Rettung im Golf von Mexiko aus Deutschland?

vom 09.06.2010, 07:26 Uhr

Noch immer sprudelt das Öl in 1500 Meter Tiefe im Golf von Mexiko. Noch immer konnte die schlimmste Öl-Katastrophe aller Zeiten nicht gestoppt werden. Doch jetzt könnte eine erste Hilfe gegen die schwarze Pest aus Deutschland und aus der Schweiz kommen.

Mit Vlies-Teppichen, die in spezielle Chemikalien getränkt werden, soll es möglich sein, das Öl von dem Wasser zu trennen. Die Hersteller TWE aus Emsdetten und HeiQ aus der Schweiz sind überzeugt, dass dies gelingen wird. Erste Tests sollen schon in den nächsten Tagen im Golf von Mexiko starten.

US-Präsident Barack Obama äußerte sich unterdessen abwertend über BP-Chef Tony Hayward. Obama sagte, für ihn würde Hayward nicht mehr arbeiten. Im TV fragte er, wem er für die Katastrophe in den Hintern treten muss.

» Sebbe2307 » Beiträge: 197 » Talkpoints: 14,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das es nun viele Retter gibt, die sich anbieten, ist ja eigentlich klar. Es ist ja immer so, dass jede Katastrophe auch die Chance bietet, sich zu profilieren. Nicht nur für Personen sondern natürlich ganz besonders auch für Unternehmen.

Jetzt schon die Werbetrommeln zu rühren und Versprechungen zu geben, bevor überhaupt die ersten Tests vor Ort gemacht wurden, deutet schon sehr auf die üblichen Scharlatane hin, die schlicht Angst haben, dass ihnen einer zuvorkommt.

Und starke Worte der politischen Klasse helfen in der konkreten Situation nur, die Gemüter an den Stammtischen zu beruhigen. Doch da denke ich, dass sie die Aufregung eher um den Aspekt dreht, dass jetzt u.U. die Spritkosten wieder steigen. Der angerichtete Umweltschaden spielt da dann auch eher keine Rolle bzw. nur unter dem Kostenaspekt.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


flo22 hat geschrieben:Jedoch stellt sich mir die Frage: Sind die "Ölmulties" tatsächlich NICHT in der Lage eine Lösung zu finden?

Wenn man nun einfach mal Überlegungen anstellt, welcher Schaden sowieso schon entstanden ist und vor allem welche Wirkung dieses Unglück nach Außen hat, denke ich schon, dass hier BP alles, wirklich alles mögliche unternehmen wird, hier endlich eine Lösung zu finden. Mag wirklich auch sein, dass die Beweggründe nicht im Umweltschutz liegen, sondern sie vielmehr endlich aus den Schlagzeilen wollen. Aber das ist ja im Bezug auf das Finden einer Lösung nebensächlich.

flo22 hat geschrieben:welche den Planeten ausradieren könnten

So weit sind die Waffensysteme dann doch noch nicht. Sie können höchstens dafür sorgen, dass der Planet auf unabsehbare Zeit unbewohnbar wird.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich muss sagen, dass mich diese wirklich schreckliche Ölkatastrophe einfach nur noch aufregt und zugleich aber auch traurig macht. Ich bin mir nun nicht sicher, aber es dürfte wohl die größte Ölkatastrophe aller Zeiten sein mittlerweile und ein Ende ist ja wohl immer noch nicht in Sicht.

BP ist in der Lage problemlos ein Bohrloch in 1500 Metern Tiefe zu bohren und dann darauf eine Bohrinsel zu errichten. Sobald es aber zu Schwierigkeiten kommt, können sie plötzlich nichts mehr in der Tiefe machen. Wenn ich mich recht entsinne, dann wurden die ersten Hilfsangebote aus Europa ja sogar abgelehnt, da man sich ja sicher war, dass man es selber beheben könnte. Aber wie man sieht, schaffen sie es einfach nicht, denn seit nunmehr knapp drei Monaten sprudelt des Öl munter weiter.

Wieso wurde ihnen denn überhaupt die Genehmigung erteilt, wenn sie anscheinend die Sicherheitsbestimmungen gar nicht erfüllt hatten bzw. warum wurde nicht kontrolliert, ob die Sicherheitsbestimmungen auch wirklich beim Bau eingehalten wurden?! Neben dieser schrecklichen Umweltverschmutzung, die noch Jahre lang Auswirkungen zeigen wird, kommt sicherlich irgendwann noch ein weiterer Schock auf uns Verbraucher zu: BP geht eine Menge Öl verloren jeden Tag und das wird die Rohölpreise auf kurz oder lang in die Höhe treiben, was sich dann auch wieder auf unsere Spritpreise auswirken wird.

Ich bin mir gerade nicht sicher, aber ich meine, dass es sogar schon die ersten Spekulationen gibt, dass das Unglück auf der Plattform absichtlich herbeigeführt wurde, da einer der BP-Bosse wohl wenige Monate vorher in eine Firma investiert hatte, die auf solche Unglücksfälle spezialisiert ist. Habe so etwas in der Art vor ein paar Tagen im Netz gelesen, aber weiss leider nicht mehr genau wo.

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» diezeuxis » Beiträge: 1207 » Talkpoints: 964,75 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



diezeuxis hat geschrieben:Wenn ich mich recht entsinne, dann wurden die ersten Hilfsangebote aus Europa ja sogar abgelehnt, da man sich ja sicher war, dass man es selber beheben könnte. Aber wie man sieht, schaffen sie es einfach nicht, denn seit nunmehr knapp drei Monaten sprudelt des Öl munter weiter.

BP kommt übrigens selber aus Europa. Schließlich stand BP früher ja mal für British Petroleum. Auch Tony Hayward als CEO ist Brite. Vorbehalte gegenüber Europäern, wie es vielleicht ein amerikanisches Unternehmen hätte, kann man da also ausschließen. Ich denke einfach nur, dass sie wirklich dachten, sie würden es selber in den Griff bekommen und die Angebote anderer Firmen waren wohl auch nicht viel erfolgversprechender. Ansonsten hätte ja auch jemand mal in den Medien sagen können, wie man es deutlich besser hinbekommen hätte und das Loch verschließen könnte.

Wieso wurde ihnen denn überhaupt die Genehmigung erteilt, wenn sie anscheinend die Sicherheitsbestimmungen gar nicht erfüllt hatten bzw. warum wurde nicht kontrolliert, ob die Sicherheitsbestimmungen auch wirklich beim Bau eingehalten wurden?!

Die Sicherheitsbestimmungen wurden da schon eingehalten. Das kann man BP eigentlich nicht mal vorwerfen. Die gesetzlichen Bestimmungen für die Bohrungen im Golf von Mexiko wurden einfach seitens der US-Regierung viel zu locker gesehen und ein Mechanismus zur Schließung des Lecks reicht dort aus, in der Nordsee würde das nicht reichen. Hier muss sich also die Vorgängerregierung um Bush, genauso wie die jetzige Regierung unter Obame Fragen gefallen lassen, warum man nicht schärfere Sicherheitsbestimmungen vorschreibt.

Ich bin mir gerade nicht sicher, aber ich meine, dass es sogar schon die ersten Spekulationen gibt, dass das Unglück auf der Plattform absichtlich herbeigeführt wurde, da einer der BP-Bosse wohl wenige Monate vorher in eine Firma investiert hatte, die auf solche Unglücksfälle spezialisiert ist.

Gut ganz ausschleißen möchte ich sowas jetzt nicht, manchmal kann man gar nicht so dumm denken, wie manche Menschen sein können. Aber ich halte es doch für sehr unwahrscheinlich. Schließlich entstehen ja enorme Kosten für BP und ihre Aktionäre. Und dazu zählen eben auch die Leute aus dem Vorstand. Sie kriegen ja ordentliche Boni, wenn man ein gutes Konzernergebnis vorlegt und kriegen auch oft Anteile der Firma als Boni. Somit leiden sie zum einen ja selber (wenn auch auf hohem Niveau) darunter, wenn der Konzern weniger Gewinn erwirtschaftet und sind durch den Kursabsturz der Aktie (mittlerweile gut 1/3) unmittelbar selber davon betroffen. Und wenn man dem gegenüberstellt, dass man vielleicht mit seiner eigenen Firma, von der man gar nicht weiß, ob sie so eine Katastrophe wirklich effektiv und ökonomisch sinnvoll bekämpfen kann, würde ich auf solche Experimente lieber verzichten.

Es ist wohl einfach ein Zusammenspiel unglücklicher Ereignisse. Die Amerikaner regulieren lieber weniger, als zu viel, wodurch die Sicherheitsbestimmungen nicht ausreichen und die Konzerne um BP, die die Ölförderung betreiben sind auf eine Gewinnmaximierung aus und machen dann eben nur das was nötig ist. Was anderes kann man aber eben auch von einem gewinnorientierten Unternehmen nicht erwarten und somit muss sich da die Politik eben vorwerfen lassen, nicht weit genug gedacht und reguliert zu haben.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


diezeuxis hat geschrieben:Ich bin mir gerade nicht sicher, aber ich meine, dass es sogar schon die ersten Spekulationen gibt, dass das Unglück auf der Plattform absichtlich herbeigeführt wurde, da einer der BP-Bosse wohl wenige Monate vorher in eine Firma investiert hatte, die auf solche Unglücksfälle spezialisiert ist. Habe so etwas in der Art vor ein paar Tagen im Netz gelesen, aber weiss leider nicht mehr genau wo.

Dass ist wohl eine Anspielung auf die Firma Nalco mit Ihrem "Wunderprodukt" Corexit, dass verwendet wurde, um das Öl zu zersetzen. BP sitzt wie auch Exxon im Aufsichtsrat von Nalco. Dementsprechend ist davon auszugehen, dass Sie auch Anteile an der Firma besitzen.

Daher war die Entscheidung, welche Mittel BP gegen die Ölpest einsetzt, wirtschaftlich betrachtet sehr simpel. Nalco hat, bis der Einsatz von Corexit zur Bekämpfung der Ölpest im Gold von Mexico verboten wurde, mit dem Verkauf aller Lagerbestände von Corexit an BP 40 Millionen Dollar verdient.

Ökologisch betrachtet war der Einsatz von Corexit jedoch von Anfang an umstriiten. Dies hatte zur Folge, dass der US-Senat BP zwingen musste, auf andere Mittel umzusteigen. Der Grund ist, Corexit hat lediglich eine Wirksamkeit von ca. 50%, während andere Anbieter Dispergatoren mit einer Wirksamkeit von mehr als 90% auf dem Markt haben.

Allerdings ist dies kein Grund, gleich wieder Verchwörungstheoretikern Hochkonjunktur einzuräumen. Wie bereits geschrieben, Nalco hat durch die Ölpest ein Plus von 40 Millionen Dollar erzielt. Verglichen mit den Kosten für BP, die die Ölpest verursacht hat und weiterhin verursachen wird, sind das allerdings nur Brotkrümel. Eine Katastrophe eines solchen Ausmaßes ist nur schwerlich wirtschaftlich nutzbar, da die Kosten und der Gewinnverlust für den Konzern immens sind.


Zum Ölpreis: Wenn der Ölpreis steigt, liegt das nicht an dieser einen Katastrophe. Solche Unfälle passieren mehrmals jährlich, lediglich nicht in solchem Ausmaß. Außerdem sind bei den meisten Unfällen nicht die USA, sondern Entwicklungsländer betroffen. Solche Missgeschicke lassen sich vor den Medien leicht verbergen, obwohl jährlich unzählig viel Land verschmutzt wird und Menschen und Tiere an den Auswirkungen sterben.

Bestes Beispiel hierfür ist Shell und die Ölförderung in Nigeria. Kaputte Rohre werden erst nach Monaten repariert, die Menschen in diesem Gebiet haben kein sauberes Wasser und dürfen sich mit ansehen, wie dieser Konzern schamlose Handlungsfreiheit besitzt.

Vielmehr wäre ein Steigen des Ölpreises auf Absprachen der OPEC zurückzuführen, wie es der Fall war und weiter sein wird. Die OPEC bedient sich seit Ihrer Gründung Preisabsprachen, angeblich, um den Ölpreis nach Angebot und Nachfrage zu regulieren, viel mehr aber aus wirtschaftlichen Interessen. Bis zur Weltwirtschaftskrise von der z.B. die arabischen Länder ebenfalls stark betroffen sind, ist der Ölpreis regelrecht explodiert und hat den ölfördernden Ländern unmengen an Einnahmen beschert.

Um diese Einnahmen zu kompensieren, musste in Folge der Krise der Ölpreis nachlassen. Wenn der Ölpreis heuer nun schlagartig steigen sollte, ist dies daher eher der Grund der Ausnutzung der medialen Informationsflut dieser einen Katastrophe.


Wen die Ölpest oder damit zusammenhängende Themen interessiert, ich bin in diesem Thema ein regelrechtes Lexikon. Ich verfolge das Thema sehr aufmerksam, da ich im September nach Kuba fliege. Zudem hatte ich in der Vergangenheit schon des Öfteren mit ähnlichen Themen zu tun.

Zu Kuba: Logischerweise findet man auf Deutsch oder Englisch nur spärliche Informationen über andere betroffene Länder als den USA. Allerdings habe ich bereits vor 3 Wochen auf einer spanischen Nachrichtenseite einen Artikel gelesen, der bestätigte, dass bereits erste Ölschwaden vor der kubanischen Küste gesichtet worden sind. Wer ein wenig rechnen kann, wird feststellen, dass bei der Entfernung zur Deepwater Horizon die von BP vertretene Menge an ausgetretenem Öl stark untertrieben ist.

» felipe » Beiträge: 16 » Talkpoints: 0,12 »


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