Kinder entfernen sich zunehmend von der Natur
Obwohl heute immer häufiger auf Nachhaltigkeit geachtet wird und dies auch schon den Kindern vermittelt wird, verlieren Kinder und auch Jugendliche einer Studie namens Jugendreport Natur 2010 zunehmend den Kontakt zur Natur. So wussten nur 59 Prozent der befragten Sechst- bis Neuntklässler, dass die Sonne im Osten aufgeht, 11 Prozent tippten auf Norden. Dabei gibt es doch dazu eine so schöne Eselsbrücke.
Nun mag man das nicht so tragisch empfinden, aber immerhin 10 Prozent der Schüler waren überzeugt, dass Kühe ausschließlich H-Milch geben und ebenso viele waren der festen Überzeugung, dass Hühner mehr als 6 Eier täglich legen. Auch bei der Bezeichnung von Jungtieren war das Wissen dürftig, so wussten nur 6 Prozent, dass das Hirsch-Junge ein Kalb ist, alternative Vorschläge waren Rehkid oder Kid, Babyreh oder Lamm.
Aber auch die viel gelobte Nachhaltigkeit kann gar nicht umgesetzt werden, wenn immerhin gut 20 Prozent der Schüler meinen, es käme der Umwelt zugute, würde man stets die neueste Kleidung besitzen. Auch die Hege und Pflege der Wälder, also das Fällen von Bäumen und das Erlegen von Tieren, wird von vielen Schülern als schädlich betrachtet.
Ein Natursoziologe beschreibt den Blick auf die Natur als Bambi-Syndrom, Natur ist die heile Welt, die einen Deko-Effekt habe. Sicher ist es richtig, dass man nicht einfach Pflanzen ausreißen sollte und auch keinen Müll abladen, dies wissen immerhin 71 beziehungsweise 86 Prozent. Trotzdem ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen ein weniger abstraktes Bild von der Natur vermittelt bekommen.
Ich finde es total schade, wenn Kinder so völlig den Kontakt zur Natur verlieren. Sicherlich gibt es heute weit mehr Ablenkung in Form von Spielekonsolen, Pc´s bzw. Medien im Allgemeinen, als das früher der Fall war, allerdings muss sich das doch gegenseitig nicht zwangsläufig ausschließen.
Gerade wenn man viel sitzt (wie es ja beispielsweise beim Konsolenspiel der Fall ist) ist ein Ausgleich nötig. Viele Kinder sind sehr hektisch und unkonzentriert, was sicherlich auch von dieser einseitigen Belastung(sich ständig ändernde Bilder, ständige Berieselung, häufiges Sitzen etc.) mitverschuldet wird.
Naturschutz ist auch nur realistisch möglich, wenn die Leute, die sie beschützen sollen (und das werden ja irgendwann die jetzigen Kinder und die folgenden Generationen sein), auch wissen was sie daran haben und warum die Natur so schützenswert ist.
Allerdings sind auch hier die Eltern meist wieder schlechtes Vorbild. Man kann von Kindern nichts verlangen, was sie nicht vorgelebt bekommen. Ich denke, auch Leute die nicht so oft "rausgehen" müssten sich ihrer Verantwortung spätestens bewusst werden, wenn sie selber Kinder bekommen. Aber das ist ja ein Teufelskreis.
Für mich war die Natur schon immer etwas Besonderes, auch wenn ich die Großstadt ebenso liebe und schätze. Aber ich merke immer wieder, dass ich immer mal wieder "raus" muss, um richtig entspannen zu können und das kannte ich so auch schon seit jeher von meinen Eltern.
Vielleicht muss man heute echt andersherum anfangen: Den Kindern die Natur nahebringen und darauf hoffen, dass sie es annehmen und vielleicht auch ihren Eltern wieder Spaß und Interesse daran vermitteln.....
Dieser Trend der Entfremdung von der Natur ist ja nichts Neues und wurde schon lange vor der Computerzeit festgestellt. Das einzige, was bei solchen Untersuchungen zunächst für Verwunderung sorgen könnte, ist dann die Tatsache, dass es offenbar keine Rolle spielt, ob die untersuchten Kinder und Jugendlichen nun auf dem Land oder in der Stadt groß werden.
Bevor man nun anfängt, diese Ergebnisse zu interpretieren, sollte vielmehr überlegt werden, welches Wissen gefordert werden kann bzw. was bewusst zu vermitteln ist. So ist die Kenntnis, wo die Sonne aufgeht, sicher nichts, was man mit Naturverbundenheit verbinden kann. Schließlich benötigt man diese Kenntnis in ziemlich vielen Fächern (Geschichte, Religion, Erdkunde und dann auch entfernt in Biologie).
Bei den anderen Fragen könnte man ja die Frage stellen, ob das hier gefragte Wissen in den Lehrplänen vorgesehen ist. Natürlich muss man das Vermitteln von Allgemeinwissen nicht allein der Schule überlassen. Aber es ist ja nun mal nichts neues, wenn man anerkennt, dass in der normalen Familie heute nicht darüber gesprochen wird, wie viele Eier eine Henne pro Tag legt oder wie viele Zitzen ein Euter der Kuh hat.
Mit Kindern die hauptsächlich vor dem Computer sitzen oder stundenlang an der Konsole daddeln, hat diese Studie nun wirklich nichts zu tun. Und ja, man kann diese Studie auch noch bis in kleinste Detail auseinander pflücken. Allerdings ist in meinen Augen Naturverbundenheit nichts, was man denn an bestimmten Unterrichtsfächern festmachen kann. Das ist genauso ein schädlicher Trend, zumindest in meinen Augen, wie die Bambi-Perspektive.
Und dass Allgemeinwissen eher wenig mit Schule zu tun hat ist auch klar. Die abgefragten Dinge sind doch nun aber wirklich nicht explizites Schulwissen, dass Milch nicht direkt von der Kuh in den Supermarkt kommt, das könnten selbst Kindergartenkinder wissen, ebenso, dass ein Huhn nicht mehrere Eier täglich legt, das sollte spätestens ab der Grundschule im Kopf sein. Und zumindest das hat meine Nichte schon im Sachkundeunterricht gelernt. Dabei geht es gar nicht mal um die Anatomie des Huhns oder eben des Euters einer Kuh, sondern um viel allgemeinere und daher auch einprägsamere Dinge.
Ich denke auch, dass vielmehr die Eltern selbst überprüfen müssten, wie naturverbunden sie denn überhaupt sind. Wenn ich an die Debatte bezüglich der Kaninchenschlachtung bei Sarahs Kochkinder denke, dann schüttle ich noch heute den Kopf. Das ist auch ein Zeichen, dass man sich eher von der Natur entfernt, trotz aller Bemühungen sie zu erhalten.
Sinnvoll wäre wenn mehr Schulen sich einen Schulgarten zulegen, welcher in Projektarbeit von den Schülern gepflegt wird. Erst wenn man selbst mal versucht hat etwas planvoll aus dem Boden zu bringen, entwickelt man ein echtes Verständnis für die Vorgänge in der Natur. Auch können Ausflüge und entsprechend geplante Klassenfahrten dabei sehr hilfreich sein - die Angebote und Möglichkeiten zu existieren, sie müssten nur öfter genützt werden.
Natürlich wäre es schön wenn die Eltern da aktiver wären, aber: Die Eltern die dafür ein Bewusstsein haben, die unternehmen eh bereits einiges mit ihren Kindern. Und die anderen, die denken teilweise selbst das Hühner im Tank gezüchtet werden und braune Kühe Kakao geben. Ich fürchte von da ist wenig an Aufklärung zu erwarten.
Gut wären auch grad im städtischen Umfeld Freizeitangebote, die sich eben auch mit der Natur beschäfftigen, allerdings sehe ich da ziemlich schwarz, wenn ich dran denke wie grad bei der Kinder und Jugendarbeit die Gelder rabiat zusammengetrichen worden sind. Von alleine dürfte es den meisten Kindern und Jugendlichen aber eher schwer fallen ein normales Verhältnis zur Natur zu bekommen, da in deren Realität reichlich wenig Natur stattfindet.
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