Mindestalter für politische Ämter in der deutschen Politik
Da ja Horst Köhler heute zurück getreten ist, bin ich bei Recherchen auf die Gesetzeslage gestoßen, dass man das 40. Lebensjahr vollendet haben muss, wenn man als Bundespräsident kandidieren will. Auf den ersten Blick ist es nachvollziehbar, dass der Gesetzgeber so reife Kandidaten sicherstellen will. Komischerweise könnte man sich aber bereits mit 18 schon als Bundeskanzler bewerben. Ich frage mich, wo die Logik hinter dieser Regelung ist. Auch als Bundeskanzler hat man eine sehr verantwortungsvolle Position inne.
Wenn man jetzt auf das Mindestalter für Bürgermeister sieht, stellt man fest, dass die Bundesländer sich hier gar nicht einig sind. Von 18 Jahren bis hin zu 25 Jahren als Mindestalter ist hier alles vertreten. hier kann man bei Wikipedia eine Lister der Mindestalter für deutsche Politämter nachlesen. Teilweise muss man also älter sein, um Bürgermeister zu werden, als um Bundeskanzler zu werden.
Natürlich ist das eine rein hypothetische Sache. Ich kann mir momentan auch nicht vorstellen, dass jemand mit 18 Jahren wirklich Chancen auf das Bundeskanzleramt hat. Aber prinzipiell steht dies offen. Weiß jemand von Euch, warum das so unlogisch geregelt wurde?
Es wird damit zusammenhängen, dass das Amt des Bundespräsidenten praktisch wenig Gewicht und Funktion hat und eher dazu da ist die Bundesrepublik nach außen hin zu repräsentieren und da wirkt ein reiferer Mensch einfach ganz anders als ein Jungspund.
Der Bundeskanzler dagegen ist für die tägliche politische Arbeit die wichtigste Person. Da kommt es eher darauf, dass man etwas von seiner Arbeit versteht und dies gut kann. Und das kann man theoretisch auch schon mit 18 Jahren.
Stellt sich aber natürlich die Frage wie man ernsthaft mit 18 Kanzler werden will. Gerade durch das Prozedere das man sich erst in einer Partei durchsetzen muss, dann das Volk von seiner Arbeit und der Partei zu überzeugen um überhaupt genug Stimmen hinter sich zu versammeln um dann vom Bundestag zum Kanzler gewählt zu werden, macht das fast unmöglich. Das sieht ja beim Bundespräsidenten doch etwas anders aus. Da muss man im Prinzip ja nur zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sein. Ein echter Wahlkampf bei dem man sich auch in der Bevölkerung beweisen muss findert dort ja nicht statt. Es wird der gewählt, der von der gerade bestehenden Mehrheit in der Bundesversammlung vorgeschlagen wird.
Ich denke durch diesen Unterschied in der Wahl wird auch schon von vornherein, erschwert in jungen Jahren das Amt des Bundeskanzlers inne zu haben und unsere Gründungsväter sahen da wohl dann auch keinen Grund für dieses Amt nochmal spezielle Vorgaben zu erlassen.
Klehmchen hat geschrieben:Es wird damit zusammenhängen, dass das Amt des Bundespräsidenten praktisch wenig Gewicht und Funktion hat
Das Amt des Bundespräsidenten ist eigentlich sogar das mächtigste in Deutschland. Auch wenn in der Öffentlichkeit eher der Bundeskanzler im Rampenlicht steht, ist der Bundespräsident weit einflussreicher.
Der Bundespräsident wird ja von Berufspolitikern gewählt. Von denen erwartet man, dass sie sich auskennen und jemanden wählen, der kompetent genug ist. Gerade da finde ich ein Mindestalter eher überflüssig.
Der Kanzler wird vom Volk gewählt. Rein theoretisch wäre meiner Ansicht nach in ein paar Jahren doch denkbar, dass man jemand relativ junges Kraft der Medien wie eine Polit-Popstar aufbauen könnte und das Volk diese Person als wählbar empfinden könnte. Deshalb finde ich es inkonsequent, wie es geregelt ist.
trüffelsucher hat geschrieben:Das Amt des Bundespräsidenten ist eigentlich sogar das mächtigste in Deutschland. Auch wenn in der Öffentlichkeit eher der Bundeskanzler im Rampenlicht steht, ist der Bundespräsident weit einflussreicher.
Das ist graue Theorie mehr nicht. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, hat Horst Köhler in seiner Zeit als Bundespräsident ganze 2 (!) Gesetze nicht unterschrieben und wieder zurückgeschickt. Wenn man sich nun überlegt wieviel Gesetzesänderungen es in seiner Amtszeit gab, erkennt man schnell, dass in der Praxis in der Regel nicht mehr als die Repräsentation übrig bleibt.
Zudem wird der Bundespräsident nicht zwangsläufig von Berufspolitikern gewählt, zumindest nicht nur. Die Partei können auch Prominente in die Bundesversammlung schicken und viel wichtiger ist eben auch hier wieder die Praxis. Ein Bundespräsident wird ja praktisch gar nicht gewählt, zumindest nicht im Sinne einer Wahl mit mehreren Kandidaten, bei der jeder gewinnen kann. Die Bündnisse sind doch so festgefahren, dass entweder die Konservativen einen ihrer Leute ins Rennen schicken, der dank feststehender Mehrheit gewählt wird oder eben die eher linken Kräfte um die SPD. Die Mehrheiten stehen aber eben schon vor der Wahl fest und es kommt höchstens dazu, dass es mal zwei oder drei Wahlgänge gibt, weil einige Leute im ersten Wahlgang ihre Unzufriedenheit ausdrücken. Aber sie wissen eben auch genau, wie es sich auswirkt und dass der Kandidat des anderen Lagers nicht gewählt werden kann, wenn diese zusammen nicht mehr als 50% der Sitze haben.
So steht ja auch dieses mal fest, dass der nächste Bundespräsident der Kandidat sein wird, den CDU/CSU und FDP als ihren Kandidaten präsentieren. Einen Kandidaten der SPD oder vielleicht wieder der Linken wird es nur pro Forma geben. Eine echte Wahl ist es aber nicht.
Das ist eben der Unterschied zu einer Bundestagswahl. Dort stehen die Mehrheiten bis zur Schließung der Wahllokale nicht fest und man muss sich seine Mehrheit im Wahlkampf erst besorgen. Man beweist sich also in gewisser Weise schon in Zeiten des Wahlkampfes und die Vergangenheit hat bisher ja auch gezeigt, dass es noch keinen wirklich uungen Kanzler gab. Und dass die Medien einen Polit-Shooting-Star aufbauen können ging vor 60 Jahren noch nicht so wirklich oder für nicht bedacht, da es dort ja eine ganz andere Medien- und Politiklandschaft gab. Das mag heute sicher etwas anders aussehen.
trüffelsucher hat geschrieben:Der Kanzler wird vom Volk gewählt.
Mir wäre neu, dass der Kanzler durch das Volk gewählt wird. Die Kanzlerwahl erfolgt durch den Bundestag. Sicherlich mag man jetzt sagen können, dass doch das Volk die Parteien für den Bundestag wählt, aber so einfach ist es nun mal nicht gestrickt.
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