Kinder vorbereiten, wenn ein Elternteil bald stirbt?!

vom 08.07.2010, 12:01 Uhr

Eben rief mich eine Freundin an. Sie hat eine Freundin in ihrer Nachbarschaft, die ein niederschmetterndes Ergebnis beim Onkologen bekommen hat. Vor 3 Jahren ist sie an Brustkrebs erkrankt. Sie hat Chemotherapie bekommen und sie wurde auch operiert. Damals ist alles gut gegangen und sie kam Montag vom Arzt wegen der Kontrolle und dort bekam sie das Untersuchungsergebnis.

Bei der Mamografie wurden wieder 2 Knoten festgestellt. Dann ist sie geröntgt worden und wie es ausschaut hat sie Metastasen in der Lunge und die Lymphknoten sind wohl auch befallen. Eine Operation wird wohl nicht mehr möglich sein und der Arzt hat ihr noch eine Lebenserwartung von 3-8 Monaten gegeben. Je nachdem, wie schnell es sich weiterhin ausbreitet.

Nun hat diese Frau aber 3 Kinder. Das älteste Kind ist 8 Jahre, das mittlere Kind ist 6 Jahre und ihre jüngste Tochter ist 4 Jahre alt. Sie ist seit der Krankheit von ihrem Mann getrennt, der sie verlassen hat und sich nur selten mit den Kindern befasst. Sie ist die absolute Hauptperson für die Kinder. Der älteste Sohn ahnt wohl auch, dass es der Mutter nicht sonderlich gut geht. Er hat vor 3 Jahren auch die Behandlungen mitbekommen und ist mit der Krankheit aufgewachsen.

Wie kann man ein Kind (oder in dem Fall 3 Kinder) darauf vorbereiten, dass die Kinder vielleicht Weihnachten schon nicht mehr mit der Mutter feiern können? Ich muss sagen, dass ich geraten habe die Kinder mit Hilfe eines Psychologen darauf vorzubereiten. Aber davon will wohl dies Frau nichts wissen. Denn das hat meine Freundin ihr auch vorgeschlagen. Also fällt das wohl aus und sie muss es wohl den Kindern anders beibringen.

Wie kann man aber 4,6 und 8 jährige Kinder auf so ein Erlebnis vorbereiten? Würde das Kind dann nicht schon jetzt daran zerbrechen? Sollte man es verschweigen und auf die Kinder zukommen lassen? Wie würdet ihr euren Kindern eine derartige Nachricht zukommen lassen und was ist für die Kinder die beste Entscheidung? Kann ein Kind das ohne psychologische Hilfe überhaupt verkraften?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Zuerst würde ich wohl dem Vater der Kinder Bescheid geben! Denn so kann er bereits versuchen das Verhältnis zu seinen Kindern zu intensivieren und einen höheren Stellenwert einzunehmen!

Zudem wäre mein erster Gedanke ebenfalls gewesen, einen Psychologen um Rat zu fragen. Selbst, wenn die Frau nicht gemeinsam mit den Kindern zum Psychologen gehen möchte, so könnte sie sich doch zumindest von ihm beraten lassen und sich sagen lassen, was sie am Besten tun sollte. Auch eine Lebensberatungsstelle oder das Nachbarschaftszentrum könnte hier helfen.

Ich persönlich denke, dass es für die Kinder sicher sehr schwierig ist, mit einer solchen Nachricht umzugehen. Sie aber gar nicht mit einzubeziehen, finde ich auch nicht richtig. Es ist für Kinder mit Sicherheit ohnehin ein sehr schwer zu verarbeitendes Erlebnis, aber wenn es sie unvorbereitet trifft, ist es sicher noch viel schlimmer!

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Zuerst würde ich wohl dem Vater der Kinder Bescheid geben! Denn so kann er bereits versuchen das Verhältnis zu seinen Kindern zu intensivieren und einen höheren Stellenwert einzunehmen!


Der Vater hat aus mir nicht bekannten Gründen, kein Sorgerecht der Kinder. Er ist auch von 12 Monaten gut 8 Monate im Ausland unterwegs und gibt für nichts in der Welt seine Arbeit auf. Er fällt als Bezugsperson weg. Das Verhältnis kann sich soweit mir bekannt ist nicht intensivieren.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Wer wird denn für die Kinder sorgen, nachdem die Mutter gestorben ist? Gibt es Verwandte oder müssen sie in eine Pflegefamilie? Wenn dies nämlich der Fall sein sollte, besteht bestimmt die Möglichkeit sich auch von dort Hilfe zu holen und die Kinder behutsam auf dieses wirklich schwierige Thema vorzubereiten!

Wenn eine Oma, Tante, etc. das Sorgerecht für die Kinder bekommt, könnte diese Person vielleicht noch einmal mit der Mutter sprechen und sie davon überzeugen, sich doch noch professionelle Hilfe zu holen! Sie macht es ihren Kindern doch nicht einfacher, wenn sie völlig unerwartet getroffen werden bzw. "schlecht" von ihr darauf vorbereitet werden.

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich habe auch als erstes an danach gedacht, wer sorgt dann für die Kinder. Wichtig wäre wohl, genau mit dieser Person die Kinder darauf vorzubereiten. Ich bin schon der Meinung, dass die Kinder in diese Situation miteinbezogen werden sollten. Sie werden auch am Verhalten der Mutter erkennen, dass es ihr nicht gut geht und auch dass etwas nicht stimmt. Außerdem kann ich mir vorstellen dass die Kinder, wenn sie im nachhinein erfahren dass die Mutter schon Bescheid wusste, das nicht verstehen können und vielleicht sogar Vorwürfe aussprechen.

Wenn dies mit den Kindern geklärt wird, sollte auf jedenfall irgendjemand für die Kinder da sein. Sie werden mit jemanden darüber sprechen wollen, der nicht von der Krankheit selbst betroffen ist wie ihre Mutter. Sollte niemand das Sorgerecht für die Kinder bekommen und die Kinder in ein Heim oder ähnliches müssen, dann wäre vielleicht sogar da eine Kontaktaufnahme sinnvoll. Aber so eine Situation ist sehr schwer und man kann da als Außenstehender kaum etwas sinnvolles raten. Es gibt sicher auch sehr viele Familienstellen die einen da weiterhelfen können und sicher auch Beratungstermine anbieten.

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» misses_jessica » Beiträge: 963 » Talkpoints: -4,91 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Nipfi hat geschrieben:Wer wird denn für die Kinder sorgen, nachdem die Mutter gestorben ist? Gibt es Verwandte oder müssen sie in eine Pflegefamilie? Wenn dies nämlich der Fall sein sollte, besteht bestimmt die Möglichkeit sich auch von dort Hilfe zu holen und die Kinder behutsam auf dieses wirklich schwierige Thema vorzubereiten!


Darüber habe ich hier, weil es doch umfangreicher wird, einen neuen Thread eröffnet. Mutter krank- zu Lebzeiten Vormund der Kinder bestimmen? . Denn auch darüber hat sich die Frau wohl Gedanken gemacht.

An welche professionelle Stellen kann man sich den wenden, wenn es um die Erklärung geht, was mit der Mutter passieren wird? Wo findet man diese sogenannten "Lebensberatungsstellen" und wie weiß man, dass sie seriös sind. Denn schon das Wort "Lebensberatungsstelle" hört sich für mich so an, als ob es auch Scharlatane sein könnten.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Jedem kann jederzeit etwas passieren, von daher schon sollte der Tod Kindern nicht ferngehalten werden. In dem hier beschriebenen Fall ist es nun halt wahrscheinlich, dass die Kinder die Mutter bald verlieren und vermutlich auch die Verschlechterung ihres Zustands mitbekommen werden.

Erstmal wäre es wichtig, dass eine Großmutter, Tante oder Schwester der Mutter jetzt schon da ist und die Mutter, wo es ihr jetzt noch einiegrmaßen gut geht, dann auch vermitteln kann.

Haben die Kinder schon einmal den Tod eines ihnen nahestehenden Menschen mitbekommen? Wissen sie, besonders die kleineren, was Krankheit und Tod bedeuten? Das wären auch wichtige Punkte. Die Mutter kann so dann stückweise ihren Kindern erklären, dass sie sehr krank ist, aber da sollte sie unbedingt mit Fingerspitzengefühl drangehen, sonst haben die Kinder nur noch Angst, wenn sie selbst oder jemand anders krank ist.

Daher sollte sie auch die Art ihrer Krankheit, soweit es möglich ist, ihnen - kindgerecht erklären. Der Älteste hat es ja bereits mitbekommen, mit acht Jahren ist er auch schon so weit, dass er sich vermutlich alleine einiges zusammenreimt.

» Morgaine » Beiträge: 2701 » Talkpoints: 9,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Was für ein Alptraum für diese Kinder!

Hilfe in diesen Fällen kann man sich auch beim Jugendamt holen. Die kennen auf jeden Fall seriöse Erziehungsberatungsstellen, die einem in der Region helfen können und können auch Hilfe vermitteln, z. B. jemanden der die Kinder mitversorgt, wenn es der Mutter im Endstadium körperlich so schlecht geht, dass sie bei der Versorgung Unterstützung braucht. Die kennen sicherlich auch Anlaufstellen und Möglichkeiten, wie man mit Kindern den bevorstehenden Tod der Mutter vorbereiten kann. Angst vor dem Jugendamt braucht man hier nicht zu haben, weil man ja schließlich eine Krankheit wie Krebs niemandem zum Vorwurf machen kann.

Auch wenn ich als Mutter nachvollziehen kann, dass man in so einer Lage jede Minute mit den Kindern genießen will, sollte man versuchen, den Kindern eine weitere Bezugsperson nahe zu bringen. Wenn die Mutter nicht wie ein Wunder geheilt wird, brauchen sie jemanden bekannten und nahestehenden, der sie nach dem Verlust auffängt. Schwierig stelle ich mir vor, wenn die Kinder als Waisen zu einem völlig fremden Menschen gehen müssen oder gar im Heim wohnen müssen. Da Du ja oben schreibst, dass die Mutter die Hauptbezugsperson ist, wird es für die Kinder sonst besonders schwierig werden, den Verlust der wichtigsten Person zu verkraften.

Optimal wäre es natürlich, wenn jemand aus der Familie, z. B. die Oma die Kinder nach dem Tod aufnimmt. An diese Person müssen sich die Kinder vor dem Tod schon annähern, damit der Bruch nach dem Tod nicht gar zu abrupt ist. Mit annähern meine ich, dass die Mutter mit den Kindern und dieser Person vor ihrem Tod noch ein paar schöne Unternehmungen gemeinsam macht, damit diese Person die Kinder auch an die schöne Zeit mit Mama erinnert und die Kinder mit dieser Person viele schöne Erinnerungen an Mama teilen können.

Wenn der Erzeuger der Kinder nur kein Sorgerecht hat, weil er sich bislang nicht interessiert hat, sollte man ihn trotzdem mal ins Gebet nehmen, ob er sich nach dem Tod der Mutter die Vaterrolle nicht doch vorstellen kann. Immerhin sind es seine Kinder. Anders sieht es natürlich aus, wenn der Vater mit Grund kein Sorgerecht hat, z. B. wegen Gewalttätigkeiten gegen die Kinder.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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