"Bayrisch", eine Extra-Sprache für sich
Als ich neulich auf einer kleinen Familienfeier in Niederbayern war, bin ich mir wie im Ausland vorgekommen. Ich habe einfach nichts verstanden, von dem was sie gesprochen haben! Eigentlich ist bayrisch nur ein Dialekt der Deutschen Sprache, jedoch finde ich, dass dieser Dialekt so seltsam gesprochen wird, dass es sich wie eine Fremdsprache anhört.
Ich weiß nicht, vielleicht liegt es aber auch einfach nur an mir, dass ich diese "Sprache" nicht verstehe. Aber wer weiß, vielleicht gibt es noch mehr Leute, denen es so ergeht? Wie denkt Ihr darüber? Ich bin halbe Niederbayerin, jedoch spreche ich deutsch mit einem leichten, fränkischen Akzent. Meine Eltern sehen es als eine Art "Schande", dass ich es weder spreche noch verstehe.
Ich bin auch mal ab und zu in Deutschland und ich muss gestehen, dass es mir wirklich genauso geht wie dir. Teilweise verstehe ich diese Leute einfach nicht, damit habe ich wirklich schon immer Probleme gehabt. Aber ohne jetzt etwas gegen die Leute, die in Bayern leben, sagen zu wollen: Warum können die Leute, zumindest die, die in dem selben Land leben, nicht die selbe Sprache ohne Akzent sprechen?
Denn ich möchte die Bayern in Bayern auch nicht bitten, doch bitte Hochdeutsch zu sprechen, wenn ich in der Nähe bin. Das kann glaube ich ziemlich herablassend wirken. So blamiere ich mich eigentlich regelmäßig, denn ich lächele einfach inzwischen immer nur und nicke freundlich, wenn ich mir etwas gesagt wird, das ich nicht verstanden habe.
Ich bin in Süddeutschland aufgewachsen. Allerdings muss ich sagen, dass nicht mal die Bayern sich untereinander zwangsläufig verstehen. Kommt man beipielsweise in die Oberpfalz, scheint die Sprache nur noch aus ou ou ou zu bestehen und ab und zu kommt ein Konsonant zwischendrin vor. Ich finde das ganz schön anstrengend.
Verständnisprobleme hatte ich vor allem mit Senioren über 80, weil die oft wirklich kein Hochdeutsch oder etwas, das annährend wie Schriftdeutsch klingt zu sprechen.
Ich würde einfach mal nachfragen, wenn ich was nicht verstehe. Ich wäre da einfach zu neugierig, dass ich was verpasse. Man muss ja nicht gleich einem Bayern sagen, er solle hochdeutsch sprechen. Das könnten manche hartgesottene tatsächlich zu Herzen nehmen. Wenn man aber bittet noch mal langsam und für Nichtdialektsprecher zu wiederholen klappt das meist.
Das Bayrische ist übrigens gar nicht so unterschiedlich zum heutigen Schriftdeutsch. Es hat die selben sprachlichen Wurzen. Hauptsächlich die Vokale werden oft sehr abweichend ausgesprochen. Man kann das aber anhand von Wortlisten gut lernen, das Vokabular zu verstehen. Die Aussprache und Betonung des Bayerischen ist allerdings sehr kompliziert nachzuahmen. Man hört ganz genau, wenn jemand den Dialekt nicht als "Muttersprache" gelernt hat.
Ich bin mit meiner Familie mit ungefähr 10 Jahren aus dem Schwäbischen nach Bayern gezogen. Ich habe mich damals gefühlt wie ein Alien, denn trotz aller Bemühungen meiner Eltern, mich zum Hochdeutschen zu erziehen, habe ich "geschwäbelt", während die Menschen um mich herum bayerisch gesprochen haben. Das war für mich anfangs wie eine Fremdsprache. Wir haben ziemlich ländlich gewohnt und gerade bei den Erwachsenen kam es mir vor, als wenn sie gar nicht anders könnten.
Ich habe mir zwar nie angewöhnt, den bayerischen Dialekt selbst zu sprechen, aber im Laufe der Jahre gelernt, ihn zu verstehen. Inzwischen bin ich in Deutschland weit herumgekommen, ich habe aber das Gefühl, dass der bayerische Dialekt am speziellsten und am schwersten verständlich ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies für jemanden, der deutsch als Fremdsprache lernt, super schwierig ist.
Allerdings geht es uns doch im Ausland genauso. Ich war eine zeitlang viel in England unterwegs und obwohl ich gut englisch spreche gibt es da Regionen, da bin ich völlig hilflos. Ich finde, dass die Menschen, die in einer bestimmten Region wohnen, sich ihren Dialekt bewahren sollten, das gehört einfach zu der Region. Und der bayerische Dialekt hat durch seine Einzigartigkeit einen besonderen Charme.
Das man bei einem Dialekt etwas nicht versteht hat doch nicht unbedingt etwas mit dem Bayrischen zu tun. Solche Gegenden hat man überall in Deutschland. Hier im Vogtland das Dialekt ist für komplett Fremde auch sehr schwer zu verstehen. Ebenso gibt es im Thüringer Wald auch Ecken, wo man die Leute nicht versteht.
Ich selbst habe da noch ein Erlebnis in meiner Kindheit gehabt. Die Ferien bei der Grosstante mitten im Thüringer Wald verbracht und sie schickte mich einkaufen. Nun stand ich da mit meinen 9 oder 10 Jahren im Geschäft und habe nicht einen der anderen Leute verstanden. Und das obwohl wir nichtmal 100 km von dort entfernt gewohnt haben.
Ich frage mich jetzt auch, was an dem bayrischen schwerer zu verstehen ist, als wenn man mit einem waschechten Rheinländer spricht oder mit einem Sachsen aus dem tiefsten Sachsen. Jeder Dialekt ist für ortsfremde schwer zu verstehen und wenn man noch nie etwas mit diesem Dialekt zu tun hatte, dann ist es auch schwer als Rheinländer einen Berliner zu verstehen.
Dialekte gibt es überall und in jedem Land. Amerikaner aus Texas haben auch einen anderen Dialekt als Amerikaner aus Arizona. Selbst Holländer aus Amsterdam haben einen anderen Dialekt als Holländer aus Venlo.
Ich verstehe nicht, dass man als Deutscher die bayrische Sprache als so fremd ansieht und die anderen Dialekte eher als normal ansieht. Ich verstehe einen Bayern besser als einen Sachsen aus Dresden.
In meinen Augen und auch für mein Gehör sowie Verständnis ist der bayerische Dialekt ein Dialekt wie jeder andere: je nach Gegenüber mal mehr mal weniger gut zu verstehen. Klar ist es in einem niederbayerischen Dorf sicher anders als in München, diese regionalen Unterschiede gibt es aber überall.
Klar stand ich auch mal in einer Gegend in deutschen Landen, in denen ich erst mal dachte, wo bin ich denn da gelandet. In der Regel war es aber doch immer so, dass man mit ein wenig Konzentration und einer Weile zuhören auch bald versteht, was so gesprochen wird.
Übrigens kann ich es mir nicht vorstellen, dass Deine Eltern es wirklich als Schande empfinden, wenn das Kind den niederbayerischen Dialekt nicht versteht, sondern eher amüsiert darüber sind.
Wenn ich in Bayern im Urlaub bin und mal mit den Eingeborenen in ein Gespräch komme verstehe ich wirklich kaum etwas von dem was gerade gesagt wird. Sicherlich gibt es auch andere Gegenden wo man sich für Außenstehende schwer verständlich unterhält, aber so extrem wie in Bayern ist mir das noch nie untergekommen. Wobei es mir schon fast peinlich ist als Deutscher nicht die einheimischen Dialekte wenigstens ansatzweise zu verstehen und ich alles doppelt und dreifach nachfragen muss.
Bayrisch ist ja unserem Dialekt in Österreich relativ ähnlich, deswegen habe ich weniger Probleme einen Bayern zu verstehen als einen Norddeutschen.
Ich denke es kommt einfach darauf an, wo man aufgewachsen ist bzw. wo man länger gewohnt hat. Jede Gegend hat seinen eigenen Dialekt und an den muss man sich eben erst gewöhnen. Wenn man dann man ein bisschen in diese Mundartgespräche hinein gehört hat, versteht man mit der Zeit auch das meiste. Natürlich wird unter Einheimischen auch immer noch relativ schnell gesprochen, damit tut sich dann ein Außwärtiger noch schwerer und das Verständigungsproblem wird noch größer.
Ich muss mich aber als ein Fan von verschiedenen Dialekten outen. Ich denke es ist einfach ein Stück Kultur und sollte keinesfalls verändert werden. Wenn alle Dialekte einfach verschwinden würden und sich alle verstehen würden, wäre es doch auch langweilig.
Also ich komme auch aus Bayern, spreche aber auch eher einen fränkischen Dialekt. Ich denke mal, dass es dir nur so vorkommt, dass Bayrisch so schlimm ist, weil du nun dort warst. Es ist im Grunde egal, wenn einer in einem tiefen Dialekt spricht, dann hat es generell nichts mehr mit Deutsch zu tun, dann verstehst du im Grunde niemanden mehr. Egal ob du einen Schwaben nimmst oder einen "Ossi". Wer auch immer in seinem Dialekt loslegt, verstehst du rein gar nichts mehr.
Übrigend, es ist keine schande wenn du es nicht mehr verstehst und auch nicht sprichst.
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