Parkour

vom 25.01.2010, 12:08 Uhr

Hallo,

ich betreibe nun schon seit etwa drei Jahren Parkour und wollte gern mal wissen, was denn die allgemeinheit überhaupt von dieser "Sportart" weiß.
Besonders durch Casino Royale und neuere Action-Filme, sowie einige mehr oder weniger gut recherchierte Dokumentationen dürften die meisten schoneinmal etwas davon gehört haben.

Mich interessiert nun aber, wie viel die Allgemeinheit wirklich weiß. Wir Traceure (=Leute, die Parkour trainieren) haben oft das Problem, dass wir wenn wir auf öffentlichen Bereichen trainieren viele kritische Blicke und teilweise unverständnis ernten. Wir versuchen Leute, die uns ansprechen natürlich aufzulären, dass wir nich einfach nur "rumhüpfen", sondern eben einer ernsthaften Philosophie folgen. Aber durch das Fernsehen etc. sind viele leider schon in eine falsche Richtung vorbelastet.

Also, kennt ihr Parkour? Hab ihr schonmal jemanden gesehen, der es betreibt?

MfG
GhostDog

» GhostDog » Beiträge: 7 » Talkpoints: -0,36 »



Also ich kenne Parkour, da ich es seit 1 1/2 Jahren mache. Also bisher habe ich fast ausschließlich gute Erfahrungen gemacht. Man wird oft angesprochen und gefragt, was man da gerade macht. Und wenn ich es denen erkläre interessieren die Leute sich für diese Kunst. Aber es gibt auch einige Leute, die völlig davon abgeneigt sind. Darunter sind Leute die Parkour ausschließlich auf "ein Haus klettern", "von Haus zu Haus springen" und "von Häusern wieder runterspringen" beschränken. Das sind unter anderem meine Eltern. Ich habe es ihnen jahrelang verheimlicht. Aber als sie es rausgefunden haben, waren die gar nicht erfreut, was ich da in meiner Freizeit treibe. Aber es ist gerade das Gegenteil. Es geht nicht darum anderen Leuten seinen Mut zu zeigen oder damit anzugeben. Es geht eben darum sich selber treu zu sein, also ehrlich zu sich zu sein. Man kämpft sozusagen gegen seine eigene Angst. Es gibt Ängste die nötig sind um sich zu schützen, aber in dieser Kunst bekämpft man die unnötige Angst, die einen davon abhält etwas zu tun, was aber theoretisch möglich wäre.
Was die Sicherheit angeht, kann ich nur sagen, dass Parkour eine sehr sichere "Sportart" ist. Es geht darum seine Grenzen kennenzulernen und diese auch zu beachten. Alles was man tut ist kontrolliert. Es gibt natürlich auch Leute die sich überhaupt nicht für die Philosphie interessieren und daraus eine Mutprobe machen. Diese Leute kennen ihren Körper und ihre Grenzen nicht und probieren Sachen aus von denen sie nicht wissen, ob sie die schaffen. Entsprechend sind auch die Konsequenzen.

Ich kann aus Erfahrung sagen, dass Parkour mein Leben verändert hat. Ich bin viel selbstbewusster geworden. Früher war ich sehr schüchtern. Ich nehme meine Umgebung ganz anders wahr. Man sieht zum Beispiel Geschäftsleute, die jeden Tag ihren Weg zur Arbeit gehen. Aber mit Parkour sieht man ganz andere Wege und Möglichkeiten wie man seinen Weg zur Arbeit/Schule gehen kann.

Mit freundlichen Grüßen
Shizopinguin

» Shizopinguin » Beiträge: 178 » Talkpoints: -0,32 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Also, ich muss sagen, dass ich Parkour überhauopt nicht kannte. Wenn ich so nachdenke, habe ich schon mal welche bei stümperhaften Versuchen gesehen, aber nie mehr beachtet. Bislang dachte ich, dass das einfach ein paar Jugendliche mit Kraftüberschuss sind. :lol:

Ich bin auf dieses Thema erst gekommen, als ich gesehen habe, dass Shizopinguin in seinem Profil einen Link zu etwas hat, was ich nicht kenne. Da war ich gleich neugierig.

Was ich jetzt, nach flüchtigem Betrachten denke: Das sieht nach einem verdammt gefährlichen und anstrengenden Sport aus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich wegen dem Training nichts tut, wenn von der Treppenbrüstung 3 Meter tief stürzt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



@ trüffelsucher:

Sieh es mal von der Seite: Parkour ist nur so gefährlich, wie man es sich selber macht. Dass man sich von einer 3 Meter hohen Treppenbrüstung, gehört nicht an die Tagesordnung von Parkour und ist einfach eine falsche Vorstellung von dieser Disziplin. Es geht nicht darum wer die spektakulärsten Stunts macht oder ähnliches. Es geht nur um sich selber und nichts anderes. Man trainiert für sich, man lernt seinen Körper kennen (Grenzen) und setzt von Tag zu Tag seine Grenzen höher. Die Faszination wie viel man aus seinem Körper wirklich rausholen kann motiviert mich immer wieder aufs neueste.

Verletzungen sind eigentlich relativ selten. Schürfwunden, blaue Flecken, andere Blessuren gehören manchmal an die Tagesordnung, aber wenn man sich Parkour anschaut, ist das selbstverständlich. Gelegentlich knickt man um, aber ich habe mir noch nie was gebrochen. Da finde ich Fußball sogar gefährlicher, weil Fußball ziemlich unberechenbar ist.

» Shizopinguin » Beiträge: 178 » Talkpoints: -0,32 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Mit einem guten Training, das sich langsam und systematisch aufbaut und keine Risiken eingeht, magst Du Recht haben. Es fängt wahrscheinlich kein noch so hochbegabter Athlet damit an, was man auf den meisten Videos so sehen kann.

Das eine Video mit dem Geburtstagstraining auf der von Dir verlinkten Homepage erinnert mich ein kleines Bisschen an das, was man in Geräteturnen und Kampfsport lernt.

Was mit gerade auch einfällt: Ich weiß gar nicht, wer so einen Sport betreibt? Welche Altersgruppen sind denn für Aktive Traceure üblich? Und gibt es auch weibliche Traceure und wenn ja wie viel Prozent sind das denn etwa? Im Moment sieht das für mich eher wie eine typische Männerdomäne aus. Oder vermute ich da als Laie falsch?

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Die Saltos, die du in dem Geburtstagsvideo siehst, gehören allerdings nicht mehr zu Parkour dazu, weil es meistens uneffektiv und unnötig ist. Es gehört schon zu dem sogenannten "Freerunning", wo mehr wert auf Kreativität gelegt wird. Es gibt einige Sachen aus dem Turnen, wie zum Beispiel Saltos und Schrauben, aber es beinhaltet dennoch Parkour Elemente und andere Kreative Bewegungen.

Hier ein paar Beispiele für Freerunning:
-Jason Paul - Gone Tomorrow
-Ren

Richtiges Parkour sieht man beispielsweise in den beiden Videos:
-Parkour, literally.
-Parkour, literally. (part 2)

Es gibt relativ Junge Leute, die bereits mit Parkour anfangen. Die jüngsten Leute die das auch intensiv betreiben fangen bei ungefähr 13 Jahren an, aber es ist nie zu spät um anzufangen. Bei Parkour Stuttgart gibt es Traceure, die mit Mitte 20 eingestiegen sind und sich hochgearbeitet haben. Es gibt schon ein paar Mädels, die diese Disziplin ausüben, aber sie sind wie gesagt nicht so zahlreich vertreten wie die Jungs. Aber weibliche Traceuse sind gern gesehen. Ich würde mal auf unter 10 Prozent schätzen.

Hier einige Beispiele von der weiblichen Seite aus:
-Michi Benthaus
-Luci Steel
-Ann Grjukach

» Shizopinguin » Beiträge: 178 » Talkpoints: -0,32 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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