Wie bekomme ich meinen Freund zum Psychiater?
Mein Freund leidet schon seit über einem halben Jahr am Burn-Out-Sydrom. Mittlerweile sind schon körperliche Beschwerden dabei wozu unter anderem auch Herzstechen zählt, wofür es aber laut Arzt keinen körperlichen Grund gibt und selbiger hat ihm gesagt, dass er sich doch mal überlegen soll, ob er nicht zu einem Psychologen geht.
Das sage ich ihm auch schon seit einem halben Jahr aber er will einfach nicht. <Noch dazu hat der Arzt gesagt: "Das müssen sie selbst entscheiden." Supi, jetzt hat er die perfekte Ausrede. Wenn ich mal wieder von dem Thema anfange, dann kommt: "Setz mich nicht unter Druck. Der Arzt hat gesagt, ich soll das selbst entscheiden!" Also habe ich ein paar Wochen nichts mehr davon gesagt, aber er ist trotzdem noch nicht hin gegangen oder hat sich auch nur informiert. Meiner Meinung nach will er es einfach verdrängen, frei nach dem Motto: "Wird schon von allein werden..." Das wird es aber vermutlich nicht. Und toll für die Beziehung sind seine Probleme auch nicht: Sex gleich null und andauernd haben wir Streit. Bevor das anfing, war eigentlich alles toll.
Natürlich habe ich trotzdem auch Verständnis für seine Launen. Er ist eben momentan durch das Burn-Out anders. Das kann ich auch akzeptieren, aber nur, wenn er sich auch Hilfe holt! Sonst geht das ja immer so weiter und das wäre nicht schön. Wenn ich ihm das aber nun sagen würde, würde das alles noch schlimmer machen.
Meine Frage ist nun: Wie bekomme ich ihn zum Arzt? Ich darf ihn ja nicht unter Druck setzen. Aber wie soll ich ihn dann zum Arzt bekommen, wenn ich das Thema nicht ansprechen kann? Es wäre toll, wenn da jemand Ideen hätte. Danke schon mal im Voraus
Ich fürchte, wenn Dein Freund absolut nicht zum Psychologen oder Psychiater will, dann hast Du kaum eine Möglichkeit. Reden ist das einzige Mittel, dass ich Dir empfehlen kann. Eventuell kannst Du ihm, wenn ihr wieder einmal Streit habt oder wenn es ihm besonders schlecht geht, möglichst einfühlsam erklären, dass Du ihn verstehen kannst. Dass Du aber nicht in der Lage bist ihm zu helfen, so gerne Du das auch möchtest. Mach ihm klar, dass Du auch unter der jetzigen Situation leidest und dass irgendetwas passieren muss.
Viele Menschen denken immer noch, dass man sich dafür schämen muss, einen Psychologen aufzusuchen, dass man das nur macht, wenn man "nicht ganz richtig im Kopf ist. " Versuche ihm klar zu machen, dass das nicht stimmt. Dass die Seele manchmal einfach ein bisschen Hilfe braucht und dass sich niemand dafür schämen muss. Und es muss ja keiner erfahren, wenn er das nicht möchte.
Es besteht die Gefahr, dass seine körperlichen Beschwerden noch viel schlimmer werden, wenn er sich nicht helfen lässt. Und Du schreibst zwar, dass Du viel Verständnis für ihn hast, aber Du merkst selbst auch schon, dass die gesamte Situation für eure Beziehung sehr belastend ist. Vielleicht kannst Du ihm das irgendwie begreiflich machen. Ich nehme an, dass keiner von euch beiden möchte, dass eure Beziehung daran zerbricht.
Ich als Mann, der selbst mal von seiner Freundin zu einen Besuch beim Psychologen wegen gewisser Probleme gedrängt wurde, kann ich dir vielleicht den einen oder anderen Tipp geben, oder dir zumindest versuchen ein wenig die Sichtweise deines Partners verständlich zu machen.
Es gibt eine Sache dabei, die elementar für die Situation ist: Dein Partner muss sich selbst klar werden, dass er ein Problem hat. Wenn dies nicht der Fall ist, wird er selbst wenn er sich von dir oder anderen dazu breitschlagen lässt, zum Psychologen zu gehen, den Versuchen des Psychologen, ihm zu helfen einfach verpuffen. Er wird die Annäherungsversuche des Psychologen eher als Angriff auf seine intimsten Gefühle wahrnehmen, sich unverstanden fühlen und abblocken. Möglicherweise verschlimmert das seine Situation noch weiter in nicht unerheblichen Maße.
Wie du das genau anstellst, kann ich dir leider nicht sagen, dazu müsste man deinen Partner genau kennen. Bei mir war es so, dass ich mich lange gegen einen Psychologen oder Psychiater gewehrt habe, weil ich keinen Sinn darin sah. Erst als mir selbst klar geworden ist, dass ich seelisch in einer Sackgasse stecke, konnte ich handeln bzw. mich behandeln lassen und einem klärenden Gespräch einwilligen.
Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass dich die Krise deines Partner sehr belastet. Jedoch erreichst du nichts, wenn du ihn andauernd darauf hinweisen möchtest. Ich kenne mich nicht mit dem Burn-Out-Syndrom aus und deswegen kann ich auch nur ganz schlecht einschätzen, wie akut die Situation ist. Du solltest mit deinem Partner in Ruhe und ohne Bedrängnis über die derzeitige Krise sprechen. Sprich allgemein und ohne Vorwürfe, denn wenn es tatsächlich ein Burn-Out-Syndrom ist, kann er nichts dafür. Er braucht dich als Stütze, die ihn über die Krise hin unterstützt. Dieses Verstädnis darf aber nicht mit Bedingungen verknüpft sein. Bring ihn zum Nachdenken und lass ihn dann in Ruhe, in der Hoffnung, dass er sich selbst Gedanken zur Klärung macht. Dies hat bei mir sehr geholfen, durch die Talsohle einer psychischen Erkrankung zu kommen.
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig helfen, und wünsche euch beiden viel Erfolg und Glück bei der Bewältigung dieser wirklich schweren Situation.
Erstmal danke für die schnellen Antworten
Malcom, dass mit dem Denkanstoß hört sich garnicht schlecht an.
Allerdings will ich noch nicht so direkt mit ihm über das Thema reden, da er dann wieder von Anfang an abblocken würde.
Ich versuche jetzt mal "zufällige" Denkanstöße zu verteilen, z.B.: ein Heftchen irgendwo offen liegen lassen, in dem es um Burn-Out geht, Freunde evtl.mal solche Tipps geben lassen usw.
Meint ihr, das wäre gut? Ich habe eben das Gefühl, dass er grade bei mir ein wenig allergisch reagiert, wenn ich davon anfange. Wenn allerdings sein bester Freund ihm sagen würde, dass er mal zum Arzt gehen sollte, käme das wahrscheinlich eher an. Die Beiden erzählen sich nämlich absolut alles. Er vertraut ihm blind und aus seinem Mund hört es sich wahrscheinlich nicht so "nervig" an wie aus meinem.
*seufz* Grade eben hat er schon wieder ein Stück Schokolade gefuttert, weil ihm schwindlig ist. Wie könnte ich in so einer Situation reagieren, ohne wieder so nervig zu klingen? Mittlerweile sag ich schon gar nichts mehr dazu. Aber ich glaube, dass das auch falsch ist...
Mal eine ganz andere Frage: Bezahlt eigentlich die Kasse so eine Therapie? Und wenn nicht - was kostet so was ungefähr? Und wie lange dauert sowas? Wie ihr seht, kenne ich mich garnicht aus
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