Lernen kurz vor dem Einschlafen

vom 05.07.2009, 11:35 Uhr

Hallo,

als ich ein paar Freunde von der Schule befragt, wie sie sich denn auf Arbeiten vorbereiten und darauf lernen bekam ich folgende Antwort: Wir lernen immer am Abend vor der Arbeit, kurz vor dem Einschlafen im Bett, somit lernt man viel besser und kann sich den Stoff viel besser merken.

Doch ich frage mich, stimmt das wirklich? Ich denke es würde an ein Wunder grenzen, dass man sich den Arbeitsstoff auf diese Art und Weise wie ein Kinderspiel an sich "binden" kann. Falls es funktioniert, wie funktioniert es und warum?

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» EVguitarsNW » Beiträge: 149 » Talkpoints: 0,40 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich habe das früher in der Schule auch oft so gemacht und meine Erfahrung damit ist: Man merkt sich den Stoff gut für den nächsten Tag, aber dauerhaft bleibt nichts davon hängen. Insofern ist es natürlich keine so gute Lernmethode, wenn man etwas wirklich behalten will.

Allerdings ist es in der Schule manchmal so, dass lächerliche Dinge in Tests abgefragt werden, zum Beispiel genaueste Details aus einem Roman oder alle Großstädte Japans, die man nicht bis in alle Ewigkeit aus dem Kopf wissen muss. Insofern ist das schnelle Auswendiglernen am Abend vor der Arbeit manchmal auch gar nicht so schlecht, weil man eben so ganz genaue Fakten schnell lernen kann. Man muss eben abwägen, wie wichtig der Stoff nach der Arbeit noch sein wird.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Also ich muss gestehen, dass ich das auch so mache. Und das seitdem ich denken kann - ich bin damit bis Ende der 9. gut am Gymnasium vorwärts gekommen (2,3) (außer Mathe, aber naja) - musste dann aber aus gesundheitlichen Gründen ... wegen Mathe und der neuen Oberstufenreform in Sachsen...sowie weil ich keine Lust mehr hatte und weil ich das Abi für meinen Traumberuf auch nicht gebraucht hätte - das Gymi - abbrechen und auf die Mittelschule wechseln, um dort die 10. und den Abschluss (1,4) zu machen. Jetzt habe ich das erste Ausbildungsjahr mit einem Schnitt von 1,188 beendet - und das alles mit dieser "Lernmethode". Klar, vielleicht hätten einige Noten noch besser werden können, aber ich bereue trotzdem nicht so gelernt zu haben...wenn ich gelernt habe :lol:

DAS ist nämlich die Methode aller faulen Menschen, die Effektivität ist deffintitiv sicher nicht erwiesen. Ich hatte mir eigentlich immer vorgenommen wenigstens schon mal am Nachmittag anzufangen, letztendlich bin ich mit meinem Hefter immer im Bett gelandet. Geklappt hat es sicherlich, weil ich ganz einfach ein Mensch bin, der unter Druck wesentlich besser arbeitet, als ohne Druck, weil ich immer nur Stichpunkte mitschreibe, die wichtigsten Punkte bunt mit Textmarker markiere und mir dann so nur einige Pfeiler merken muss (wenns mal wieder schnell gehen muss) , zwischen denen ich "hin und herspringe" und mir das dazwischen irgendwie versuche selber zu erklären oder ich arbeite mit dem fotografischen Gedächtnis; d.h. "dort hatte ich den Stichpunkt blau gemalt und dort einen rot, was stand dazwischen?" Und so komm ich dann meistens in der Arbeit immer drauf - wenn ich mir nochmal abends alles durchgelesen habe.

Vielleicht nimmt das das Gehirn auch mit in den Schlaf, was ich ihm als letztes zu "futtern" gegeben habe, so als kleiner Mitternachtssnack und während ich mich ausruhe,macht sich das Gehirn dann so seine Gedanken. Und wenn ich dann frühs aufstehe, weiß ich erstmal nix mehr, lese dann nochmal alles nach und dann in der Schule nochmal und weiß es dann irgendwie einfach wieder.

Aber zu empfehlen ist es eigentlich aus pädagogischer Sicht nicht, weil dann das meiste nur schnell ins Kurzzeitgedächtnis gepfiffen wird, du das zwar in der Arbeit (wenn du Glück hast) alles weißt, aber so schnell du dir das Wissen angeeignet hast, vergisst dus auch wieder. Nicht alles, aber einiges. Das lohnt sich für sinnlose Musik-LKs, oder für Ethik/Religionkram oder eben für alles, wo du jetzt weißt, dass es eigentlich nur Quatsch ist und dus nie wieder brauchen wirst. (Das wäre für mich immer Zeitverschwendung gewesen dafür Stunden oder gar Tage oder Wochen zu opfern, wenn ichs doch eh nicht brauche bzw. es einem im praktischen Leben auch einfach nix nützt. Definitionen zum Beispiel.)

Aber so wichtige Dinge, wie Zusammenhänge in Geschichte, Hauptstädte oder Prozentrechnung - wo Du im Leben immerwieder draufstößt und nicht dran vorbeikommst, wo Du vielleicht auch noch ne Prüfung absolvieren musst irgendwann mal - für sowas solltest Du schon mehr Zeit einplanen. Das nützt nichts, wenn Du dann wieder von vorne anfängst mit "Lernen" und dann in der schweren Stunde (in der Prüfung) aus Angst und Aufregung plötzlich alles vergessen hast. Hast Du da wirklich richtig ordentlich dafür gelernt, kannst Du auch mit einem guten Gewissen in die Prüfung starten. Auch bei LKs ist das natürlich so. Ich weiß nicht, wie oft ich mir vor einer Arbeit gewünscht habe doch nur besser gelernt zu haben.

Du kannst das "schnelle Lernen" ja mal ausprobieren das nächste Mal, aber nicht jeder Faulpelz hat so viel Glück wie ich :lol: Wenns nicht klappt, musst Du wohl oder übel wieder auf die "Oldschool" Variante zurückgreifen, die ja eigentlich auch die bessere ist ;-).

Wenn Dir Schule und Lernen aber allgemein schwer fallen, dann macht es auch keinen Sinn so zu arbeiten und erst einen Abend vorher anzufangen. Da ist nunmal leider jeder anders veranlagt.

Was ich aber wärmstens empfehlen kann, ist das Stichpunkte mitschreiben. Lehrer denken sich manchmal so ungeheuer lange Sätze aus, die man gar nicht so recht begreifen kann, wenn man ungeliebten Lernstoff pauken will/muss. Da sitzt man dann vor 300 Wörteren - die man anders geschrieben auch in 5 Stichpunkten mit 50 Wörtern hätte ausdrücken können. Also ich hatte immer ein großes Problem mit so viel Text, konnte mich dann einfach nicht konzentrieren und hatte auch viel weniger Lust zum Pauken. So habe ich angefangen nur noch Stichpunkte mitzuschreiben oder wenn es Lehrer gab, die trotzdem Sätze im Hefter haben wollten, zu Hause beim Lernen nochmal alles in Kurzfassung aufzuschreiben. Dann habe ich immer die wichtigsten Wörter mehr als deutlich markiert - auch Überschriften einzelner Abschnitte (die mussten/müssen aber alle dieselbe Farbe haben, damit es auch Sinn macht und man nicht durcheinanderkommt mit seinem Fotografischen Gedächtnis ;-) )

Durch die Stichpunkte zwingt man sich auch alles wirklich zu begreifen und nicht nur auswendig zu lernen. Vielleicht macht das dann auch ein weniger aufwendigeres Lernen möglich - man muss sich ja nur ein paar Wörter merken und kann so schneller den ganzen Stoff durcharbeiten.

Aber mehr als einen Abend sollte man (eigentlich) schon investieren - das ist mein Rat, den ich Dir mit auf Deinen steinigen Weg durchs hoffentlich schöne Leben geben will :lol:

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Uns hat man früher gesagt, dass man am Tag vor den Arbeiten eigentlich gar nicht mehr lernen sollte. Wie ja schon erwähnt wurde ist das einfach keine Methode, um etwas dauerhaft zu lernen.

Ich selbst bin in der Schule eigentlich ganz gut damit gefahren, dass ich nur während des Unterrichts gut aufgepasst habe; sonst musste ich eigentlich nie groß etwas lernen. Natürlich gab es öfters auch mal solche Sinnlos-Tests, da habe ich es auch nach dem hier beschriebenen Kurzzeitgedächtnisprinzip gemacht.

Im Studium hat das so natürlich nicht mehr funktioniert. Aber wenn man jede Vorlesung gut nachbereitet hat und auch sonst den Stoff häufiger wiederholt hat, kann man ohne großen Zeitaufwand vor den Prüfungen gut durchkommen. Der Trick ist eben, so früh wie möglich den Stoff zu wiederholen, denn dann ist er noch frisch und man braucht nicht so viel Zeit aufzuwenden als wenn man den ganzen Stoff auf einmal lernen muss.

Aber natürlich gab es auch im Studium dann die abendlichen Lernsessions, wo man noch einmal in einer Lerngruppe die wichtigsten Punkte abgearbeitet hat und noch einmal über letzte Fragen diskutiert hat. So hat das eigentlich ganz gut geklappt.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Also wie ein Kinderspiel kann man so auch nicht lernen. Man muss sich dann genauso hinsetzen und den Stoff in den Kopf bekommen und das ist abends genauso schwer bzw. leicht wie morgens.

Allerdings kann man sich, wenn man direkt vor dem Schlafen lernt, am nächsten Tag echt besser an den Stoff erinnern, wenn man am nächsten Tag versucht, den Stoff abzurufen. Das kommt daher, da man, wenn man direkt vorm Schlafen lernt im Schlaf noch weiterlernt, weil das Gehirn auch im Schlaf weiterarbeitet.

Allerdings trifft das nur auf das generelle Lernen abends zu. Vor Klausuren oder Arbeiten sollte man am Abend vorher nicht noch extra lernen, sondern entspannen. Zumal es auch sehr stressig sein kann, wenn man sich den ganzen Stoff am Abend vorher rein zwängen will und man dann merkt, dass alles viel zu viel ist und man das nicht schafft.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Für mich klingt das nicht so, als dass man sich dieses Wissen dann auch für längere Zeit einprägen kann. Ich denke, dass das, was man am Abend vor einer Prüfung lernt, im Kurzzeitgedächtnis gespeichert wird und dann bis allerhöchstens zur Prüfung am nächsten Tag behalten werden kann.

Normalerweise sollte man Dinge, die man lernen möchte, mehrere Male gelesen, gesehen und sich eingeprägt haben, so dass sie dann auch für längere Zeit im Gehirn gespeichert werden.

Die Schüler, die abends kurz vor dem Zubettgehen lernen, haben ihr Gelerntes schnell wieder vergessen und wenn man sie später wieder einmal danach fragt, können sie darauf nicht mehr antworten. Außerdem ist die Konzentration am Abend, wenn man dann unter Zeitdruck steht, noch ein gewisses Pensum an Unterrichtsstoff lernen zu müssen und wenn man am Tag eine Menge erlebt hat, was man abends noch verarbeiten muss, nicht mehr sehr hoch, so dass man gar nicht so viel lernen bzw. behalten kann, wie man vielleicht möchte.

Ich finde es auf jeden Fall nicht sinnvoll, wenn man erst am Abend vor der Prüfung anfängt, sich den Unterrichtsstoff an zu schauen. Viel besser wäre es, einige Tage vor der Prüfung mit Lernen anzufangen und den Stoff mehrmals zu wiederholen, damit er sich einprägen kann und dass man ihn auch nach der Prüfung noch weiß.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Vor dem Einschlafen zu lernen ist eine unglaubliche Erleichterung, wenn man gewillt ist, zu akzeptieren, dass auf diese Art gelernter Stoff nur bis zu Prüfung im Kurzzeitgedächtnis verweilt und nicht länger. Es ist also sinnvoll diese Methode vor Prüfungen in Fächern anzuwenden, die man nicht für sich selber als wichtig erachtet. In den Fächern, die man ohnehin später benötigt, ist es natürlich nie von Nachteil ein fundiertes Wissen zu haben, das jederzeit im Langzeitgedächtnis zum Abruf bereitsteht.

Also ja, die Methode funktioniert tatsächlich und das hat auch einen recht simpel zu erklärenden Grund. Im Schlaf verarbeitet das menschliche Gehirn das Tagesgeschehen. Prinzipiell wird das, was knapp vor dem Einschlafen geschieht, intensiver vom Gehirn behandelt. Den Stoff lernst du also einmal vor dem Einschlafen und festigst in dann beim Schlafen, so du zwischen Lernen und Schlafen nicht noch ferngeschaut, gelesen oder am PC gespielt hast. Das wichtigste ist gleich nach dem Lernen schlafen zu gehen, ohne dazwischen noch etwas zu erledigen.

» nirandor » Beiträge: 129 » Talkpoints: 1,72 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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