Verabschiedung bei Kleinkindern
Mein Sohn ist derzeit 18 Monate alt und es gibt immer wieder Situationen, in denen die Oma oder der Opa oder auch meine Firmpatin auf ihn aufpassen, wenn ich zum Beispiel eine Stunde arbeiten bin oder so. Das ist mein Sohn eigentlich schon lange gewöhnt und wenn es eben eine Person ist, die er gut kennt, ist das soweit kein Problem.
Nur die Verabschiedung ist manchmal etwas schwer. Wenn ich zu Hause eine Stunde gebe und die andere Person währenddessen mit ihm spazieren geht oder spielt, ist das kein Problem. Ich verabschiede mich bei meinem Sohn, gebe ihm ein Bussi und wünsche ihm viel Spaß. Wenn dann die andere Person mit ihm aus der Wohnung geht, ist das kein Problem für ihn, wenn ich in der Wohnung bleibe.
Etwas schwerer ist es jedoch, wenn er in der Wohnung bleibt und er sieht, wie ich die Wohnung verlasse. Da fängt er eigentlich immer zum Weinen an. Ich verabschiede mich da eigentlich genauso von ihm. Gebe ihm ein Bussi und sage ihm, dass ich bald wieder komme und sage ihm wohin ich gehe. Das Weinen ist auch bald wieder vorbei, aber dass ich weggehe, fällt ihm eben schwer.
Gestern war ich mit meiner Nachbarin gemeinsam einkaufen. Sie hat eine Tochter in etwa im gleichen Alter und die Kleine sollte während dem Einkaufen bei der Oma bleiben, wo sie auch schon öfters war. Meine Nachbarin kennt das Problem, dass die Kleine eben auch anfängt zum Weinen, wenn sie sieht, dass sie weggeht und deswegen verabschiedet sie sich nicht von ihrer Tochter, sondern verschwindet still und heimlich in einem Moment, wo ihre Tochter gerade abgelenkt ist. Damit möchte sie ihr eben das Weinen ersparen.
Ich habe ein wenig darüber nachgedacht und bin mir nicht ganz sicher, welche Methode nun für das Kind die bessere ist. Bei der Methode meiner Nachbarin hat das Kind zwar nicht den "Trennungsschmerz" und muss eben nicht weinen, andererseits halte ich es schon auch für wichtig, dass ein Kind das Verabschieden lernt. Ich mache aus der Verabschiedung keine große Zeremonie, aber ich denke schon, dass es für das Kind gut ist, wenn man ihm sagt, dass man kurz geht, dass der und der auf ihn aufpasst und man bald wieder kommt.
Natürlich hat ein Kleinkind noch kein Zeitgefühl und kann mit bald und dergleich nicht viel anfangen, aber mit der Zeit wird es das denke ich lernen. Oder sollte man es doch eher so wie meine Nachbarin machen und still und heimlich verschwinden. Ich habe da alllerdings ein wenig die Sorge, dass das Kind sich dann ja gar nicht mehr auskennt und dann hat es womöglich Angst, dass die Mama weg ist, nur wenn es sich einmal umdreht. Mit einer kurzen Verabschiedung muss mein Sohn zwar kurz weinen, aber immerhin braucht er sonst keine Angst haben, dass ich einfach so weg bin. Welche Verabschiedung ist nun die Kinderfreundlichste?
Ich arbeite selbst als Kindergärtnerin und bei der Eingewöhnung in den Kindergarten werden wir ebenfalls sehr oft mit der Frage konfrontiert, ob es besser ist, wenn die Eltern einfach "verschwinden" oder sich vorher - trotz Tränen- verabschieden.
Für mich persönlich ist es immer wichtig, dass sich Eltern von ihren Kindern verabschieden. Natürlich kann es hier Tränen geben, aber der Schock, den das Kind erlebt, wenn die Eltern einfach nicht mehr da und einfach wortlos gegangen sind, ist viel größer. Das Kind wird noch viel schlimmer weinen und völlig verzweifelt sein. Auch Trostversuche fruchten dann natürlich wesentlich schlechter, als wenn sich das Kind verabschieden kann und man das Kind daran erinnern kann, dass Mama ja gesagt hat, dass sie nur schnell einkaufen geht.
Ich finde es unmöglich sich einfach nicht zu verabschieden. Gut, man erspart dem Kind die Weinerei, jedenfalls in der eigenen Gegenwart. Aber irgendwann merkt das Kind doch, dass Mama oder Papa weg sind und weil das Abschiedsritual fehlt, ist es erst Recht irritiert und verstört. Meine Nachbarin hat aus genau diesem Grund auch immer darauf verzichtet sich von ihrem Sohn zu verabschieden. Sie hat abends gearbeitet und einmal ist der Kleine aufgewacht. Mama war weg und nur der Babysitter da und der Knirps war völig panisch und hat überhaupt nicht begriffen, warum seine Mutter da war, als er einschlief und nicht mehr, als er aufwachte.
Abschiede sind auch bei Kleinkindern normale Situationen des Alltags, an die sie sich gewöhnen müssen. Natürlich weinen Kinder in diesem Alter, weil sie traurig, ängstlich oder wütend sind, aber manchmal möchten sie auch ihre Grenzen austesten und ihren Kopf durchsetzen. Aber was auch immer im Einzelfall der Grund ist, sie müssen lernen damit umzugehen. Wenn man sich nicht von ihnen verabschiedet, sondern einfach geht, macht man es ihnen damit nicht leichter, sondern nur schwerer. Wenn ein Kind erstmal verinnerlicht hat, dass ein Abschied in der Regel bedeutet, dass man sich ein Weilchen später wieder sieht und wie schön so etwas auch sein kann, kommt es gut damit klar.
Und wie ich oben schon schrieb: Im Grunde erspart deine Nachbarin nicht ihrer Tochter das Weinen, sondern sich den Anblick. Viele Eltern mögen ihre Kinder nicht leiden sehen und wenn so ein kleines Kind weint, womöglich noch herzzerreissend ist das natürlich nicht einfach auszuhalten. Da gehört schon etwas Kraft dazu, damit klar zu kommen, dass man sein Zwerglein traurig macht, auch wenn es durch etwas eigentlich selbstverständliches wie kleine Abschiede im Alltag geschieht. Eigentlich muss man da durch, aber manche Eltern sind halt feige und ersparen es sich. Und selbst wenn manche Kinder ohne konkreten Abschied tatsächlich nicht weinen, müssen eigentlich auch sie lernen diese Situation zu meistern und man hilft ihnen eben nicht.
Ich habe auch schon im Kindergarten gearbeitet und hatte oft den Eindruck, dass die Eltern im Grunde mehr leiden als ihre Sprösslinge. Die sind im Normallfall vielleicht ein wenig scheu und unsicher, aber auch neugierig und voller Vorfreude. Den Eltern fällt der Abschied meist viel schwerer, sie machen sich allerhand Sorgen und wollen sich eigentlich selbst nicht von ihren Kleinen trennen. Und diese Stimmung bemerken die Kids natürlich und reagieren entsprechend darauf, woraufhin sich die Eltern dann wieder einbilden, ihr Kind sei todunglücklich, völlig verängstigt und es sei grausam, sie in der Horrorstätte Kindergarten bei den gruseligen Erzieherinnen und den Monstern in der Gruppe zurück zu lassen. Ich habe sogar schon erlebt, dass Eltern geweint haben, die Kinder sich aber unbefangen und begeistert, teilweise ohne Abschiedsgruß ins Getümmel gestürzt haben.
Kurz und gut: Verabschiede dich weiterhin wie gewohnt von deinem Sohn. Vermutlich wird er noch ein Weilchen weiter weinen, aber mit der Zeit wird er begreifen, dass du jedes Mal wieder zurück kommst, und dass es nicht schlimm ist, wenn man sich verabschiedet. Das ist vielleicht jetzt etwas bitter, aber langfristig habt ihr beide mehr davon, als wenn du dich durch schummelst.
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