Was sich Kinder alles einbilden

vom 08.08.2009, 21:36 Uhr

Ich kann auch aus meiner eigenen Erfahrung sprechen und ich finde es gar nicht so ungewöhnlich, dass dein Junge diese Vorstellungen hat. Ich hatte so etwas auch als Kind und selbst als Jugendlicher und manche Dinge finde ich auch heute noch unangenehm, auch wenn es vielleicht seltsam klingt.

Der Klassiker sind doch eigentlich offenstehende Schranktüren. Ich habe schon häufiger gehört, dass Menschen zu Zeiten ihrer Kindheit Angst davor hatten, wenn die Tür des Kleiderschrankes halb oder komplett offenstand. Ich fand das auch immer gruselig und auch heute schließe ich die Türen der Schränke, da es unheimlich sein kann, in dieses dunkle Loch zu schauen. Andere Kinder haben Angst, dass unter ihrem Bett ein Monster ist und es gibt sicher einige Kinder, die immer unter dem Bett nachsehen, bevor sie sich schlafen legen. Ich muss zugeben, dass ich jahrelang mit Licht geschlafen habe, weil ich sonst Alpträume bekommen hätte und gar nicht hätte einschlafen können, weil ich in den Formen und Schatten, die sich in der Dunkelheit im Zimmer abbildeten, alles mögliche gesehen hätte.

Ich finde es nicht ungewöhnlich, dass dein Sohn die Gardinen gruselig findet. Offenbar handelt es sich ja um eine gemusterte Gardine und gerade in solchen Mustern kann man im Dunkel alles mögliche sehen, gerade wenn man eine blühende Phantasie hat. Kinder sind zudem anfälliger für solche Ängste, da sie nicht rational dagegen argumentieren können, zumindest nicht in der Form wie das Erwachsene tun würden.

Vielleicht hilft es deinem Sohn, wenn du die Gardine abnimmst und sie in ein paar Wochen wieder aufhängst. Vielleicht bringt es etwas, wenn du das, was deinem Kind aktuell Angst macht, erst einmal aus seinem Umfeld entfernst.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ach ich glaube nicht, dass es nur an den Hörspielen liegt, dass sich die Kinder viel einbilden. Ich denke, dass sich bei den Kleinen in diesem Alter das natürliche und wertvolle Gefühl der Angst so richtig entwickelt. Vorher sind Kinder immer sehr furchtlos und geraten somit auch sehr schnell in Gefahren. Meine Nichte ist zum Beispiel seit kurzem drei Jahre alt und kennt nur selten etwas Angst. Sie ist niemals vorsichtig, aber es ist schon besser geworden. Ich denke, dass das in nächster Zeit nochmal anders wird.

Klar ist es schöner, wenn Mutti etwas vorliest und abends nochmal mit am Bett sitzt - so sollte es ja auch sein - aber allein das Hörspiel ist nicht der GRund für die kindliche Furcht.

Wenn wir uns das mal überlegen, waren wir nicht alle so? Ich kam auch irgendwann in das Alter, wo ich unbedingt wollte, dass meine Eltern noch das Nachttischlämpchen anlassen und die Tür einen Spalt auflassen, weil ich Angst vor der Dunkelheit hatte. Außerdem habe ich auch immer überall Gestalten im Zimmer gesehen, irgendwelche Einbrecher, irgendwelche Gespenster und solche Dinge. Und wenn man das Licht angemacht hat, waren es plötzlich nur Stühle oder große Kuscheltiere oder ähnliches. Auch das nächtliche Knacken des Fernsehers im Wohnzimmer hat mir große Angst gemacht, ich habe einfach überall solche bösen Geister erwartet.

Das ist ganz normal, denke ich - wie gesagt. Gerade wenn Kinder von Eltern oder in Büchern oder im Fernsehen, von Erziehern oder Lehrern solche Warnungen und Belehrungen erhalten wie "Lauft ja mit keinem Fremden mit" und "Rennt schnell weg, wenn ein fremdes Auto neben euch anhält." Solche berechtigten und wichtigen Warnungen muss ein Kinderkopf ja auch erst einmal verarbeiten und das im Zusammenspiel mit kinderlicher Fantasie und der Kenntnis von Märchen- und Trickfilmgestalten führt schon mal zu solchen Ängsten wie dein Kind hat.

Also ich würde mich abends an deiner Stelle auch mal mit deinem Kind ins Bett setzen und das Licht auslassen. Dann soll dir dein Kind sagen, wo es Gespenster oder so etwas vermutet, dann unterhaltet ihr euch darüber, was das Ding zum Beispiel macht, wie es genau aussieht, ob es dem Kind was tut, ob es sich nachts bewegt, ob es etwas sagt und so etwas. Lass dich einfach mal darauf ein, das nennt man validieren. :wink: Klingt jetzt komisch, aber bei Demenzkranken wird es immer angewendet und es wirkt sehr beruhigend auf die Leute, wenn man nicht alles von vorn herein für nichtig erklärt.

Der Unterschied zu den Dementen und zu deinem Kind ist der, dass du dann nach dem Gespräch aufstehst und das Licht anmachst und dann zeigst du deinem Kind nochmal genau, dass das nur die Gardine oder so etwas ist. Du klärst das dann auf, das wird bei Dementen natürlich meist nicht mehr gemacht, weil da das Gehirn eben etwas anders tickt. Oder legt euch gleich mit einer Taschenlampe ins Bett, dann kann dein Kind selbst dorthin leuchten, wo es das Gespenst vermutet.

Lass dich also einfach mal auf die Fantasie deines Kindes ein und widme dich den Ängsten ganz direkt und zwar auf der Ebene deines Kindes. Ich denke, die Angst wird nicht viel weniger, wenn du als Erwachsener nur sagst: aber Mami ist doch da. Dann weiß dein Kind zwar, dass das so ist, aber die Gespenster bleiben eben auch da. Versuche es mal so mit der Taschenlampe.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich kann in dieser Sache auch aus eigener Erfahrung sprachen. Ich habe mir als Kind auch alle möglichen Sachen eingebildet und mir alles mögliche vorgestellt, was in meinem Zimmer sein könnte und was passieren könnte, während ich schlafe. Ich habe mir immer eingebildet, jemand würde sich nachts in mein Zimmer schleichen oder es würde sich jemand in meinem Schrank verstecken oder sonst irgendwas anderes Absurdes.

Ich denke aber, dass das bei der lebendingen Fantasie von kleinen Kindern völlig normal ist, dass sie sich solche Dinge einbilden. Solche Geschichten hört man ja von so gut wie jedem, der ein Kind hat. Und ich bin mir sicher, dass jeder Erwachsene aus seiner eigenen Kindheit auch über solche Geschichten berichten könnte. Es gibt halt nur sehr viele, die es nicht zugeben wollen.

Ich würde an deiner Stelle die Gardine erstmal abnehmen, etwas abwarten und nach einiger Zeit, wenn sich diese Fantasievorstellungen bei deinem Kind wieder etwas gelegt haben, kannst du die Gardine ja wieder aufhängen. Vorausgesetzt natürlich, dein Kind ist damit einverstanden. Ich glaube aber auch, dass man in dieser Phase so viel auf sein Kind einreden kann, wie man will. Es bringt nicht wirklich viel. So war es jedenfalls bei mir. Man hätte mir tausendmal versichern können, dass außer mir keiner in meinem Zimmer ist, davon wurden die Vorstellungen auch nicht besser. Das legt sich erst mit der Zeit nach und nach wieder von selbst.

» Sebbe2307 » Beiträge: 197 » Talkpoints: 14,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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