Erziehe ich mein Kind spießig oder hat Bekannte einen Knall?

vom 30.04.2010, 07:04 Uhr

Kinder brauchen klare Regeln, dazu gehören auch regelmäßige Essens- und Schlafzeiten. Sicherlich kann man ihnen gleichzeitig auch ein paar Freiheiten gewähren, nichts muss nach der Stoppuhr ablaufen. Unser Sohn musste um acht ins Bett, durfte aber noch bis um neun eine Kassette hören und er musste dann auch selbst das Licht ausschalten. Auch wuste er das wir in nicht vor acht Uhr morgends sehen wollten und auch dass hat wunderbar geklappt. Alles reine Erziehungssache. Auch beim Essen, er wusste ganz genau dass er pünktlich zu sein und zwei Schnitten zu essen hatte. Wobei er wiederum die Freiheit hatte sich vorher oder hinterher mit Süßigkeiten vollzustopfen, aber nur so lange wie es mit dem Essen auch klappt.

Ich will damit sagen, man tut einem Kind nichts gutes wenn es ohne Regeln aufwächst. Ich kannte früher so einen Haushalt, da wurde von den Kindern bis zu den Erwachsenen nur gebrüllt. Jeder kam und ging zum Essen wann er wollte, aßt was er wollte und welche Menge er für richtig hält. Unser Sohn war öfters dort zu Gast und wir hatten die Kinder auch öfters hier, die sich dann auch genauso verhielten wie sie es gelernt hatten. Selbst für meinen Sohn war dass zu stressig, besonders die Brüllerei. Heute sind die Kinder Jugendliche die zwar noch manchmal aus der Rolle fallen aber angnehmer sind als ihre Eltern die sich immer noch so verhalten wie Eingangs beschrieben.

Ich will damit sagen, manchmal siegt auch die Vernunft, allerdings darf man bei Kindern nicht erwarten dass sie von alleine diese Erkenntnis bekommen. Ich halte feste Regeln nicht für spießig oder überholt, ich denke eher dass der Vorwurf der Spießigkeit von der eigenen Faulheit ablenken und diese rechtfertigen soll. Ich würde es mit dem Knall haben nicht so drastisch formulieren aber wenn ich sage dass dieses Verhalten krank ist klingt es eigentlich auch nicht besser.

Das viele Spielzeug ist ein anderes Problem. Manche Eltern mussten in in Kindheit auf vieles verzichten und wollen es jetzt besser machen oder sie sind der Ansicht dass man Kindern jeden Wunsch erfüllen sollte wenn man es für richtig hält und es sich auch leisten kann. Ich kann diese Ansichten nicht teilen, ich denke eher dass die Kreativität bei wenigem Spielzeug mehr gefördert wird und das ein Tierparkbesuch mehr bringt als die zehnte Pferde-DVD. Leider ist man aber machtlos gegen die Vielzahl der Omas und Opas die sich in dieser Sache absolut nicht reinreden lassen wollen. Wir haben auch Unmengen von Spielzeug zu Hause, dass meiste nach Jahren immer noch fast unbenutzt. Ich denke auch dass die Kinder dadurch verwöhnt werden und es nicht mehr richtig lernen die Werte zu schätzen, aber das gibt sich dann irgendwann wenn die Ansprüche größer und damit nicht mehr so leicht bezahlbar sind.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Nein, Du bist weder spießig noch dumm, sondern schlicht und einfach eine ganz normale Mutter. Kein Kind wird dadurch dumm, dass man ihm im Babyalter Flimmerkiste und Co. vorenthält. Meine Kleine schaut ab und zu mal mit wenn die großen Geschwister einen Disneyfilm ansehen, aber das war´s dann auch schon (zumal sie lieber ihre Geschwister vom Fernsehen ablenkt statt wirklich hinzusehen :D ).

Ich finde es wichtiger, dass Kinder sich viel bewegen, damit das Gehirn mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird und außerdem ist das auch besser für die Figur, wenn man sie von klein auf dazu ermuntert herumzutoben. Vor dem Fernseher lernen sie nicht wirklich viel vom "wahren Leben" kennen. Das können sie nur im Umgang mit anderen Menschen lernen.

Auch geregelte Essens und Schlafenszeiten sind ganz entscheidend für die geistige Entwicklung von Kindern. Zumindest unsere Kinder sind "knatschig" ohne Ende, wenn einmal ein Tag aus dem Ruder läuft und sie am letzten Abend erst sehr spät ins Bett gekommen sind. Den anschließenden Zickenterror muss ich mir nicht unbedingt antun :? .

Im Wartezimmer beim Hausarzt ist mir kürzlich eine Frau begegnet, die ich über ungefähr 25 Ecken "kenne". Sie hatte ihre beiden Jungs dabei, der Große ist 10 und der Kleine etwa 2 oder 3 Jahre alt. Kaum waren sie im Wartezimmer angelangt, packte die Frau einen tragbaren DVD-Player (oder sowas ähnliches, jedenfalls hatte es einen kleinen Bildschirm und es lief darauf ein bekannter Kinderfilm) aus und setzte den Kleinen vor das Gerät.

Das Kind rannte immer wieder fort in Richtung Spielecke, die extra für Kinder eingerichtet wurde und ein paar wirklich schöne Spielsachen bietet. Jedes Mal, wenn der kleine Kerl wieder zu den Spielsachen sauste, wurde er von seiner Mutter eingesammelt und vor den Mini-Flimmerkasten gesetzt.

Meine Kleinste mit ihren 16 Monaten saß mit ihrer siebenjährigen Schwester in eben dieser Spielecke und die beiden hatten sichtlich Spaß mit einem Holzpuzzle. Nachdem die Frau ein paarmal ihren Knirps zurück zum Fernseher geschleift hatte, sagte meine "Große" zu der Frau, dass das Kind ruhig mitspielen darf, er würde sie gar nicht stören. Darauf meinte die Frau, er wäre aber noch zu klein für die Spielecke, da wären nur Spielsachen für große Kinder (Anmerkung: Motorikschleife, Bauklötze und Bücher sind also noch nichts für zwei- bis dreijährige Kinder?)

Ich habe mich echt beherrschen müssen der Dame nicht meine Meinung zu geigen. Das auch vor allem vor dem Hintergrund, dass ihr Zehnjähriger in die gleiche Schule geht wie meine Kinder und dort als extremer Störenfried bekannt ist, der ganze Klassen aufmischt und zudem unter ADHS leidet. Sicher, das arme Kind kann ganz sicher nichts für seine Krankheit, aber ich denke solch exzessiver Fernsehkonsum sogar im Wartezimmer ist bei solchen Schwierigkeiten bestimmt eher kontraproduktiv.

Lieber sollen sich meine Kinder draußen in unserem Garten mit Inlinern und Fußball austoben. Vor Bildschirmen müssen sie in ihrem Leben noch genug sitzen.

» Nicky14 » Beiträge: 743 » Talkpoints: 0,09 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde, dass deine Einstellung überhaupt nichts mit "spießig sein" zu tun hat! In meinen Augen liegen hier einfach zwei verschiedene Erziehungsstile mit verschiedenen Zielen vor. Du achtest eben darauf, dass dein Kind viel an der frischen Luft ist und deine Bekannte legt wohl viel Wert darauf, dass ihr Kind von Beginn an mit allen Medien bekannt gemacht wird und diese auch nützt.

Ich persönlich schließe mich absolut deiner Meinung an und achte stets darauf, dass unser Sohn- 2,5 Jahre alt- viel an die frische Luft kommt und sich dort viel bewegt. Auch ist mir viel wichtiger, dass unser Sohn sich mit einem Spiel alleine bzw. auch mit uns gemeinsam beschäftigen kann, als dass er es alleine schafft, einen DVD-Player einzuschalten.

Übrigens finde ich, dass es ebenfalls einen großen Unterschied gibt, zwischen nicht leisten können und nicht leisten wollen. Denn auch mein Mann und ich hätten durchaus das Geld, unserem Sohn jedes neue Spielzeug zu kaufen. Dennoch kaufe ich nur Spielsachen, die in meinen Augen sinnvoll für seine Entwicklung sind und überhäufe ihn nicht damit. Denn damit bewirkt man meist ja ohnehin nur das Gegenteil und die Kinder spielen mit keinem der neuen Spielsachen!

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke du machst es genau richtig. Bei uns läuft es ähnlich ab. Unsere Tochter geht spätestens um 20 Uhr ins Bett, es gibt geregelte Essenszeiten und auch sonst ist alles halbwegs geregelt. Sicher gibt es Ausnahmen, weil es teilweise einfach nicht anders geht.

Ok, unsere Tochter hat ab nächster Woche auch einen eigenen DVD Player, aber der wird nur im Auto verwendet weil wir jetzt dann öfter längere Fahrten vor uns haben und meine Frau mit der Kleinen alleine unterwegs ist, aber im Haus wird er sicher nicht zum Fernsehen verwendet. Hier gibts hin und wieder einen Winnie Pooh aber das wars dann auch schon. Ansonsten gibt ein wenig Spielzeug, etwas zum Malen und einen großen Garten wo sie sich austoben kann. Ich finde das ist viel wichtiger.

» wiesel » Beiträge: 1303 » Talkpoints: 0,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Es wurde hier ja schon angesprochen: Kinder brauchen Regeln und Grenzen. Auch wenn es häufig genug einfacher scheint, den Kindern sämtliche Freiheiten zu gewähren, so ist es auf Dauer stressfreier, wenn ein Kind eben Grenzen und Regeln kennt und auch akzeptieren kann - letzteres ist auch nur eine Frage der Erziehung.

Trotzdem finde ich es ehrlich gesagt schade, wenn man von spießig redet oder dem anderen vorwirft einen Knall zu haben. Denn es hat nun mal jeder einen Erziehungsstil, der demjenigen auch richtig und sinnvoll erscheint und es unter Umständen auch sein kann, wenn vielleicht auch nur teilweise.

Ich selbst bin zwar auch nicht in allen Bereichen so streng, wie es hier teilweise beschrieben wird. Trotzdem gibt es aber Regeln, die sich eben nur zum Teil von denen anderer Eltern unterscheiden, und ich achte auch genau darauf, dass diese Grenzen eingehalten werden, auch wenn das schon ab und an mal stressig ist.

Auch im Bereich Fernsehen und im Bereich Bettgeh-Zeit sowie Aufstehen ebenso wie Mahlzeiten gehe ich mit den meisten hier d'accord: da müssen einfach feste Regeln sein. Etwas anders sehe ich das beim Spielzeug. Klar hat mein Kind nicht alles, was es gern hätte. Ganz sicher besitzt es aber einige Dinge, die andere Eltern für völlig überflüssig halten, weil man das auch woanders nutzen kann. Da habe ich dann aber eben doch einige Dinge gekauft, die mein Kind gern und viel nutzt. Und mal ehrlich: auch wenn das Geld knapp ist, dann ist ein Hüpfkissen für 100 Euro doch günstiger als häufiger mal eine neue Matratze und ein Lattenrost zu kaufen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich bin ja der Meinung das dieser verquere Erziehungsstil schon in vielen Familien Einzug gehalten hat, leider. Meiner Meinung nach werden Kinder viel zu oft vor dem Fernseh oder ähnlichem geparkt, lange aufbleiben ist toll, weil man dann auch nicht früh aufstehen muss und soweiter und so fort.

Ich möchte mein Kind auch nicht so erziehen, sondern auch geregelt Fernsehen und Internet surfen (im entsprechenden Alter) ganz ohne finde ich persönlich geht in der heutigen Zeit nicht. Abendliches Zubettgehen wird auch bei uns in einem Zeitrahmen sein, damit wir als Eltern dann auch noch Zeit für uns haben.

Ich denke schon das Regeln und ein wenig Strenge wichtig sind. Die Eltern sind teilweise aber auch einfach zu faul um sich mit ihren Kindern zu beschäftigen, da ist der tragbare DVD Player der bessere Babysitter, danach mit dem Kind über das gesehen sprechen, ist dann natürlich auch Fehlanzeige.

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich finde es ganz schön blöd, wenn Menschen ihre Kinder schon frühzeitig an den Fernseher gewöhnen. Vom Fernsehen sind kaum Vorzüge für die kindliche Entwicklung zu erwarten und ich finde es eigentlich auch schon problematisch, dass kleine Kinder von zwei oder drei Jahren überhaupt schon fernsehen. Wozu sollte ein Kind überhaupt sinnlos vor einer dummen Kiste sitzen, während es doch mit anderen Kindern oder auch den Eltern spielen könnte. Das wäre wohl wesentlich besser für die Entwicklung eines kleinen Kindes.

Auch fehlende Regelmäßigkeiten finde ich schlimm. Wenn man sich dafür entscheidet, ein Kind in die Welt zu setzen, muss man eben auch damit leben, Kompromisse einzugehen. Dazu gehört auch, dass man eben einen geregelten Tagesablauf hat und nicht solange schläft, wie es einem gerade gefällt, während das Kind im Nebenzimmer vielleicht schon lange darauf wartet, dass endlich jemand kommt und es aus dem Bettchen nimmt.

Auch Besuche auf dem Spielplatz, am See oder sonst irgendwo finde ich wichtig. Ein Kind sollte sich nicht nur innerhalb der Wohnung aufhalten, sondern so viel wie möglich von der Natur kennenlernen. Sehr viele der ganzen Spielzeuge, die man im Laden kaufen kann, wären meiner Meinung nach absolut überflüssig, wenn sich die Eltern mal die Mühe machen würden und mit ihrem Kind mal raus gehen würden. Sehr kleine Kinder können in und von der Natur wesentlich mehr lernen als das zuhause möglich ist. Dieser ganze Elektronikmüll gehört nicht ins Kinderzimmer. Ich denke, dass ohnehin viel zu viele Kinder mit zuviel Elektronikkrempel belastet werden, während ihnen viel zu selten die Möglichkeit gegeben wird, mit anderen Kindern in der Natur zu spielen.

Ich teile deine Meinung und denke, dass diese Frau ihr Kind absolut falsch erzieht. Abgesehen davon tut sie sich selbst auch nichts Gutes, wenn sie ihren eigenen Tagesablauf so wenig strukturiert. Ich nehme mal an, dass sie nicht arbeitet, denn bei so einem Tagesrhythmus ist das wohl kaum möglich. Wie will sie das denn machen, wenn sie mal arbeiten geht und sich nebenher um das Kind kümmert? Solche Leute sind mir wirklich suspekt.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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