Kind steigert sich rein

Mein Kai wird demnächst 8 Jahre und hat schon als kleiner Junge ein Problem damit gehabt, zum Beispiel bei Mensch ärgere Dich nicht zu verlieren. Er hat dann richtig geweint früher. Das klappt heute ja recht gut. Aber Kai ist sportlich sehr ergeizig. Wenn sie im Jungenturnen z.B. Fussball spielen und Kais Mannschaft verliert, dann kann sogar sein dass er total enttäuscht ist noch nach 2 Stunden wenn er längst daheim ist oder sogar weint.

Er ist gut in Sport und hat letzten Monat einen Ehrenurkunde bei den Bundesjugendspielen erreicht und Bronze beim Schwimmen. Nun hat ja gestern Deutschland beim Fußball verloren und wir haben 1 Stunde gebraucht um meinen Sohn zu beruhigen. Er hat nicht nur geweint, sondern bekommt dann regelrecht kaum noch Luft.

Er macht sich in letzter Zeit zuviele Gedanken und nimmt sich alles so zu Herzen. Aber ich verstehe nicht, warum ihm dabei die Luft wegbleibt. ich meine mir ist sowas schon passiert, aber ich bin 33 Jahre und wir Erwachsenen haben oft andere Probleme als die Kinder. Kai hat es eigentlich gut bei uns und er kommt von den Noten her gut in der Schule mit bzw. hat gute Freunde.

Warum regt er sich dann immer so auf bzw. nimmt alles persönlich. Wenn das jetzt schon so übel ist, wie wird er dann wenn er groß ist. Kennt ihr sowas von Euren Kindern? Was kann ich machen? Ich möchte ja einen Mann aus ihm machen und kein Memme. Wobei bei mir ein Kind auch mal weinen darf. Aber er muß nicht immer gleich panisch und hysterisch werden.

MoneFö hat geschrieben: Ich möchte ja einen Mann aus ihm machen und kein Memme. Wobei bei mir ein Kind auch mal weinen darf. Aber er muß nicht immer gleich panisch und hysterisch werden.

Warum regt er sich dann immer so auf bzw. nimmt alles persönlich. Wenn das jetzt schon so übel ist, wie wird er dann wenn er groß ist. Kennt ihr sowas von Euren Kindern? Was kann ich machen?

Ich muss mich hier Diamante anschließen, was das Bezeichnen eines Jungen als Memme betrifft, nur weil der eben auch mal weint. Was bitte schön ist daran so unmännlich, dass man es selbst kleinen Jungen austreiben müsste? Warum sollten die nicht auch mal weinen dürfen, wenn ihnen danach ist? Auch wenn Du, MoneFö, schreibst, dass ein Kind auch mal weinen darf, so richtig scheinst Du das nicht zu kommunizieren.

Von meinem Kind kenne ich das übrigens auch, das es sich so manches Mal in Dinge reinsteigert, die eigentlich eine solche Reaktion nicht wert sind. Da erkläre ich meinem Kind dann einfach, dass man sich ganz sicher auch ärgern darf und sollte. Aber eben nicht ewig lange, weil man dadurch nur Energie verschwendet. Wenn man sich genug geärgert hat, maximal 15 Minuten sage ich immer, dann sollte man überlegen, wie man es künftig besser machen kann. Wenn man dazu etwas tun kann, dann sollte man das auch tun, denn darin ist die Energie wesentlich besser investiert.

Allerdings muss man ein solches Verhalten auch vorleben und nicht nur predigen, das ist auch wichtig. Ebenso sollte man sich auch sicher in seinen Handlungen sein. Und da würde ich Dir raten noch mal zu überlegen, was Dich da verunsichert, denn Du schreibst ja selbst, dass es Euer Kai nur eigentlich gut bei Euch hat; und uneigentlich?

Ich muss mich da anschließen. Mein erster Gedanke war auch: Der Junge ist einfach nur sensibel. Das ist eine Eigenschaft, die vielen Menschen fehlt. Ich schätze es, wenn Menschen sensibel und feinfühlig sind. Es ist, gerade im späteren Erwachsenenalter, oftmals etwas Besonderes, wenn man seine Gefühle nach außen hin zeigen kann.

Gerade Männer werden gerne als unmännlich verpönt, wenn sie mal weinen müssen. Ich finde daran absolut nichts verwerfliches. Jeder darf mal weinen, wenn ihm danach zumute ist, egal ob kleiner Junge oder ausgewachsener Mann.

Mein Mann zum Beispiel ist 27 Jahre alt. Letztens sahen wir einen traurigen Spielfilm an. Dabei ging es um den Tod des geliebten Hundes. Da wir selbst Hundebesitzer sind, ist uns dieser Film sehr nahe gegangen. Sowohl ich, als auch mein Mann haben bei den Schlussszenen geweint. Peinlich war es für keinen von uns beiden. Es ist schön zu sehen, wenn der Partner genauso fühlt und auch mal feinfühlig sein kann.

Dein Sohn ist gerade mal 8 Jahre alt. Er wird in seinem Leben von noch so vielen Eindrücken geprägt werden, dass man gar nicht sagen kann, ob er verweichlicht werden wird. Er ist im Kindesalter, da weint und heult man eben viel, besonders vor Wut. Das Deutschland nicht gewonnen hat, ist nicht nur für deinen Sohn ein Anlass zum Weinen gewesen. Ich denke viele Fußballfans haben dies aus Enttäuschung getan.

Es gibt immer mal Phasen im Kindesalter, in denen sich Jungs und Mädchen mehr zu Herzen nehmen. Das ist kein Anlass zur Sorge und pendelt sich sicherlich auf ein gesundes Maß ein. Vielleicht wirst du die sensible und ehrgeizige Art deines Sohnes später sogar vermissen, wenn er mit 16 Jahren ganz "männlich" um die Häuser ziehen wird.

Auch ich schließe mich der Meinung meiner Vorschreiberinnen an. Es ist doch absolut nicht schlimm, wenn dein Sohn sensibel ist. Er ist erstens doch erst 8 Jahre alt und zweitens sind seine Probleme aus deiner Sicht zwar nicht so schlimm, wie manche Probleme eines Erwachsenen, aber für ihn dennoch ernst!

Bezüglich der Situation gestern nach dem Fußballmatch: Ich bin zu 100% überzeugt, dass er gestern nicht das einzige männliche Wesen- egal, welchen Alters- war, das geweint hat! Und dass er sich schwer beruhigen hat lassen, liegt einfach daran, dass er zur Zeit sensibel ist. Das bedeutet aber nicht, dass er immer so sensibel sein wird!

Übrigens bin auch ich der Meinung, dass Männer auch mal weinen dürfen!

Also zuerst solltest du vielleicht mal einen Kinderarzt aufsuchen. Denn wenn du schreibst, dass er dann keine Luft mehr bekommt, ist das ja nicht so ganz normal und kann auch sehr gefährlich sein. Wenn dein Sohn nämlich keine Luft mehr bekommt, dann kann er auch ersticken.

Ansonsten würde ich wirklich mal ein ernstes Wörtchen mit ihm reden. Er ist ja kein kleines Kind mehr und da musst du ihm einfach klarmachen, dass es absolut dämlich ist, sich aufzuregen, weil irgendein Fußballspiel nicht so ausgegangen ist, wie er es sich erträumt hat. Oder kann es sein, dass ihr da als Eltern vorher zu viel Druck gemacht habt? Also habt ihr immer gesagt "Deutschland muss gewinnen"?

Und beim Sportunterricht ist das doch genau das Gleiche. Sag ihm einfach, dass es nur einen Gewinner geben kann und man eben nicht immer Glück haben kann. Und du musst ihm sagen, dass es doch vollkommen egal ist, ob er gewinnt oder verliert und dass du ihn trotzdem lieb hast. Vielleicht kannst du ja auch mal mit der Lehrerin reden, dass in der Schule nicht so auf dem Verlierer rumgehackt und der Gewinner nicht gleich hochgelobt wird.