Teurer Junggesellenabschied

Am Samstag gegen Mittag kam eine völlig verstörte Frau zur Polizei. Sie hatte in der Nähe eine Entführung beobachtet und wollte das den Polizisten melden. Die Frau hatte kurz vorher beobachtet, wie mehrere maskierte Männer einen Mann mit Fesseln und einer Maske über dem Gesicht in ein Auto gebracht haben. Dann sei das Auto und in weiterer Wagen weggefahren. Die Frau hatte sich das Kennzeichen gemerkt und teilte das nun zusammen mit ihren Beobachtungen der Polizei vor. Die Polizei ist natürlich verpflichtet solchen Hinweisen nachzugehen. Da die Frau zwar berichtete, dass die Aktion sehr ruhig verlaufen sei, aber irgendwie bedrohlich wirkte, versuchte die Polizei noch auf andere Art zu ermitteln. Die Polizei konnte außerdem recht schnell den Fahrzeughalter ermitteln, der bisher nicht polizeilich auffällig gewesen sei.

Daraufhin wurde mit der Schwester des Fahrzeughalters telefoniert. Der Schwester stellte man verdeckte Frage und konnte dann recht schnell dem Grund der Entführung auf die Schliche kommen. Das Ganze stellte sich als ein besonderer Junggesellenabschied heraus. Ein Freund hatte den zukünftigen Bräutigam auf diese unkonventionelle Weise abgeholt. Das man die Aktion beobachten konnte und sie eventuell anders rüber kommen könnte, hatte er dabei nicht bedacht.

Allerdings bekam die Schwester des Fahrzeughalters noch einen persönlichen Besuch von der Polizei, damit sie die Geschichte bestätigen konnte. Und auch den entführten Junggesellen musste der Polizei noch Rede und Antwort stehen und klarstellen, dass er ein freiwilliges Entführungsopfer ist. Mit einem Strafverfahren müssen die Entführer zwar nicht rechnen, aber die Kosten für die Ermittlung werden sie wohl unter Übel tragen müssen.

Ich glaube sowas passiert öfters, da Braut- bzw. Brätuigam-Entführungen bei Junggesellenabschieden ein sehr beliebtes Spiel sind. Und ich vermute, dass schon mehrere unbeteiligte "Augenzeugen" daraufhin die Polizei gerufen haben.

Einerseits finde ich es sehr positiv, dass die Frau so reagiert hat und die Polizei verständigt hat, schließlich hat sie damit Zivilcourage bewiesen, andererseits ist dies natürlich sehr ärgerlich für die Beteiligten, wenn sie nun die Kosten tragen müssen.
Hoffen wir mal für das Brautpaar, dass die Hochzeit reibungsloser verläuft und keine weitere Spiele der Bekannten geplant sind .

Woanders schauen die Bürger immer weg, umso erstaunlicher ist es, dass hier mal jemand etwas zu genau hingeschaut hat. Als Augenzeuge hätte mich eine solche Situation wohl auch erschreckt und ich hätte wohl auch die Polizei informiert. Normalerweise rechnet man ja nicht damit, dass es sich nur um ein Spiel handelt, wenn irgendwo jemand von maskierten Leuten entführt wird. Ich kann schon verstehen, dass die Frau die Polizei gerufen hat.

Immerhin müssen die Beteiligten nicht mit einem Strafverfahren rechnen. Ich weiß zwar nicht, wie hoch die Kosten sind, die sie nun zu erwarten haben, aber ich könnte mir vorstellen, dass es sich dennoch gelohnt hat, diese Aktion durchzuführen - auch wenn sie anders ausgegangen ist als eigentlich beabsichtigt war. Man feiert ja nicht ständig seinen Junggesellenabschied und ich denke, dass dieser zukünftige Bräutigam diesen Tag nicht so schnell vergessen wird.

Also ich finde das gehört zur Zivilcourage. Die Frau konnte ja nicht wissen, dass es sich hierbei um einen Junggesellenabschied handelte und wenn ich ehrlich bin- mir ist ein solches Ritual gänzlich unbekannt und ich hätte sehr wahrscheinlich gleich reagiert. Bei uns gibt es nur das "Braut- Entführen" und dies geschieht während der Hochzeitsfeier mit Braut und Trauzeuge in "normaler" Montur.

Der Frau sollte eigentlich ein Orden verliehen werden, denn wenn wir Menschen heutzutage etwas sehen, was uns gefährlich erscheint, denken 99,9 Prozent: So lange es nicht mich betrifft, schaue ich weg und tu so als hätte ich nichts gesehen. Zivilcourage ist heute selten geworden, deshalb finde ich das Oberthema "Kurios" hier äußerst unpassend.