Ralf Siegel ist kein Fan von Lena
Ganz Deutschland ist Fan von Lena Meyer-Landrut und drückt ihr für den Eurovision Songcontest 2010 die Daumen. Ganz Deutschland? Nein, denn es gibt ja noch den 64-jährigen Ralph Siegel. Er gab jetzt ein Interview, bei dem er über sie sagte, das sie zwar süß sei, das Lied ganz nett sei, sie aber selten den Ton treffe. Für ihn wäre es ein Unterschied, ob man für ein paar Wochen bei einer Castingshow mitmacht und dann gewinnt, weil ein paar Kids von Facebook angerufen haben, oder ob man bei einem Eurovision Songcontest mitmacht.
Natürlich kann jeder seine Meinung sagen, aber einen Tag vor dem Songcontest als Deutscher gegen den Kandidaten aus dem eigenen Land meckern, das geht überhaupt nicht und meiner Meinung gehört sich das auch nicht. Da sind die Menschen aus anderen Ländern sicher loyaler gegenüber ihren Kandidaten.
Er selbst hatte ja schon fast 20 Titel für Kandidaten geschrieben und 1982 mit dem Lied „Ein bisschen Frieden“ unter Nicole auch gewonnen. Danach hatte er es immer wieder versucht und war dann aber meist gescheitert. Ich erinnere mich daran, dass er oft danach auf den Grand Prix und dessen Bewertungssystem geschimpft hatte. Er war der Meinung, dass wir so nie mehr gewinnen können, egal, wie gut der Titel ist. Oft genug hatte er gesagt, dass er nicht mehr dafür arbeiten wolle, und hat trotzdem immer wieder mitgemacht. Er sollte wirklich wissen, wie schwer es ist und das es bestimmt nicht hilfreich ist, wenn man als Künstler vorher gesagt bekommt, dass man die Töne nicht trifft, obwohl man für Deutschland an den Start geht.
Während Ralph Siegel ausschloss, das Lena mit dem Lied „Satellite“ gewinnen kann, haben andere ehemalige Teilnehmer ihr bessere Chancen eingeräumt. So glaubte Ralph Siegel, das es sicher ein paar Leute gibt, die ein Mädchen, welches auf der Bühne herumspringt wählen würden, aber ihr würde das gewisse Etwas fehlen. Zum Glück, das haben wir ja gestern Abend gesehen, war das eine richtig große Fehleinschätzung. Lena hat gewonnen und das mit großem Abstand. Vielleicht war es ihr unbefangenes Herumgehopse, welches ihr den nötigen Vorsprung gegenüber den anderen Künstlern einbrachte.
Ich denke da spielt bei Herrn Siegel eine ganze Menge Missgunst mit. Als es darum ging, den Song Contest wieder attraktiver zu machen und einen Weg zu finden, dass unsere Songs nicht von vorne herein im unteren Drittel versacken, da hat keiner Herrn Siegel gefragt, da wollte die ARD Stefan Raab. Und wie man sieht, ist man damit gar nicht mal schlecht gefahren.
Sicherlich hat Lena tatsächlich nicht die allergrößte Stimme, aber im Gegensatz zu Ralph Siegel bin ich der Meinung, dass sie absolut das gewisse Etwas hat. Mit ihrer positiven und sympatischen Ausstrahlung hat sie halb Europa schon im Vorfeld um den Finger gewickelt. Dabei muss man bedenken, das Mädchen ist erst 19, ich finde das, was sie in den letzten Wochen geleistet hat phänomenal.
Ich hoffe, Lena lässt sich von derart missgünstigen Kommentaren nicht aus dem Takt bringen, sie hat das toll gemacht und ich finde, wir sollten uns alle für sie freuen.
Der werte Herr Siegel scheint mir in diesem Interview seinem Unmut Luft zu machen, nicht mehr die deutschen Musik-Ikonen zu produzieren. Dabei war sein Name lange Zeit Garant für Erfolge beim Eurovision Songcontest. Dass sich dieser Umstand inzwischen geändert hat, scheint ihn echt zu schlauchen. Denn man muss kein Fan von Lena sein, um sie gut zu finden. Sie hat eine sympathische Ausstrahlung und wirkt näher an der Bevölkerung als seine Sternchen, die er immer zum Grand Prix geschickt hat.
Für ihn sollte der Erfolg von Lena im Musikalischen und Darstellerischen ein Zeichen sein, dass die von ihm produzierte und geförderte Musik nicht mehr europatauglich ist. Vor 30 Jahren konnte man einen Songcontest noch mit anderen Mitteln gewinnen als heute. Leider scheint das Herr Siegel nicht aufzufallen, denn es klingt so, als wolle er schmollend seine Richtung weiter durchziehen. Dass das Musikalische aber nicht alles beim Contest, müsste auch er schon in den letzten Jahren gemerkt haben. So hochwertig wie er jetzt vorgibt, war die von ihm produzierte Musik auch nie.
Lange Rede, kurzer Sinn: Ihn wurmt es tierisch, dass er nun nicht mehr der einzige Produzent ist, dem es vergönnt war, einen Eurovision Songcontest-Gewinner zu produzieren. Leider finde ich dieses Verhalten höchst kindisch, und es zeugt nicht davon, dass es ihm um den Sieg für Deutschland ging, sondern um einen persönlichen Sieg.
Ich finde es irgendwie lustig, dass der Herr Siegel in den letzten Jahren nach jedem Eurovision Song Contest sofort zur Stelle war um zu kritisieren, vor allem natürlich, wenn er nicht daran beteiligt war und für das schlechte Abschneiden nicht verantwortlich gemacht werden konnte. Jetzt haben wir aber gewonnen und irgendwie hört man von ihm überhaupt nichts.
Ich kenne den Mann nun nicht persönlich und vielleicht macht er ja auch irgendwo im Dschungel Urlaub und ist gar nicht erreichbar, aber dieses Interview in Kombination mit seinem Verhalten in den letzten Jahren gibt kein besonders positives Bild ab. Und mal ehrlich, die Sachen, die er in den letzten Jahren abgeliefert hat, waren einfach belanglos und überholt und sind in der Menge untergegangen.
Ich hätte jetzt gesagt, dass Ralph Siegel einfach nur neidisch auf den Titel von Lena ist, den er nicht selber geschrieben hat. Er hat zig Anläufe nach Nicoles Sieg im Jahr 1982 gemacht, um ein weiteres Mal mit einem von ihm geschriebenen Song zu gewinnen. Nie hat es funktioniert. Dass er Lena dann natürlich nicht den Sieg gönnt, kann ich mir durchaus vorstellen.
Allerdings sollte auch ein Ralph Siegel so fair sein und etwas Nationalstolz zeigen, indem er sich dann doch für die deutsche Siegerin freut.
Der foppt sich doch nur. Seitdem Stefan Raab damals Guildo Horn unter dem Produzenten Pseudo Alf Igel ins Rennen schickt und der dann auch noch prompt viel besser abschnitt als alles was Siegel die letzten zehn Jahre eingereicht hatte sitzt der Mann in der hochoffiziellen Schmollecke und mopst sich. Und alles was er immer noch als Trumpf hatte war: "Gewonnen hat aber noch keiner seiner Schützling" (vermutlich am liebsten hier: Die Zunge rausstreck).
Und jetzt kommt der böse Konkurrent, der Ralph Siegel aus dem Paradies der immer fürchterlicher werdenden Beiträge vertrieb, auch noch mit einer Sängerin, die ihm total vom Wesen her fremd sein dürfte, ein Titel den er vermutlich für gräßlich hält und einem Auftritt an dem für Siegel es wenigstens an Windmaschine und drei Tonnen Glitter fehlt. Und da merkt er vielleicht irgendwo im Hinterkopf, das dies nicht mehr seine Zeit ist. Kurz vor so einer Veranstaltung dann aber am Kandidaten nochmal rumzumeckern ist reichlich arm.
Man kann von Lena halten, was man will. Ihre Musik hat für manche Menschen sehr viel Aussagekraft, besonders ihre Stimme. Für andere Leute ist ihre Stimme nur "gewöhnlich" und somit für einen internationalen Wettbewerb nicht geeignet.
Dennoch hat uns Lena bewiesen, dass wir als Deutsche sehr wohl die Chance auf einen Sieg haben, was die Jahre zuvor immer wieder dementiert wurde.
Lena hat das geschafft, was viele deutsche Sänger vor ihr nicht geschafft haben. Sie hat unser Land erfolgreich repräsentiert und uns den Sieg nach Hause gebracht. Darauf sollte besonders ein Ralph Siegel stolz sein, da er eigentlich genau wissen müsste, dass es nicht einfach ist, gegen die internationale Konkurrenz zu bestehen.
Vielleicht ist es aber auch gar der Neid auf Stefan Raab, der Ralph Siegel zu seinen Aussagen bringt. Stafan Raab verkörpert das, was Ralph Siegel einst war, aber in den letzten Jahren nicht mehr verkörprete: Einen erfolgreichen Produzenten, der es sogar schafft auf dem schwersten und anerkanntesten Songkontest Europas einen Sieg mit einem, allem Anschein nach doch nur sehr gewöhnlichen Mädchen, zu holen.
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