Gute Köche sind schlechte Gäste
Wir kochen leidenschaftlich gerne und ich glaube, wir kochen auch sehr gut. Es gibt fast nichts, an was wir uns nicht wagen, selbst ausgefallene Rezepte und Gerichte werden nachgekocht und dann kann man sie auch noch mit Genuss essen.
Nun ist uns aufgefallen, dass es nur noch selten ein Restaurant gibt, welches uns überzeugen kann. Entweder müssen wir richtig viel Geld ausgeben, um etwas Besonderes und dann auch schmackhaftes auf den Teller zu bekommen oder wir sind von dem Preis-Leistungs-Verhältnis enttäuscht. Wenn wir zum Beispiel irgendwo ein Schnitzel mit Beilagen und Salat essen, dann ist es schwierig für die Küche, uns dieses so auf den Teller zu bringen, das wir damit zufrieden sind. Die Salate sind zum größten Teil aus dem Eimer, die Salatsoße sowieso, das Schnitzel ist oft schon ein fertig paniertes und wird nur noch ganz selten geklopft und frisch zubereitet. Dann kommt bei uns oft der Gedanke auf, warum wir so etwas essen und dafür auch noch 10 Euro zahlen sollen.
Auch laden wir sehr gerne Gäste ein und die kommen immer gerne zum Essen. Leider haben wir in den letzten Jahren gemerkt, dass die Einladungen für uns immer weniger werden. So haben wir jetzt durch die Blume gehört, das einige derjenigen, die immer gerne bei uns essen, uns nicht mehr einladen, weil sie nicht so gut kochen können wie wir. Dazu muss ich aber sagen, dass wir, wenn wir von jemandem eingeladen werden, mit allem zufrieden sind, was auf den Teller kommt. Wir essen genau so gerne ein Ring Fleischwurst mit Brötchen oder einen guten Eintopf. Ich bin auch sicher, dass wir nie vermittelt haben, dass wir etwas Besonderes erwarten. Uns geht es um die Geselligkeit und den Spaß dabei. Dass wir uns nun mal immer etwas mehr Mühe geben, liegt eben daran, das wir gut kochen können und auch die Möglichkeiten dazu haben, etwas Besonderes zu kochen.
Wenn du dich demnächst mal an der Nordseeküste rum treibst, sag vorher Bescheid, dann bekommst du bei uns im Restaurant ein leckeres Schnitzel aus dem Schweinenacken mit Beilage und kleinem Salat für 8,90€. Ich garantiere dafür, dass unser Salat frisch aufgeschnitten wurde, das Dressing noch von Hand (gut die Majonäse kaufen wir auch im 10 Liter Eimer) angerührt wurde und unsere Schnitzel erst bei Bestellung frisch aufgeschnitten und geklopft werden.
Aber ich muss dir leider recht geben. Wenn irgendwo "fremd" essen gehe, finde ich grundsätzlich Sachen die mich stören, allerdings bringe ich diese Sachen auch an den Mann und verlasse nicht einfach unzufrieden das Lokal. Wenn wir hingegen bei Kollegen Essen gehen, kennt man zumindest schon man den zu erwartenden Schnitt und kann sich dementsprechend schon auf das Einstellen was kommt.
Ja, das denke ich auch. Je besser man kochen kann umso schwerer wird man von anderen Köchen verblüfft. Wenn man selbst sehr gut kocht, dann kann einem selten einer das Wasser reichen. Wobei man nicht vergessen darf, dass Geschmack unterschiedlich ist. Nicht jedem schmeckt es wie man kocht. Der eine mag nichts gebackenes, der andere nichts gebratenes oder keine Milchprodukte.
Manche mögen es mild, der andere gut würzig. Mein Mann und ich mögen es gerne schön würzig, aber es gibt auch andere Menschen. Denke mal, dass ich auch gut koche und trotzdem gehe ich gerne essen. Meine Kollegin ist auch so eine Spitzenköchin und sieht es ähnlich wie Du. Es ist trotzdem gut mal woanders zu essen, denn dann lernt man auch Neues kennen oder andere Gewürze.
Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber mir kommen einige Sachen schon bekannt vor.
Mein Freund und ich sind auch begeisterte Hobbyköche und wir sind beiden bei Restaurants auch eher kritisch. Es kommt schon öfters vor, dass ich mich frage, wie jemand der drei Jahre Ausbildung hinter sich hat, etwas auf den Teller bringt, das ich nach dem lesen von einem Kochbuch besser hinbekommen würde. Wenn wir essen gehen, suchen wir uns deshalb vielleicht auch oft Sachen aus, die wir selber nicht kochen oder nicht so gut hinbekommen würden. Beim Sushi bin ich zum Beispiel noch weit davon entfernt vorzeigbare Ergebnisse zu liefern und dann gibt es bei uns ein Restaurant, was richtig leckere Schnitzel und Steaks anbietet und dazu ein Salatbuffet hat, das man sich so, für zwei Leute zu Hause, nicht richten würde.
Ich habe zwar nicht den Eindruck, dass wir weniger eingeladen werden, aber es kommt schon mal die ein oder andere, halb im Scherz gemeinte Bemerkung, so nach dem Motto "es gibt aber nur ...". Aber ich glaube es versteht schon jeder, dass wir deshalb für Gäste etwas aufwändigeres kochen, weil es uns Spaß macht und weil sich einige Gerichte für zwei Personen einfach nicht kochen lassen, ohne das man danach die halbe Woche davon essen kann.
Hallo,
ich koche auch leidenschaftlich gerne, genauso wie mein Freund. Wenn wir mal richtig Zeit haben kochen wir auch gerne so richtig auf, dann werden die Klöße schon mal selbst hergestellt statt fertigem Kloßteig usw. Bei uns lohnt es sich halt, weil wir vier Kinder haben die dann begeistert zugreifen! Wenn wir Besuch haben mache ich tendenziell auch eher etwas aufwändiges.
Inzwischen habe ich mir allerdings angewöhnt, dass ich Unterschiede mache WER zu Besuch kommt. Wenn nämlich zum Beispiel meine Mutter zu Besuch kommt, mache ich nur noch einen einfachen Auflauf, den ich vorbereite und dann bloß noch schnell in den Ofen schiebe. Sie weiß es nämlich überhaupt nicht zu schätzen, wenn man sich richtig Mühe macht und stundenlang in der Küche steht.
Wenn ich mir dann beim Essen noch anhören darf, dass dieses und jenes Gewürz fehlt oder nicht ins Essen dürfte, weil sie das SCHON IMMER so gekocht hat, dann kommt mir einfach die Galle hoch und dafür finde ich mein aufwändiges Essen dann echt zu schade, wenn ich mich hinterher nur ärgere. Das war letztes Jahr beim Entenbraten so, den ich kurz zuvor auch gemacht hatte als 3 bekannte Pärchen zu Besuch waren. Alle hatten total geschwärmt und 2 Frauen mich explizit ein paar Tage später um das Rezept gebeten, weil ihre Männer jetzt die Ente immer so wollen wie sie es bei mir gab. Aber naja, bei meiner Mutter ist es halt so, dass sie schon aus Prinzip meckert wenn ich etwas koche.
Für mich ist es seitdem auch sehr schwieirg wenn wir bei ihr essen, weil sie sehr fett kocht, aber kaum Gewürze verwendet und es mir einfach nicht so besonders schmeckt. Allerdings sage ich immer ein paar höfliche Worte über das Essen und habe das auch meinen Kindern schon angewöhnt (einmal sagte mein Sohn ganz direkt auf ihre Frage, dass die Mama viel besser kochen könnte als sie ).
Bei Bekannten eingeladen weiß ich eigentlich immer, was mich erwartet und stelle mich dementsprechend darauf ein. Eine Bekannte zum Beispiel kocht sehr gut und es schmeckt uns immer vorzüglich (wir tauschen uns immer gegenseitig aus, bin ja froh dass ich jemanden kenne der genauso leidenschaftlich kocht wie ich). Nur kann sie überhaupt nicht backen, der Kuchen von ihr ist immer sehr nahe an der Definition "ungenießbar". Allerdings weiß sie das auch und inzwischen bittet sie mich meistens, einen Kuchen zum Kaffee mitzubringen, wenn sie uns einläd. Den zweiten backt dann ihre Tochter und alles ist gut.
Dafür bin ich nicht in der Lage, einen wirklich guten gemischten Salat zu machen, irgendwie bringe ich das absolut nicht hin, deshalb bitte ich sie zum Grillen immer darum - und wieder ist alles gut und jeder zufrieden. Man muss halt auch offendarüber reden, dann gibt es keine MIssverständnisse.
Mein Vater ist Franzose und zusätzlich war er lange Zeit Chefkoch. Er kocht leidenschaftlich gerne und gut. Jeder liebt sein Essen und er kennt die besten und ausgefallensten Rezepte. Besonders bei der Dekoration gibt er sich noch extra Mühe und sogar ein simpler Salat sieht aus wie aus einem Haubenrestaurant. Er lädt gerne zum Essen ein und bewirtet seine Gäste immer sehr liebevoll.
Einladungen für ihn gibt es hingegen eher selten. Ich habe ihn schon öfters zum Essen eingeladen und habe mich nachher meistens nicht so wohl gefühlt. Oft habe ich probiert französische Spezialitäten wie "Gougères" zuzubereiten. Hier muss man sehr aufpassen, dass die richtige Menge der Zutaten dabei ist und auch perfekt zubereitet wurde. Wenn es nicht genau stimmt, kann sein dass ein Teil der Masse nicht gut aufgeht oder eine etwas andere Konsistenz bekommt. Sie schmecken trotzdem gut, aber eben nicht perfekt. Einem Laien würde dies gar nicht auffallen, meinem Papa aber schon.
Das unangenehme ist dann einfach, dass man immer denkt man hätte es nicht gut genug gemacht. Er sagt zwar nichts, aber will mir doch Tipps geben wie es besser ginge. Er meint es total lieb und nur gut, aber trotzdem sagt es mir dass ich es eben nicht perfekt gemacht habe. Mittlerweile gibt es gar keine Einladungen mehr für ihn, er kocht sowieso so gerne und wir gehen sowieso lieber essen als dass wir kochen. Immerhin ist die Arbeit danach, das Wegräumen, Geschirr waschen und so weiter nicht zu vergessen.
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