Nach welchem Buch leben Buddhisten?
Christen leben nach der Bibel und Muslime nach dem Koran. Nach welchem Buch leben aber Buddhisten? Gibt es von diesem Buch auch eine deutsche Übersetzung?
Ich würde gerne mal in die Religionslehre reinschnuppern und sehen, wie Buddhisten nach ihrem Glauben leben. Welche Übersetzung (sofern es eine gibt) kann man da empfehlen?
Hallo Diamante,
im Buddhismus gibt es keine einzige Schrift, auf die sich alle berufen. Der Buddhismus ist seinen Inhalten nach auch eher eine Philosophie, als eine Religion im engeren Sinne.
Wenn dich die englische Sprache nicht abschreckt, findest du hier einige ältere Schriften, die heute von den meisten Schulen als authentisch angesehen werden. In deutscher Sprache bietet die Deutsche Buddhistische Union eine leicht verständliche und gute Einführung auf ihrer Homepage.
Aloha,
ka mau
Den Buddhismus als solchen gibt es nicht. Es gibt verschiedene leicht unterschiedliche Glaubensrichtungen, die im Begriff "Buddhismus" zusammengefasst werden. Und die glauben alle an etwas unterschiedliche Dinge, außerdem gibt es da auch unterschiedliche Schriften. Ich denke mal, du würdest dich für zumindest alle größeren Richtungen interessieren, oder? Oder möchtest du nur Texte zu einer speziellen Ausrichtung haben?
Die Basis der verschiedenen Arten von Buddhismus sind die Aussagen vom ersten Buddha, Siddharta Gautama. Das war, ganz naiv gesprochen, halt ein adliger Inder, der eben zu bestimmten Schlüssen kam und bestimmte Moralregeln aufstellte, ja, der quasi eine Religion gründete. Er hatte viele Leute, die seine Regeln gut fanden, ganz salopp gesagt, und so bekam er eben immer mehr Anhänger und der Buddhismus entstand. Da eben allerdings verschiedene Auffassungen herrschten, hat sich das alles bisschen abgespaltet, gerade auch regional.
Also wie man sieht, sind die Ideen des ersten Buddhas quasi der Kern der Richtungen des Buddhismus. Er hat sie aber nie selbst nachgeschrieben, sondern seine Anhänger haben das, was sie von ihm gelehrt bekamen, später niedergeschrieben. Und zwar erst 200 Jahre nach seinem Tod, wo dann natürlich die Gefahr besteht, dass das alles schon sehr verfälscht wurde, bis dahin. Und es gab auch verschiedenste Dinge, die über seine Lehren geschrieben worden sind, eben je nach persönlicher Auffassung des Schreibers. Die anerkanntesten nennt man heute zusammengefasst den "Pali-Kanon". Das ist nicht der einzige buddhistische Kanon, sondern es gibt eben auch noch andere, zum Beispiel den chinesischen Kanon und den Sanskrit-Kanon. Aber der Pali-Kanon ist eben der größte und gemeinhin anerkannteste. Wobei auch nicht alle buddhistischen Richtungen alles aus diesem Kanon anerkennen. Jede Richtung erkennt quasi immer nur Teile an.
Die Richtungen des Buddhismus beschäftigen sich hauptsächlich damit, wie man sich im Leben verhalten soll, und wie man es anstellt, nach dem Tod auf einer hohen Stufe wiedergeboren zu werden. Das stellt man eben durch das Befolgen von Tugenden an und dadurch, dass man schandhafte Dinge meidet. Das Ziel ist aber nicht, irgendein perfektes Überwesen mit Superkräften zu werden , sondern als Ideal gilt die völlige innere Ruhe, was aber auch beinhaltet, dass man sich von Gelüsten nicht leiten lässt und nach nichts giert. Einige Leute meinen, das sei ziemlich langweilig, aber das ist Ansichtssache. Ach so, und es wird immer wieder nahe gelegt, dass man nicht nur Gutes tut, damit man besser wiedergeboren wird, sondern auch das respektvolle Verhalten gegenüber anderen Lebewesen wird betont, als Sache, die man des Zusammenlebens willen einhalten sollte. Es ist also nicht alles ein reines Belohnungs-und-Strafe-Prinzip.
Im Buddhismus allgemein gibt es an sich keinen Gott, Buddhismus ist mehr eine Einstellung, wie man mit seinem Umfeld umgeht. Es geht nicht zwingend darum, irgendwelche Gebete zu sprechen (obwohl es solche gibt und diese auch gebetet werden), sondern der Fokus liegt eher darauf, wie man mit sich selbst und mit anderen Wesen umgeht. Übrigens sind viele Buddhisten auch anderen Religionen gegenüber sehr tolerant und es gibt auch welche, die zum Beispiel gleichzeitig Christen sind, weil sie meinen, dass sich das nicht alles unbedingt widerspricht.
Das allerdings bedeutet auch, dass man, nur, weil man die buddhistischen Schriften kennt, nicht sagen kann, man wüsste, nach was für Regeln alle Buddhisten leben. In Asien herrscht bei vielen Buddhisten gleichzeitig ein regionaler animistischer Glaube vor, also ein Glaube an Naturgeister beziehungsweise die allgemeine Beseeltheit der Natur. Das ist nicht Bestandteil der buddhistischen Regeln, aber trotzdem wird es einfach akzeptiert, weil es sich nicht mit dem Buddhismus "beißt". In Japan sind beispielsweise viele Leute gleichzeitig Buddhisten und Shintoisten, in Thailand sind viele Leute Buddhisten und glauben gleichzeitig an Naturwesen. Das ist ganz selbstverständlich, dass die eine Sache die andere nicht ausschließt.
Also wenn du wirklich wissen magst, wie die Glaubenswelt vieler Asiaten aussieht, dann kannst du selbst in hauptsächlich buddhistischen Ländern nicht nur an den Buddhismus denken, sondern du musst den regionalen Geisterglauben mit einbeziehen.
Aber natürlich kannst du dir trotzdem den Pali-Kanon ansehen. Es gibt dazu eine schöne Website: www.palikanon.com. Die Übersetzungen sind nicht immer 100%ig perfekt, aber einen wunderbaren Einblick geben sie trotzdem.
So ausführlich wie es Wawa666 hier beschrieben hat, kannte ich die Beschreibung/Erklärung bisher nicht. Bin also schon auch über die Antwort dankbar. Es ist auch so, wie ich es mit eigentlich vorgestellt hatte. Der Buddhismus stellt keine Religion wie wir sie kennen dar, sondern ist vielmehr eine Lebensweise bzw. eine mögliche Sicht darauf, wie ein erfülltes Leben geführt werden kann.
Unabhängig vom esoterischen Anteil ist am Buddhismus (trotz seines Alters) als größter Vorteil und Bestandteil des Fortschritts die Ablehnung des Kastensystems zu sehen. Hierin unterscheidet er sich z.B. vom Hinduismus ganz maßgeblich und kann in der Beziehung als fortschrittlich gelten.
Selbst das (moderne) Christentum sieht im Fortbestand von Kasten oder Ständen in der Beziehung von Menschen und Organisation von Gesellschaften im Diesseits kein Problem (siehe Matthäus 10,24).
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