Psychotherapie - Erfahrungen gesucht
Ich leide in letzter Zeit immer häufiger unter eigentlich unbegründeten Angst- und Panikattacken. Das ganze fing relativ harmlos an, ich vermutete Stress bedingt, allerdings wird es immer stärker und ich werde selbst kaum noch damit fertig.Gestern war es so heftig das mir übel wurde und ich mich übergeben musste. Ich vermute das es auch mit meiner Vergangenheit zusammenhängt die ich nie aufgearbeitet habe und die noch immer an mir nagt.
Ich habe nun den Entschluss gefasst mich morgen erst mal an meinen Hausarzt zu wenden und mich an einen Therapeuten überweisen zu lassen. Beim Gedanken daran schnürt es mir allerdings schon wieder die Luft ab. Zum einen schäme ich mich fürchterlich, ich habe Angst mein Arzt, Mann etc. denken ich würde nicht allein mit meinem Leben klar kommen. Ich weiß das es Unsinn ist aber der Gedanke macht mich trotzdem fertig! Allein die Vorstellung morgen bei meinem Arzt zu sitzen überfordert mich. Dazu kommen die Fragen: Wie läuft so eine Psychotherapie ab? Muss ich da alles erzählen? Was wenn mir der Therapeut unsympathisch ist?
Kann mir vielleicht jemand mit seinen Erfahrungen die Angst ein wenig nehmen?
Generell die Sorgen macht sich wohl jeder in irgendeiner Form vor und während einer Psychotherapie. Nur wenn das Leben zu sehr durch psychische Probleme eingeschränkt ist, ist es meistens besser, man sucht sich fachkundige Hilfe. Vielleicht hilft es dir, zu wissen, das es noch mehr Menschen gibt, die ähnliche Probleme wie du haben. Und einem gutem Therapeuten gegenüber kann man seine Ängste an sich auch schildern.
Zum Ablauf einer Psychotherapie. Du gehst ja zu deinem Hausarzt. Dem wirst du wahrscheinlich schildern was los ist und wie es dir geht und ihm dann auch sagen, dass du gerne eine Psychotherapie machen möchtest. Am einfachsten wäre es, er könnte dir einen Therapeuten empfehlen und eventuell im Vorfeld schon Kontakt aufnehmen. Die Therapeutensuche kann teilweise recht schwierig sein. An meinem Wohnort gibt es Wartelisten von 6 bis 12 Monaten. Was aber für dich kein Hinderungsgrund sein sollte. Dein Hausarzt wird dir sicherlich was raten können und wird dir auch eine Überweisung ausstellen.
Entweder hast du halt eine Empfehlung deines Hausarztes und rufst dann bei dem Therapeuten an oder du suchst im Telefonbuch nach Therapeuten vor Ort. Die rufst du an. Meistens haben die einen Anrufbeantworter da sprichst du dann drauf und die rufen zurück. Oder sie haben eine Ansage mit einer Telefonsprechstunde. Dann machst du einen Termin für ein Erstgespräch aus. Oder man teilt dir halt mit, dass man zur Zeit keine Termine frei hat und setzt dich auf die Warteliste. Das Angebot solltest du auf jeden Fall annehmen. Es sei denn der Therapeut ist dir am Telefon schon unsympathisch.
In der Regel ist es möglich bei mehreren Therapeuten einen Termin zu machen. Ich meine es sind fünf. Da kannst du aber auch einfach mal bei der Krankenkasse nachfragen. Zu den Terminen nimmst du die Überweisung und dein Versicherungskärtchen mit. Mehr brauchst du erst mal nicht, es sei denn der Therapeut bitten um irgendwas bestimmtes.
Beim ersten Gespräch geht es erst mal um ein gegenseitiges kennenlernen. Der Therapeut fragt dann erst mal allgemeine Sachen ab und halt nach den Gründen warum du bei ihm bist. Erzählen musst du nur was du willst. Nur sollte dir bewusst sein, dass man einem nur helfen kann, wenn man halt möglichst viel weiß. Und auch Therapeuten haben eine Schweigepflicht. Du brauchst dir also keine Sorgen machen, dass der über eure Gespräche mit jemand spricht.
Zum Thema sympathisch sein. Eine Therapie erfordert Vertrauen. Ich für mich kann einem Menschen der mir nicht sympathisch ist nicht vertrauen. Wie gesagt du kannst mehrere Probesitzungen machen und dich dann entscheiden. Das ist alles kein Problem.
Um dir ein wenig die Angst zu nehmen. Ich finde es einfacher mit einem Therapeuten über meine Ängste zu sprechen. Klar schäme auch mich für manche Gedanken. Aber auf der anderen Seite die sind für so etwas ausgebildet. Und sie haben schon viel gehört, da wirst du nicht die Erste und auch nicht die Letzte sein. Da brauchst du dir wirklich keine Gedanken machen. Und auch Therapeuten sind Menschen.
Little Sister hat eigentlich soweit alles beschrieben was möglich ist und auf dich zukommen kann. Ein paar winzige Details würde ich gerne ergänzen.
Wenn du deinem Hausarzt nicht soviel vertrauen entgegenbringst, dass du ihm von deinen Angstproblemen erzählen magst, musst du das natürlich nicht und bittest einfach nur um eine Überweisung zum Psychologen. Desweiteren gibt es ja verschiedene Therapierichtungen, da es bei dir ja darum geht, deine Angstzustände in den Griff zu bekommen würde ich mir einen Therapeuten suchen der Verhaltenstherapie anbietet. Dort lernst du dann den richtigen Umgang mit deiner Angst.
Wie ja schon gesagt wurde, kann es unter Umständen eine längere Wartezeit geben von daher könnte es evtl. hilfreich sein, dir übergangsweise einen Psychiater zu suchen, der dich in regelmäßigen Abständen sieht damit du in der Zwischenzeit einen Ansprechpartner hast. Notfallls, falls die Angstzustände zu stark werden kann ein Psychiater dir evtl. ein unterstützendes Medikament aufschreiben.
Im Grunde braucht man noch nicht mal zwingend eine Überweisung. Nur muss man dann halt noch mal die 10 Euro Praxisgebühr bezahlen und Psychotherapeuten dürfen keine Überweisungen schreiben. Und in der Regel hat man ja doch Vertrauen zu seinem Hausarzt und ich beschrieb nur den Weg, weil Kullerkeks86 eh zu ihrem Hausarzt wollte. Der kennt ja oftmals auch die Familiengeschichte.
Mit den verschiedenen Therapieformen wollte ich nicht nerven. Verhaltenstherapie ist eh die Therapieform die meistens angeboten wird. Bei dem was aber beschrieben wurde, könnte eventuell auch eine Tiefenpsychologisch orientierte Therapie sinnvoll sein. Das kann aber auch später noch abgeklärt werden. Ich würde erst mal generell die Entscheidung treffen, ob ich einen weiblichen oder männlichen Therapeuten möchte.
Was mir noch eingefallen ist. Unbedingt darauf achten, das die Therapeuten mit den Krankenkassen arbeiten, sonst wird es teuer. Es gibt leider auch Psychotherapeuten die nur privat behandeln und man die Stunden selbst zahlen muss. Das wird einem aber im Vorfeld mitgeteilt.
Wenn es nur darum geht die Zeit eventuell zu überbrücken, es gibt auch Sozialpsychiatrische Dienste, die Gespräche anbieten. Die sind in der Regel an die Gesundheitsämter angebunden. Da es auch zur körperlichen Symptomen kommt, halte ich den Besuch eines Psychiaters an sich für sinnvoll. Ich wollte nur der Threaderöffnerin keine Angst machen.
Es wurde eigentlich schon alles genannt was mir zu dem Thema eingefallen wäre. Nur zur Beruhigung, der Arzt und der Psychotherapeut hat nur ein berufliches Interesse an dir und sieht nur deine Krankheit. Schlussfolgerungen auf deine Person und deine allgemeine Lebenstüchtigkeit werden nicht gezogen.
Danke erst mal für eure Antworten! Wie oben erwähnt habe ich meinen Hausarzt aufgesucht, der hatte vorerst einen Verdacht auf die Schilddrüse und verschrieb mir Antidepressiva. Der Verdacht bestätigte sich heute. Meine Werte sind erhöht. Morgen habe ich nochmal einen Termin und lasse mir dann ggf. noch eine Überweisung ausstellen. Aber ich denke/hoffe das sich das wieder legt wenn ich Tabletten für die Schilddrüse bekomme und ich um eine Therapie herum komme.
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