Keine Wirkung von Blausäure in Aprikosenkernen?

vom 19.12.2009, 22:09 Uhr

Jeder von euch hat sicherlich schon einmal Aprikosen gegessen. Aber ich weiß nicht, ob jemand von euch bereits Aprikosenkerne gespalten hat. Darin befindet sich ein weichhülliges "Kernchen", das mit einer marzipanartig schmeckenden Flüssigkeit gefüllt ist. Ich weiß nicht, wo ich das einmal aufgegabelt habe, aber als Kind habe ich das öfters mal genutzt. Jedenfalls habe ich häufiger die übrig gebliebenen Kerne von Aprikosen aufgespalten und dann diese Kerne gegessen. Da war ich so etwa sieben Jahre alt.

Nun habe ich gelesen, was bisher wohl eine Bildungslücke von mir war: Dieser Inhalt von Aprikosenkernen (und auch Nektarinenkernen) sei giftig. Amygdalin sei darin enthalten, woraus sich Blausäure (Cyanwasserstoff) bildete. Es wird offiziell Erwachsenen geraten, davon möglichst nichts zu essen, oder aber zumindest nicht mehr als einen oder zwei Aprikosenkerne pro Tag. Und für Kinder könne bereits ein Kern pro Tag so giftig sein, dass es bleibende gesundheitliche Schäden gäbe. Bei mehreren Kernen könne es sogar zum Tod führen.

Gut, ich will meinen Eltern jetzt keine Vorwürfe machen. Sie konnten ja auch nicht wissen, dass ich die Kerne esse, statt sie irgendwo einzupflanzen. Darüber möchte ich jetzt mal hinweg sehen. Aber was mich eben wundert, ist, dass ich nicht daran gestorben bin, dass ich zum Teil an einem Tag fünf dieser Kerne gegessen habe. Und das, wie gesagt, im Alter von 7 Jahren!

Ich war danach ja auch bei vielen medizinischen Kontrollen, also ganz gewöhnlichen Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche, und nie ist irgendjemandem ein gesundheitlicher Schaden bei mir aufgefallen. Nach dem Essen der giftigen Aprikosenkerne hatte ich auch nie körperliche Beschwerden. Also weder Übelkeit, noch Bauchschmerzen, noch irgendwelche Krämpfe oder andere Giftwirkungen. Das verwundert mich eben besonders.

Als Folgen der Einnahme von Blausäure werden übrigens Schwindel, Krämpfe am gesamten Körper, Übelkeit und Erbrechen, Atemnot, Kopfschmerzen, bis hin zur Ohrmacht genannt. Das hatte ich alles nicht nach dem Essen der Aprikosenkerne.

Kann es sein, dass einige Menschen auf Blausäure nicht reagieren? Oder was kann da sonst los sein? Bitte keine Vorwürfe meinen Eltern gegenüber, die gibt es sowieso nicht mehr, und das bringt mir auch nichts bei meiner Frage. Mich interessiert allein, wie ich als Kind so viele dieser angeblich stark giftigen Aprikosenkerne essen konnte, ohne davon gesundheitliche Schäden zu bekommen.

Gibt es vielleicht Aprikosenarten, bei denen der Kern nicht giftig ist? Oder wird das Amygdalin in den Aprikosenkernen eventuell mit einem anderen Stoff in geläufigen Nahrungsmitteln "neutralisiert" beziehungsweise gibt es da irgendeine Reaktion, sodass eben keine giftige Blausäure im Magen entsteht?

Abschließend übrigens noch etwas zur Gefährlichkeit von Blausäure, damit ihr mir tatsächlich abnehmt, dass das kein harmloser Stoff ist: Blausäure wird für Hinrichtungen verwendet, für Selbstmorde und auch als chemischer Kampfstoff im Krieg. Also ich würde davon abraten, das freiwillig zu sich zu nehmen. Und auch, wenn ich aus irgendwelchen Gründen bisher nicht daran gestorben bin, so werde ich in Zukunft wohl eher keine Aprikosenkerne mehr essen. Man weiß ja nie, ob es irgendwann nicht doch tödlich wäre.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Jeder kennt sicher das italienische Kleingebäck (Amerettinis). Da ist kein Tropfen Amaretto drin und auch kein Marzipan und trotzdem schmeckt es danach. Warum? Weil da Apriskosenkerne drin sind, die klein gemahlen sind. Dieser kleine Kern, den du beschrieben hast und dieses Marzipanaroma hat, ist Bestandteil dieses Kleingebäcks.

Ich war schon dabei, wie dieses Gebäck gemacht wurde und habe in einem italienischen Kochbuch auch gelesen, wie dieses Kleingebäck hergestellt wird. Da nimmt man nicht nur das Innere der Kerne, sondern teilweise auch die Kerne selber und dieses Kleingebäck essen auch schon kleine Kinder in Italien und mittlerweile auch in Deutschland.

Ob also die Wirkung wirklich so groß ist, wage ich deswegen zu bezweifeln. Und ob die Blausäure so konzentriert ist in diesen Kernen, dass sie gesundheitliche Schäden verursachen können, glaube ich auch deswegen nicht.

Blausäure ist gefährlich, das ist richtig. Und auch in anderen Kernen von Früchten ist diese enthalten. Pflaumen, Zitronen, Apfelsinen, Mandarinen, Kirschen usw. Und ich weiß, dass ich als Kind immer die Mandarinenkerne mitgegessen habe. Und ich denke, dass ich auch schon viele Kirschsteine verschluckt habe, die beim "Weitspucken" einfach in die andere Richtung gegangen sind, anstatt aus dem Mund zu fliegen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ja, das mit den Amarettini habe ich mir auch schon gedacht. Die sind mir schon auch geläufig und ich weiß auch, dass die auch schon von Kindern gegessen werden. Ich nahm allerdings bisher an, dass die möglicherweise besonders zubereitet werden, sodass sie eben nicht mehr giftig sind. Vielleicht werden sie erhitzt, was dieses Amygdalin abtötet, oder was weiß ich.

Ich habe übrigens gerade nachgelesen, dass Erhitzen Blausäure tatsächlich harmlos werden lassen soll. Außerdem werden Aprikosen- und Mandelkerne für die Lebensmittelindustrie wohl vor der Verarbeitung von der Blausäure beziehungsweise vom Amygdalin bereinigt (man lässt sie erst einmal zur Entstehung von Blausäure mit Wasser reagieren, und dann entfernt man die Blausäure irgendwie, mehr weiß wohl nur ein Chemiker). Jedenfalls soll es bei Fehlern bei diesem Prozess und dadurch nicht von Blausäure bereinigten Nahrungsmitteln schon zu Todesfällen durch Vergiftung gekommen sein.

Mich wundert dann eben auch noch, wenn denn dieses Amygdalin in den Kernen doch nicht so gefährlich ist, wie du ja schreibst, wieso dann sogar das Bundesinstitut für Risikobewertung, das ja wohl eigentlich Ahnung haben sollte, davor warnt, Aprikosenkerne zu essen, und dann auch rät, bloß nicht mehr als zwei Kerne pro Tag (bei Erwachsenen) zu essen, wenn man es schon nicht lassen kann?

Abgeblich sind ja auch Vergiftungsfälle, gerade bei Kindern, bekannt. Ich frage mich, wie viele Kerne die erst essen mussten? Jedenfalls soll es gar nicht so selten sein, dass sich Menschen, auch Erwachsene, an Aprikosenkernen so vergifteten, dass sie daran starben. Das soll auch in entsprechender Fachliteratur sehr oft belegt sein, ist also nicht einfach nur ein Gerücht. Sieben Aprikosenkerne binnen einer Stunde sollen übrigens bei einem Erwachsenen "ausreichen", dass es das mit dem Leben gewesen ist.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Bekannt ist ja, daß in Tomatenkernen ebenfalls Blausäure enthalten ist, und wenn man auf Apfelkernen herumkaut, dann hat man auch einen leckeren Amaretto-Geschmack auf der Zunge. Letztendlich geht das wohl alles auf den selben Grundstoff zurück, welcher weiterverarbeitet auch in Zyankali enthalten ist.

Ich habe allerdings mal gelesen, daß ein erwachsener Mensch über anderthalb Kilo Apfelkerne in kurzer Zeit kauen und essen müsste, um eine toxische Wirkung hervorzurufen. Ähnlich verhält es sich wohl mit den Aprikosenkernen. Da wurde früher bestimmt viel übertrieben - genau wie die Mär, daß sieben Hornissenstiche ein Pferd töten können. Völliger Unfug.

» Fuzzy » Beiträge: 242 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Für dich fällt eine neuzeitliche Warnung des Bundesinstituts für Risikobewertung also unter "früher wurde viel übertrieben"? Verstehe ich dich recht? Und die medizinischen Akten, die vorliegen, von Vergiftungsfällen, ebenfalls? Ich sage ja nicht, dass da unbedingt alles korrekt dokumentiert sein muss, ebenso kann es vielleicht Fehlangaben bei der Menge der Kerne geben, bis ein Mensch mit einer schweren Vergiftung eingeliefert worden ist, oder daran sogar gestorben ist. Und klar kann so ein Institut auch übertreiben. Aber sicher, dass es so ist, ist es auch nicht.

Was mich aber besonders interessieren würde: Vielleicht kennt hier jemand persönlich einen Fall, wo dich jemand an Aprikosenkernen vergiftet hat? Oder gibt es hier jemanden, der auch schon als Kind Unmengen davon gegessen hat, und ebenfalls davon nicht vergiftet wurde?

Sicherlich kann man auch im Internet lügen, dass sich die Balken biegen, und im "Normalfall" sollte man wohl wissenschaftlichen Publikationen eher glauben, als privaten Erzählungen. Aber ich hoffe, dass vielleicht auch persönlich Erfahrungsberichte hier Aufschluss geben könnten, wie es denn um die Giftigkeit von Amygdalin in Obstkernen tatsächlich bestellt ist. Denn das interessiert mich wirklich.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Das ist wirklich ein interessanter Thread. Ich habe nämlich letztens im Bio Laden gesehen, dass die da diese Aprikosenkerne richtig in Tüten verpackt verkaufen, so als wären es Nüsse. Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass etwas in Deutschland in den Handel kommen darf, das in irgendeiner Form giftig sein könnte.

Also habe ich mal im Internet recherchiert, für was Aprikosenkerne denn so gut sind und was sie enthalten. Auf das bereits genannte italienische Gebäck bin ich dabei auch gestolpert aber ich habe noch etwas anderes interessantes dazu gefunden.

Demnach soll in den Aprikosenkernen ein sogenanntes Vitamin B17 enthalten sein und laut der Studien soll es völlig ungiftig sein und keine Blausäure enthalten. Die Forschungen gingen sogar soweit, dass sie es Mittel gegen Krebs in Betracht ziehen. Sowohl zu Bekämpfung als auch zur Vorbeugung. Also wirklich sehr interessant. Es gibt sogar im Handel ein Buch das heißt "Krebs bekämpfen mit Vitamin B17" und ist bei Amazon zu kriegen. Wenn man "Vitamin B17" und "Aprikosenkerne" bei Google eingibt erscheinen zu dem Thema unheimlich viele Informationen (bei denen man natürlich immer abwägen muss).

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» Yazz » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 10,38 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Da ich die Aprikosenkerne selbst esse momentan, möchte ich gern von meinen Erfahrungen berichten. Im Internet bekommt man zweigeteilte Meinungen, wenn man nach bitteren Aprikosenkernen, Vitamin B17, Amygdalin oder Laetril sucht. Es gibt viele Gegner, die behaupten, der Stoff in den Kernen sei giftig. Wer sich aber mal ernsthaft mit der Materie beschäftigt, kann überall nachlesen, wie die Wirkung der Kerne im menschlichen Körper ist. Dann wird sehr schnell klar, dass sie nicht giftig sind oder sein können. Zudem kann ich mir nicht vorstellen, dass etwas so giftiges frei verfügbar wäre, wenn es dafür tatsächlich Beweise geben würde.

Ich selbst esse momentan ca. 20 Stück pro Tag und habe keinerlei Vergiftungserscheinungen. Mein Ziel sind 40 - 50 Stück, aber nach dem was man alles zu lesen bekommt, müsste ich jetzt schon total vergiftet sein. Komisch, dass ich gar nichts merke.

Es gibt übrigens sehr viel Literatur zum Thema bittere Aprikosenkerne, die ihr euch gerne mal zu Gemüte führen könnt, wenn ihr möchtet. Wenn ihr bei Amazon nach "B17" oder "Amygdalin" sucht, dann bekommt ihr einige Ergebnisse. Sehr aufschlussreiche Bücher sind darunter, die sich wirklich lohnen zu lesen.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Jeder kennt sicher das italienische Kleingebäck (Amerettinis). Da ist kein Tropfen Amaretto drin und auch kein Marzipan und trotzdem schmeckt es danach. Warum? Weil da Apriskosenkerne drin sind, die klein gemahlen sind. Dieser kleine Kern, den du beschrieben hast und dieses Marzipanaroma hat, ist Bestandteil dieses Kleingebäcks.

Ich war schon dabei, wie dieses Gebäck gemacht wurde und habe in einem italienischen Kochbuch auch gelesen, wie dieses Kleingebäck hergestellt wird. Da nimmt man nicht nur das Innere der Kerne, sondern teilweise auch die Kerne selber und dieses Kleingebäck essen auch schon kleine Kinder in Italien und mittlerweile auch in Deutschland.

Ob also die Wirkung wirklich so groß ist, wage ich deswegen zu bezweifeln. Und ob die Blausäure so konzentriert ist in diesen Kernen, dass sie gesundheitliche Schäden verursachen können, glaube ich auch deswegen nicht.


Da ist keine Blausäure drin, anderenfalls dürften bei uns gar keine Lebensmittel wie Dominosteine, Amarettini, usw. verkauft werden, bzw. hätten Länder, in denen davon viel verzehrt wird, sonst wohl schon erhebliche Probleme mit Vergiftungen. Was aus den Aprikosenkernen hergestellt wird, ist Persipan; ein preiswerter Marzipanersatz, den man in vielen Weihnachtssüßigkeiten zum Beispiel findet (viele Dominosteine haben das drin, anstelle von Marzipan).

Bittermandeln und andere solche Kerne werden vor der Verarbeitung entbittert. Das geschieht durch die Zubereitungsart, die gefährliche Blausäure wird freigesetzt und entfernt und die Lebensmittel können gefahrlos verzehrt werden.

Übrigens stecken sehr geringe Mengen Blausäure auch in rohen Hülsenfrüchten. Gekocht sind die aber absolut unbedenklich und roh isst die sowieso keiner. Durch das Kochen wird die Blausäure abgespalten und abgegeben.

Warum dennoch nichts passiert, wenn man mal einen Kirschkern verschluckt oder einen Aprikosenkern isst, liegt an der Konzentration und daran, dass das Gift ja auch wieder abgebaut wird. Dass reine Blausäure hochgiftig ist, steht aber außer Frage. Wissentlich also etwas Giftiges zu verzehren, ist dann allerdings eine andere Sache.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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