Aufgabe an Lehrer zum Thema Motivation
Hallo an alle hier angemeldeten Lehrer, ich brauche mal eure Hilfe. Für einen Vortrag in einem Psychologiekurs müssen wir auch gewisse Ausagen von Lehrern mitaufnehmen, also wäre es sehr nett, wenn ein paar von euch mir ihren Aussagen zum Thema Motivation schildern könnte.
Der Vortrag geht speziell um die Motivation von Lehrern. Als erster wichtiger Aspekt wäre es gut zu wissen, wie lange ihr schon Lehrer seit und wie sehr sich eure Motivation in den Jahren verändert hat. Wie motiviert wart ihr am Anfang und wie steht es inzwischen mit dieser? Hat sich da in den letzten Jahren etwas geändert?
Dann geht es auch um Kollegen, die ihr im Laufe der Jahre kennengelernt habt: übermotivierte Lehrer. Gab es solche bei an eurer Schule und wie äußert sich ein übermotivierter Lehrer für euch. Vor allem ist Übermotivation immer gut, oder kann sie auch schaden?
Das wichtigste allerdings wäre die Einstellung von derzeitigen Lehrern zu motivierenden und demotivierneden Faktoren. Was würdet ihr in welche Gruppe einorden? Und wie kann man sich immer wieder selber motivieren und demotivierenden Faktoren meiden und vielleicht umwandeln?
Ich bin zwar bloß angehende Referendarin, aber ich gebe hier trotzdem mal meinen Senf dazu. Es ist ja im Studium so, dass man Praktika in der Schule macht, außerdem war ich für vier Monate in England und habe dort an einer Grundschule unterrichtet. Und ich konnte bei mir selbst beobachten, dass die Begeisterung jetzt schon etwas nachgelassen hat. Ich arbeite sehr gerne mit Kindern und die Sache an sich macht mir immer noch Spaß. Aber man bekommt eben auch eine realistische Vorstellung von den Arbeitsbedingungen und die sind nicht immer toll. Zu große Klassen, schlechtes Equipment, schlecht bis gar nicht erzogene Kinder, unmotivierte Eltern, die teilweise sogar gegen steuern statt nur nicht zu unterstützen, Konkurrenzkampf unter Kollegen, all diese Dinge machen den Alltag als Lehrer schwer.
Ein weiterer Aspekt ist, dass ich am Anfang das Ideal hatte als Lehrer ja auch die Welt ein bisschen zu verbessern, für und mit der neuen Generation. Aber ich bin schon jetzt auf eine Menge Kinder gestoßen, denen ich nicht helfen kann. Mit Lernbehinderungen kann ich ganz gut umgehen und versuche dann eben das bestmögliche aus jedem heraus zu holen. Aber manche Eltern treiben mich die Wände hoch. Kinder werden vernachlässigt, gedemütigt, misshandelt und als Lehrer hat man zwar einen gewissen Einfluss, aber eben doch weit weniger als es wünschenswert wäre. Man kann nicht jedes Kind aus seinen verkorksten Verhältnissen heraus holen, beschützen und fördern, erstens gibt es rechtliche Einschränkungen und zweitens ist das ob der schieren Flut an Schülern, die man betreut nicht machbar. Das frustriert dann schon und manchmal fragt man sich, wofür man sich eigentlich abmüht. Und ich glaube, je länger man das macht, desto mehr wächst der Frust.
Aber es gibt auch Lichtblicke und die halten die Motivation aufrecht. Es gibt auch viele tolle Eltern, die gut für ihre Kinder sorgen. Und auch bei den Problemfällen erzielt man manchmal unerwartete Erfolge und das befriedigt dann besonders und man geht mit mehr Power wieder ans Werk. Trotzdem ist die Situation schwierig und die Burnout-Rate bei Lehrern ist groß. Das hängt meines Erachtens nicht nur mit der Überarbeitung zusammen, sonder eben viel mehr mit der großen Diskrepanz zwischen dem, was man erreichen möchte und dem, was man erreichen kann. Darum sind ja auch die von dir erwähnten übermotivierten Lehrer davon öfter betroffen, als die, die die Sache ruhiger angehen. Weniger Enthusiasmus hält auch die Enttäuschung klein und das ist emotional gesünder. Insofern kann sie schon schädlich sein, vor allem für einen selbst.
Übermotiviert waren aber vor allem die jungen Lehrer im Kollegium. Ich kenne das selbst, man kommt an die Schule und hat viele tolle Ideen und Pläne und will die Welt verändern. Dann trifft man auf die Realität. Bei den älteren Kalibern hat sich das meist schon eingependelt. Auch die sind sehr motiviert, haben aber eine Vorstellung davon was auf jeden Fall klappen wird, vielleicht machbar ist oder gar nicht geht. Und danach richten sie ihre Anstrengungen eben aus. Das wirkt dann manchmal unmotiviert, aber die pumpen eben nicht ihre Energie in Kämpfe gegen Windmühlen und sind dann damit oft erfolgreicher als die Energiebündel. Außerdem haben sie eine gewisse Routine und nur, weil sie nicht ständig alles neuer und besser machen wollen, weil sie schon wissen wie es geht, heißt das nicht, dass sie faul sind. Das wird aber oft so interpretiert.
Ich selbst habe meine anfänglichen Vorstellungen aus dem ersten Semester schon stark relativiert, habe aber eine gewisses Pensum, was ich erreichen möchte und werde darauf eben stark hin arbeiten. Vielleicht wird das über die Jahre noch weniger werden, wenn ich erst einmal richtig im Beruf stehe, aber die Grundmotivation geht mir hoffentlich nie verloren.
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