Entstehung vom Lied "Ein Mops kam in die Küche"
Angeregt von diesem ThreadLied / Gedicht "Ein Mops kam in die Küche" - Bedeutung habe ich mal nachgeforscht, wie dieses Liedchen eigentlich entstanden ist. Meine Ergebnisse führen etwas an der eigentlichen Frage des verlinkten Threads vorbei. Dennoch möchte ich euch meine Vermutungen nicht vorenthalten.
Bei dem Lied "Ein Mops kam in die Küche" handelt es sich um ein Studentenlieder. Die Melodie teilt sich dieses Liedlein mit einem zweiten Kinderlied, nämlich "Mein Hut der hat drei Ecken". Allerdings hat nicht das Volk diese Melodie komponiert, sondern der Komponist Jean-Baptiste Arban. Der Titel des Stückes, aus welchem die Melodie stammt, heißt "Carnival of Venice" oder übersetzt Karneval in Venedig. Bei [url=[url][url[/url]]Youtube[/url] kann man sich das Stück mal anhören. Wundert euch aber nicht, dass erst 1 Minute und 40 Sekunden Vorspiel gespielt wird, bis der Trompeter die eigentliche Melodie spielt, das man aus dem Lied kennt.
Der Komponist Arban lebte laut Wikipedia von 1825 bis 1889. Er veröffentlichte sowohl ein Lehrwerk für Trompete als auch einige Stücke, für deren Performance man einiges an Virtuosität auf seinem Instrument braucht. 1889 wurde er Professor für ein Blechblasinstrument am Pariser Conservatorium, also einer renomierten Musikhochschule. So wird die Melodie vermutlich zuerst in französische Studentenkreise gesickert sein.
Wie die Melodie dann nach Deutschland kam, bleibt rätselhaft. Wenn ich Französisch könnte, würde ich mal ergoogeln, ob es im französischen Sprachraum möglicherweise auch Studentenlieder oder Volkslieder gibt, die die selbe Melodie wie dein Mopslied verwenden. Vielleicht hat man Glück und das Lied ist einfach eine mehr oder weniger unglückliche Übertragung ins Deutsche. Allerdings gab es bei den Studentenlieder auch immer die Kategorie "Lustige Lieder", die mehr für fröhliche Feiern als für hintersinnige Aussagen gedacht waren.
Die andere Zugangsmöglichkeit bietet meiner Meinung nach der Begriff "Mops". In Süddeutschland habe ich schon gelegentlich das Verb "mopsen" als gleichbedeutend mit "stibitzen" gehört. Ein Beipiel: "Ich habe mir vom Nachbarn ein paar Himbeeren vom Strauch gemopst. Hoffentlich merkt er es nicht." Ich sehe da eher ein zweideutiges Wortspiel mit dem Wort Mops, das hier zweideutig als verharmlosende Bezeichnung für Dieb verwendet wird. Wenn diese Interpretation zuträfe, käme im Lied kein Hund in die Küche, sondern ein menschlicher Eierdieb, der in einer Form von Selbstjustiz mit dem Tode bestraft wird.
Wenn jemand von Euch mir sagen könnte, ob es französische Volkslieder mit dieser Melodie gibt, wäre ich dankbar. Ich bin ebenso gespannt, ob ihr die Theorie mit dem Diebstahl plausibel findet.
trüffelsucher hat geschrieben:Die andere Zugangsmöglichkeit bietet meiner Meinung nach der Begriff "Mops". In Süddeutschland habe ich schon gelegentlich das Verb "mopsen" als gleichbedeutend mit "stibitzen" gehört. Ein Beipiel: "Ich habe mir vom Nachbarn ein paar Himbeeren vom Strauch gemopst. Hoffentlich merkt er es nicht." Ich sehe da eher ein zweideutiges Wortspiel mit dem Wort Mops, das hier zweideutig als verharmlosende Bezeichnung für Dieb verwendet wird. Wenn diese Interpretation zuträfe, käme im Lied kein Hund in die Küche, sondern ein menschlicher Eierdieb, der in einer Form von Selbstjustiz mit dem Tode bestraft wird.
Dass "mopsen" ein süddeutscher Begriff sein soll, verwundert mich. Ich habe keinerlei süddeutsche Wurzeln und der Begriff ist mir dennoch sehr geläufig, auch hier mitten in Berlin. Jedenfalls habe ich es hier auch schon oft gehört, und hätte bisher gedacht, es hätte einen eher norddeutschen Ursprung. Aber das nur nebenbei. Wobei es entstehungsgeschichtlich für dieses Gedicht oder Lied vielleicht dennoch von Bedeutung sein könnte. Aus welchem Teil Deutschlands stammt denn genau der Text mit dem Mops (also nicht das Original)? Dann könnte man ja in etwa abschätzen, ob das "Mopsen" im Sinne eines Diebstahls damit gemeint werden könnte, oder nicht.
An sich finde ich deine Idee übrigens ganz gut. Wieso allerdings sollten andere Diebe den Dieb beerdigen und ihm einen Grabstein aufstellen, auf dem steht, dass er ein Dieb war? Diebe genießen ja nicht unbedingt einen guten Ruf und somit würde wohl kaum einer sich gerne auf seinen Grabstein schreiben lassen, kriminell gewesen zu sein. Damit brüstet man sich ja normal nicht gerade gerne.
Da du schreibst, dass das Lied irgendwie mit Studentenverbindungen zusammenhängt: Gab es nicht irgendeine Verbindung der Möpse, also ich meine, eine, die sich derart benannte? Könnte das irgendwie mit diesem Lied zusammenhängen?
Wobei ich bisher auch meinte, es sei ein Kinderlied, kein Erwachsenen-Lied. Doch solche Empfindungen haben sich geschichtlich ja schon häufig gewandelt.
Ich habe mal einheimische Berliner gefragt. Tatsächlich ist hier im Berliner Sprachraum mopsen wohl auch schon lange geläufig. Ich korrigiere hiermit meinen Irrtum bezüglich des süddeutschen Sprachraumes. Es scheint also ein über weite Teile des deutschsprachigen Systems verbreitetes Wort zu sein.
Es gab tatsächlich mal eine Verbindung von Studenten, die nach einem Mops benannt war. Hier kann man nachlesen, dass es bis 1748 eine Freimaurerverbindung namens Mopsorden gab, der dafür diente, gesellige Events unter Studenten zu organisiseren. Laut Wikipedia trugen die Mitglieder wohl als geheimes Erkennungszeichen ein Medallion in Mopsform.
Wenn man die Jahreszahlen vergleicht, fällt auf, dass die Melodie gut 100 Jahre nach der Auflösung des Mopsordens komponiert wurde. Das Lied kann also kaum ein geheimes Erkennungslied oder so etwas gewesen sein.
Printquellen kann ich Dir leider nicht nennen, die belegen, dass der Mops ein Studentenlied war. Das habe ich irgendwann mal in einem Seminar gelernt. Dass Studentenlieder teilweise irgendwann zu Kinderlieder wurden, ist kein außergewöhnliches Phänomen. Wenn man bei Wikipedia die Kategorie Studentenlieder öffnet, findet man dortin der Übersicht und in anderen Qellen einige Studentenlieder, die man als (u.a.) Kinderlieder heute oder zu meiner Kinderzeit gesungen hat. Beispiele dafür sind: "Auf der schwäbschen Eisenbahne", "Die Gedanken sind frei", "Als die Römer frech geworden"
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