Arzt stellt Fehldiagnose - wie verhalten?
A hatte vor einiger Zeit einen Hörsturz. Als sie ihren HNO-Arzt aufsuchte, konnte der keine Ursache finden und verwies sie weiter an einen Neurologen. Dieser untersuchte A, ließ sich ihre sonstige Krankengeschichte schildern und vermutete, dass der Hörsturz auch durch Multiple Sklerose bedingt sein könne. Da diese Krankheit offenbar nur im Ausschlussverfahren festgestellt werden kann, ordnete er eine Reihe Tests auf andere Krankheiten an. Schlussendlich kam er zu dem Ergebnis, dass es sich um MS handeln müsse und verschrieb entsprechende Medikamente.
A war natürlich entsetzt, fand sich aber mit dieser Diagnose ab. Kürzlich telefonierte sie jedoch mit einer alten Freundin, die einen ähnlichen Marathon durchgemacht hatte, bei der MS aber letztendlich ausgeschlossen worden war. Diese fragte dann auch ganz konkret nach einem bestimmten Wert. Diesen konnte A auf ihrer Kopie des Befundes nicht finden und erkundigte sich darum am nächsten Tag in der Arztpraxis danach. Dabei handelte es sich um Werte die bei Tests auf Neuroboreliose auftauchen müssten. Scheinbar passt von dem Symptomen nicht nur As Hörsturz sondern auch diverse andere Beschwerden der letzten Jahre, die sie ihrem Arzt auch nicht verschwiegen hatte. In der Praxis wurde ihr jedoch mitgeteilt, man habe auf diese Erkrankung gar nicht getestet. Auf As entgeisterte Frage warum nicht erklärte der Arzt ihr doch dann tatsächlich, er halte das für unwahrscheinlich, das habe er so im Gefühl.
Zutiefst verärgert suchte A einen weiteren Neurologen auf, um sich eine zweite Meinung zu ihrem Fall einzuholen. Dieser reagierte zunächst irritiert, dass sein Kollege den Test einfach ausgelassen hatte und holte ihn nach. Das Ergebnis war positiv und Neuroboreliose konnte eindeutig diagnostiziert werden. Nun bekommt A ein Antibiotikum anstelle des anderen Medikaments und in ein paar Wochen sollte sie gesund sein, auch wenn die Erkrankung ja nun schon einige Zeit schlummert.
Die Frage ist nun aber: Wie verfährt A mit dem anderen Arzt? Dieser hatte ja, aus Schludrigkeit, Unwissenheit oder Arroganz, eine wohl relativ offensichtliche Möglichkeit einfach nicht in Betracht gezogen, falsch diagnostiziert und A daraufhin falsche Medikamente verordnet, die sicherlich nicht eben gesundheitsfördernd sind, wenn A gar nicht an MS leidet. Und was das die Versicherung gekostet hat, die dafür aufkam, obwohl es unnötig war, will A lieber auch gar nicht wissen. Abgesehen von der seelischen Belastung, die eine solche Diagnose ja nun einmal darstellt, denn Multiple Sklerose hat keinen angenehmen Krankheitsverlauf, das weiß ja jeder, wenn vielleicht auch manches auf Klischees beruhen mag. Hat A irgendeine Möglichkeit sich zu wehren gegen diesen Arzt, der hier ja einen dicken Fehler gemacht hat? Oder läuft das unter Pech gehabt, Augen auf bei der Ärztewahl?
Solche Irrtümer sind wirklich ärgerlich, noch dazu wo der Arzt in diesem Fall wirklich fahrlässig gehandelt hatte. Wie kommt er dazu, keinen Test anzuordnen wo der Wert vorkommen muss? Die Aussage "er hatte es einfach im Gefühl", ist ja wohl eine Frechheit.
A hat auf jedenfall das richtige getan und ist zu jemand anderem gegangen. Viel gegen einen Irrtum kann man aber wohl nicht tun. Es gibt allerdings Ärztekammern und Patientenanwälte wo man sich mit größeren Schäden hinwenden kann. Der Patient muss ja doch geschützt werden, wenn solche Fehldiagnosen gestellt werden. Hinzukommt dass der Patient ja auch einen finanziellen Schaden davon trägt und sich nichts zuschulden kommen ließ.
So eine Situation ist wirklich schlimm. Ich habe in der Familie etwas ähnliches erlebt. Da wurden bei einer Tante beim Blutbild Entzündungswerte festgestellt und da die wohl ebenfalls auf einen bösartigen Tumor hindeuten könnten, hat der Hausarzt weitere Tests bei Fachärzten angeordnet. Meine Tante wurde dann von oben bis unten durchgecheckt, war bei sämtlichen Ärzten rauf und runter und ist schließlich bei einem Lungenfacharzt gelandet, der auf dem Röntgenbild Schatten festgestellt hat. Seine Diagnose: Lungenkrebs. Er war sich relativ sicher, bei den Blutwerten und mit diesen Schatten, um das aber endgültig abzuklären sollte eine OP vorgenommen werden, bei dieser sollte der Torax geöffnet und eine Gewebeprobe entnommen werden. Meine Tante und die ganze Familie war natürlich am Boden zerstört. Jeder ist davon ausgegangen, dass sie schwer krank ist, schließlich hat sich der Arzt unmissverständlich ausgedrückt.
Aus der Klinik ist sie vor der OP geflüchtet, hat sich entschlossen, dass sie diese OP nicht durchstehen kann, auch keine anschließende Chemo. Sie meinte, es ginge ihr ja eigentlich im Moment gut, sie wolle die Monate, die ihr noch bleiben nutzen und ihre Angelegenheiten regeln. Das fand natürlich von uns keiner in Ordnung, jeder konnte sie verstehen, der Schock und alles andere, das war einfach zuviel. Dann noch diese gefährliche OP, da kann man ja verstehen, wenn jemand durchdreht. Wir haben sie erstmal in Ruhe gelassen, ich habe mich aber kundig gemacht und eine Klinik gefunden, die für die Entnahme der Gewebeproben keine große OP vornehmen musste, die haben das per Endoskopie (ich glaube so hieß das) gemacht. Da gabs nur 2 kleine Schnitte und die OP selbst ging auch ganz schnell.
Wir konnten meine Tante davon überzeugen, nur damit wir auch Sicherheit haben und dann hätte sie sich hinterher immer noch entscheiden können, ob Therapie oder nicht. In der Klinik angekommen hat der behandelnde Arzt erstmal etwas erstaunt gefragt, wieso eigentlich jeder von Lungenkrebs ausgeht, er könne das auf den Bildern nicht erkennen. Die Schatten können einfache Verkapselungen oder Vernarbungen sein, wie sie z.B. von einer Tuberkulose herrühren können. Auch die Blutwerte können genauso gut auf eine Entzündung im Körper hindeuten, das wäre eigentlich sogar wahrscheinlicher. Da gleich von Lungenkrebs auszugehen hielt dieser Arzt für fahrlässig.
Die Gewebeprobe hat dann tatsächlich ergeben, dass meine Tante zwar Gewebewucherungen an der Lunge (nicht in!) hatte, diese aber absolut gutartig waren. Das war irgendeine alte Entzündung, genau habe ich das nicht verstanden, fest stand jedoch, dass es definitiv kein Lungenkrebs war. Und meine Tante war schon dabei, sich von ihrem Leben zu verabschieden. Natürlich waren wir alle total erleichtert, ich habe mich aber über diesen Lungenarzt wahnsinnig geärgert. Mal ehrlich, da hätte schlimmeres noch passieren können, ich stelle mir nur vor, meine Tante wäre labiler gewesen und hätte sich vielleicht irgendetwas angetan? So eine Diagnose wirft einen ja total aus der Bahn. Letztendlich konnte man dem Arzt aber nichts anhaben. Irren ist menschlich, aber in dem Fall fand ich es absolut unmenschlich. Jeder kann sich irren, aber er hätte sich mit seiner Diagnose einfach zurückhalten müssen, bis er sicher ist.
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