Rückführung bis zur eigenen Geburt
Neulich habe ich im Fernsehen ein Bericht gesehen. Und da ging es um die psychologische Rückführung zur eigenen Geburt. Die Probantin war eine Frau, die immer sehr ängstlich gewesen ist und auch nicht sehr selbstbewusst und die Psychologin meinte, dass dies ein Trauma der eigenen Geburt wäre. Sie wurde dann in Hypnose versetzt und sie musste die eigene Geburt noch mal durchmachen.
Schrittweise ging die Psychologin dann zurück. Der Proband wurde immer jünger in der Hypnose, bis sie sich in Embryonalstellung hinlegte und dann musste sie sich aus dem Bauch der Mutter winden. Danach war die Frau angeblich selbstbewusster und auch nicht mehr so ängstlich, weil sie das Trauma der Geburt überstanden hat. Denn die Methode der Psychologin war sanfter als die eigene Geburt, die bei der Proband wohl auch ein Risiko darstellt. Als Neugeborene ist sie wohl im Geburtskanal stecken geblieben und daher ist angeblich das Trauma gekommen.
Glaubt ihr daran, dass man die Geburt nicht verarbeitet haben kann? Dass man nach zig Jahren im Unterbewusstsein noch an die Geburt denkt, die stressig und lebensgefährlich für manche gewesen ist? Kann es möglich sein, dass man sich im Unterbewusstsein wirklich noch an die eigene Geburt erinnert, obwohl man sie im Prinzip schon nach einigen Jahren vollkommen vergessen hat und aus dem Bewusstsein verdrängt hat? Ich kenne kein Kind, was jemals von seiner Geburt gesprochen hat. Also kann ich mir nicht vorstellen, dass sich ein Kleinkind noch an die eigene Geburt erinnert.
Möchtet ihr eure eigene Geburt wieder in euer Bewusstsein bekommen? Ich muss sagen, dass ich denke, dass es dann doch auch eher zu einem Trauma kommen kann, wenn man sich dann bewusst an diese Geburt erinnert. Die Frau, mit der die Rückführung zur eigenen Geburt gemacht wurde, konnte erzählen, wie es ist, wenn ein Baby zur Welt kommt und sie konnte es aus der Sicht eines Babies erzählen.
Dass man sich unterbewusst noch an seine Geburt erinnern könnte und daran auch irgendwelche "Schäden" genommen haben könnte, das bezweifle ich gar nicht. Selbst, wenn man sich bewusst an etwas nicht mehr erinnern kann, im Unterbewusstsein sind die Erinnerungen ja immernoch erhalten. Das könnte sicherlich auch Auswirkungen auf das Jetzt haben.
Allerdings wirken diese "Rückführungs"-Angebote auf mich dennoch esoterisch. Das hat verschiedene Gründe, die ich noch erläutern möchte. Und zwar ist es ja, erstens, so, dass diese "Rückführung" nicht von allen Psychologen durchgeführt wird, sondern nur von sehr speziellen. In der Ausbildung, beziehungsweise dem Studium, zum Psychologen, lernt man soetwas nicht. Diese ganze "Rückführung bis zur Geburt"-Theorie wird also nicht gelehrt, und ist auch gar nicht anerkannt.
Und zweitens, diese Leute, die diese "Rückführung" anbieten, auch, wenn es ausgebildete Psychologen sind, machen auf mich keinen besonders guten Eindruck. Meist wirken sie einfach enorm esoterisch. Damit meine ich nicht nur ihre Methoden bei der "Rückführung bis zur Geburt", sondern auch, was diese Psychologen sonst so anbieten. Denn wenn man mal nach so einem Angebot sucht, was ich interessehalber schon das letzte Mal gemacht hatte, dass ich von diesem Thema hörte (es ist ja kein Neues), dann findet man sehr "interessante" Dinge. Jedenfalls haben die "Praxen", die ich gefunden habe, die solche "Rückführungen zur Geburt" anboten, auch allen möglichen anderen Kram angeboten, den man einfach nur als esoterisch bezeichnen konnte, und als vollkommen unwissenschaftlich, sprich, eigentlich als abergläubischen Humbug. So irgendwelche "Chanelling"-Angebote, Kontakte zu Engeln und Naturgeistern, oder was weiß ich, was für einen Blödsinn noch.
Wegen solchen Dingen erscheint mir das Ganze wenig seriös. Wenn man irgendwelche psychischen Probleme hat, sollte man, wenn man diese behandeln lassen möchte, doch lieber zu einem schulmedizinisch ausgebildeten Psychologen gehen. Wobei auch bei denen die Qualität variiert, denn es gibt verschiedene psychologische Schulen, von denen mir einige auch sehr suspekt sind und unsinnig erscheinen.
Was ich mich übrigens auch frage, ist, ob man denn sich überhaupt irgendwie an seine Geburt erinnern könnte, also, ob das überhaupt biologisch möglich ist. Selbst, wenn es um Hypnose geht. Denn wenn das vom Hirn her einfach nicht funktionieren kann, dann weisen natürlich jegliche Versuche, es dennoch so zu funktionieren, auf Scharlatanerie hin, wenn behauptet wird, es könne in jedem Fall klappen.
Und wenn ein Patient dennoch glaubt, es habe bei ihm geklappt, wer sagt dann, dass er sich nicht all das, was er über seine eigene Geburt nun zu wissen glaubt, eingebildet hat? Vielleicht hat er es ja auch durch den Psychologen eingeredet bekommen. Es gibt da ja dieses schöne Phänomen, das mittlerweile sogar benamt ist, das davon handelt, dass Psychologen ihren Patienten bestimmte Dinge einreden, die nie passiert sind. Und die Patienten glauben dann, dass diese Dinge tatsächlich passiert seien. Vielleicht ist es bei dieser "Rückführung" auch so?
Ich würde mich übrigens, auch, wenn es wirklich ginge, nicht an meine Geburt zurück erinnern können. Ich finde da einfach nichts Reizvolles dran, im Gegenteil, besonders schön stelle ich mir es sowieso nicht vor. Übrigens kam ich in einer sehr blutigen Kaiserschnittgeburt zur Welt, und hatte wohl auch Sauerstoffmangel. Daran will ich mich nicht erinnern wollen. Im Gegenteil, ich bin froh, das überwunden zu haben!
Und Schaden scheine ich dabei ja nicht genommen zu haben. Allgemein kenne ich ja einige Leute, die eine schwierige Geburt hatten, die aber keinen psychischen Schaden davon bekamen. Vielleicht weißt das ja darauf hin, dass diese Behauptung, dass man durch eine schwierige Geburt psychische Traumata entwickelt, sowieso blödsinnig ist?
Nur weil die Rückführung nicht von allen Psychologen durch geführt wird, bedeutet das ja nicht, dass sie nicht legitim ist.
Und was bedeutet, dass diese Psychologen "esoterisch wirken" bzw. wie viele solcher Psychologen kennst du? Abgesehen davon, war und ist alles in der Medizin irgendwann mal ein reiner Versuch - obs klappt zeigt sich erst nachdem man es probiert hat. Also nur, weil es (noch) nicht als Standard gelehrt wird, heisst das ja nicht unbedingt, dass es nicht funktioniert.
Das die Erinnerung an die Geburt möglich ist - davon bin ich überzeugt. Es ist halt einfach nur so, dass du dich an alles was länger her ist nicht mehr so leicht erinnerst. (Denk daran, was du zu deinem 20. Geburtstag gemacht hast und dann frag das gleiche mal einen 70-jährigen)
Ob jemand durch die Geburt einen psychischem Schaden davon getragen hat, kann man als Aussenstehender meiner Meinung nach schwer beurteilen. Wenn z.B. jemand gewisse Ängste hat (z.B. müssen in der Nacht alle Fenster zu sein...), wird er das 1. kaum jemanden sagen und 2. kann man das ja nicht gleich auf die Geburt zurück führen.
Auch ist es ja so, dass die Geburt psychische Störungen auslösen kann aber nicht unweigerlich muss, und es auch sicher nicht allzu oft tut.
Was ich mit "esoterisch" meine, habe ich doch bereits geschrieben. Viele der Psychologen, die diese "Rückführungen" anbieten, die man online so finden kann, beziehungsweise alle, die ich bei meiner damaligen Recherche so finden konnte, und das waren nicht wenige, hatten in ihrem "Leistungsangebot" auch noch einige Dinge, die absolut esoterisch und unwissenschaftlich sind. Ich habe ja schon die Kontakte zu Engel und Lichtwesen, Naturgeistern, und so weiter, angesprochen. Du magst daran vielleicht glauben, aber für mich ist das Humbug, und auf mich wirken daher Leute, die lauter solche Dinge im Angebot haben, auch nicht besonders seriös. Wenn die dann von "Rückführungen zur Geburt" reden, und zwar irgendwie nur solche Leute, dann erscheint mir das ebenfalls wenig seriös, da es ja genau nur von diesen Leuten kommt, die auch an Naturgeisterkontakte und weiß ich was glauben.
Übrigens verliert man Erinnerungen nicht chronologisch linear. Wenn du mich fragst, was ich an meinem 20. Geburtstag gemacht habe, dann weiß ich darüber weniger, als über das, was ich an meinem 7. Geburtstag tat. Da habe ich nämlich eine wunderschöne Feier gehabt und am 20. Geburtstag war nichts. Natürlich erinnere ich mich dann besser an den siebten. Menschen vergessen also nicht Dinge automatisch, weil sie lange her sind. Man vergisst besonders Dinge, die einem unwichtig erscheinen, egal, wie alt sie sind, und man erinnert sich an Dinge, die einem besonders viel bedeuten, oder die sehr ungewöhnlich oder emotional waren. Da ist es auch egal, ob das gestern oder vor zehn Jahren war.
Was die "pschychischen Schäden" anbelangt, so wird man ja immerhin selbst wissen, ob man irgendwelche Ängste oder Unsicherheiten hat, oder nicht. Und ich kann dir sagen, dass ich, obwohl meine Geburt nicht unkompliziert war, keinerlei Phobien habe, nicht unbedingt unsicher bin, und auch sonst keinen psychischen Knacks zeige. Natürlich kann man in jedes Verhalten einen hinein interpretieren, das ist eine Frage der Weltanschauung. Wie es eben so ist, bei der Frage: "Was ist normal?" oder "Was ist Krankheit, was ist einfach ein Charakterzug?".
Also zu 1: Nein ich glaube nicht an Kontakte mit Lichtwesen, Engeln oder dergleichen. Ich denke halt nur nicht, dass jemand automatisch esoterisch ist, weil er sich auf wissenschaftlich unberührtes Gebiet begibt.
Zu 2: Das man nicht chronologisch linear seine Erfahrungen/Erinnerungen vergisst ist mir schon klar nur ist es grundsätzlich warscheinlicher das man sich mit 30 Jahren an mehr Dinge seines 20. Geburtstags o.ä. erinnert als mit 70 Jahren.
Und zu 3: Ich habe damit nicht sagen wollen, dass du eventuell doch eine psychische Störung wegen deiner Geburt hast - das kann ich 1. nicht beurteilen und 2. steht mir das auch nicht zu. Ich meinte lediglich, dass du als Aussenstehender kaum beurteilen kannst ob jemand anders einen Schaden von seiner Geburt davon getragen hat - eben weil die Person a) kaum drüber reden wird und b) meist selbst nicht weiß woher der Schaden kommt.
LG, labade
Ich denke, du verstehst leider nicht, was ich sagen möchte. Ich möchte nicht automatisch sagen, dass jeder, der noch nicht etablierte Dinge tut, automatisch ein Spinner sei. Sonst könnten wir auch Galileo Galilei und sonst wen anführen. Natürlich ist etwas immer unetabliert, wenn erst die ersten Schritte gemacht werden.
Ich meine nur, dass ich allgemein nicht besonders viel Vertrauen in Leute habe, die mir erzählen, dass die Kontakte zu Lichtwesen halten oder mit Verstorbenen reden können - gegen ein gutes Honorar, versteht sie. Es ist ein Misstrauen gegen solche Leute. Und wenn gerade diese es sind, die eine neue Theorie aufstellen, wie beispielsweise die "Rückführung bis zur Geburt", dann habe ich, da es ja von solchen Leuten kommt, eben das Gefühl, wenn ihr sonstiges Gerede über Geister und Co. Spinnerei ist, dann ist die Gefahr groß, dass ihre neuen Theorien genau so eine Spinnerei sind. Natürlich muss das nicht automatisch der Fall sein, aber die Gefahr ist irgendwie größer, als wenn diese Leute sonst noch keine Spinnereien verbrochen hätten, mit denen sie mir schon negativ aufgefallen wären.
Übrigens gibt es schon Leute, die über ihre psychischen Probleme reden. Sicher wird das bei vielen Menschen(gruppen) nicht so sein. Smalltalk sieht Psychosen nicht vor. Aber in den Kontakten, die ich habe, ist es nicht ungewöhnlich, dass ein guter Freund oder Bekannter mir von einer Depression, einer Phobie oder ähnlichen Dingen erzählt. Das sind aber übrigens alles Leute gewesen, die eine "normale" Geburt hatten, interessanterweise.
Dann muß man aber noch weiter zurückgehen nämlich bis in die Schwangerschaft. Man denke nur daran wie verunsichert manche Frauen sind, wenn sie erfahren, daß sie schwanger sind und welche Probleme eine Schwangerschaft für manche aufwirft. Dann verlaufen auch Schwangerschaften oft nicht so optimal. Man denke nur an Blutungen, Gestose, vorzeitige Wehen und was es sonst noch an Schwangerschaftskomplikationen gibt.
Und wo zieht man dann die Grenze, ab wann sich das Gehirn erinnern kann? Das ist jetzt wohl eher schon eine philosophische Frage, die in die Richtung geht, ab wann ist ein Zellhaufen ein Mensch.
Es gibt Kinder, die ausgesprochen dramatische und traumatische Geburten hinter sich haben, aber dennoch keinerlei "Symptome". Wie kann man sich das dann erklären? Dass die Mutter während der Geburt so positiv eingestellt war? Ich glaub, eine Mutter merkt, auch wenn die Geburt ein Ausnahmezustand ist, dass etwas nicht so läuft oder ist wie es sein sollte. In so einer Situation ist die werdende Mutter sicher verunsichert und hat Angst um ihr Baby.
Aber ich bestreite keineswegs, dass so eine Rückführung auch für manche eine Lösung der eigenen Probleme sein kann. Auch der Glaube versetzt Berge.
Es mag schon sein, dass die Rückführung in diesem speziellen Fall der Patientin geholfen haben mag, allerdings ist dass dann auf Suggestion zurückzuführen. Ich glaube kaum, dass man sich - unter Zuhilfenahme welcher Mittel auch immer - an seine eigene Geburt erinnern kann, da dies biologisch zum Zeitpunkt der Geburt Sinneseindrücke und -empfindungen auf diese Art und Weise abzuspeichern.
Des Weiteren halte ich die These, dass ein Steckenbleiben im Geburtskanal ein derart heftiges Trauma auslösen kann. Auch hätte ich nicht gehört, dass solche Rückführungen von ernst zu nehmenden Kalibern der Psychologie durchgeführt werden. Dass diese Art der Therapie noch keinen Eingang im Lehrplan irgendeines Psychologiestudenten geführt hat und auf einer Ebene Geisterbeschwörungen und sonstigen zweifelhaften Praktiken steht, spricht eine eindeutige Sprache. Und nein, wenn es möglich wäre, würde ich dankend darauf verzichten, mich an meine Geburt zurückzuerinnern. Wozu auch?
Im Unterbewusstsein bleiben viele Erlebnisse und Eindrücke fest verankert. So hat man ja auch zum Beispiel schon Leute gefunden, die sich plötzlich an eine Sprache erinnerten, die sie als ganz kleines Kind gehört hatten. Oder eben auch an einschneidende Erlebnisse, wie einen Unfall. Das ist auch nichts Esoterisches, sondern leicht zu erklären.
Bei solchen Rückführungen aber spielt meiner Ansicht nach viel zu viel Esoterik mit hinein. Dass es in dem hier beschriebenen Fall funktioniert hat, hat meiner Meinung nach mehr mit dem Placebo-Effekt zu tun. Die Patientin glaubte, so ihr Trauma überwinden zu können, und weil sie eben dran glaubt, funktioniert es auch.
Insofern war die Behandlung also erfolgreich, aber bei jemand anderem, der nicht offen für solche Praktiken ist, würde das nicht funktionieren. Ich würde das auch nicht wollen. Zum einen denke ich nicht, dass es bei mir überhaupt funktioniert, zum anderen sehe ich keinen Sinn darin. Was soll es einem denn bringen, wenn man sich an die eigene Geburt erinnert?
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