Im Verkehr Angst vor anderen Autofahrern
Ich fahre seit einigen Jahren schon Auto und das auch wirklich viel und regelmäßig, sodass ich selbst von mir denke, ich bin eine recht gute Autofahrerin. Einen Unfall hatte ich eigentlich noch nie und ich bin aber auch niemand, der jetzt nur in seinem Heimatdorf zum nächsten Supermarkt gurkt, sondern war lange Pendlerin und bin hohes Verkehrsaufkommen und prenzlige Situationen gewohnt. Doch in all den Jahren habe ich eines nicht in den Griff bekommen: Ich habe wahnsinnige Angst vor anderen Autofahrern!
Eigentlich ist es immer so, dass ich schon grundsätzlich glaube, dass die anderen Leute außer mir auch irgendwie Auto fahren können und dass man gelernt haben. Aber es passt mir immer wieder, dass ich richtig Panik bekomme, wenn ich auf der Autobahn ein Auto überhole, links neben mir nur noch die Leitplanke ist und das Auto dann auf einmal nach links zieht, als ich kurz davor bin an ihm vorbei zu fahren. Ständig habe ich Angst, die anderen gucken nicht, sind unaufmerksam, fahren einfach raus ohne zu blinken. Nicht nur auf der Autobahn belastet mich das, sondern auch manchmal, wenn ich einfach nur mit 50 im Dorf rumfahre. Das passiert so oft, dass irgendwelche Leute aus Supermarkt-Straßen rausgefahren kommen, einfach glauben, sie hätten Vorfahrt und überhaupt nicht um sich gucken. Wie oft musste ich schon stark abbremsen und ausweichen, damit ich die nicht einfach umfahre?!
Mich begleitet beim Autofahren ein permanentes Gefühl, ich müsste doppelt mitdenken: Nicht nur für mich und mein Auto, sondern auch immer und in jedem Moment damit rechnen, dass die anderen Mist bauen. Ich fahre nie einfach so über eine grüne Ampel oder denke 'Naja, ich habe ja Vorfahrt', sondern ständig gucke ich lieber 5 Mal nach, ob nicht noch irgendwo einer fährt, der seine rote Ampel gerade übersehen hat. Kennt ihr so ein Gefühl beim Autofahren? Glaubt ihr, man kann das jemals in den Griff bekommen und loswerden? Ich selbst glaube eigentlich nämlich nicht daran, weil ich glaube, dass es nötig ist mit er höchst möglichen Aufmerksamkeit Auto zu fahren. Ich kann mich nicht auf die Anderen verlassen. Tut ihr das?
Auf der Autobahn habe ich eigentlich regelmäßig Schiss. Ich bin kein unsicherer Fahrer aber ich stelle mir ständig vor dass ich von der rechten Spur in die Mittelspur wechsle und ein Fahrer von der linken Überholspur absolut zeitgleich bei gleicher Höhe ebenfalls auf die Mittelspur will. Gegen solche Unfälle ist man machtlos.
Auch muss man immer mit der Dummheit der anderen Autofahrer rechnen. Wie oft kommt einem ein Fahrzeug auf der eigenen Spur entgegen oder es wird so rabiat in den Sicherheitsabstand gedrängelt dass einem Angst und Bange wird. Das sind Situationen vor denen ich mich fürchte.
Auf meinen täglichen Weg zur Arbeit hatte ich früher mal einen Zeitgenossen der so rücksichtslos an einem vorbeigeschossen ist dass ich immer schon ganz rechts ran gefahren bin um den vorbeizulassen. Ich will nicht sagen dass ich Panik bekam aber mein Leben und meine körperliche Unversehrtheit waren mir wichtiger. Das war so ein Typ der wirklich bis auf einen Meter auffuhr und dort auch blieb bis er vorbei konnte oder der an Baustellenampeln an der Warteschlange vorbeifuhr um vorne an der Spitze sich wieder einzufädeln. Zum Glück hatte der sich bald totgefahren, ich habe das zerfetzte Autowrack voller Schadenfreude noch auf dem Acker gesehen.
Ansonsten glaube ich aber ein gesundes Maß an Angst und Respekt sind nicht schlecht für einen guten Autofahrer, Routine kann dagegen tötlich sein. Die Mischung machts.
Ich habe seid Jahren den Führerschein und bin genau 3 mal Autobahn gefahren: Während der Fahrschule und zu meiner Prüfung und nochmal so - da bin ich aber meiner Mutter hinterher gefahren. Seitdem drücke ich mich erfolgreich.
Ich kann deine Angst zum Teil durchaus verstehen. Erst heute hatte ich die Situation, dass mir ein Auto die Vorfahrt genommen hat und zwar in einer Geschwindigkeit... da war ich selbst erstaunt, wie schnell ich reagiert habe. Damit muss man an dieser Stell durchaus rechnen, aber wenn ich keine Vorrfahrt habe, taste ich mich grundsätzlich an unübersichtliche Stellen ran. Da ist mir auch egal, ob die hinter mir drängeln. Ich frage mich dann immer, wieso andere nicht auch dazu in der Lage sind.
Viel mehr Angst machen mir aber eher Fahrradfahrer, die abbiegen, nicht gucken und auch kein Handzeichen geben oder solche, die den Berg heruntergeschossen kommen ohne sich an die Straßenverkehrsordnung zu halten und dir frech auch mal eben die Vorfahrt nehmen. Oder solche, die mal eben noch schnell über eine Fußgängerampel oder einen Zebrastreifen fahren.
Sicherlich muss man mit all dem rechnen, aber es macht das fahren nicht gerade entspannend. Bin ich selbst mit dem Rad unterwegs schiebe ich doch auch mein Rad über den Fußweg, sodass man mich zum einen sieht und zum anderen meine Geschwindigkeit auch gut einschätzen kann. Auch hier frage ich micht, wieso andere das nicht können.
Man sollte Angst nicht mit Respekt vor anderen Autofahrern verwechseln und Respekt habe ich auch. Denn ein Auto kann zur Waffe werden. Allerdings denke ich, dass Angst kein guter Beifahrer ist und man diese nicht mitfahren lassen sollte.
Ich fahre mittlerweile nicht mehr oft. Aber wenn ich fahre, fahre ich auch Autobahn, Schnellstraße oder eben auch in der Stadt. Aber Angst habe ich nicht, obwohl ich schon einen sehr schweren Unfall mitgemacht habe, wo uns die Vorfahrt genommen wurde. Ein Auto führ aus einer Autobahnausfahrt raus und wir sind mit 70 Sachen auf den Wagen frontal draufgefahren, weil das andere Fahrzeug nicht gehalten hat und einfach aus der Autobahn rausgefahren ist ohne zu schauen. Und wir fuhren auf einer Straße, wo man 70 fahren durfte.
Angst macht unsicher und die Unsicherheit kann zum Verhängnis werden. Respekt ist richtig und das sollte man auch haben und daher auch vorausschauend fahren, wie man es auch gelernt hat. aber es ist nicht richtig mit Angst zu fahren. Wenn man wirklich richtig Angst hat, sollte man vielleicht noch mal die Fahrschule besuchen um ein wenig Routine zu bekommen und dass sich die Angst legt.
Mir ging es in den ersten Jahren, in denen ich Autofahrerin war, auch so wie Du es geschildert hast. Vielleicht nicht ganz so extrem, aber ich hatte auch in vielen Situationen vor anderen Autofahrern Angst, ganz besonders auf Autobahnen, denn die deutschen Autobahnen sind ja bekanntlich die größte Irrenanstalt des Landes.
Und mir sind auch tatsächlich einige Situationen passiert, vor denen ich insgeheim immer Angst hatte, auch wenn ich nicht sagen kann, dass ich das Eintreten genau dieser Situationen durch meine Angst begünstigt habe. Das Wichtigste ist aber, dass ich gelernt habe, damit umzugehen, indem ich mir verschiedene Dinge angewöhnt habe:
1. Ich habe in Situationen, die brenzlig werden können (z. B. eine unübersichtliche Landstraße, ich habe Vorfahrt, an einer Einmündung steht ein Auto, das in meine Fahrtrichtung auf die Straße abbiegen will, auf der ich fahre und das mich vielleicht in meiner Geschwindigkeit falsch einschätzt und kurzfristig vor mir rauszieht), immer schonmal eine Hand auf der Hupe und mache davon beim leisesten Zucken desjenigen, der meine Geschwindigkeit oder den Abstand falsch einschätzt, von dieser Gebrauch.
2. In eben solchen Situationen hat es mich schonmal vor Schlimmem bewahrt, dass ich mich auf diese Situation vorbereitet habe, indem ich einen Ausweichweg gesucht habe, falls der Wagen, im konkreten Fall ein Lieferwagen, tatsächlich auf meine Straße abbiegt: Es war damals eine gesperrte Fläche in der Mitte der Straße, die praktisch die Weiterführung eines entgegenkommenden Linksabbiegerstreifens war. Als der Lieferwagen kurzfristig auf die Straße abbog, auf der ich mit landstraßenüblicher Geschwindigkeit näher kam, hupte ich und lenkte auf diese gesperrte Fläche, während ich zeitgleich gebremst habe. Wirklich zum Stehen kam ich neben dem Lieferwagen auf dem Linksabbiegerstreifen, denn die gesperrte Fläche hat für meinen Bremsweg nicht ausgereicht.
3. Dieses gelegentliche Suchen nach Ausweichmöglichkeiten kannst Du jederzeit auf der Autofahrt betreiben, auch wenn es keine brenzligen Situationen gibt. Ein großer Vorteil, der mit dieser Taktik einhergeht, ist wohl, dass man automatisch verinnerlicht, dass es eigentlich immer eine Alternative zum Crash gibt und im Falle eines Falles den richtigen Ausweichweg findet, weil man sich damit schon mehrere Fahrten vorher immer mal wieder auseinandergesetzt hat, als man noch Zeit und Nerven dafür hatte.
Wenn ich auf Autobahnen unterwegs bin und mich auf einer dreispurigen Autobahn befinde, fahre ich ganz gern mal an LKW-Kolonnen auf der mittleren Spur vorbei. Eines Tages zog ein Corsa von der rechten Spur auf die mittlere, auf der ich gerade fuhr, und zwar genau auf meiner Höhe, ich befand mich wohl in seinem toten Winkel, hatte aber auch nicht gesehen, dass der Mensch sich umgedreht hätte, bevor er rüberzog. Geblinkt hat er auch nicht. Irgendwie war ich auf diese Situation schon vorbereitet, allerdings war recht dichter Verkehr: Links neben mir fuhr ein Auto, hinter und vor mir ebenfalls, es gab also keine Ausweichmöglichkeit. Das Einzige, was mir spontan einfiel, war zu hupen, um alle, die um mich herum waren, zu warnen und darauf aufmerksam zu machen, dass eine eventuell brenzlige Situation entsteht. Ich hoffte, dass irgendjemand mir einen Weg freimachen könnte.
Gleichzeitig habe ich vorsichtig gebremst - vorsichtig, damit der Hintermann mir nicht in den Kofferraum fährt. Und ich lenkte leicht nach links, sodass ich mir mit dem Corsa, der durch mein Hupen darauf aufmerksam wurde, dass er nicht allein auf der mittleren Spur war, eben diese mittlere Spur für einen Moment teilte, wir fuhren dort nebeneinander.
4. Ein Tipp, den mir mein Vater mal gegeben hat, ist meiner Meinung nach für die allgemeine Beruhigung wirklich hilfreich. Es gibt auch bei mir manchmal noch solche angespannten Tage, an denen ich mich auf Autobahnen oder vor längeren Fahrten irgendwie unwohl fühle und das Gefühl habe, dass ich die Einzige auf der Straße bin, die ihr Auto halbwegs im Griff hat.
Hier hilft es sehr, wenn man die Schultern hochzieht und abrupt wieder fallenlässt. Das nimmt einem die körperliche Anspannung und vor allem bemerkt man unmittelbar, wie verkrampft man tatsächlich im Auto saß, denn meistens kann man die Schultern gar nicht mehr hochziehen, so verkrampft sitzt man da in seinem Fahrersitz.
Vielleicht helfen Dir diese Tipps ein bisschen weiter?
Ich weiß, was Du meinst, ich kenne dieses Gefühl auch. Man kann selbst soviel aufpassen, wie man will, gegenüber den Fehlern anderer ist man machtlos. Bei mir hat sich die Angst vor anderen Autofahrern vor ein paar Jahren so gesteigert, dass ich regelrecht Angst vor dem Autofahren selbst bekommen habe. Ich hatte richtige Schweißausbrüche und habe angefangen zu zittern, wenn ich nur daran gedacht habe. Auslöser war ein Erlebnis auf der Autobahn, vor mir ist ein LKW umgekippt und ich bin damals nur haarscharf an einer Katastrophe vorbei geschliddert. Ich hatte damals noch eine mehrstündige Autofahrt vor mir, die habe ich wie in Trance hinter mich gebracht, heute wundere ich mich, dass da nichts passiert ist, ich stand total unter Schock.
Komischerweise hatte ich nicht von Anfang an totale Panik vor dem Autofahren. Ich habe nur gemerkt, dass ich extrem vorsichtig geworden bin und sofort gezuckt habe, wenn vor mir ein Autofahrer einen Schlenker gemacht hat. Das hat sich dann über Wochen immer mehr gesteigert, irgendwann war es dann so schlimm war, dass ich überhaupt nicht mehr ins Auto steigen konnte. Ich habe mich dann tatsächlich ein paar Jahre geweigert überhaupt noch Auto zu fahren.
Was mir geholfen hat, dass ich mich inzwischen wieder entspannt ans Steuer setzen kann, war eine Hypnosetherapie. Ich habe ja hier schon öfter geschrieben, dass ich gerne alternitive Behandlungsmethoden suche. Und in diesem Fall hat es tatsächlich geklappt, nach ein paar Sitzungen war das Panik-Gefühl wie weggeblasen. Ich konnte mich von heute auf morgen wieder hinters Steuer setzen. Es gibt in meinem Bekannten-Kreis natürlich ein paar Leute, die meinen, dass das eher auf meine Einbildung als auf die Wirksamkeit von Hypnose zurückzuführen ist. Ich denke mir dann, dass das ja egal ist, die Hauptsache ist, dass es gewirkt hat.
Hallo zusammen,
ich wollte eigentlich ein ähnliches Thema eröffnen und bin ein wenig erleichtert, dass ich offensichtlich nicht die einzige unter 8,5 Millionen bin, die nicht sehr gerne und möglichst viel Auto fährt.
Ich hatte am Freitag ein Erlebnis auf der Autobahn, dass mich zunächst unmittelbar nur fassungslos und wütend gemacht hat. Am Wochenende bin ich nur innerhalb des Städtchens zum Supermarkt gefahren, so dass ich erst heute morgen wieder auf der Autobahn gemerkt habe, dass ich so eine Art Trauma davongetragen habe. Ich habe mich mehrfach dabei erwischt, wie ich fast eine Art Ausweichmanöver vorab machen wollte, in dem Erahnen, dass jemand neben mir merkwürdig handeln will. Mit diesem Ausweichmanöver wäre ich dann genauso uneinschätzbar wie der verrückte Autofahrer am Freitag
Ich bin am Freitag auch lediglich wie fast jeden Arbeitstag ans Stauende gekommen, war auf der linken Spur und hab das Auto auslaufen lassen... war also noch ungefähr mit 80 Stundenkilometern unterwegs, als plötzlich aus dem Stau heraus (auf der rechten Spur war er länger) jemand mit 5 bis 10 Stundenkilometern auf die linke Spur zog (lange vor dem Stauende) und ich eine Vollbremsung machen musste. Ohne Seitenstreifen auch auf der linken Seite wäre das eher blöd ausgegangen. Dafür weiß ich jetzt wie es sich anfühlt, wenn mein Auto total außer Kontrolle gerät und dass ich wenigstens ruhig bleibe.
Aber seit heute Morgen erwische ich mich wie gesagt dabei, dass ich fast Ausweichmanöver machen will, weil ich nur erahne, dass jemand auf meine Spur ziehen will. Das passiert an Autobahnauffahrten, auf der mittleren Spur und überhaupt an fast allen Stellen, an denen rechts neben mir einer fährt.
Ich glaube, eine Psycho- oder Angsttherapie würde doch ein wenig zuviel Vorlauf in Anspruch nehmen, zumal ich auch zu dieser mit dem Auto gelangen müsste.
Hat jemand von Euch ähnliche Erfahrungen gemacht und das Mini-Trauma bewältigt? Ich würde mich sehr über Antworten freuen!
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