Literatur zum Thema Holocaust

vom 08.08.2008, 01:15 Uhr

In den nächsten zehn Monaten werde ich mich ausführlicher damit beschäftigen, mit welchen Methoden ich Kindern und Jugendlichen in der Schule das Thema "Holocaust" näherbringen kann. Im Moment bin ich gerade dabei, Kinder- und Jugendliteratur zu recherchieren, die diese Thematik näher behandelt. Dabei bin ich sowohl auf Romane und Erzählungen als auch auf Sachbücher gestoßen.

Neben Klassikern wie "Das Tagebuch der Anne Frank", "Damals war es Friedrich" von Hans Peter Richter oder "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" von Judith Kerr habe ich auch schon ein paar neuere Werke entdeckt.
Uri Orlev stand mit seinem Kinderbuch "Lauf Junge, lauf" im Jahre 2005 auf der Auswahlliste für den Deutschen Jugendliteraturpreis. Eric-Emmanuel Schmitts "Das Kind von Noah", das 2004 erschien, habe ich erst vor ein paar Wochen gelesen und war richtig begeistert davon.

Trotzdem ist das mit Sicherheit noch nicht alles an Literatur zu diesem Thema und ich wäre jedem dankbar, der mir noch weitere Literatur empfehlen kann. Ob nun Literatur für Kinder, Jugendliche oder Erwachsene - alles ist willkommen. Ebenso auch Aufsätze, Literatur über die Literatur (Sekundärliteratur) oder Gedichte.

Neben Literatur wäre ich auch über pädagogisch wertvolle Spielfilme oder Dokumentationen dankbar. Auch der Einsatz von neuen Medien hat im Schulunterricht schließlich an Bedeutung gewonnen. Interessant wäre es für mich auch, was ihr von diesem Thema haltet, auf welche Aspekte man auf alle Fälle berücksichtigen sollte, und welche eigenen Erfahrungen ihr zu diesem Thema während eurer Schulzeit gesammelt habt.

» Charlie Brown » Beiträge: 707 » Talkpoints: 7,44 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke es kommt auch darauf an, wie alt die Kinder und Jugendlichen sind.

Was mir spontan einfallen würde wären die Bücher:

- Anus Mundi- 5 Jahre Ausschwitz von Wieslaw Kielar
Ein politisch Gefangener erzählt von seinem Aufenthalt in Auschwitz. da wird auch teilweise auf Einzelheiten eingegangen. Und die Behandlung war ja für Juden und politisch Gefangene recht ähnlich.

- Ich trug den gelben Stern von Inge Deutschkorn
Nach dem Inhalt musste mal googeln.

- Die weiße Rose
Inhalt müsste klar sein. Da gibt es auch einen guten Film zu. Der müsste aus den 80er Jahren sein.

Und von Judith Kerr gab es noch weitere Bücher ausser Als Hitler das rosarote Kanninchen stahl.

An Filmen fällt mir ein:

- Schindlers Liste
Inhalt müsste bekannt sein. Aber der Film ist auch sehr lang. Das sollte in meinen Augen beachtet werden. Ich hab gesehen das es den Film mit Bonusmaterial gibt. Was das genau ist, weiss ich aber nicht. Bei der Erstausstrahlung im Fernsehen gab es danach noch eine Dokumentation zu einer Organisation die sich mit dem Thema beschäftigt.

- Die Geschichte der Familie Weiss
Ist ein Mehrteiler. Lief mal in den Dritten. Ich weiss das ich das in den 90ern gesehen habe. Die Erstausstrahlung müsste aber schon in den späten 70er oder 80er Jahren gewesen sein.

- Die Nürnberger Prozesse
Da geht es um die Nürnberger Prozesse. Ich fand es interessant. Könnte aber für Kinder und Jugendliche sehr trocken sein.

Wir haben hier in Wiesbaden dann noch Bücher über die Verfolgung in Wiesbaden. Vielleicht gibt es sowas auch in Deiner Stadt.

Ich war an einer Realschule und habe die 1989 verlassen. Wir haben mit keinem Wort über den Holocaust gesprochen. Ich habe 1992/1993 noch die Fachoberschule besucht. Auch hier wurde der Holocaust mit keinem Wort erwähnt. Ich finde es wichtig, klar zu machen, das so etwas nie wieder passieren darf.

Ich habe mich in Form von Romanen damit auseinandergestzt. Das war allerdings Ende der 80er Jahre/ Anfang der 90er Jahre. Da gab es noch nicht wirklich viel Literatur zu dem Thema. Was mich damals noch interessiert hätte, wäre der spezielle Umgang mit Kindern gewesen. Dazu kam damals auch eine Dokumentation im Fernsehen. Literatur dazu konnte ich aber keine finden.

Weiterhin interessant ist auch Mengele in meinen Augen. Dazu gibt es einen, in meinen Augen, recht guten Spielfilm mit Götz George. Der ist aber eventuell auch recht trocken für Kinder und Jugendliche. Und wie gesagt auf der einen Seite finde ich ihn recht gut, aber er ist auch sehr zweischneidig. Mengele sagt in dem Film das manche ohne ihn gar nicht überlebt hätten. Klar wahrscheinlich wären sie vergast worden. Trotzdem waren seine Machenschaften barbarisch und die Menschen sind schwerstbehindert.

Was sicherlich interessant wäre, wenn doch eine Zeitzeugen findest. Wir haben mit dem 2. Weltkrieg nichts zu tun. Die Kinder von Heute sind noch nicht mal mehr Nachkriegsgeneration. Zeitzeugen, Menschen die uns sagen können, was wirklich passiert ist, gibt es kaum noch. Nur noch ein paar Jahre und die letzten Zeitzeugen werden tot sein.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge


Wir haben damals in der Schule in JG. 12 "Die Ermittlung" von Peter Weiß gelesen. In dem Buch geht es um die Auschwitz- Prozesse. Soweit ich weiß sind die Aussagen, die sich in dem Buch finden, wirklich von Zeitzeugen so gemacht worden. Echt heftig, aber auch wahnsinnig interessant.

Allerdings würde ich sagen dass es eher für ältere Jahrgänge geeignet ist und nicht für die Kleinen.

Wir haben uns damals das Theaterstück dazu angesehen, und einer meiner Mitschüler ist zusammengeklappt dabei weil er das nicht aushalten konnte.

» Ashley » Beiträge: 510 » Talkpoints: -0,48 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Charlie Brown, beim Thema Widerstand finde ich (neben den "Klassikern" Weiße Rose, Schindler, Stauffenberg & Co) noch das Thema organisierter Widerstand/jüdische Partisanen sehr interessant. Das könnte auch für Kinder und Jugendliche spannend sein, da man anhand dieser Beispiele zeigen kann, dass es nicht nur ein paar Widerstandshelden gab, sondern tatsächlich größere und unterschiedliche Gruppen.

In dem Zusammenhang kann ich die Bücher von Arno Lustiger empfehlen (u.a. "Zum Kampf auf Leben und Tod! Das Buch vom Widerstand der Juden 1933–1945", "Sog nit kejnmol – Lieder des jüdischen Widerstandes"). Eine Publikationsliste zu Arno Lustiger und einzelne Vorträge findest Du online beim Fritz Bauer-Institut: Klick.

Speziell zum jüdischen Partisanenkampf in Wilna (auch sehr interessant, finde ich): gib einfach mal bei Deiner bevorzugten Suchmaschine die Begriffe Wilna, Jung Wilne und Abraham Sutzkever ein.

» Morphelia » Beiträge: 29 » Talkpoints: 0,15 »



Erstmal fand ich gerade folgenden Link: holocaustliteratur.de. Den finde ich bis jetzt recht interessant weil ich von den meisten der dort erwähnten Sachen noch nicht besonders viel bis gar nichts gehört habe.

Da du auch nach Gedichten gefragt hattest fiel mir noch aus meiner eigenen Schulzeit ein Gedicht ein, dass ich als Schülerin mal auf einer Gedenkveranstaltung vorgetragen habe und das wir vorher im Deutschunterricht auch behandelt haben: Die Todesfuge von Paul Celan. Es lässt sich meiner Meinung nach gut mit Gedichtinterpretation kombinieren, wenn man gerade das Thema Holocaust durchgeht. So war es jedenfalls bei uns, und das fand ich sehr gelungen von meinen Lehrern damals.

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» Taline » Beiträge: 3594 » Talkpoints: 0,75 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Vor gar nicht so langer Zeit war ja auch "Der Junge im gestreiften Pyjama" in den Kinos. Zum einen kann man natürlich den Film im Unterricht verwenden, wenn es dir auf Lesetipps ankommt, ist aber auch die Romanvorlage erhältlich. Autor ist der irische Schriftsteller John Boyne.

An Filmen gibt es außerdem noch "Das Leben ist schön". Darin geht es um einen Vater, der seinen kleinen Sohn(so etwa im Kindergartenalter) im KZ versteckt hält und ihm die ganze Zeit vortäuscht, das alles sei nur ein verrücktes Spiel. Am Ende des Filmes wird der Vater erschossen, aber der Junge schafft es auf diese Weise den Krieg zu überleben.

Ansonsten fällt mir spontan noch ein jiddisches Lied ein, das wir im Musikunterricht gesungen haben. Es heißt "Donaj, donaj" und man kann es auch komplett im jiddischen Dialekt singen, mit ein bisschen Einfallsreichtum versteht man den Text auch durchaus. Wenn du es deinen Schülern aber erleichtern willst findet man Interpretationen davon auf englisch z.B. von Don McLean oder Joan Baez. Darin geht es um das Schicksal des jüdischen Volkes, nicht konkret im Holocaust, sondern eher vor dem Hintergrund der jahrhundertelangen Verfolgung und Entrechtung durch andere Parteien. Die Melodie ist ganz hübsch und der Text erfasst meines Erachtens sehr gut die Stimmung.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Das Buch "Der Junge im gestreiften Pyjama" ist sicherlich eine gute Methode, Kinder an das Thema anzunähern, empfehlenswert ist es für Kinder ab 13 Jahren. Die Hauptfigur ist selbst gerad einmal neun Jahre alt und man bekommt auch nur Informationen, die Bruno (so der Name der Hauptfigur) auch hat, und zwar so, wie er sie verstanden hat. Sei es jetzt, dass der "Furor" zum Abendessen kommt oder die Familie des Vaters wegen nach "Auswisch" umzieht. Auch die aus unserem Wissenstand furchtbare Realität der Konzentrationslager wird behandelt.

Den Film zum Buch habe ich leider noch nicht gesehen, habe aber von kolleginnen nur gutes gehört. Das Buch ist jedoch wirklich uneingeschränkt empfehlenswert.

Wenn du mit älteren Kindern arbeitest, ist auch "Die Bücherdiebin" von Markus Zusak wirklich wunderbar. Es erzählt die Geschichte von Liesel, welche während des zweiten Weltkriegs per Kinderlandverschickung in ein entlegenes Dörfchen in Süddeutschland kommt. Dort wird sie von einem kinderlosen Ehepaar aufgenommen und erlebt unter anderem die Märsche in ein nahe gelegenes Konzentrationslager, die Nahrungsmittelknappheit und auch die Judenverfolgung. Gleichzeitig lernt sie von ihrem Ziehvater das Lesen und die Liebe zu Büchern, welche schließlich zu einem Symbol für das ganze Buch wird.

Unvergessen meiner Meinung nach das Kapitel, in dem (ACHTUNG SPOILER) der Jude Max, den Liesels Ziehvater versteckt, für Liesel auf den geweißten Seiten von Hitlers "Mein Kampf" ein Buch für Liesel schreibt und Hitler in etwa so beschreibt "Ein kleiner Mann, der die Welt mit Worten erobern wollte", was meiner Meinung nach auch ein guter Ansatz für Propagandauntersuchungen aus dieser Zeit ist.

Das Buch ist jedoch wie schon erwähnt wirklich nichts für Kinder unter 16 (würde ich sagen), da es wirklich traurig und auch sehr speziell geschrieben ist. Immerhi ist der Erzähler der Tod selbst, bereits müde von den vielen Tausenden und Abertausenden von Toten, welche er schon auf die andere Seite begleiten musste. Jedoch ist auch dieser wie alle Figuren in Zusaks Roman voller Leben, prall angefüllt mit Emotionen und Eigenheiten.

Meiner Meinung nach wirklich absolute Pflichtlektüre für alle Jugendlichen und Erwachsenen. Ich glaube kaum, dass jemand dieses Buch nicht lieben könnte.

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» *Batida* » Beiträge: 180 » Talkpoints: 28,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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