Hat sie da Borderline Syndrom?

Ein Mädchen aus meiner Klasse, mit dem ich schon seit zwei Jahren befreundet bin, hat wohl in letzter Zeit ziemliche Probleme. Vor kurzem habe ich Schnittwunden an ihren Armen entdeckt, die sie sich wohl slebst zugefügt hat. Als ich sie darauf ansprach hat sie natürlich ablenken wollen und sofort das Tehma gewechselt, von ihrer Schwester jedoch weiß ich, dass sie sich schon seit Monaten selbst verletzt und sie es nicht erzählen wollte damit sich keiner unnötige Sorgen um sie macht.
Sie sagt es verleiht ihr ein Gefühl von Freiheit und Erleichterung.

Ehrlich gesagt finde ich das sehr beunruhigend und mache mir auch ziemliche Sorgen, aber sie will ja nicht darüber reden.

Was ich auch noch bemerkt habe, ist, dass sie in letzter Zeit ziemlich viel trinkt, zwar nicht regelmäßig, aber oft nachdem irgendetwas passiert ist, wie ein Streit mit ihrer besten Freundin oder Probleme in der Schule/ mit der Familie.

Ich bin etwas ratlos und weiß nicht mehr was ich machen soll, ihre Schwester nimmt das meines Erachtens viel zu locker, nach dem Motto: "Die fängt sich schon wieder." Aber ich kann doch nicht zusehen, wie sie sich kaputt macht!

Nun habe ich schon öfter vom Borderline Syndrom gehört und dass dies ein Selbstverletzendes Verhalten auslösen kann, stimmt das denn?, könnte sie diese Krankheit haben? Und wenn ja sollte ich es dann ihrer Mutter sagen?

Es gibt Borderliner, die sich selbst verletzen und es gibt Menschen, die sich selbst verletzen, aber keine Borderline- Persönlichkeitsstörung haben. Genauso wie nicht jeder Mensch der Alkohol trinkt automatisch Alkoholiker ist. Borderline kann man also nicht alleine an Selbstverletzung festmachen. Es kann! ein Hinweis sein, muss es aber nicht.

Wenn ich das richtig weiß, bist du noch recht jung. Eine Borderline Diagnose kann an sich frühestens mit 18 Jahren gestellt werden. Auch wenn viele anderes behaupten. Die Erklärung ist auch recht einfach. Borderline ist eine Persönlichkeitsentwicklungsstörung. Die Persönlichkeit ist aber erst mit frühestens 18 Jahren voll entwickelt. Deshalb kann eine Diagnose in der Regel erst dann erfolgen. Das heißt aber nicht, dass nicht bereits jüngere Menschen Symptome zeigen können. Aber gleich zu sagen, das muss Borderline sein, halte ich für verfrüht.

Die Mutter ansprechen ist ein heikles Thema. Wie eng bist du mit dem Mädchen befreundet? Wie gut kennst du die Mutter? Und ich meine wie gut kennst du die Mutter im direkten Kontakt. Also mehr als gelegentlich mal guten Tag sagen? Ich für meinen Teil habe noch mehr dicht gemacht, wenn man mir sagte, ich rede mit deiner Mutter. Was mich persönlich kein Stück weitergebracht hat, weil mir das enorm viel Angst gemacht hat. Obwohl meine Eltern nach außen hin als bemüht (und eventuell besorgt) galten. Ich weiß noch nicht mal genau was mir daran Angst gemacht hat.

Wenn ich jemand mit solchen Probleme kennen würde, würde ich eher Hilfe von außen suchen. Vertrauenslehrer oder ältere gemeinsame Bekannte. Und im Endeffekt, wenn deine Freundin nichts unternehmen möchte, kannst du da recht wenig machen. Oftmals endete das eher damit, dass sich die Betroffenen noch mehr zurückziehen, wenn man sie dazu drängt, Hilfe zu suchen. Du kannst ihr aber vermitteln, dass du da bist und sie unterstützen würdest. Unterstützung wäre in dem Fall halt, gemeinsam professionelle Hilfe zu suchen.

Da ich selbst Betroffene bin und das Thema hier schon ein paar mal besprochen wurde, verlink ich dir mal einen Thread, in dem ich die Kriterien aufgeführt habe. Ich weise aber ausdrücklich darauf hin: Zur Diagnosestellung braucht man einen Facharzt. Laiendiagnosen machen nur Angst und verzerren auch vieles. Deshalb sollte deine Freundin generell professionelle Hilfe suchen. Ich bin bis zu einem bestimmten Punkt auch bereit da Tipps und Ratschläge zu geben.

Den besagten Thread findest du hier Was ist Borderline?.

Dass mir hier keiner eine eindeutige Diagnose stellen wird und auch nicht kann war mir ja kalr, wollte eben nur mal wissen, ob es so sein könnte, dass sie das Borderline-Syndrom hat.

Zu ihrer Mutter habe ich jetzt keine besondere Verbindung, also ich kenne sie nicht besonders und ich glaube ich würde es mich auch gar nicht trauen ihr das zu sagen, da sie mich sonst wohl wirklich hassen würde.

Zu ihrem Alter: sie wird jetzt im Herbst bald 17 und Probleme hat sie jetzt so ungefähr 4 Monate, nachdem der Junge, in den sie Verliebt war eine Freundin bekam, dazu kommt, dass ihre Mutter wohl einen neuen Partner hat und von ihm schwanger ist, was für sie auch nicht einfach zu sein schein, da sie ihn nicht besonders leiden kann.

Ich bin mit ihr eigentlich schon ziemlich gut befreundet, aber über ihr Probleme und Familie reden wir sogut wie nie, das ist ihr wohl sehr unangenehm. Naja ich werde sie jetzt erstmal nicht weiter drängen, denn dann redet sie gar nicht mehr mit mir.

Mir ging es nicht darum, ob man Ferndiagnosen stellen kann, sondern alleine um die "Vermutung": Sie ritzt sich- sie muss Borderline haben. Ich finde es schade, dass alle Welt meint, Borderliner auf Ritzen zu minimieren. Und anders herum genauso, wer sich ritzt, hat Borderline. Diese Aussagen sind schlichtweg falsch.

Borderline fällt auch nicht vom Himmel. Das ist nichts, was von heute auf morgen einfach da ist. Und an sich auch nichts, was durch kurzzeitige Probleme ausgelöst wird. Ich möchte ihre Probleme sicherlich nicht verharmlosen. Und ich kann auch nur von dem ausgehen, was du hier schreibst, aber wenn ein Junge ein anderes Mädchen liebt, reicht das zum Glück noch lange nicht für eine Borderline Diagnose. Das ist auch nicht böse gemeint, aber Borderline ist eine Erkrankung die nicht ganz ohne ist.

In der genannten Situation würde ich die Mutter deiner Freundin nicht ansprechen. Ich würde an deiner Stelle der Freundin sagen, dass du dir Sorgen machst und ihr anbieten, dass du für sie da bist. Ich würde die aber auf alle Fälle dazu raten, wenn du nicht mehr weiter weißt, Hilfe von außen zu suchen. Wie halt einen Vertrauenslehrer oder so.

wollte eben nur mal wissen, ob es so sein könnte, dass sie das Borderline-Syndrom hat.

Ich kann mich LittleSister nur anschließen.

Erstmal was zur Krankheit an sich:
Ein anderer Name für "Borderline" ist Emotional instabile Persönlichkeitsstörung. Das "ritzen" ist nicht gleichzusetzen mit Borderline - es kann lediglich ein Symptom sein (selbstverletzendes Verhalten - SVV), aber es muss nicht zwangsläufig auftreten. Zu Borderline gehört eine größere Spanne an Symptomatik als nur das ritzen an sich.

Letztendlich kann man auch sagen, das es vermutlich egal ist, wie das "Kind" (also die Krankheit) heißt, ob Borderline, PTBS oder andere, wichtig ist es, dem Menschen zu helfen und einen Weg zu finden, die vorhandenen Probleme zu lösen. Ich kenne niemanden, der aufgrund des Namens einer Diagnose eine Krankheit verloren hat.

Nun zum eigentlichen Thema:
Sprich sie in einer ruhigen Minute darauf an. Erkläre ihr, was Dir aufgefallen ist. Lass dich nicht entmutigen, wenn sie dich abweist und nicht sofort ihre Probleme mit Dir teilen möchte. Meiner Meinung nach solltest Du nicht sofort mit ihrer Mutter reden, das kann das Vertrauensverhältnis zu Dir verletzen, im schlimmsten Fall zerstören.
Rede, wie gesagt, mit ihr. Manchmal hilft schon das Aussprechen der Probleme für eine kleine Besserung des Gemütszustandes. Schlag ihr Möglichkeiten vor, wie z.B. mit einem Vertrauenslehrer reden, oder zu einem Arzt zu gehen.
Wenn es schlimmer wird, kannst Du die anderen Optionen natürlich nutzen.

Es ist kein Patentrezept. Jede Probleme und jeder Mensch ist individuell.
So würde ich vorgehen, was nicht heißen muss, das dies der richtige Weg ist.

Viele Grüße,
Accumbens