Die Wanderhure von Iny Lorentz

vom 08.08.2010, 14:44 Uhr

Schon vor einigen Jahren erschien der Roman "Die Wanderhure" von Iny Lorentz. Dieser Roman bildet den Auftakt zu einer Reihe um die junge Marie, die nachdem sie geschändet wurde, flieht und eher unfreiwillig zu einer Hure wird. Nebenbei gibt es noch eine Liebesgeschichte, Freundschaften, Feindschaften, Intrigen.

Im Grunde unterscheidet sich dieser Roman nicht groß von anderen historischen Frauenromanen; dass die weibliche Hauptfigur viel Gewalt und Schrecken mitmachen muss, um dann später ihr Glück finden zu können, ist in diesen Büchern normal.

Trotzdem hat "Die Wanderhure" schon so etwas wie Kultstatus erreicht. Woran glaubt ihr liegt das? Was hebt dieses Buch von den anderen historischen Romanen ab?

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ja Die Wanderhure ist anders. Allerdings nur der erste Teil der Bücherreihe. Dann gliedert sie sich, in meinen Augen, in die Reihe der klassischen historischen Romane ein. Wobei das noch Auslegungssache sein mag.

Ich habe mich lange darum gedrückt Die Wanderhure zu lesen. Obwohl ich an sich historische Romane schon mag. Und ich war vom ersten Teil begeistert und konnte den auch nicht weglegen. Bei den folgenden Teilen fiel mir das Weglegen schon einfacher. Im ersten Teil geht es nur um Marie, die Wanderhure. Um ihre Geschichte und ihre Erlebnisse. Großartige Geschichtskenntnisse braucht man nicht. Da wird auch nicht näher drauf eingegangen. Es ist die Geschichte einer Frau zu ihrer Zeit und politische Ränkespiele der Zeit kommen so gut wie gar nicht vor.

Im zweiten Teil der Buchreihe geht es dann schon ins Detail. Ich empfand das zum Teil als sehr verwirrend. Ich muss allerdings dazu sagen, das meine Geschichtskenntnisse sehr mau sind. Und sie mich auch meistens weniger interessieren. Und wenn dann noch Grundlagen gefragt sind, fällt es mir halt schwer zu folgen.

Ich bin nun allerdings zweimal mit einer total anderen Meinung zu Die Wanderhure konfrontiert worden. In beiden Fällen schrieb ich halt, das mir die Bücher gefallen haben. Die Reaktion war von beiden Personen, obwohl sie sich nicht kennen, absolut gleich. Wer sich mit der Geschichte der Zeit in der Die Wanderhure spielt wohl näher auseinandergesetzt hat, stellte wohl fest, das Iny Lorentz sich nicht an die belegten Details hielt und sehr von dem abwich, was damals halt so passierte.

Wie gesagt sind mir die geschichtlichen Details und Zusammenhänge eher unbekannt. Klar habe ich von diversen Kaisern und Königen schon mal was gehört. Das war es aber auch. Aber wer nun mit wem genau verwandt ist und warum da und dort um das und das Gebiet Kriege geführt wurden, davon habe ich keine Ahnung. Und im ersten Teil geht es da halt auch wenig drum. Das folgt erst in den weiteren Büchern. Wobei wirklich genau wird da ja auch nichts beschrieben.

Für jemand der einfach nur Unterhaltungsliteratur möchte, sind die Romane sicherlich tauglich. Wer aber gute Geschichtskenntnisse hat, wird da wohl einige Schwierigkeiten haben. Und wer sein Wissen mit Romanliteratur vertiefen will, ist mit anderen historischen Romanen sicherlich besser bedient.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Hat "Die Wanderhure" tatsächlich Kultstatus erreicht? Das ist mir bislang gar nicht so vorgekommen. Ich habe es vor Jahren selbst gelesen und fand es gut. Es war eines meiner ersten historischen Romane und ich kannte noch nichts anderes im historischen Buchbereich. Seitdem ich aber mehr historisches gelesen habe, empfinde ich dieses Buch nur noch als mittelmäßig. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass es eben so gut ankommt, weil es sehr leichte Kost ist. Wenn man dieses Buch mit anderen vergleicht, die deutlich komplexer und ausführlicher sind, kommt "Die Wanderhure" schon recht gut weg.

Bei Neulingen auf dem Gebiet kommt das Buch sicher gut an und hat deshalb vielleicht auch so etwas wie einen Kultstatus erreicht. Es ist leicht verständlich geschrieben, mit einer gewissen Prise Aufregung und Spannung, aber die historischen Daten sind nicht so kompliziert wie bei anderen Autoren. Vielleicht ist es deshalb so beliebt, aber ich würde nicht unbedingt sagen, dass es Kultstatus erreicht hat.

Benutzeravatar

» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



@Vampirin: Ich würde schon sagen, dass "Die Wanderhure" Kultstatus erreicht hat. Zumindest hat sie ja den Trend der historischen Frauenliteratur geschaffen, plötzlich gab und gibt es laufend Romane mit Frauenschicksalen, am Titel schon mit "Die" und dann kommt eine Berufsbezeichnung wie Leibköchin, Heilerin, Hebamme, usw.

Mir geht es wie Dir, nach zahlreichen - sehr guten - historischen Romanen empfinde ich "Die Wanderhure" als nicht besonders herausragend. Ich würde nicht sagen, dass es ein schlechtes Buch ist, aber eben auch keines, das sich in meinen Augen wirklich abhebt von den anderen aus dem Genre.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^