Rathaus: ungünstige Öffnungszeiten

Heute habe ich meinen Reisepass beantragt und musste dazu ins Bürgerbüro meiner Stadt. Zum Glück habe ich gerade Sommerferien, sonst wäre ich heute Nachmittag wohl vor verschlossenen Türen gestanden.

Ich frage mich schon länger, warum die Ämter im Rathaus nur vormittags bis halb eins offen haben! Gnädigerweise haben sie donnerstags immerhin bis vier Uhr geöffnet und samstags bis elf. Aber wer hat denn unter der Woche bitte vormittags Zeit, ins Rathaus zu gehen? Manchmal gibt es ja wirklich wichtige Dinge zu erledigen und ich finde es ein bisschen komisch, dass dem Großteil der Bevölkerung nur samstags die Gelegenheit dazu gegeben wird. Auch um vier Uhr haben die meisten doch noch nicht Feierabend. Mein Vater arbeitet zum Beispiel oft bis 22 Uhr!

Muss man sich dann für einen Behördengang extra freinehmen, wenn man berufstätig ist? Es kann ja irgendwie ncht sein, dass die Ämter nur für Rentner, Arbeitslose und die paar Leute, die außergewöhnliche Arbeitszeiten haben, geöffnet haben, oder?

In den meisten Gemeinden machen die Ämter an mindestens zwei Tagen in der Woche sehr früh auf bzw. einmal in der Woche auch bis 18:00 Uhr. Bei uns (ca. 12.000 Einwohner, also eher Kleinstadt), hat das Bürgerbüro schon ab 07:30 auf. Das ist optimal, man muss sich halt vorher informieren. Wenn dein Vater bis 22:00 Uhr arbeitet, dann wird er ja nicht schon um 08:00 Uhr morgens anfangen, also könnte er früh morgens ins Rathaus gehen.

Es gibt nunmal kein Recht darauf, zu jeder Tages- und Nachtzeit ins Rathaus gehen zu können und die Kosten, die wir ja alle dafür tragen, müssen in einem vernünftigen Rahmen bleiben. Das Rathaus ist ja schließlich kein Supermarkt und muss insofern keinen "Service" bieten.

Offenbar sind wir in der heutigen Zeit schon sehr verwöhnt was die geforderte Verfügungszeit von Service angeht. Natürlich sind die Zeiten, in denen viele Behörden für Publikumsverkehr geöffnet sind, heute kaum mehr vermittelbar. Schließlich haben auch die meisten Geschäfte von sehr früh bis sehr spät geöffnet. Daher kommt man bei der Verwaltung ins grübeln.

Hier muss man sich aber vor Augen führen, dass die Angestellten dort nicht nur für Publikumsverkehr arbeiten, sonder viele Verwaltungsaufgaben parallel durchführen müssen. Da ist es nur folgerichtig, die Angestellten entsprechend abzuschotten, so dass diese höchstens noch telefonisch von den anderen Aufgaben abgelenkt werden!

Natürlich erfordert es etwas Organisation, wenn man als voll Berufstätiger auch noch mit Ämtern zu tun hat. Schließlich hat nicht jeder Angestellt eine Gleitzeitregelung. Aber bisher war es so, dass tatsächlich immer eine Lösung gefunden werden konnte. Da will ich auch Deinem Vater nicht zu nahe treten. Aber wenn er bis 22 Uhr arbeitet, dann wird er auch entsprechend spät beginnen und hätte eben morgens Zeit für die Ämter.

Ja, du hast natürlich Recht damit, dass das Rathaus nachts nicht aufhaben muss. Sicherlich kann mein Vater um 22 Uhr nicht mehr damit rechnen, dass das Bürgerbüro geöffnet hat, das ist mir schon klar. Ich habe das nur erwähnt, um zu unterstreichen, dass kein Mensch um 16 Uhr Feierabend hat, zumindest nur sehr wenige.

Um 18 Uhr oder 19 Uhr dagegen wird ein Großteil der Berufstätigen daheim sein. Schön, dass das Rathaus bei euch so lang geöffnet hat, aber bei uns ist es nicht so. Und da frage ich mich warum. Ich meine, man könnte doch wenigstens einen Tag in der Woche festlegen, an dem meinetwegen von 15 bis 19 Uhr geöffnet ist, anstatt von 8 bis12. Ob die Beamten dort nun vormittags oder nachmittags vier Stunden arbeiten, macht doch bei der Bezahlung keinen Unterschied.

Dass man morgens um 8 Zeit hat, dorthin zu gehen, bezweifle ich auch. Wahrscheinlich muss man dann mit einer langen Schlange rechnen. Außerdem haben die meisten Leute in unserer Kleinstadt einen längeren Weg zur Arbeit. Nicht mal als Schüler hat man unter der Woche die Chance, dorthin zu gehen, zumindest, wenn man wie ich donnerstags bis 17 Uhr Unterricht hat.

Solche Ämter richten sich aber auch auf den Bedarf der Gemeinde ein wenig ein. Eine Großstadt wie Berlin zum Beispiel, wird längere Öffnungszeiten haben, wie ein kleines Dort mitten in Bayern. Einfach weil der Bedarf in Berlin größer ist.

Kein Amt wird sich auf alle Bedürfnisse der Einwohner einstellen können. Genauso wie das auch kein Schuhgeschäft, Supermarkt oder Bäcker kann. Einfach weil auch Personal benötigt wird und auch noch Betriebskosten, wie Strom etc. anfallen. Würde man in staatlichen Behörden Arbeitszeiten rund um die Uhr anbieten, würden einmal die Lohnkosten steigen und damit auch die Verwaltungskosten. Was wiederum heißen würde, das die Steuern erhöht werden müssten oder halt die Dienstleistungen dort teurer werden.

In meiner Stadt, die keine Kleinstadt ist, haben die Ämter früher von 8 bis 16 Uhr geöffnet gehabt. An einem Tag eventuell bis 18 Uhr und Freitags ist um 12 Uhr geschlossen worden. Ich hatte als Auszubildende aber Arbeitszeiten von 7 bis 18.30 Uhr. Klar hatte ich eine Mittagspause, nur war der Weg zwischen Arbeitsplatz und der Behörde ziemlich lang. Trotzdem war es mir möglich meine Sachen zu erledigen. Ganz ehrlich, wie oft muss man auf solche Behörden? Personalausweis beantragen braucht man nur alle paar Jahre. Und Urlaub hat man ja auch mal und kann das in der Zeit erledigen. Sich nach einem Umzug neu melden und ähnliches, da hat man meistens auch Urlaub.

Mittlerweile ist das besagte Amt in der Innenstadt. Öffnungszeiten von 8 bis 19 Uhr glaube ich. Und die haben nun auch Samstags geöffnet. Und das scheint auch absolut auszureichen. Innerhalb einer Woche von 6 Tagen sollten da die meisten Arbeitnehmer Zeit finden, dort hin zu gehen.

Und als Schüler hat man auch Schulferien oder? Vor allem da das von dir genannte Amt auch Samstags geöffnet hat, was auch heutzutage eher noch die Seltenheit ist. Und bei wichtigen Sachen kann man in der Schule auch mitteilen, ich muss das und das erledigen und unser Amt hat nur von dann bis dann Sprechzeiten. Da ist es kein Problem auch mal später zum Unterricht zu kommen. So lange das nicht ständig vorkommt und sich die Termine auch noch mit Klausuren überschneiden.

Auch wenn man sicher alles irgendwie geregelt bekommt und auch wenn man natürlich nicht jede Woche irgendwas im Rathaus erledigen muss und so weiter - die Öffnungszeiten, die mit einigen Abweichung hierzulande üblich sind, sind alles andere als arbeitnehmerfreundlich. Das ist einfach eine Tatsache, die man nicht weg diskutieren kann.

Der Großteil der Geschäftszeiten liegt zu einer Zeit, in der der überwiegende Teil der Bevölkerung keine Zeit hat, für Besuche im Rathaus und das ist doch schon mal ein grundlegender Fehler. Ich meine, dort werden Dienstleistungen angeboten, die ich als Bürger in Anspruch nehmen will oder muss und das ganze wird auch noch von meinen Steuern mit finanziert, da sollte man sich doch eigentlich zumindest ein Stück weit nach meinen Bedürfnissen richten, oder? Von jedem privaten Geschäftsmann verlangt man das ja auch.

Wobei ich aber denke, dass sich das Problem in Zukunft sowieso von selber erledigen wird. Es sind ja viele Möglichkeiten im Gespräch, wie man solche einfachen Beantragungen in Zukunft online regeln kann und teilweise sind diese Methoden ja auch schon in der Erprobung oder gar schon eingeführt.

Also es kommt auch ganz darauf an, in was für einer Gemeinde Du wohnst, bzw. in welchem Bezirk, oder welches Amt für Dich zuständig ist. Ich weiß zum Beispiel, dass man bei manchen Rathäusern auch außerhalb der Öffnungszeiten Termine bekommen kann, wenn man halt schlecht zu den Öffnungszeiten kommen kann. Da kannst Du dann zuvor einen Termin absprechen, sodass Du dann zu einem anderen Zeitpunkt dein Anliegen erledigen kannst.