheim aufnehmen oder habt ihr eventuell sogar schon eines? Denkt ihr unsere deutschen Tiere haben dadurch schlechtere Chancen ein neues zu Hause zu finden?
Hallo,
ich denke nicht, dass deutsche Katzen oder Hunde (um die beiden Tierarten geht es ja meistens) auf Grund von Auslandstiervermittlungen nach Deutschland eine schlechtere Chance auf Vermittlung haben, da viel zu wenig Menschen von dieser Option wissen oder sie nutzen. Die Mehrheit der Haustiere wird sicherlich noch innerhalb Deutschlands zwischen Mensch und Mensch oder Mensch und Tierheim vermittelt.
Ich sehe das genauso wie du. Im Ausland sind die Zustände absolut schrecklich, bestialisch, es sind wahre Horrorszenarien, die sich da mit den Tieren abspielen. Teilweise werden herrenlose Tiere so gezielt gequält, da wünscht man sich, dass sie doch lieber sofort getötet werden, aber leider werden viele Straßentiere erst noch einer grausamen Tortur unterzogen. Hier in Deutschland wird Tierquälerei zwar auch nicht perfekt, aber immerhin viel besser und genauer geahndet und herrenlose Tiere haben es hier tausendmal besser. Wir haben kein Problem mit wahren Banden aus Straßenhunden, hier gibt es keine Rudel von streunenden Katzen, so wie es in anderen Ländern der Fall ist, wo man keine Straße heruntergehen kann, ohne an zwanzig streunenden Hunden vorbeizugehen.
Im Moment haben wir bei uns in der Familie eine kleine Katze, sechs Jahrfe alt, wir haben sie damals von einer Freundin bekommen, deren Katze Kinder bekommen hat. Sobald ich meine eigenen vier Wände besitze, möchte ich mir auf jeden Fall wieder eine Katze zulegen, weil diese Tiere einfach wunderschön sind, elegant und liebenswert, sie sind kuschlig, haben aber dennoch ihren ganz eigenen Kopf. Das fasziniert mich. Und sobald es zu diesem Zeitpunkt gekommen ist, werde auch ich mich ins Ausland wenden, wahrscheinlich auch irgendwo nach Spanien.
Im Internet gibt es auch jede Menge Seiten, die solche Hilfen vermitteln wollen, zum Beispiel diese Seite oder auch www.spanische-katzenpfoten.de . Ich finde es großartig, dass wir hier in Deutschland, wo es nicht nur den Menschen, sondern auch den Tieren, viel besser geht, als an vielen Orten im Ausland, die Möglichkeit haben, selber aktiv zu werden und unseren Beitrag für hilflose Tiere zu leisten.
Sicherlich gibt es in Deutschland auch eine Menge Tiere, die ein Zuhause suchen und denen es nicht gut geht. Aber wenn es einem Tier schlecht geht, dann ist es doch egal, aus welchem Land es kommt. Egal aus welchem Land das Tier kommt, es sind alles Lebewesen, die unsere Hilfe und unseren Schutz brauchen.
Ich kenne zum Beispiel das Katzen-und Hundeelend in Spanien, die Rudel von halbverhungerten Straßenhunden, die überall betteln, dafür beschimpft und verjagt werden. Oder man findet Katzenbabys in am Straßenrand oder in Mülltonnen auf Raststätten. Da blutet einem wirklich das Herz. Aber es sind so viele Tiere, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Wenn ich einem Tier helfe, da denke ich an all die anderen, die zurückbleiben müssen.
Auch die Zustände in spanischen Tierheimen sind oft katastrophal, wir haben einmal versucht, eine kranke Katze unterzubringen. Hunderte von Katzen auf engstem Raum, ausgehungert und allesamt krank. Und der Gestank und der Dreck waren bestialisch. Ich habe selbst früher bei der Katzenhilfe in unserem Ort mitgearbeitet, im Vergleich ging es den Tieren da wirklich gut. Sie hatten verhältnismäßig viel Platz und sogar Auslauf nach draußen. Außerdem wurden die Tiere alle ordentlich medizinisch betreut und ihre Zwinger sehr sauber gehalten. Sicher ist in deutschen Tierheimen auch nicht alles perfekt, aber das ist überhaupt kein Vergleich!
Ich möchte nicht beurteilen, was besser ist, eine Katze aus dem Ausland oder aus dem eigenen Land. Ich kann aber die Gründe gut nachempfinden, die einen dazu bewegen, ein Tier aus Spanien oder einem ähnlichen Land zu adoptieren.
Leider geht es den Hunden und Katzen im Ausland ja auch schlecht, wenn sie dort im Tierheim landen, denn werden sie nicht von Tierschützern dort raus geholt, dann landen sie dort ja auch früher oder später in den Tötungsstation und wie in einer Reportage entnehmen konnte, sind das z.B. in Spanien knappe 14 Tage.
Ich selber habe eine ausländische Hündin, die aus Rumänien stammt und die deutsche Tierschützer aus einer dortigen Tötungsstation raus geholt haben. Sie sollte mit nur 15 Monaten sterben und wenn ich daran denke, wenn sie nicht gerettet worden wäre, denn sie ist ein wirklich liebenswertes Geschöpf.
Ich habe einen Hund, der hier in Deutschland von einer Familie abgegeben werden musste. Er wäre über kurz oder lang sicher in einem Tierheim gelandet. Ich bin froh, dass er da ist, würde aber wahrscheinlich kein vorbelastetes Tier mehr aufnehmen, weder von privat noch aus einem Tierheim. Falls sich wider Erwarten doch die Frage stellen sollte, ein Tier aus einem Tierheim aufzunehmen, würde ich mich für ein Tier aus einem deutschen Tierheim entscheiden. Ein Tier aus dem Ausland käme für mich nicht in Frage.
Es ist sicher richtig, dass es den Tieren in vielen Ländern sehr viel schlechter geht als den Tieren hier in Deutschland. Viele Tiere werden sinnlos getötet, was aber nicht aus Bösartigkeit passiert, sondern eben aus der extremen "Tierschwemme", die es in vielen Regionen leider gibt. Das ist ein generelles Problem und sicher sehr schlimm. Allerdings verbessert man langfristig nichts, wenn man einzelne Tiere aus dem Ausland nach Deutschland fliegt. Dem größten Teil der Tiere im Ausland kann man damit nicht helfen und man verbessert dadurch auch nicht die Bedingungen der Tiere, die dort bleiben. Wenn hunderte von Tieren in einem völlig überfüllten Tierheim leben, bringt es in der Summe nichts, ein oder zwei Tiere davon nach Deutschland zu bringen. Mit dem Aufwand, der dahinter steckt, könnte man sicher die Lebensbedingungen von viel mehr Tieren in ihrer Heimat verbessern.
Aus emotionalen Gründen kann ich aber verstehen, dass jemand ein Tier von einer Tötungsstation oder einem überfüllten Tierheim in Spanien oder Griechenland zu sich nimmt. Dieses "Geschäft" funktioniert ja überwiegend über die Emotionen von Menschen. Es werden traurig guckende Tiere in einem schlechten Allgemeinzustand gezeigt, um Flugpaten und Leute, die dem Tier ein Zuhause bieten können, zu suchen. Diese sehen dann nur das Elend des einzelnen Tieres, nicht aber die viel größeren Probleme, die noch dahinter stehen. Die Doppelmoral ist wohl nicht zu übersehen, auch wenn die Gründe für die Aufnahme eines Tieres aus dem Ausland wohl allzu verständlich sind.
Sicherlich wird das Problem nicht gelöst, aber leider haben diese Länder, aus denen deutsche Tierschützer Tiere holen, einen anderen Bezug zu den Tieren. Taugen sie zu nichts, dann werden sie entsorgt oder sogar getötet und ich finde, wenn man auch nur ein paar vor diesem Schicksal retten kann, dann ist das viel Wert und Tierschützer versuchen ja auch schon mit Kastrationen die Tierschwemme zu unterbinden.
@Cologneboy2009
Du sagst, du würdest dir, wenn du dir wieder einen Hund aus dem Tierheim anschaffen würdest, dann aus einem deutschen Tierheim, aber was machst du, wenn du einen gefunden hast, der dir gefällt und du im Nachhinein erfährst, das er aus dem Ausland stammt? So war es nämlich in meinem Fall. Meine Hündin saß auch hier in Deutschland in einem Tierheim und bei uns beiden war es sofortige gegenseitige Sympathie und ich erfuhr erst später das sie aus dem Ausland ist und einen Teil ihrer Geschichte, eben das was man von ihr wusste, aber sie deshalb nicht zu nehmen kam für mich nicht in Frage, nur weil es eine Ausländerin ist.
fenasofia hat geschrieben:@Cologneboy2009
Du sagst, du würdest dir, wenn du dir wieder einen Hund aus dem Tierheim anschaffen würdest, dann aus einem deutschen Tierheim, aber was machst du, wenn du einen gefunden hast, der dir gefällt und du im Nachhinein erfährst, das er aus dem Ausland stammt?
Das ist noch einmal ein anderer Fall. Ich möchte nicht unbedingt diese Flugpatenschaften unterstützen und ich würde auch nicht gezielt ein Tier aus dem Ausland holen und dann nach Deutschland bringen. Das Problem ist nun, dass man durch die Aufnahme eines Tieres, das auf genau diesem Wege nach Deutschland gekommen ist und nun im Tierheim sitzt, das System letztendlich auch unterstützt. Wenn ich ein wundervolles Tier im Tierheim kennen lerne und später erfahre, dass es aus dem Ausland, vielleicht sogar von einer Tötungsstation stammt, wäre diese Information sicher kein Argument, das gegen das Tier sprechen würde.
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