Spielzeugtag im Kindergarten

vom 16.07.2010, 15:08 Uhr

Die Tochter meiner Freundin ist seit ca 3 Monaten in einem neuen Kindergarten, weil sie umgezogen sind. Dort ist einmal im Monat ein Spielzeugtag, an dem die Kinder ihre eigenen Spielsachen mitbringen dürfen und sie müssen dann auch andere Kinder mit diesen Spielsachen spielen lassen. Klar, dass jedes Kind dann auch ein Spielzeug mitnehmen möchte. Aber die Tochter meiner Freundin geht sehr gut mit ihren Spielsachen um und mit ihren Spielsachen darf noch lange nicht jeder spielen.

Jetzt war vorige Woche wieder so ein Spielzeugtag und Julia, die Tochter meiner Freundin nahm ihre neue Barbiepuppe mit in den Kindergarten. Die Sachen sollten erst mal auf einen Tisch gelegt werden und dann durften die Kinder nach und nach sich ein Spielzeug eines anderen Kindes nehmen und damit spielen. Als Julia dann ihre Puppe auf den Tisch legen sollte, hat sie sich schon geweigert, weil sie nicht will, dass irgendein Kind mit dieser Puppe spielt. Wenn, dann wollte sie es sagen, wer die Puppe haben darf.

Die Erzieherin war sehr sauer und meinte, dass sie lernen muss auch mal was abzugeben. Und da kann sie nicht mitentscheiden, wer das Spielzeug bekommt. Julia weinte und weigerte sich und sie durfte dann den ganzen Vormittag nicht in die Puppenecke, obwohl es ihr vorher versprochen wurde.

Meine Freundin musste dann Mittags zur Leiterin und bekam dort gesagt, dass Julia ein verwöhntes Kind wäre und sie ihr mal beibringen sollte zu teilen. Meine Freundin sieht aber nicht ein, dass Julia jeden mit ihren Spielsachen spielen lassen muss, die sich die Puppe greifen. Sie meint, dass man Julia fragen kann und sie sich entscheiden soll, ob sie das Spielzeug weitergibt oder nicht.

Was bringt so ein Spielzeugtag im Kindergarten? Wie sinnvoll ist es, wenn Kinder eigene Spielsachen mitbringen, die dann eventuell kaputt gehen? Was will man mit so einem Spielzeugtag bezwecken? Schürt man damit nicht den Neid der anderen Kinder, weil einige teures Spielzeug mitbringen und andere eher ein kaputtes Auto, weil im Kinderzimmer nicht viel Spielzeug ist? Warum macht man das? Welchen pädagogischen Sinn hat so ein Spielzeugtag? Sollten Kinder selber entscheiden, wem sie die Spielsachen geben und wen sie damit spielen lassen? Julia ist übrigens 4 Jahre alt.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich bin zwar keine Kindergärtnerin, aber ich könnte mir schon vorstellen, dass der pädagogische Hintergedanke an diesen Spieltagen schon das Thema Teilen ist. Ich finde es grundsätzlich auch wichtig, dass Kindern das Teilen gelernt wird.

Allerdings finde ich schon auch, dass es durchaus Grenzen geben kann. Ich habe zwei Neffen, die 3 und 4 Jahre alt sind, da ist das Thema Spielzeug teilen natürlich auch immer wieder ein Thema. Sowohl meine Schwägerin als auch meine Schwester machen es jedoch so, dass wenn Besuch ist, können die Kinder wenn sie wollen ihre absoluten Lieblingsspielzeuge mehr oder weniger in Sicherheit bringen, und alle anderen Spielsachen müssen sie sich jedoch mit dem Kind, welches auf Besuch kommt teilen.

In der Regel sind es dann ein bis zwei Spielsachen, die meine Neffen vor Eintreffen des Besucherkindes schnell in einen sicheren Schrank einräumen. So ist mehr oder weniger der wertvollste Schatz gut aufgehoben, aber alles andere teilen sie dann dafür mehr oder weniger problemlos.

Mein Sohn ist mit 1,5 Jahren noch nicht so in der Phase des nicht teilen wollens. Allerdings hat er ein Löwenrutschauto, welches er auch schon schwer verteidigt. Bis jetzt war es noch nie ein wirkliches Problem, und er hat dann trotzdem immer den Löwen kurz herborgen müssen, aber ich kann mir schon vorstellen, dass ich es in Zukunft auch so machen werde, wie meine Geschwister.

So ähnlich würde ich es im Übrigen auch mit den Spielzeugtagen im Kindergarten dann machen. Ich denke, dass ich meinem Sohn auch erklären werde, dass er eben ein Spielzeug an dem Tag mitnehmen darf, welches er dann jedoch auch herborgen muss. Ob er dann sein absolutes Lieblingsspielzeug auswählen wird oder ein anderes, bleibt dann ihm überlassen. Wahrscheinlich wäre es sinnvoll, wenn man nicht das allerliebste Stück nimmt, welches man nicht unbedingt jedem ohne Fragen borgen möchte.

Wie bereits gesagt halte ich es schon für wichtig, Kindern das Teilen zu lehren und deswegen finde ich die Idee der Spielzeugtage im Kindergarten nicht schlecht. Allerdings sollte man auch respektieren, dass man nicht unbedingt alles herborgen möchte. Da geht es einem selber als Erwachsener doch ähnlich. Wenn die Nachbarin kommt und fragt, ob sie sich einen Teller ausborgen kann oder dergleichen, wird man auch nicht unbedingt gerne das lieb gewonnene Erbstück herborgen wollen. Nur als banales Beispiel.

Dass die Kindergärtnerin der Mutter gleich vorgeworfen hat, dass ihre Tochter verwöhnt sei, finde ich komplett falsch! Dass ein 4 jähriges Kind seine Lieblingspuppe nicht jedem borgen mag, ist ein ganz normales Verhalten. Vielleicht wurde dem Kind vorher auch nicht genau genug erklärt, was an dem Tag sein wird und vielleicht war dem Kind nicht wirklich bewusst, dass es dann allen die Puppe borgen muss. Vielleicht hätte sie dann einfach eine andere Puppe mitgenommen?

Außerdem hast du geschrieben, dass das Kind erst seit 3 Monaten in diesen Kindergarten geht. Vielleicht war es auch ihr erster Spielzeugtag und somit ja auch etwas komplett Neues! Das Kind kennt ja auch noch nicht alle sehr gut und ich finde ehrlich gesagt nichts Arges dabei, wennn ein Kind seine Lieblingssachen nicht jedem gerne borgt!

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich selber habe zu dem Thema erstmal meine Caro (angehende Kindheitspädagogin) gefragt was sie davon hält und da kam auch gleich als erster Kommentar "Scheiß Erzieherin, so etwas kann man dem Kind nichtg antun" und der Meinung schließe ich mich mal an. Caro hat in den Kindergärten auch schon oft Spielzeugtage erlebt und ein gelungener Spielzeugtag ist eigentlich ein ganz Anderer.

Eigentlich sollte es so ablaufen, dass sich erstmal zusammengesetzt wird und jedes Kind sein Spielzeug in der Runde vorstellen darf und sagt warum es das toll findet. Damit kommt auch mal jedes Kind in den Mittelpunkt und wird integiert, außerdem ist es ja auch schon eine indirekte Vorbereitung auch die Schule. Weiterhin wenn alle Kinder ihre Spielzeuge vorgestellt haben sollte es ein freies Spielen geben, bei dem die Kinder mit ihren Sachen und den Freunden spielen wie sie möchten. Hierbei wird dann angeregt, dass die Kinder mit ihren Spielsachen gemeinsam spielen und auch mal die Spielsachen tauschen und zwar mit den Kindern mit denen sie möchten, doch es wird niemand gezwungen sein Spielzeug abzugeben, wenn er nicht mag. Außerdem ist es viel leichter mit dem Freund oder der Freundin zu teilen, als mit einem Kind von dem man Angst hat, dass es das Spielzeug kaputt macht, oder man es nicht so mag.

Ein Spielzeugtag soll das Miteinander der Kinder stärken und ja auch das Teilen anregen, aber bestimmt nicht erzwingen. Außerdem finden die Kinder es super toll ihre Spielsachen mitzunehmen und vorzustellen und auch sehr ruhige Kinder sind mal an der Reihe etwas zu sagen. Es ist eine Abwechslung über die sich die Kinder sehr freuen. Sicherlich haben manche Spielsachen unterschiedliche Werte, aber das ist den Kindern doch egal. Sicher mag das eine oder andere Kind auch mal neidisch werden, aber das gehört doch auch mal zum Leben dazu und wird sich mit dem Alter nicht ändern, davon können wir alle uns nicht freisprechen.

Das Verhalten der Erzieherin finde ich absolut schrecklich und ich glaube kaum, dass sie sich das Teilen so zu Herzen nimmt, das sie ihren Kollegen alles gibt, was diese gerne mal hätten. Das ist schließlich nichts was man im Alltag macht. Teilen ist schön und gut und das wollte die kleine Julia ja auch, aber halt nur mit einer von ihr ausgewählten Person, deswegen ist sie nciht verwöhnt. Ich finde diese Pädagogin alle schon vom Lesen hier schrecklich, denn das könnte zu einer prägenden Erinnerung für die Kleine geworden sein, die sie nie vergisst. Ich find es aber super, das die Mutter da so hintersteht, denn es ist vollkommen richtig, wenn man mit seinen eigenen Sachen gut umgeht, dann sollen andere das auch und dann teilt man nur mit denen, denen man dabei vertraut.

Das Spielsachen an einem Spielzeugtag kaputt gehen könnten ist natürlich möglich, aber die Wahrscheinlichkeit ist wohl auch nicht höher, als wenn man die Kinder zu Hause spielen lässt, denn kaputt gehen kann es überall. Ich frage mich allerdings wie der Kindergarten das den Eltern erklären will, wenn die Spielsachen kaputt gehen und man die Kinder ja gezwungen hat diese zu teilen und das nicht beim freiwilligen Spielen und Teilen geschah.

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» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich kenne das aus dem Kindergarten und jetzt dem Hort auch so, das die Kinder ihre Spielzeuge den anderen vorstellen. Spiele erklären dürfen und eben auch selbst entscheiden ob und wer dann damit spielen darf. Das man sein Spielzeug auf einen Tisch legt und quasi jeder daran rumzerren kann ist mir auch neu.

Allerdings sollte man diese Erzieherin und auch die Leiterin mal fragen, ob auch jeder sich einfach deren Dinge nehmen darf, wenn es gerade gefällt. Damit nimmt man denen meist schon den Wind aus den Segeln. Deiner Freundin rate ich allerdings mit ihrem Kind zu reden, das sie eben nichts mehr mit nimmt. Immerhin bleibt sie somit Herrin über ihre Spielzeuge.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich arbeite selbst als Kindergärtnerin und kenne die besagten Spielzeugtage von vielen anderen Kindergärten! Wir selbst haben in unserem Kindergarten allerdings keinen solchen und handhaben es so, dass uns die Kinder morgens zeigen dürfen, was sie mithaben und ihre Spielsachen von zu Hause dann in ihre Eigentumsschachtel legen.

Einen Spielzeugtag kenne ich eigentlich nur so, dass die Kinder an diesem einen Tag- meist wöchentlich abgehalten- die Spielsachen von zu Hause mtibringen dürfen. An diesem Tag darf neben dem Spielsachen vom Kindergarten eben auch mit den Spielsachen von zu Hause gespielt werden. Geteilt werden darf, muss aber nicht!

Dass ein Spielzeugtag allerdings so abläuft, wie du ihn beschrieben hast, finde ich sehr übertrieben. Wie du bereits richtig schreibst, finde auch ich, dass ein Kind selbst entscheiden sollte, wer mit seinem Spielzeug spielen darf und sollte nicht dazu gezwungen werden, das Spielzeug jedem x-beliebigen Kind überlassen zu müssen! Die Reaktion von Pädagogin und Leiterin halte ich zudem übrigens für übertrieben und nicht gerechtfertigt!

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Sorry ich verstehe euere Verärgerung nicht wirklich. Es gibt scheinbar eine klare Ansage des Kindergarten das an einem Tag in der Woche Spieltag ist. Und es ist scheinbar auch bekannt, zumindest legt Diamante es so dar, das an dem Tag jedes Kind sein eigenen Spielzeug mitbringen kann UND das andere Kinder mit dem Spielzeug spielen werden. Deshalb wäre mir als Mutter bewusst, ich gebe meinem Kind ein Spielzeug mit, mit dem nicht mein Kind, sondern ein anderes Kind spielen wird. Und wenn ich wüsste, das mein Kind eigen ist mit seinen Spielsachen, würde ich dem Kind auch vorher klar sagen was passieren kann. Und so wie Diamantes Schilderung sich liest, ist sowas nicht geschehen.

Es bestanden also im Vorfeld klare Ansagen und Regelungen. Und wenn ich das richtig verstanden habe, ist das Kind nun seit 3 Monaten in der Einrichtung. Also müsste das der mindestens zweite Spielzeugtag gewesen sein. Und vor allem der Mutter hätte bewusst sein müssen, was passieren kann. Und ich verstehe leider auch nicht, warum man zu solchen Tagen dann das allerneueste Spielzeug mitnehmen muss.

Ich finde solche Spielzeugtage durchaus sinnvoll. Die Kinder lernen einmal auch andere Spielzeuge kennen und ich finde auch den Tauschgedanken ganz gut.

Die Reaktion der Erzieherin finde ich allerdings auch nicht unbedingt gut, kann sie aber teilweise nachvollziehen. Vor allem wissen wir ja auch nicht, wie Julia sich sonst in solchen Situationen verhält. Vielleicht gab es schon ähnliche Vorfälle, von denen vielleicht auch die Mutter nichts weiß? Und wie schon gesagt, es gab eine klare Ansage, Spielzeug mitbringen und andere spielen damit. Deshalb finde ich auch die Einstellung der Mutter nicht so besondern. Wenn es sie stört, das andere Kinder mit den Spielsachen ihrer Tochter spielen, dann sollte sie ihrer Tochter entweder halt an dem Tag bewusst kein Spielzeug mitgeben oder halt was geeigneteres auswählen. Das man eine teuere, neue Barbiepuppe, die wahrscheinlich noch mal für das Kind besonder wertvoll ist, nicht unbedingt in anderen Kinderhänden sehen will, ist nachvollziehbar.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Freut mich ja ehrlich, dass das nicht nur mir in ähnlicher Form passiert ist, sondern dass es auch andere Mütter gibt, die solche merkwürdigen Erfahrungen machen. Bei meinem Kind war es nämlich auch so, dass in der großen Gruppe dann irgendwann einmal wöchentlich Spielzeug mitgebracht werden durfte; allerdings auf freiwilliger Basis. Trotzdem fiel es nach ein oder zwei Malen auf, dass mein Kind kein Spielzeug mitbrachte. Auf Nachfrage erklärte mein Kind der Erzieherin dann, dass es das nicht möchte weil es nicht unbedingt andere Kinder mit seinen Lieblingsspielzeugen spielen lassen will. Mir wurde dann auch gesagt, dass mein Kind das lernen müsse usw. usf. Ich habe darauf nur geantwortet, dass immer die Rede von Freiwilligkeit gewesen sei und ich mein Kind daher nicht unter Druck setzen würde; wenn andere Kinder auf Grund dieser Tatsache mein Kind nicht mehr mit ihrem Spielzeug spielen lassen würden, wäre das OK, dann würde mein Kind sich das sicher noch mal überlegen. Es hat dann auch nicht lange gedauert, bis mein Kind auch mal Spielzeug mitnehmen wollte.

Allerdings durften die Kinder bei uns entscheiden, wer mit ihrem Spielzeug spielt. Das fand ich auch wichtig, denn eine befreundete Pflege-Mutti hat mir einmal erzählt, dass das Teilen für Kinder aus verschiedenen Gründen nicht so einfach ist. Gerade bei Lieblingsdingen sollten wir Erwachsene aber nicht einfach erhobenen Hauptes meinen, die sollten sich nicht so anstellen. Ein Lieblingsspielzeug hat für Kinder durchaus einen großen Stellenwert und sei vergleichbar mit etwas wertvollem für Erwachsene. So würden wir beispielsweise unser Auto auch nicht jedem x-beliebigem Mitmenschen zur Verfügung stellen.

Was ich aber auch etwas merkwürdig finde (vielleicht gibt es aber auch eine einfache Erklärung dafür), warum fällt denn das Verhalten des Mädchens erst jetzt auf und nicht schon zuvor. Bei uns lag es immerhin auch zum Teil an etwas unklaren Aussagen, dass da zunächst etwas Klärungsbedarf war. Als mein Kind dann auch etwas mitnehmen wollte, habe ich es auch immer noch mal gefragt, ob denn wirklich andere mit dem auserwählten Teil spielen dürfen, das war dann auch in Ordnung. Nur einmal gab es ein wenig Trauer, als ein Plüschspielzeug ein wenig litt; das war aber schnell vergessen, weil schnell repariert. Warum hat die Mutti des Kindes denn nicht schon ein wenig vorgebeugt?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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