Wie viel Wunderglauben und Fantasiewelten brauchen Kinder?
Wie die Eltern unter Euch wissen, durchlaufen Kinder normalerweise im Alter so ab drei bis ca. 7 eine Phase, in der sie sich die Welt selbst sehr gerne durch Wunder und Zauberei erklären. In dieser Phase lieben Kinder normalerweise Märchen und ähnliche Geschichten von Hexen und Zauberern über alles.
Nun hatten wir vor kurzem in einem erziehungswissenschaftlichen Seminar eine Diskussion, wie man bei der Erziehung der Kinder in diesem Bereich vorgehen sollte. Jetzt würden mich mal die Meinungen von Eltern interessieren, die nicht zwangsläufig was Pädagogik zu tun haben. Ebenso interessieren mich die Meinungen von Erzieherinnen, die ja noch nicht so sehr den Zwang im Nacken haben, einen Bildungsauftrag nach Plan zu erfüllen.
Die einen aus dem Seminar tendieren dazu, die Kinder im Glauben zu lassen, dass Pumuckl, Feen, der Weihnachtsmann und andere Fabelwesen existieren. Die meisten sprachen dafür aus, dass man Kinder heutzutage keinesfalls mit solch unwissenschaftlichem Aberglauben behelligen solle.
Ich bin von der krassen Nüchternheit der großen Mehrheit ziemlich vor den Kopf gestoßen. Ich habe als Kind am liebsten solche Bücher gelesen, die mit der Realität möglichst wenig zu tun hatten. Wenn man da eine Oma mit einem Zaubereierlikör durch Magie in ein kleines Mädchen verwandelt hat, fand ich das toll. Für genau solche Gestalten habe ich Frau Nöstlinger über alles geliebt.
Ich habe echt Bedenken dabei, als Lehrer wie ein Missionar der Wissenschaftlichkeit aufzutreten und die Kinder aus dem geistigen Wunderland mit aller Macht der Logik zu vertreiben. Ich denke, dass ein wenig Phantasie noch keinem Kind geschadet hat. Allerdings würde ich immer darauf achten, dass ich so etwas mit einem kleinen Augenzwinkern kommentiere und immer ein kleines "wer weiß" offenlasse, damit sich keiner verarscht fühlt, der eines Tages doch die Realität erkennt. Ich bin gespannt, wie ihr das bei der Erziehung handhabt oder gehandhabt habt.
Ich halte es nicht nur für gut, sondern sogar für extrem wichtig, dass Kinder in diesem Alter noch an eine Phantasie- und Wunderwelt glauben. Es regt die Phantasie an und das hilft auch sehr im Deutschunterricht. Es fördert nicht nur die Motivation zum Bücherlesen, sondern es regt allgemein die Phantasie an, sowohl beim Spielen als auch beim Lernen. Kinder mit viel Phantasie und Vorstellungsgabe schreiben in der Regel auch erheblich bessere Aufsätze.
Mich würde interessieren, was in diesem Seminar als Begründung angegeben wurde, dass solche Themen nicht gut sein sollen? Ich bin selber Lehrerin, zwar für ältere Schüler, aber als Legasthenietherapeutin kenne ich mich auch wenig im jüngeren Alter aus und ich habe noch nie etwas davon gehört, dass man Kinder davon abhalten soll in eine Phantasie- und Märchenwelt einzutauchen.
Die Kinder können in der Regel sehrwohl zwischen Realität und Märchen und Zauberei unterscheiden, deswegen bekommen sie eines Tages nicht irgendeinen Schock indem sie in der Realität aufwachen. Man muss Kinder nicht immer mit wissenschaftlichen Texten zuschütten, Kinder sollen auch Kinder bleiben dürfen und nicht Miniaturerwachsene. Und selbst als Erwachsener taucht man doch noch gerne in eine Märchen- und Zauberwelt ein. Ich liebe es, meinem Sohn Bilderbücher vorzulesen und ich freue mich schon sehr auf die richitge Märchenzeit.
Es war auch nicht die Meinung von Dozenten. Da war lediglich eine Gruppe Studenten, die diese Meinung vertrat.
Die Erklärung ist logisch schlüssig. Wenn man als erziehender einem Kind Dinge erzählt, die keine Tatsachen sind, dann lügt man. Also wenn ich einem Kind sage: "den Osterhasen gibt es wirklich" begehe ich einen Betrug an meinem Kind oder meinen Schüler.
Der Schüler wird das eines Tages registrieren, dass es den Osterhasen nur als Aberglauben gibt und dann diejenigen, die ihm z. B. das Märchen vom Osterhasen als Autoritätsperson in Frage stellen. Oder anders ausgedrückt: Möglicherweise glaubt der Schüler die eines Tages auch nicht, wenn Du von ihm ein bestimmtes Verhalten verlangst, dass man das so zu tun hat. Klar, irgendwo ist das konstruiert, aber es bringt einen ins Grübeln.
Als Grundlage für ihre Argumentation führten sie die Lehre des Materialismus ins Feld. Nach Ansicht des Materialismus ist wohl nur das als gültig anzusehen, was an der Materie tatsächlich beobachtet werden kann. Also genau das, was man streng wissenschaftlich überprüfen und beweisen kann. Die Existenz von z. B. Feen lässt sich nicht exakt wissenschaftlich belegen oder widerlegen. Also gelten sie im Zweifelfall als nicht existent und das soll den Kindern auch so gelehrt werden.
Ich finde es persönlich auch wunderschön, wenn man Kindern im magischen Alter Märchen vorliest. Es ist auch toll, wenn sie mit viel Phantasie Rollenspiele mit irgendwelchen Fabelwesen und Fantasiegestalten spielen. Natürlich hat alles da seine Grenzen, wo Kinder durch magisches Denken in Gefahr kommen könnten. Aber warum sollte man sich daran stören, dass Kinder im Spiel sich als Drache erproben?
Ich bin von der Idee nicht begeistert, die Kinder aus der magischen Welt mit der geballten Macht der Vernunft zu vertreiben. Ich wollte hier vor allem mal hören, ob das vielleicht trotz meiner Gefühle vielleicht eine verbreitete Ansicht in der Bevölkerung ist, die nur ich nicht kenne. Wie es aussieht, bin ich nicht die einzige, die so denkt.
Ich bin selbst Kindergärtnerin und auch Mutter und halte überhaupt nichts davon, den Kindern nur die wahre Welt zu zeigen. Es tut Kindern in meinen Augen gut, wenn sie an das Magische glauben dürfen und wer hat das als Kind nicht ebenfalls gerne getan? Ist es nicht viel toller die Weihnachtsgeschenke zu finden und zu denken, dass gerade noch das Christkind oder der Weihnachtsmann da war?
Ich kann zwar in gewisser Weise nachvollziehen, dass deine Studienkollegen meinen, dass man das Kind anlügt, wenn man sagt, dass es Weihnachtsmann, Feen und den Osterhasen gibt, aber welches Kind hält seinen Eltern das schon vor? Ich wäre zumindest nie auf die Idee gekommen, meinen Eltern zu sagen, dass sie mich angelogen haben. Auch hätte ich aufgrund dieser Tatsäche nie ihr gesamtes Tun und Handeln in Frage gestellt- ich wäre nie auf die Idee gekommen, zu denken, dass mich meine Eltern immer angelogen haben!
Ich tue es daher bei unserem Sohn genauso, wie es meine Eltern auch bei mir gemacht haben- es gibt einen Osterhasen und ein Christkind und unser Sohn darf auch daran glauben, dass es Feen, usw. gibt. Und übrigens sind sprechende Autos und was es sonst im Fernsehen zu sehen gibt, auch nicht besser als Märchen!!
Da ich nun nicht gerade so kleine Kinder unterrichte, die noch an den Osterhasen, den Weihnachtsmann oder überhaupt an Wunder und Co. glauben, denke ich als (nur) erziehendes Elternteil das nicht auch noch pädagogisch tätig ist, dass der Wunderglaube für Kinder durchaus wichtig ist und man nicht auf Biegen und Brechen darauf verzichten sollte. Gerade jüngere Kinder können sich so etliche Dinge noch nicht rational erklären und behelfen sich dann mit magischen Vorstellung. Mit diesem Wissen im Hinterkopf fällt es mir auch nicht schwer, meinem Kind seinen Wunderglauben zu lassen, wobei ich in den letzten Monaten (genau genommen seit dem letzten Weihnachtsfest) auch immer mit einem "wer weiß" reagiere, wenn denn meine Nichte und mein Kind fragen, ob es diese oder jene Fabelfigur wirklich gibt.
Allerdings gibt es auch einige Dinge, die ich sofort aufgeklärt habe und bei denen ich mein Kind gar nicht erst mit irgendwelchen fantastischen Erklärungen belastet habe. Eine davon war die Aufklärung: ich habe meinem Kind gleich (kindgerecht natürlich) die biologischen Vorgänge erklärt. Hier muss man aber sicher nach besten Wissen und Kenntnis des Kindes entscheiden.
Dass man das als angehender Lehrer etwas anders sieht, kann ich mir schon vorstellen. Lehrer haben heute schon nicht den besten Stand, da scheint es vielleicht schon angebracht erst gar keine Zweifel an der eigenen Autorität aufkommen zu lassen. Ob das so gut ist, ist natürlich eine andere Frage.
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