Warum feiert man eine Konfirmation überhaupt?
Ich frage mich seit einiger Zeit, warum man eigentlich eine Konfirmation überhaupt feiert? Was ist der Grund, dass man das für einen Anlass zum feiern nimmt? Es geht doch nur um den Eintritt in die Kirche und das Glaubensbekenntnis. Und das widerspricht doch eher einer ausgelassenen Feier, bei der man total über die Stränge schlägt.
Ansonsten finde ich auch, dass man ja meistens eher Feiern ausrichtet, wenn man etwas Besonderes geschafft hat, beispielsweise eine Beförderung im Job, aber eine Konfirmation ist doch kein solcher Anlass, oder? Dazu reicht es ja, wenn man ab und zu in der Kirche herum sitzt. Halten diejenigen, die eine extra Feier zur Konfirmation machen dies also für etwas besonders tolles?
Die Konfirmation ist eine feierliche Segenserhaltung von evangelischen Kirchen.
Ich denke, dass diese definition schonmal erklärt, warum der Erhalt der konfirmation gefeiert wird. Ebenso kann ich verstehen, wenn man aus rein menschlicher Sicht dieses Ereignis feiert. Immerhin dauert die Vorbereitung zur Konfirmation in einigen Gemeinden mehrere Jahre. Innerhalb dieser Zeit muss man nicht nur in der Kirche anwesend sein. Es gibt genausogut Unterricht und verschiedene Veranstaltungen, an denen man teilnehmen muss. Das Gemeinschaftsgefühl trat dabei in den letzten Jahren immer mehr in den Vordergrund.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich diesen "Wirbel" um die Konfirmation auf jeden Fall verstehen kann, da damit eine mehr oder weniger anstrengende Phase des Lebens abgeschlossen wird.
Die Definition wurde ja hier in einem anderen Thread schon mehrfach gegeben. Die Konfirmation ist zum einen eine Feier, die die Kinder oder besser Jugendlichen in den Erwachsenenkreis einführt. Da die Jugendlichen früher schon mit 13, 14 oder spätestens 15 Jahren das Elternhaus verließen, war eben die Konfirmation zu dem Zeitpunkt angesetzt, an dem eben wirklich auch erkennbar war, dass sie nun erwachsen sind.
Zum anderen ist es auch heute noch ein wichtiger Punkt, dass der Konfirmand mit dieser Feier und dem Bekenntnis zu Gott die eigene Taufe noch mal bekräftigt. Da viele Täuflinge ja während dieser Feier noch im Säuglingsalter sind, bietet die Konfirmation auch noch mal die Möglichkeit ganz bewusst ja zum Glauben zu sagen.
Früher war es schon so, dass man sich die Feier auch verdient hat. Denn da musste man noch richtig viel lernen. Wir mussten zum Glück nicht mehr die obligatorischen 50 Kirchenlieder auswendig lernen, aber das Glaubensbekenntnis, nebst wörtlicher (etwas älteres Deutsch) Erklärung für den ersten Teil und moderner Erklärung für den zweiten Teil, die Zehngebote mit ERklärung usw.
Als ich unsere Pastorin darauf ansprach, weil mein Sohn bemängelte, dass sie eben nichts lernen würden im Konfirmandenunterricht, da meinte sie, dass heute keiner mehr kommen würde, wenn man es noch so wie früher machen würde.
Genauso die Feiern, früher waren es keine großen Sausen, da kamen die Verwandten, die Paten und man trank Kaffee und aß Kuchen und freute sich mit dem Konfirmanden, dass er/sie jetzt ein vollwertiges Mitglied der Gemeinde ist. Mit den Jahren uferte das dann aber immer mehr aus und der eigentlich Sinn und Zweck ging immer mehr verloren.
Ich weiß ja nicht, wie heute gefeiert wird, wenn ein junger Mensch seine Konfirmation hat. Aber zu meiner Zeit, also vor ca. 12 Jahren, konnte von "über die Stränge schlagen" absolut keine Rede sein. Es gab einen Gottesdienst mit Ritual, anschließend ging der Konfirmand mit seiner Familie schön essen und/oder Kaffee trinken. Natürlich gab es Geschenke und Glückwünsche und ich bekam zur Feier des Tages ein Glas Sekt (sonst durfte ich nämlich nie Alkohol trinken), aber eine Riesenparty, die deine Forumlierung suggeriert, wurde nicht veranstaltet. Das war auch bei keinem meiner Mitkonfirmanden oder Klassenkameraden der Fall. Vielleicht ist das heute wirklich anders und die Generation Komasaufen feiert auch die Konfirmation bis zum Filmriss, das wäre dann aber eine relativ neue Entwicklung.
Aber warum feiert man nun überhaupt? Die Kirche und die jeweilige Gemeinde freuen sich ein neues Schäfchen in ihre Reihen aufgenommen zu haben, ebenso war es früher halt so eine Art Initiationritus, der das erwachsen werden markierte. In der DDR gab es ja ersatzweise die Jugendweihe, das ist ja ein ähnliches Prinzip nur eben ohne religiösen Hintergrund. Und diese Traditionen sind eben geblieben, auch wenn sie heute an Bedeutung verloren haben.
Der Satz "in der Kirche herumsitzen" trifft übrigens wohl auch nur auf die Personen zu, die sich nur aus Geldgier konfirmieren lassen oder wie ich gezwungen werden. Die sitzen ihre Zeit dann wirklich nur ab. Aber bei Leuten, die konfirmiert werden, weil sie das wirklich wollen. Die interessieren sich für den Inhalt der Predigt, für den Verlauf des Kirchenjahres mit seinen Festen und meinen das Glaubensbekenntnis und ihre Gebete ernst, anstatt sie nur herunter zu leiern.
Man sollte also meiner Meinung nach unterscheiden, wann man die Feier überflüssig findet. Bei den Geldgeilen oder Zwangskonfirmierten gibt es wirklich nichts zu feiern, da stimme ich dir zu. Für die wäre es sinniger es hinter sich zu bringen und das geld zu zählen. Aber für Leute, die sich aus Überzeugung konfirmieren lassen und nicht des schnöden Mammons wegen, finde ich es eigentlich nicht verkehrt, wenn man seinen Glauben auch mal feiert. Theoretisch tut man das schon jeden Sonntag beim Gottesdienst, aber nun nimmt man eben das erste Mal als vollwertiges Gemeindemitglied daran teil.
Sorcya hat geschrieben:In der DDR gab es ja ersatzweise die Jugendweihe, das ist ja ein ähnliches Prinzip nur eben ohne religiösen Hintergrund.
Nur mal als Information, dort gab es auch die Konfirmation und in meinem Jahrgang haben sich 1988 immerhin 6 von 18 Jugendlichen neben der Jugendweihe auch konfirmieren lassen. Die Konfirmation war dann aber auch freiwillig. Die Jugendweihe entstand sozusagen in Opposition zu den Kirchen und war schon 1890 recht fest verankert. Die Ausrichtung änderte sich zu Zeiten der DDR zwar noch einmal. Aber die Jugendweihe wurde eben nicht in der DDR erfunden.
"Total über die Stränge" habe ich bei meiner Konfirmationsfeier nun nicht geschlagen, genauso wenig wie meine Mitkonfirmanden. Wenn wir gekonnt hätten, hätten wir das vielleicht auch getan - wie alle Jugendlichen eben - aber Konfirmation ist immer ein Fest der Verwandtschaft und demzufolge ein Fest, bei dem man sich sittlich und zurückhaltend zu benehmen hat, sonst wird man irgendwie mit Blicken gestraft, die man lieber nicht auf sich gerichtet haben möchte. Man kommt einfach zur Konfirmation gar nicht auf die Idee, "ausgelassen zu feiern" oder "über die Stränge zu schlagen". Sowas ist undenkbar!
Warum man das so groß feiert, verstehen wahrscheinlich nur Leute, die auch die Kirche verstehen. Man feiert, weil sich ein Jugendlicher für ein Leben mit Gott entschieden hat und das ist für den Jugendlichen selbst ein Gewinn, die anderen freuen sich mit, die KIrche auch und die Kirche freut sich natürlich insgeheim auch darauf, dass sie mal wieder einen Anwärter auf KIrchengeld und Kirchensteuer gefunden hat.
Und ja, ich war damals schon stolz darauf, dass ich Konfirmand war, ich habe mich schon erwachsen und gleichberechtigt gefühlt. Man darf ja ab dann auch mit zum Abendmahl gehen, man darf Pate werden und man darf glaub ich auch den Kirchenvorstand wählen gehen, wobei ich das auch nach fünf jahren noch nie gemacht habe, keine Ahnung, wann sowas gemacht werden muss. Aber Jugendliche, die die Jugendweihe feiern, finden das ja genauso besonders. Es ist nunmal der Eintritt in die Erwachsenenwelt und wer findet das nicht besonders? Bei uns in der Gegend ist es eigentlich üblich, dass Atheisten zur Jugendweihe gehen, ist das anderswo anders?
Ich muss allerdings inzwischen auch sagen, dass ich meinem eigenen Kind keine Konfirmation aufschwatzen würde wollen. Eigentlich ist die Konfirmation überflüssig, da man ja schon getauft ist. Was braucht man sich da nochmal bekennen? Es geht doch eigentlich keinen etwas an, was man glaubt. Aber ok, so ist der Brauch.
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