Das Tagebuch der Anne Frank

vom 19.09.2008, 22:24 Uhr

Das Buch ist nicht in allen Bundesländern Pflichtlektüre. Als Schullektüre ist dieses Buch meiner Meinung nach auch nur eingeschränkt empfehlenswert. Erfahrungsgemäß ist es so, dass am ehesten Jungen / Männer Probleme haben, sich mit dem Buch zu befassen. Bei Mädchen oder Frauen ist insofern der Zugang leichter, weil man sich von Frau zu Frau leichter mit Anne identifizieren kann. Für männliche Leser kann ich mir schon vorstellen, dass sie mit der tiefgehende Schilderung von Annes Gefühlen schlicht emotional überfordert sein können.

Ich habe als Jugendliche das Tagebuch von Anne Frank freiwillig gelesen und es hat mich sehr tief berührt. Vor allem hat mich angerührt, dass es so wunderbare Menschen gab, die still im Verborgenen ihr Leben riskierten, um Annes Familie zu retten und dieser Unmenschlichkeit die Stirn zu bieten.

Der Widerstand gegen Diktaturen sollte im Unterricht eigentlich weit mehr thematisiert werden. Für junge Männer in dem Alter würde ich als Zugang zu Einzelschicksalen zum Beispiel eher "Nackt unter Wölfen" von Bruno Apitz empfehlen. Die Handelnden da sind Männer, die authentische Geschichte erzählt von dem Erfolgreichen Aufbau eines Aufstandes im KZ Buchenwald. Natürlich ist das auch ein berührendes Buch für weibliche Leser. Vor allem endet es nicht so deprimierend und hilflos wie Anne Franks Leben. Der Austand im KZ glückte schließlich. Und ich finde, das gibt jungen Leuten eher das Gefühl dafür, dass man etwas dagegen tun kann, wenn sich eines Tages (was ich nicht hoffe) mal wieder so ein Unrechtsstaat herausbildet.

Das ist meiner Meinung nach die wichtigste Lehre,die man den jungen Leuten hier mitgeben kann: So etwas darf nie wieder passieren und wir können uns dagegen wehren. Das ist meiner Ansicht nach viel sinnvoller, als nur Mitgefühl zu wecken.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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