Höheres Risiko für Essstörungen für Vegetarier?

vom 27.07.2010, 13:33 Uhr

Ich habe auf dieser Seite eben gelesen, dass Vegetarier (und Veganer wohl auch) ein erhöhtes Risiko für Essstörungen haben. Aber leider wird auf der Website darauf nicht näher eingegangen und nicht näher erläutert. Wo kann ich noch mehr über das Thema erfahren?

Woran. soll es denn angeblich liegen, dass Vegetarier häufiger zu Binge Eating neigen als Nichtvegetarier? Dafür muss es doch dann auch eine logische Erklärung geben. Betrifft dieses Phänomen denn wirklich auch Veganer und auch Leute, die aufgrund einer Unverträglichkeit eine eingeschränktere Nahrung zu sich nehmen? Ist hier vielleicht sogar ein essgestörter Vegetarier, der da etwas nähere Informationen zu geben kann?

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich schätze, das betrifft eher jene Leute, die deshalb Vegetarier sind, weil sie dadurch schlank bleiben wollen. Die verkneifen sich dann ihre Hamburger und Currywürste, weil sie halt hoffen, das als Vegetarier leichter zu können. Nur haben sie dann immer mehr Heißhunger, bis irgendwann als Ersatz etwas herhalten muss. Das sind dann entweder tatsächlich Würstchen oder eben etwas in die Richtung gehendes.

Denn wer aus der Überzeugung heraus, kein Fleisch essen zu wollen Vegetarier ist, der isst ja ganz normal, der hat keinen Jieper auf Verbotenes. Jedenfalls würde das meiner Ansicht nach so Sinn machen. Ich bin ja selbst Vegetarierin, aber für mich sind Bratwürste oder ein Schnitzel nichts Verbotenes, sondern schlicht etwas, das ich nicht essen mag.

Wer nun aber bislang Steaks und Schinken gefuttert hat und sich nun vornimmt, Vegetarier zu werden, der kann da durchaus Probleme bekommen, weil da eben die Motivation fehlt. Dann ist der Vegetarismus nichts anderes als eine Diät. Und Diäten scheitern ja nunmal häufig.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Meiner Ansicht nach ist Vegetarismus bei einigen Leuten, aber nicht bei allen, das Symptom einer Essstörung. Ich meine jetzt nicht die, die ganz entspannt kein Fleisch essen, weil sie es einfach abstoßen finden. Ich meine eine ganz andere Gruppe:

Ich kenne einige fast militante Vegetarier, vor allem aus dem Studium, die sich als das schlechte Gewissen der essenden Nation fühlen. Sie laufen permanent herum halten einem Vorträge, wie böse Fleischfresser sind, wie sehr die Tiere leiden und versuchen einen zu missionieren. Je militanter mancher dieser Vegetarier werden und je mehr sie sich vom Milch trinkenden und Eier essenden Vegetarier in Richtung Veganer bewegen, desto größer wird meiner Meinung nach die Gefahr, dass die Leute an einer so genannten Orthorexia nervosa leiden.

Die Orthorexia nervosa ist eine weniger bekannte Essstörung, weil sie unauffällige verläuft und man sie gut als Gutmenschentum tarnen kann. Die Betroffenen sind regelrecht versessen darauf, sich gesund und ethisch korrekt zu ernähren. Jeder Verstoß gegen diese selbst auferlegten Regeln kann für die Betroffenen schlimme Selbstvorwürfe zur Folge haben. Das tückische an dieser Essstörung ist, dass sie den umstehenden Normalessern so ein schlechtes Gewissen machen kann, dass die aus lauter Beschämung das nicht als Störung wahrnehmen.

Ich kann mir schon vorstellen, wenn man Vegetarier in Folge einer Essstörung wird, dass das eben auch umschlagen kann und Mischformen mit anderen Essstörungen bilden kann. Wenn man eigentlich besessen davon ist gesundes und ethische Kost zu essen, kann einem dann schon mal der Gaul durchgehen und eine Fressattacke wie bei den Bulimiekranken durchbrechen. Da Binge Eating nicht zwangsläufig bedeutet, dass man als Vegetarier eine Fleischfressattacke hat, sonder einfach nur heißt, dass man in sich Essen in irgend einer Form hinein stopft, kann ich mir schon vorstellen, dass ein von Orthorexia nervosa betroffener Mensch plötzlich beispielsweise mengenweise Biowalnüsse in sich schaufelt, weil die ja so ein hochwertiges Fett enthalten oder so. Einfach in der fixierten Vorstellung sich etwas besonders gutes tun zu müssen.

Ich glaube nicht, dass das bewusste und nicht radikalisierte vegetarische Leben zwangsläufig zu einer Essstörung führt. Schon gar nicht dann, wenn man wegen einer Allergie oder einer sonstigen Erkrankung kein Fleisch essen darf. Ich würde das eher so sehen, dass bei manchen, nicht allen Vegetariern eine Essstörung der Grund oder einer der Gründe dafür war, dass sie Vegetarier wurden. Bei manchen meiner Bekannten drängte sich mir jedenfalls diese Idee auf.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Diesen Zusammenhang habe ich noch gar nicht hergestellt. Ich kenne nämlich eine Vegetarierin, die magersüchtig war. Sie hatte schon länger kein Fleisch mehr gegessen, bevor sie Vegetarierin wurde, daher habe ich diese beiden Aspekte nie zusammen gebracht.

Sie hat die Magersucht überwunden und ist noch immer Vegetarierin. Ich habe jetzt länger darüber nachgedacht und denke, dass es in ihrem Fall keine Verbindung gibt, es durchaus aber möglich ist, dass Menschen als Vorstufe zur Magersucht den Vegetarismus wählen.

Magersüchtige versuchen meist erst einmal ihre Sucht zu verbergen. Wenn man sich als Vegetarier ausgibt, muss man sich weniger Ausreden einfallen lassen, warum man dieses oder jenes nicht ist.

» Bärlin » Beiträge: 25 » Talkpoints: 15,22 »



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