EU-Afrika-Gipfel

vom 09.12.2007, 10:41 Uhr

Neuer Kolonialismus?

In Afrika ticken die Uhren anders, Systeme wie wir Europäer sie gewohnt sind gibt es dort kaum, die Gesellschaften sind anders organisiert. Ging es früher um Rohstoffe, so scheint es heute vor allem darum zu gehen westliche Sitten und Gebräuche nach Afrika zu exportieren. Rücksichtnahme auf bestehende Strukturen gibt es scheinbar nur wenig. Und leider sehen die europäischen Rezpte oft eben auch europäishc aus: Geld geben, das wird dann schon, Essen schicken, usw. Inzwischen wnadelt sich zwar das Handeln in der Entwicklungshilfe hin zu immer mehr Selbsthilfe, Brunnen bauen, Möglichkeiten schaffen, um selbst Infrastruktur zu schaffen, aber das geschieht eben alles nur sehr langsam. Ideologien waren noch nie wirkliche Exportschlager, ob es diesmal klappt, das Ziel Gipfels umzusetzen darf man getrost bezweifeln: Laut EU-Kommissionspräsident Barroso kann der Gipfel einen Neuanfang in den Beziehungen "von dem Geber-Empfänger-Verhältnis zu einer echten Partnerschaft" einleiten. Fraglich, denn die EU möchte die Afrikanische Union nun auch mit militärischen Mitteln unterstützen. Schwierig dürfte das allerdings auch werden, denn Merkel hat in ihrer Eröffnungsrede gleich mal einige Staatschef aufgebracht.

Simbabwe zerfällt, Mugabe schuld

So könnte man in überspitzten Worten Merkels Eröffnungsrede zusammenfassen. Klar ist, Präsident Mugabe rediert seit fast drei Jahrzehnten fast im Alleingang das Land. Und die Entwicklung des Landes nimmt nicht unbedingt positve Züge an. Achtung der Menschenrechte, Pressefreiheit stehen nicht oben auf der Liste. Nur macht es eben auch keinen Sinn, die Probleme im Land zu thematisieren, wenn man damit einen Zerfall tatsächlich noch anschürt. Die Enteignung der Großbauern aus der Kolonialzeit war eine große Ungerechtigkeit und muss verurteilt werden. Es war Mugabes späte Rache an den Kolonialisierern, aber: es reicht, wenn man die Folgen verdeutlicht und andere afrikanische Länder nicht die gleichen Fehler gehen. Auch in Namibia denkt man darüber nach, Farmer zu enteignen, allerdings wenigstens mit Entschädigung. Das Land wird danach an die Landarbeiter verteilt. Die Folgen daraus sieht man in Simbabwe: da eine selbständige Arbeit bisher völlig unbekannt ist, Geld für Investitionen - und sei es nur für Saatgut - fehlt, verkommen die Anbauflächen und die Hungersnöte sind größer als je zuvor. Merkels Hinweis auf die instabile Lage in dem Land hat die Situation aber nicht verbessert. Und die Kritik einiger afrikanischer Staatschefs ist durchaus verständlich: mehr Auswanderung, drohender Bürgerkrieg sind Konsequenzen, mit denen niemand in unmittelbarer Nachbarschaft leben möchte.

Letztlich ist damit die partnerschaftliche Verhandlung in den Hintergrund gerückt. Afrika steht nun am Pranger und muss sich erstmal wieder freikämpfen. Denn der Eindruck, der entstanden ist, dass es ohne Europa nicht geht, ist völlig falsch. Und eine Schwächung der Strukturen in Afrika kann in keiner Hinsicht dienlich sein, um mehr Demokratie, mehr Menschenrechte, weniger Bürgerkriege und mehr Freiheit zu erlangen. Wirtschaftlicher Aufschwung, weniger Hungersnöte bedürfen starker Strukturen vor Ort, in denen sich stabile Gesellschaften entwickeln können. Entwicklungshilfe sollte nur Hilfe zur Selbstilfe sein, kein Abhängigkeiten schaffen. Und Eruopa muss endlich lernen, dass in Afrika nach afrikanischen Regeln gehandelt werden muss.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wir wissen alle, dass Afrika ein "vergessener" Kontinent ist. Höchste Raten in Punkto Aids-Infizierte, hungernde Mensche, Kindersterblichkeit,.... usw. die Liste ist lang. Korruption ist in Afrika Thema Nummer eins, die Entwicklungshilfe scheitert an vielen Punkten, weil das Geld einfach verschwindet. Hilfe zur Selbsthilfe, klar wurden Jahrzehnte lange Fehler gemacht, man hat nach Afrika immer fertige Produkte geschickt und nicht darüber nachgedacht, dass es vielleicht besser wäre ihnen dabei zu helfen selber manche Produkte zu produzieren.
Afrika ist ein Kontinent, der ausgebeutet wird, schon seit Jahrhunderten und in Zukunft wird sich auch nicht viel daran ändern. Die Bereitschaft der Afrikaner ist teilweise gleich null, Kondom? nein, so was will man da gar nicht verwenden, manche kenne das gar nicht.
Viele wollen nach Europa flüchten, da es ja bei uns sooo toll ist. Wahrscheinlich die Hälfte schafft es nicht durch das Mittelmeer, man hört täglich von ertrunkenen Flüchtlingen usw. Wo soll das noch hinführen? Ich weiß es selber nicht, man muss eine gute Politik anwenden, um diese Probleme zu verhindern, man muss vor Ort tätig werden und da benötigt man eine gute Politik vor Ort, die ja in den meisten afrikanischen Ländern eher sehr jämmerlich ist. Ein Teufelskreis

» sweetysarah » Beiträge: 469 » Talkpoints: 0,15 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Aber gerade da gilt es doch anzusetzen, da war Merkels Kritik zwar vielleicht inhaltlich richtig, aber am völlig falschen Platz ausgesprochen.
Man kann nicht mit anderen verhandeln, wenn ich meinen Verhandlungspartner vorher klar mache, dass da soviel schief läuft. Sowas kann man auch intern klären, z.B. über die eigene Entwicklungshilfe oder über Wirtschaftsabkommen. Vorwürfe haben in dem Fall allen anderen Ländern auch geschadet, denn schließlich will Afrika zurecht auch endlich mal ernst genommen werden. Und wenn das anbietet, also verhandeln als Partner, dann muss man sich auch so benehmen.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Nur das Problem ist der goldene Mittelweg: Vorschriften und Vorschläge von Europa und den Industriestaaten werden doch gleich als indirekter Kolonialismus missverstanden und man will es alleine schaffen und sich nichts sagen lassen, auch wenn man sich immer bereitwillig die Köpfe einschlägt.

Auch wenn das mit den kriegerischen Auseinandersetzungen so ein typisches Amrutsproblem ist, denn komischerweise haben die "reichen" Länder Afrikas damit überhaupt kein Problem.

Ich denke, man müsste Afrika sowieso komplett neuordnen und die Koloniallistisch gezogen Grenzen zerschlagen, denn vor allem dadurch entstehen viele Konflikte wenn man zwei Völker zwingt - die sich schon ewig spinnefeind waren und jahrhundertelang gegenseitig demütigten und jeder sich vom anderen gekränkt fühlt - in einem Staat zu vereinen. Vielleicht würde das die Konfilkte auch etwas minimieren, auch wenn man sich so immernoch gerne den Krieg erklärt.

Hilfe Zur Selbsthilfe und die Schaffung von minimalen Wohlstand aus dem mehr wachsen kann und einigermaßen friedliche Verhältnisse sind m. E. der einzig mögliche Weg für Afrika, aber das kann noch lange dauern bis da mal was passiert, solange tausende daran arbeiten und ein verrückter Diktator nach dem anderen das mit dem Hintern alleine wieder einreißt.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Der Ratschlags- und Besserwisser-Kolonialismus hat ja mal total ins schwarze getroffen. Und es waren weder Engländer noch Franzosen, nein, es war Angie: sie hat es mit ihrer Rede geschafft, dass die Tagung mit einem Eklat endet.

Und was kam trotzdem bei raus? Engere Zusammenarbeit gegen Menschen- und Drogenschmuggel. Polizei- und Justizbeamte sollen in der EU ausgebildet werden. Friedenseinsätze sollen mit EU-Mitteln unterstützt werden.

Letztlich also nur ganz kleine Fortschritte, das Handelsabkommen ist gescheitert. Inzwischen dürften mindestens zehn Länder gegen die Unterzeichnung sein. Damit ist das Freihandelsabkommen zwischen der Eu und Afrika gescheitert. Damit ist der nächste Schritt, nach der politischen Kolonialisierung, nämlich die wirtschaftliche Kolonialisierung gescheitert. Afrika wird stärker, gut so. Auch wenn dann vielleicht noch neue Probleme entstehen, aber der eigene Weg zu mehr Demokratie, Freiheit und Wirtschaft wird letztlich der beste sein.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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