Klettern an Kletterwänden

vom 06.08.2010, 11:31 Uhr

Kennt sich jemand mit dem Klettern an Kletterwänden aus? Ich finde es gut, dass es Hallen gibt, in den man pro Stunde oder Tag bezahlen kann und man nicht in einen Verein eintreten muss. Ich vermute, man braucht nur eine zweite Person, die einen sichert, oder? Es werden bestimmt alle Muskeln wunderbar trainiert. Nachteilig kann ich mir die Auswirkung auf die Halswirbelsäule vorstellen, oder muss man nicht oft hoch gucken?

Es wäre schön, wenn mir jemand von seinen Klettererfahrungen berichten könnte. Ich wüßte auch gerne, welches Schuhwerk angemessen ist. Die Ausrüstung bekommt man vor Ort, so weit ich weiß.

» Bärlin » Beiträge: 25 » Talkpoints: 15,22 »



Nachdem ich beim österreichischen Bundesheer während meines Grundwehrdienstes eine Einführung ins Klettern bekommen habe, war ich in den Jahren danach gerade vier Mal in einer Kletterhalle und einige Male mit einem guten Kollegen im Freien unterwegs. Daher beschreibe ich mich nach wie vor als Einsteiger, aber die grundsätzlichen Dinge sind ja schnell erklärt.

Vorweg gesagt ist es natürlich richtig, dass man beim Klettern immer eine zweite Person benötigt. Ich muss aber unbedingt darauf hinweisen, dass ein Neuling beim Klettern unbedingt einen erfahrenen Kletterer dabei haben sollte. Wenn man sojemanden nicht zur Verfügung hat, dann bieten viele Kletterhallen auch Einsteiger- und Schnupperkurse an. Aus eigener Erfahrung kann ich es dir zwar nicht berichten weil meine Anfänge schon vorher begannen, aber ich habe von einigen Seiten gehört, dass diese Schnupperkurse wirklich viel Spaß machen können, auch weil man dabei an einem Nachmittag gleichgesinnte Leute treffen kann. In keinem Fall sollten zwei Neueinsteiger in die Kletterhalle gehen und dort ohne Anleitung herumstolpern. Das kann nicht nur die Laune verderben sondern auch richtig gefährlich sein!

Was die Ausrüstung betrifft, da gibt es einige Möglichkeiten. Jede mir bekannte Kletterhalle bietet den Verleih von Ausrüstungsgegenständen an, im Tivoli Kletterzentrum in Innsbruck zahlt man beispielsweise 7,50 Euro einmalige Leihgebühr für Gurt, Schuhe und das Seil. Wenn du Mitglied beim Alpenverein bist - dies gilt soweit ich weiss sowohl für Deutschland als auch für Österreich - dann kannst du dir dort relativ günstig Ausrüstung leihen.

Die Schuhe habe ich schon als Leihmaterial erwähnt, daher sollte für dich auch schnell klar sein, dass für eine optimale Kletter-Erfahrung passendes Schuhwerk getragen werden muss. Ein Paar Kletterschuhe für Einsteiger kostet im Neukauf normalerweise zwischen 60 und 100 Euro, wobei das natürlich nicht die Obergrenze für erfahrene Kletterer ist. Erheblich wichtiger als bei normalen Schuhen ist bei Kletterschuhen die genaue Passform - gibt es irgendwelche Druckstellen oder ist der Schuh ein wenig zu groß, dann solltest du ihn sofort austauschen oder gar nicht erst kaufen. Der am weitesten verbreitete Einsteigerschuh zum Klettern ist der Mythos von La Sportiva, welcher je nach Händler zwischen 85 und 100 Euro kostet. Wenn du vom Angebot an Kletterschuhen überhaupt nichts weisst, dann ist dieses Modell mit Sicherheit ein guter Anfang. Ist er dir aber zu teuer oder passt der Schuh nicht, dann wäre der Triop Salsa Light eine günstige Alternative, die es zumindest im Internet schon ab sehr günstige 40 Euro gibt (Einzelhandel dann wahrscheinlich 50+).

Was die Bekleidung selbst angeht beim Klettern, so solltest du auf möglichst elastische Kleidungsstücke achten. Es gibt viele Neulinge die mit einer Jogginghose und einem Sweatshirt oder langem T-Shirt beginnen und das ist auch ganz in Ordnung. Später, natürlich abhängig ob es sich um Hallenklettern oder alpines Felsklettern handelt, können spezielle Kletterhosen & Long-sleeve Shirts empfehlenswert sein. Was ich aber viel wichtiger finde sind besonders passgenaue und sitzfeste Socken, die eventuell sogar besondere Funktionen aufweisen wie zB flache Nähte um Reibungen zu vermeiden oder Verstärkungen an der Spitze und Ferse. Wenn man also Geld ausgibt, dann sollte man dort beginnen, wo es am wichtigsten ist: bei den Füßen.

Aber: vieles davon kannst du gerne vernachlässigen wenn du gerade mal Hineinschnuppern möchtest. Erst wenn das Klettern für dich ein regelmäßiges Hobby wird, lohnen sich Investitionen in eine eigene Ausrüstung.

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» Reaper » Beiträge: 576 » Talkpoints: 1,11 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich kann auch nur dringend empfehlen, einen Kletterkurs mitzumachen. Alleine kann man das sichern nicht lernen und selbst wenn man es sich von einem erfahrenen Kletterer abschaut, kann es gut sein, dass man sich gewisse Fehler aneignet, die später sehr gefährlich werden können. Wenn du einen potentiellen Kletterpartner hast, der aber selbst auch noch keine Erfahrung hat, könnt ihr ja zusammen einen solchen Kurs besuchen. Jede Kletterhalle bietet solche Kurse an, nach Terminen kann man da ja direkt fragen.

Richtige Kletterschuhe sind natürlich absolute Pflicht, da normale Schuhe (vor allem Turnschuhe) eine viel zu weiche Sohle haben, mit der man nicht richtig auftreten kann. Kletterschuhe haben eine relativ dünne Gummisohle mit viel Reibung. Sie müssen auch sehr eng sitzen; wenn die Schuhe gefühlsmäßig einen Tick zu klein sind, sind sie eigentlich genau richtig.

Die Schuhe zieht man auch nur zum klettern an, wenn man an der Wand zum Sichern steht, zieht man sie aus. Deshalb bietet es sich an, Crocs, Sandalen oder Schlappen zum Sichern anzuziehen. Socken lässt man häufig weg, ansonsten empfehle ich dünne Socken, die nicht reiben.

In manchen Kletterhallen kann man auch erst einmal Schuhe leihen, aber eigentlich ist es empfehlenswert, sich welche zu kaufen. Dabei müssen es am Anfang auch nicht all zu teure sein, denn die Schuhe verschleißen ziemlich schnell; die Haltbarkeit ist bei regelmäßiger Nutzung (mehrere male die Woche) in der Regel unter einem Jahr. Man hat also immer bald wieder die Möglichkeit, auf ein teureres Modell umzusteigen. Manche Kletterer nutzen auch mehrere Paare, ein billiges für die leichten Routen und ein teures für die schweren.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Heute habe ich es ausprobiert. Ich habe meine normalen Turnschuhe getragen, hätte aber auch Kletterschuhe leihen können. Es war ein einstündiger Schnupperkurs. Für den Anfang hatte ich mit dem Equipment und meinen Schuhe gar kein Problem. Die Schwierigkeit lag für mich in der Höhe und in der Kraft. Außerdem habe ich ziemlich schnell schweißige und damit rutschige Finger bekommen. Es war wirklich sehr anstrengend. Vier verschiedene Wände durfte man erklimmen.

Mein Nacken hat mir gar nicht vom Klettern, sondern vom Zuschauen weh getan. Das war ein bißchen wie Kino in der ersten Reihe. Eine Sache habe ich vergessen vor Ort zu fragen. Vielleicht weiß hier ja jemand, ob richtige Kletterer etwas gegen rutschige Hände machen. Kann man Magnesium oder Ähnliches nehmen? Ich habe dort nämlich nichts dergleichen gesehen.

» Bärlin » Beiträge: 25 » Talkpoints: 15,22 »



Verglichen mit Klettern im Freien sind die Routen in der Halle ja ziemlich kurz, daher ist Magnesium nicht für jedermann in allen Lagen erforderlich. Wenn mein Kollege, der schon ein recht guter Kletterer ist, mal schnell die Halle hochklettert und nicht lange an der Wand hängt, dann schafft er das auch gut, ohne groß zu schwitzen. Dazu kommt noch, dass Magnesium aus dem freien Beutel ziemlich staubt und in manchen Kletterhallen nicht so gerne gesehen oder sogar verboten ist. Trotzdem soll das nicht bedeuten, dass man so ohne weiteres mit speckigen Fingern klettern kann - soetwas sollte man sich also gar nicht erst angewöhnen!

Fürs Hallenklettern besonders gut geeignet sind die sogenannten "Chalkballs". Das sind staub-durchlässige Stoff-Säckchen/Ballen/Polster welche mit Magnesium gefüllt sind. Damit werden gleich zwei Probleme richtig gut gelöst: erstens bekommt man immer ausreichend und nie zuviel Magnesium an die Finger, ungleich den offenen Beuteln kann also selbst der Einsteiger wesentlich einfacher die richtige Menge finden, und zweitens staubt es dadurch kaum noch. Diese Chalkballs haben aber auch ein oder zwei Nachteile, denn bei längerer Verwendung wird der Stoff bald feucht und lässt kein Magnesium mehr durch. Dazu kommt noch, dass die fertig gekauften Bälle verglichen mit losem Magnesium recht teuer sind (daher sollte man auf ein Produkt achten, das man selbst wiederbefüllen kann).

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» Reaper » Beiträge: 576 » Talkpoints: 1,11 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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