Emotionale Erpressung in einer Bekanntschaft

vom 14.06.2010, 14:03 Uhr

Ich habe gerade wieder etwas erlebt, was für mich eigentlich vorhersehbar war, auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, dass es (natürlich) auf eine solche Situation hinauslaufen wird.

Der Hintergrund ist der, dass ein Bekannter von mir, den ich eigentlich mochte, vor einiger Zeit den Kontakt zu mir reduzieren wollte, da er meinen (Ex-)Freund nicht (mehr) mag und meinte, dass er ohnehin nur in jedem zweiten Satz gegen ihn wettern würde und um sich und mir das zu ersparen, lieber auf den Kontakt verzichten würde. Nun habe ich mich bei ihm nicht gemeldet, etwa drei Wochen lang nicht, da er derjenige war, von dem die Sache ausging. Zudem hatte und habe ich genug mit dem Tod meiner Oma (von dem er auch weiß), der Haushaltsauflösung und ein paar anderen Dingen zu tun.

Nun meldete er sich am Freitag wieder und fragte mich unter anderem, warum ich mich gar nicht mehr melden würde. Ich habe seit Freitag nachmittag Besuch, so dass ich seine Mail erst am Samstag gelesen habe. Bis dahin schrieb er, innerhalb eines einzigen Tages, eine weitere Mail, in der er dann "androhte", dass er mich überall aus seinen Freundeslisten löschen würde, da ich mich ja nicht melde und dass er mir ja offensichtlich nicht wichtig sei.

Ich schrieb ihm dann Samstag, dass ich im Moment sehr viel um die Ohren habe und dass er mich löschen soll, wenn ihm danach ist. Dazu muss man sagen, dass dieser Mensch manisch-depressiv und Borderliner ist und schon mit mehreren Leuten solche Nähe-Distanz-Spiele gespielt hat. Meistens kommt er nach kurzer Zeit wieder an und tut, als sei nichts gewesen. Ich möchte mit solchen Leuten eigentlich nur beruflich zu tun haben, nachdem ich im privaten Bereich schon für mich festgestellt habe, dass ich damit nicht umgehen möchte. Ich brauche Menschen, die eine gerade Linie fahren und keine Spielchen benötigen, um sich wohlzufühlen.

Gestern haben wir dann weiter geschrieben und es war auch okay. Heute kam dann wieder ein Knaller. Ich habe gestern Abend nicht mehr auf die letzte Mail von ihm geantwortet, da ich immer noch meinen Besuch von Freitag habe und auch nicht den ganzen Tag nur im Internet hänge und Mails beantworte. Nun "bedankte" er sich heute morgen dafür, dass ich nicht mehr geantwortet habe und hat mich direkt überall gelöscht und blockiert.

Über so ein Verhalten kann ich mittlerweile nur noch schmunzeln, da es eben recht typisch für diese Personengruppe ist und immer auf das Gleiche hinausläuft. Ich bin mir fast sicher, dass dieser Mann nun in einigen Wochen wieder Kontakt aufnehmen möchte. Für mich ist die Sache gegessen und ich habe kein Interesse mehr an diesem Kontakt. Er hat noch ein Buch von mir und ich hoffe, dass er es mir zuschicken wird, da es nicht ganz billig war.

Habt ihr solche Spielchen auch schon erlebt? Wie geht ihr mit so etwas um? Im Grunde genommen ist es so, dass von der anderen Seite durch verschiedene unterbewusste Formen der Manipulation versucht wird, sein Gegenüber in die "richtige" Situation zu bringen, so dass es alle Schuld auf sich nimmt, zum Beispiel für den fehlenden Kontakt. Mich ärgert dieses Verhalten, auch wenn ich natürlich rational weiß (unter anderem durch die Beschäftigung mit solchen Thematiken an der Uni), dass die Leute das gar nicht bewusst machen, sondern oftmals selbst erst später mitbekommen, dass sie wieder mal jemanden durch ihre Spielchen vergrault haben.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hallo!

Ich finde das Verhalten deines Bekannten schon wirklich kindisch, aber es mag ja auch mit seiner psychischen Krankheit zu tun haben, dass er eben so ist. An deiner Stelle würde ich mir auch nichts weiter daraus machen. Aber du könntest ihn ja noch darum bitten, dass er dir das geliehene Buch bitte zuschicken soll. Und das du ansonsten akzeptierst, dass ihr keinen Kontakt mehr habt und damit auch einverstanden bist. Ansonsten würde ich den Kontakt dann ganz auf sich beruhen lassen.

Ich denke nämlich auch, dass diese Art Mensch sonst immer wieder versucht, wieder in Kontakt zu kommen, um dann bei einer Kleinigkeit, gleich wieder alles abzubrechen. Ich kenne einen ähnlichen Fall, bei dem es aber weitaus heftiger zugegangen ist und wo nun auch kein Kontakt mehr besteht. Ich denke, dass es dann auch einfach besser ist, wenn sich die Wege trennen.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Bei dem ganzen Spiel hast Du Dir ja nichts vorzuwerfen und eigentlich alles soweit richtig gemacht, dass es Dir keinerlei Mühe abverlangt hat. Daher ist doch soweit alles prima. Das mit dem verliehenen Buch ist natürlich ärgerlich, weil natürlich jetzt auch der Worst Case zu berücksichtigen ist und Du das Buch eben nicht mehr wieder siehst. Doch mehr an Unannehmlichkeiten hat es ja nicht eingebracht.

Cologneboy2009 hat geschrieben:Für mich ist die Sache gegessen und ich habe kein Interesse mehr an diesem Kontakt.

Mit der Ausschließlichkeit wäre ich aber eher vorsichtig. Immerhin gab es ja vorher irgendeinen Draht zu dem Menschen. Das der sich jetzt "komisch" oder "fragwürdig" benimmt, sei mal außen vor. Aber von Dir aus nun kategorisch jeden Kontakt in Zukunft auszuschließen, halte ich für überzogen.

Wenn er seinerseits den Kontakt wieder aufnimmt, dann weise nicht ab. Aber erbringe ihm eben nicht das gleiche Vertrauen wie vorher als guter Freund sondern vielmehr als (flüchtiger) Bekannter. Wenn es Dir passt, dann tauscht Du Dich mit ihm aus. Wenn es nicht passt, dann meldest Du Dich eben nicht. Die Freundschaftspflege sollte zunächst von ihm ausgehen! Schließlich hat er den Weg gewählt und hat nun dafür zu sorgen, wieder bei Dir um Vertrauen zu werden.

Sollte er sich hingegen nicht weiter bemühen bzw. später eben keinen Kontaktversuch unternehmen, hättest Du auch nicht verloren (außer das Buch ;)). Denke, so ist bei der ganzen Geschichte niemandem wirklich was abhanden gekommen und Du kannst - ohne Dir einen Kopf machen zu müssen - die weitere Entwicklung praktisch aus einem sicheren Logenplatz beobachten und einer evtl. weitere Entwicklung abwarten.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Das Problem ist sicher, dass ich solche Spielchen schon einmal erlebt habe und dieses Verhalten einfach nicht akzeptieren kann und möchte. Ich möchte bei einem guten Bekannten oder Freund nicht das Gefühl haben müssen, dass irgendetwas plötzlich komisch wird, nur weil derjenige gerade in seine eigene Welt abtaucht. Ich kann das gerade nicht gut beschreiben. Ich kenne die Hintergründe solcher Verhaltensweisen zum Teil und weiß auch, dass die meisten Leute, die so drauf sind, sich nicht ändern werden. Es wird immer wieder irgendwelche Spielchen geben. Ich möchte ein Stück Sicherheit, wenn ich Zeit und Herz in eine Bekannt- oder gar Freundschaft investiere. Und die habe ich nicht, wenn jemand solche On-Off-Bekanntschaften lebt.

Ich bin mir fast sicher, dass er sich wieder melden wird und so tun wird, als sei nichts gewesen. Und das allein finde ich schon ziemlich gruselig, da ich nach problematischen Situationen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen kann, sondern einfach verstehen will, was da passiert ist.

Es handelt sich um einen Bekannten und ich bin emotional nicht tief erschüttert, wenn dieser Mensch nun aus meinem Leben verschwindet. Es gibt Menschen, die ich mir aus meinem Leben gar nicht wegdenken möchte, aber es gibt eben auch immer Menschen, die in das eigene Leben treten und irgendwann wieder verschwinden, ohne dass beide Seiten darunter leiden würden. Wenn es sich um einen wirklich guten Freund handeln würde, würde ich die Sache sicher auch nicht so stehenlassen, sondern von mir aus alles versuchen, um die Probleme zu klären, selbst wenn sie primär nicht mich betreffen.

Benutzeravatar

» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Aber es kann hier ja schon gar nicht mehr um einen Menschen gehen, den Du eben als guten Freund sehen kannst. Vor allem, wenn dieser sich wieder meldet, ohne Interesse daran zu haben, das Geschehen in irgendeiner Form aufzuarbeiten. Und das wäre nach so einem Verhalten schon notwendig bzw. angebracht.

Du solltest ja jetzt auch nicht nahtlos da fortsetzen, wo die Freundschaft mal war. Aber es kostet Dich hoffentlich keine Überwindung, bei einer Kontaktaufnahme freundlich zu sein und auch ohne groll auf ihn zugehen können. Aber natürlich im Hinblick darauf, dass er eben eher zu den unzuverlässigen und flüchtigen Bekannten zählt, mit denen Du Dich abgibst, wenn es Dir in den Kram passt! Ich unterstelle einfach mal, dass es bei dem auch Seiten gibt, die nicht dafür sorgen, dass Du absolut nie mehr ein Wort mit ihm wechseln willst. Es spricht aber nichts gegen das normale Umgehen wie mit einem (zufälligen) Nachbarn, den man sich auch nicht ausgesucht hat, mit dem man aber u.U. schon mal gegrillt hat.

Cologneboy2009 hat geschrieben:Es handelt sich um einen Bekannten und ich bin emotional nicht tief erschüttert,

Na das ist prima! Genau die richtige Voraussetzung, dem vorbehaltlos gegenüber zu treten. Und Du musst hier auch niemandem was vormachen oder großartige Freundschaft simulieren. Nur kannst Du ihm die Gelegenheit geben, bei einem Start von 0 weg wieder so weit zu kommen, wie er eben schon mal war.

Cologneboy2009 hat geschrieben:würde ich die Sache sicher auch nicht so stehenlassen, sondern von mir aus alles versuchen, um die Probleme zu klären

Auch in dem Fall kannst Du durchaus aussprechen, dass Du das Verhalten wenig nachvollziehbar findest. Schließlich, um nur ein Aspekt zu nennen, war er es, der die Online Kontakte abgebrochen hat. So was anzusprechen hat ja auch nichts damit zu tun, irgendwie beleidigt zu sein. Ehrlich gesagt wüsste ich schon gerne, was der dann hier erwidern würde. Es war ja eine von ihm gesteuerte Handlung, die durchaus erklärenswert ist.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich hatte in meinem Bekanntenkreis selbst einmal jemanden, der depressiv und Borderline war. Auch ich habe diese Spielchen und Lügereinen mitbekommen und wusste zunächst nicht, was ich tun sollte. Die Person stand mir allerdings auch nicht besonders Nahe, nur hatte ich zeitweise das Gefühl, dass sie die meisten Freunde vergrault hatte und in mir eine neue Freundin suchte. So einfach ist das natürlich nicht, aber ich hatte irgendwie Verständnis dafür. Menschen mit diesen Krankheiten kann man im Grunde kaum was vorwerfen, weil sie das meiste nicht bewusst machen und ihnen die Konsequenzen zunächst gar nicht klar erscheinen. Wenn ich sehe, wie die Person ihr Umfeld behandelt und mit ihren Freunden umgeht, könnte man denken es seien alle ihre Spielfiguren und Sklaven, die fest an ihr hängen und sie niemals loslassen würden. Das ist nur leider nicht der Fall. Die Freude und Verwandten wenden sich mit der Zeit gegen die Person, obwohl sie genau wissen, sie das alles nur tut, weil sie krank ist.

Ich habe damals versucht der Person auch immer und immer wieder klar zumachen, dass das nicht so ist, wie es ihr scheint. Ich habe nicht einen Tag lang gewartet, bis ich geantwortet habe, weil ich sie hinhalten wollte, sondern weil ich keine Zeit hatte, ich habe definitiv licht mit meinem Freund über sie gelästert, bin nicht ans Telefon gegangen, weil ich nicht da war und das Handy habe ich nicht gehört. Für solche Menschen ist es aber schwer, dass alles zu verstehen und sie denken irgendwie sofort, alle würden sich gegen sie wenden und das kleinste Anzeichen von Missachtung wird als Feindseligkeit gedeutet. Im Grunde fand ich es damals sehr schade, dass so viele der Verwandten und Freunde sich gegen die Person gewendet haben, einfach nur weil es ihnen zu viel wurde. Falls die Therapie irgendwann mal erfolgreich verlaufen sollte und es ihr besser geht, wird sie wahrscheinlich erstmal ganz alleine dastehen und erstmal realisieren, was sie überhaupt getan hat.

Ich denke, dass es bei dir ähnlich sein dürfte. Der Mann bereut sicherlich sein Verhalten und will wieder mit dir befreundet sein, aber auf der anderen Seite kann er nicht anders und tut beim nächsten Mal wieder dasselbe. Im Grunde fände ich es gut, wenn man zu kranken Freunden hält, auch wenn das Verhalten manchmal verletzend sein kann. Aber man muss seine Grenzen auch selbst kennen und wenn man sich mit der Person nicht so stark verbunden fühlt, lässt man es besser ganz sein und bricht den Kontakt ab, um nicht noch mehr verletzt zu werden. Man sollte aber beachten, dass der Person nicht wirklich bewusst ist, wie kindisch und albern sie sich verhält. In deinem Falle würde ich einfach zusehen, dass ich mein Buch wieder kriege und den Kontakt dann abbrechen. Meldet sich der Mann wieder, wird er es vielleicht sein lassen, wenn du dich von Anfang an möglichst distanziert verhältst.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^