Kollegen akzeptieren Gehaltskürzung statt Entlassung

vom 21.07.2010, 19:59 Uhr

Nachdem es unserer Firma sehr schlecht geht, wurde uns in einer Mitarbeiterversammlung mitgeteilt, dass wir auf 15% Gehalt verzichten sollen, um Entlassungen zu vermeiden. Ich muss dazu sagen, dass unser Unternehmen Gewinne erwirtschaftet und keine roten Zahlen. Wir sollen zusammen mit unserer Filialleiterin entscheiden.

Das Problem ist, dass die meisten Kollegen die Gehaltskürzung akzeptieren und ich, als eine der wenigen eigentlich dagegen bin. Ich weiß nicht, wie ich dann noch über die Runden kommen soll, denn das Gehalt ist eh schon schlecht. Ich kann jedoch niemanden so wirklich überzeugen, da fast alle der Meinung sind, besser weniger Geld als gar keine Arbeit. Wie seht Ihr das?

» ten points » M » Beiträge: 741 » Talkpoints: 11,49 » Moderator



Das ist natürlich eine schwierige Situation. Ich kann dich aber auch gut verstehen. Denn wenn du jetzt schon wenig Gehalt bekommst, dann ist natürlich schwer nochmal auf 15 % zu verzichten.

Andererseits musst du natürlich daran denken, dass die Kürzung sehr wahrscheinlich notwendig ist, da man sonst einen Teil der Mitarbeiter entlassen müsste. Also verzichten so jetzt alle Mitarbeiter auf einen Teil ihres Gehalts, anstatt dass niemand verzichtet, dafür aber ein Teil der Kollegen ihren Job verliert.

Ich denke auch, dass dein Unternehmen bei einer besseren wirtschaftlichen Lange die Gehälter bestimmt wieder anheben wird, sodass du wieder deinen alten Lohn bekommen wirst. Aber du kannst jetzt natürlich die Kürzung erst einmal akzeptieren und dich nebenbei nach einer neuen, besser bezahlten Stelle umsehen. In der Zwischenzeit hast du noch einen Job, in dem du immerhin noch einen Lohn bekommst. Denn besser als die Arbeitslosigkeit wird der verminderte Lohn bestimmt sein.

» BrilleWilli » Beiträge: 1810 » Talkpoints: 14,07 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Wenn im Rahmen einer Betriebsvereinbarung so etwas geregelt wird, würde ich mich auf Arbeitnehmerseite oder Seite des Betriebsrats (wenn es so etwas in dem Unternehmen noch gibt) auf jeden Fall mit einem Arbeitsrechtler in Verbindung setzen, der die Interessen der Arbeitnehmer vertritt. Nur so kann eine Vereinbarung schriftlich fixiert werden, die auch den Arbeitgeber bindet, sich an diese Vereinbarung zu halten. Andererseits kann man als Arbeitnehmer aber selbst den juristischen Weg wählen. Die Art der Kundigung kann nur eine betriebsbedingte sein, in dem skizzierten Fall. Das als Arbeitgeber mit fetten schwarzen Zahlen zu begründen, dürfte schwierig sein.

Andererseits bringt eine erfolgreiche Klage auf Weidereinstellung nach einer Erstens mal bringt das Unfrieden bei den Kollegen, die die Änderungskündigung akzeptiert haben und jetzt weniger Kohle kregen, als diejenigen die sich juristisch erfolgreich gewehrt haben. Andererseits fällt Arbeitgebern leider immer was ein, unliebsame Arbeitnehmer loszuwerden. Vor den Arbeitsgerichten werden da gerade die bizzarsten Fälle behandelt.

» Laberbacke » Beiträge: 11 » Talkpoints: 3,67 »



Ja, ja. Und alles, weil der Gewinn für die Aktionäre nicht dick genug ausgefallen ist! Ich finde, Du liegst absolut richtig! Das solltet Ihr Euch nicht gefallen lassen! Ich weiß ja nicht was Du verdienst aber alles wird teurer! Da steht man sich ja mit Harz 4 besser! So kann es doch nicht weiter gehen in Deutschland! Ich kenne so viele, die arbeiten 40 Stunden für 1000 Euro netto. Davon kann man doch kaum leben, vor allem nicht mit Kindern. Lasst Euch mal nix erzählen, die Situation wird nur für die Geringverdiener immmer schlechter während sich andre den Bauch voll fressen!

» BrotRTL » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Wie wurde denn argumentiert, wenn aktuell noch Gewinne vorhanden sind? Vor allem stellt sich die Frage, ob die Aktion befristet ist oder aber unbefristet laufen soll. Denn dann müsste es ja neue Verträge geben, weil hier ein wesentlicher Teil der Vereinbarung geändert werden soll.

Bevor Du Dich nun als mutige Einzelkämpferin quer stellst und am Ende u.U. als erste gehen darfst (eine reale Gefahr), solltest Du auch andere Vorschläge einbringen. Würde es denn helfen, für eine befristete Zeit mehr zu arbeiten oder fehlen wirklich Aufträge?

Wie groß wäre denn der Betrieb um den es hier geht und gibt es eine (gewerkschaftsnahe) Arbeitnehmervertretung? Das wäre zumindest die erste Anlaufstelle, wenn es um die rechtlichen Belange und Möglichkeiten geht.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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