Über Armut klagen, aber großzügig leben (wollen)
Wer sich die Haare nicht färbt und kein Handy besitzt, katapultiert sich also ins gesellschaftliche Aus? Nun, wieso sind es dann gerade oft "Bildungsbürger", die es gesellschaftlich also eigentlich eher gut haben, die so einen Schnickschnack wie pinke Haatsträhnchen, das neuste Fotohandy mit integriertem MP3-Player oder "Marken-Klamotten" nicht benötigen? Zeigt das nicht, dass man damit eigentlich schon sehr gut leben kann? Was aber, egal, wie deine Meinung hierzu ausfällt, nichts daran ändert, dass jemand, wenn er behauptet, er würde hungern, sein Geld doch logisch gesehen eigentlich eher für Nahrungsmittel denn für etwas Anderes ausgeben sollte.
Dass du Rauchen und Alkoholtrinken schlimmer findest, als irgendwelche modischen Dinge, mag deine Meinung sein. Tatsache ist, all das ist Luxus und nicht zum Überleben notwendig. Also ist es in dieser Argumentation hier eigentlich egal, was du davon schlimmer findest. Es ist in der Hinsicht einfach gleichwertig. Abgesehen davon kann ich mich von "nur" zehn Euro für einmal Haarefärben zweieinhalb Tage lang ernähren.
Nur, weil man arm ist, muss man übrigens nicht zwangsläufig ungepflegt sein. Auch ein unglücklicher Mensch muss nicht ungepflegt sein. Das ist einfach eine persönliche Einstellung. Auch denke ich nicht, dass man gleich ungepflegt sei, nur, weil man keine Strähnchen und Markenkleidung besitzt. Körperpflege ist für mich etwas Anderes. Und auf "Freunde", die einen nur mit Adidas-Klamotten, Haarfarbe und wenn man das neuste Handy hat, akzeptieren, kann man ja wohl auch verzichten. Denn das sind keine wahren Freunde.
Ich bin also der Meinung, dass man auch ohne Luxus gepflegt aussehen, Freunde haben und glücklich sein kann. Ein weiterer Grund, wieso man sich erst einmal um wirklich wichtige Dinge kümmern sollte, statt sich Luxus zu gönnen und dann aber gleichzeitig zu jammern, man habe nicht einmal für Nahrungsmittel Geld.
Wenn es wirklich so extrem ist, dass diese Personen zumindest behaupten, sprichwörtlich Hunger leiden zu müssen, dann finde ich das auch seltsam. Denn bevor ich mit leerem Magen herumlaufe, verkaufe ich mein Handy dann doch lieber und hole mir ein Billighandy.
Was mir auch auffällt, ist, dass viele dieser Personen, die im Fernsehen jammern, Rauchen wie die Schlote, da sind schnell 150 EUR im Monat alleine für Kippen futsch.
Ich kann das auch nicht nachvollziehen, aber das ist ja genau der Punkt. Ich würde behaupten, dass rein theoretisch niemand mit Hartz 4 hungern muss. Aber gerade weil eben viele trotz Geldnot sich einfach dem Konsum nicht entziehen können, kommt es eben dennoch vor, dass dann das Geld für das Nötigste fehlt.
Dass gerade das Bildungsbürgertum weniger konsumiert, obwohl genug Geld vorhanden ist, ist nicht so paradox finde ich, denn je gebildeter man ist, desto kritischer steht man meist auch der Konsumgesellschaft gegenüber. Für Arme jedoch ist das neueste Handy bzw. die neueste Mode halt Status, da viele dieser Personen sonst in ihrem Leben nichts haben, worauf sie stolz sein können, vor allem im Hinblick auf Bildung und Status, ist es klar, dass viele eben auf solche Dinge Wert legen.
Schlimm finde ich das bei Familien mit Kindern. Bei Erwachsenen denke ich mir "selber schuld", wenn nur Wasser und Brot da sind, weil der neue Flatscreen her musste, wenn aber Kinder kein Pausenbrot bekommen oder dergleichen hört sich finde ich der Spaß auf.
An was man nun überflüssigen Luxus festmacht ist ja Ansichtssache. Aber ich stimme da schon Wawa666 zu. Man muss eben auch bestimmte Dinge verzichten, wenn man sich hinsetzt und klagt, das man am Hungertuche nagen müsse. Ok, ich färbe mir die Haare und rauche auch. Aber dafür reicht unser Geld auch für das tägliche Leben, das keine hungern muss in unserer Familie.
Sollte es allerdings mal anders kommen, das weiss ich, das ich zuerst an mir selber sparen würde, bevor die Kinder wirklich hungrig ins Bett müssen. Und ich würde sogar soweit gehen, das ich bestimmte Dinge verkaufe, wenn ich damit meinen Kindern was gutes tun könnte.
Aber es fällt mir auch immer bei solchen Sendungen auf, das die grössten Jammerer eben noch rauchen und auch einen Kaffee nach dem anderen trinken. Sind alles Ausgaben, die nicht nötig sind.
Das nennt man dann wohl sozialer Brennpunkt zumindest meiner Ansicht nach. Grundsätzlich denke ich aber, dass man bei diesem Thema zwei Seiten vertreten kann. Es gibt sicher viele, die sagen würden, dass heutzutage einfach jeder auch ein wenig Luxus braucht und dass man sich auch in Zeiten, wo das Geld ein bisschen knapper ist, durchaus mal etwas gönnen sollte. Und das stimmt natürlich auch bis zu einem gewissen Maße. Es ist völlig okay, sich die Haare zu färben, ein Handy zu besitzen oder vielleicht den ein oder anderen Elektroartikel, aber man sollte es eben nicht übertreiben. Das sehe ich ganz genauso wie du.
Meiner Ansicht nach, muss man gerade in Zeiten, wo man wenig Geld hat, einfach Prioritäten setzen. Dazu sollte erst einmal gehören, dass man seine Miete und seine Rechnungen begleichen kann, dass man sich ernähren kann und auch sonst alles zum Leben nötige besitzt. Das alles muss nicht einmal viel Geld kosten. Man kann sich dann eine Art Wunschliste machen und überlegen, was man sich darüber hinaus gerne an Luxus noch leisten möchte können. Wenn man wirklich der Meinung ist, dass man diese Dinge unbedingt braucht, ist das okay. Aber dann sollte diesen Leuten ebenso klar sein, dass sie dafür an anderer Stelle werden sparen müssen. Schließlich fällt das Geld nicht vom Himmel. Man muss einfach wissen, was einem wichtiger ist: Das neue Handy oder die tägliche Ernährung?
Wenn die Ernährung dabei verliert, dann ist das nun einmal so. Aber dann, das sehe ich wieder genau wie du, sollten sich diese Leute nicht darüber beschweren, wenn es ihnen schlecht geht. Natürlich spricht nichts dagegen, sich ab und zu mal etwas Luxus zu gönnen, aber teilweise ist das einfach bei vielen Leuten nicht im Monatsbudgets drin, was in meinen Augen eigentlich heißen sollte, dass in diesen Monaten einfach mal ein wenig auf das eigene Geld geguckt wird.
Natürlich hast du auch recht, wenn du sagst, dass die Leute, die mit solchen Geschichten im Fernsehen auftreten, sorgfältig ausgewählt wurden und sicher auch noch einmal ihre ganz eigenen Attribute haben. Ich bin der Ansicht, dass man diese Leute nicht allzu ernst nehmen sollte, aber sicher kennt der ein oder andere auch ähnliche Geschichten aus seiner Umgebung. Es sind nicht nur die Leute im Fernsehen, die mit solchen Problemen zu kämpfen haben. Denen geht es wahrscheinlich von den „armen“ Menschen noch am besten, wenn sie nebenbei noch Zeit haben, im Fernsehen ihre Geschichte zu erzählen.
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