Bolivien der kommende Fußballweltmeister?

Der bolivianische Staatspräsident Evo Morales hatte eine geniale Idee um seine Nationalelf 2014 für die WM- Endrunde zu qualifizieren. Er beabsichtigt 45 fußballerisch hochbegabte Jugendliche die sich im besten Lernalter von 15- 17 Jahren befinden durch Sichtungsmaßnahmen auszuwählen um sie in internatmäßigen Trainingscamps auf die kommenden Spiele vorzubereiten.

Ich kann allerdings nicht so recht an einen Erfolg glauben. Sicherlich ist ein eingespieltes Team immer von Vorteil aber was nützt es wenn die spielerische Klasse nicht da ist und die Wettkampferfahrung fehlt. Das hat schon zu DDR- Zeiten nicht so recht geklappt wo fast alle der besten Spieler des Landes beim Mielkeklub in Berlin gespielt haben und regelmäßig im Europacup oder bei den Länderspielen versagten.

hooker hat geschrieben:Das hat schon zu DDR- Zeiten nicht so recht geklappt wo fast alle der besten Spieler des Landes beim Mielkeklub in Berlin gespielt haben und regelmäßig im Europacup oder bei den Länderspielen versagten.

Wobei die DDR-Sportförderung im Bereich Fussball da wohl eher ein schlechtes Beispiel ist. Der Fussball wurde da ja vergleichsweise wenig gefördert und man beschränkte sich da eher auf das Deligieren von Spielern. Und die besten Spieler waren ja nun auch nicht alle beim BFC, auch andere Fussballclubs hatten sehr gute Spieler, wie ein Blick zur Nationalmannschaft verrät.

Zu DDR-Zeiten war wohl das Hauptproblem, dass man nicht so modern und profimäßig trainierte, wie es die Westkonkurrenten taten. Trainer die das tun wollten, wurden von der Führung abgesägt und durften nicht mehr trainieren. Und im Fussball brauchte man ja auch viele Leute für eine Mannschaft und konnte bei internationalen Turnieren trotzdem nur eine Medaille gewinnen. Bei anderen Sportarten konnte man aber mit der gleichen Zahl an Sportlern gleich eine handvoll Medaillen gewinnen, womit diese für die Funktionäre deutlich attraktiver waren.

Und dann darf man ja auch nicht vergessen, dass sich die DDR-Vereine nur mit Spielern aus der DDR ausstatten durften, während im Westen ja auch Nichtdeutsche mitspielen konnten. Von der geringeren Anzahl an Spielern und damit weniger herausragenden Spieler mal abgesehen.

Den Großteil dieser Punkte, gerade die moderneren Trainingsmethoden, Training unter Profibedingungen und eine entsprechende staatliche Förderung können in Bolivien aber durchgeführt werden. Allerdings müsste man dann auch wirklich eine Mannschaft über die Jahre hinweg zusammenhalten. Mit einer eingespielten Mannschaft allein hat man ja schon einen großen Pluspunkt gegenüber anderen Mannschaften. In der Nationalmannschaft spielt man ja sonst nicht so oft miteinander und muss sich dann doch immer wieder ein wenig aneinander gewöhnen.

Und die Qualifikation für die Endrunde ist da denke ich durchaus ein realistisches Ziel. Aber für mehr reicht wohl, diese Maßnahme allein nicht. Da benötigt man dann auch schon die entsprechende individuelle Klasse oder auch etwas Losglück bei der Gruppenaufteilung. Da sind andere Länder dann doch noch ein ganzes Stück weiter.

Hallo,

ich finde es einen Witz, durch so eine Taktik Weltmeister werden zu wollen. Klar ist es immer besser, wie schon erwähnt, wenn die Spieler sich kennen und gut miteinander fungieren und sich verstehen, doch auch wenn sie Tag und Nacht mehrere Jahre in enger Gemeinschaft leben, wie es ja in Fußballinternaten der Fall ist, fehlt doch der dauernde Vergleich mit den besten Spielern der Welt. Dafür müssten diese Talente schon einen neuen Verein gründen, oder alle in demselben europäischen Verein spielen, sich jedes Jahr für die Champions-League qualifizieren und dort auch immer auf höchsten Niveau spielen, um ein Wort mitreden zu dürfen um einen Weltmeistertitel.

Klar gibt es auch Mannschaften wie Italien (Weltmeister 2006) und Griechenland (Europameister 2004), die unerwartet Sieger des Turniers wurden und auch sonst nicht sehr überzeugen, doch mit Losglück und sehr gut eingestellten Spielern ist es vielleicht ab und an doch noch möglich, allerdings denke ich, dass die Gruft zwischen Europa und Rest der Welt immer größer wird, da sich der Fußball in Europa immer weiterentwickelt und in dem Rest ziemlich auf demselben Level bleibt, was man auch daran sieht, dass die besten Spieler der Welt einfach alle in Europa spielen und der Club Weltmeister auch in den meisten Fällen aus Europa kommt.

Hallo,

ich kann mir auch nicht wirklich vorstellen, dass dies zu einem großen Erfolg führen wird. Es gibt ja auch schon bei uns in Europa mehrere Vereine, die sich intensiv um die Jugendförderung kümmert und auch entsprechende Internate führen.

Allerdings ist man in diesem Alter noch nicht so konstant in der Leistung, sodass ich mir nicht vorstellen kann, dass man dort auch so viele Spieler auswählen kann, dass es am Ende auch eine ganze Nationalmannschaft ergibt. Wenn eine solche Methode zu einem großen Erfolg führen würde, dann würden die ganzen großen Vereine mit solchen Internaten ja dauernd einen neuen, jungen Spieler aus dem Hut zaubern, der dann wieder die Massen begeistern kann. Da dies aber eben nicht so regelmäßig passiert, wird wohl auch die Idee des Verbandes keinen spürbaren Erfolg bringen.

Außerdem denke ich auch nicht, dass es etwas bringt, wenn man die Spieler in Bolivien auswählt und sie dort dann fördert. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die dortigen Spieler grundsätzlich auf einem Niveau spielen, das auch nur annähernd mit dem auf einem weltweiten Turnier vergleichbar ist.

Da hat sich Morales ja ein Heldenprojekt vorgenommen. Ich erinnere mich noch lebhaft an die Fußballweltmeisterschaft von 1994. Das war so ziemlich das einzige Mal, dass ich Fußballgucken im Fernsehen nicht langweilig fand. Die Ursache dafür war die bolivianische Fußballnationalmannschaft.

Beim Spiel Bolivien gegen Deutschland muss das gewesen sein, als der Torwart in äußerst creativer Spielweise auf dem Spielfeld herum lief. Ich kenne mich zu wenig aus in den Fußballregeln, aber selbst mir fiel auf, dass das irgendwie nicht dem normalen Spiel entspricht. Gegen die Koreaner war das Spiel ebenso lustig. Da die Mannschaft damals nicht mal ins Achtelfinale kam, müsste hier wirklich ein Quantensprung gemacht werden, um die Bolivianer in die Endrunde zu bringen.

Man darf gespannt sein, wie viel von dieser Ankündigung Propaganda ist, und wie viel in die Tat umgesetzt wird. Da Bolivien auch sehr fiese Höhenlagen von rund 4000 Meter über den Meeresspiegel hat, kann man die Leute durch Höhentraining da sehr leicht fit machen.

Bolivien der kommende Fußballweltmeister?

Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

Neue aber noch unbeantwortete Themen