Das 60-Minutensystem für Schulstunden

vom 19.01.2010, 18:13 Uhr

Ich kann mir gut vorstellen, dass das 60-Minuten-System gut funktioniert. Dieses System hat sicher einige Vor- und Nachteile, aber ich denke, dass die Vorteile letztendlich überwiegen. Ich kenne aus meiner Schulzeit lediglich Einzel- und Doppelstunden, also Unterrichtseinheiten von 45 oder 90 Minuten Länge. Ich hatte früher auch manchmal Probleme, mich in den Doppelstunden zu konzentrieren. Allerdings betraf das eher die Fächer, an denen ich ohnehin nicht so ein großes Interesse hatte. Die anderen Fächer, die ich genre mochte, fand ich nicht problematisch - auch nicht als Doppelstunde.

Ich denke nicht, dass man pauschal sagen kann, dass sich die Schüler in Doppelstunden oder 60-Minuten-Stunden schlechter konzentrieren können als in kürzeren Unterrichtseinheiten. Vieles ist sicher eine Sache der Gewohnheit, An den meisten Schulen dominieren sicher noch die normalen Einzelstunden mit 45 Minuten Dauer, so dass die wenigen Doppelstunden, die manchmal stattfinden, schon eine Ausnahme sind, mit der manche Schüler dann eben auch Probleme haben. Wenn die Stunden aber generell 60 Minuten dauern würden, würden sich die Schüler sicher auch recht schnell daran gewöhnen und dann auch gut damit zurechtkommen. Ich denke auch, dass eine Schulstunde von 60 Minuten Dauer einen guten Kompromiss zwischen den gewöhnlichen Einzel- und Doppelstunden darstellt.

An der Uni habe ich auch ab und zu doppelte Vorlesungen, allerdings finde ich es dabei oft schwieriger, dem Stoff wirklich über eine so lange Zeit zu folgen. Ein Seminar hingegen ist auch nach drei Stunden noch problemlos nachvollziehbar. In der Schule hämmern ja während der 60 oder 90 Minuten nicht pausenlos neue Informationen auf die Schüler ein, sondern es gibt immer Momente, in denen man sich kurz zurücklehnen und über die Informationen nachdenken und diese praktisch anwenden kann. Auch Gruppenarbeiten gibt es ja häufig und ich denke, dass diese durchaus von den verlängerten Schulstunden profitieren dürften.

Gut ist doch, dass die Schüler wirklich nicht mehr so viele Bücher mitschleppen müssten, wenn die Schulstunde länger und die Anzahl der Fächer pro Tag dementsprechend geringer wäre. Außerdem ist es doch oft auch so, dass sehr viel Zeit zu Beginn und zum Ende der Schulstunde verloren geht, weil die Schüler anfänglich erst einmal ruhig werden müssen und zum Ende hin dann oft wieder unruhiger werden. Wenn dann noch Formalitäten geklärt werden müssen, geht oft so viel Zeit verloren, dass der Lehrer nur noch ein paar Minuten Zeit hat, etwas Unterricht zu machen. Und diese Zeit wird dann oft auch nicht ausgenutzt, da es sich ohnehin nicht mehr lohnt. Ich denke, dass bei längeren Schulstunden einfach weniger Zeit verloren geht.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich finde diese Idee mit der 60 Minuten Stunde eigentlich ganz gut, jedoch muss man alle Vorteile sowie auch die Nachteile entsprechend berücksichtigen. Die Vorteile sind zum Beispiel, dass weniger Bücher mit zur Schule genommen werden müssen, was besonders den unteren Klassenschichten sehr zugute kommen würde, da die Schüler in der 5 + 6 Klasse noch nicht so kräftig sind wie die Schüler aus der 8 + 9 Klasse, jedoch manchmal genauso viele verschiedenen Fächer haben.

Dazu muss man auch noch sagen, dass durch die 60 Minuten Stunde auch mit sich bringen würde, dass mehr Lernstoff in 1 Stunde durch genommen werden kann und die Schüler somit auch mehr zeit haben um den Lehrer um Hilfe zu bitten, da durch die längeren Stunden eine Unterrichtseinheit länger dauert als Gewöhnlich.

Da aber auch die Nachteile berücksichtigt werden müssen kommen nun die negativen Aspekte der 60 Minuten Stunde zum Vortrag. Zuallererst muss man sagen, dass vor allem Kinder mit einer Lernschwäche oder dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom beziehungsweise Aufmerksamkeitsdefizithypersyndrom sich in einer 45 Minuten Stunde sehr schlecht auf den Unterricht konzentrieren können und sehr viel Quatsch während des Unterricht machen.

Zum zweiten möchte ich noch hinzufügen, dass Kinder in den unteren Klassenstufen sich allgemein noch nicht so gut konzentrieren können und auch schon bei einer 45 Minuten Stunde sehr laut werden, sodass bestimmte Lehrer schon Probleme haben sich Durchzusetzen, wie wird das dann wohl erst in einer 60 Minuten Stunde?

Nach Berücksichtigung aller Aspekte bin ich dann auch zu dem Endschluss gekommen, dass die Einführung einer 60 Minuten Stunde zu drastischen Veränderungen führt, sowohl bei den Lehrern als auch bei den Schülern.
Aus diesen Gründen würde ich dir 60 Minuten Stunde ablehnen.

» nova94 » Beiträge: 4 » Talkpoints: -0,14 »


Bei meiner Schwester wurde das System eingeführt und scheiterte. Das Problem war einfach die Konzentration. Bereits nach vierzig Minuten war die Motivation, dem Unterricht zu folgen auf dem Nullpunkt. Die Lehrer mussten wohl und übel der Realität ins Auge sehen und das alte System von 45 Minuten wieder einführen.

Wenn im Unterricht Gruppenarbeiten oder Projekte durchgeführt werden, ist das 60Minuten System ideal, da genug Zeit für die Ausarbeitung der Themen übrig bleibt. Aber als reine Unterrichtsform, wo der Schüler eine passive Rolle einnimmt, sind sechzig Minuten einfach zu viele. Ich selbst habe bereits mit 30Minuten volle Konzentration meine Probleme, wie soll es da Schülern gehen?

» mimi » Beiträge: 263 » Talkpoints: 0,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge



nova94 hat geschrieben:Dazu muss man auch noch sagen, dass durch die 60 Minuten Stunde auch mit sich bringen würde, dass mehr Lernstoff in 1 Stunde durch genommen werden kann und die Schüler somit auch mehr zeit haben um den Lehrer um Hilfe zu bitten, da durch die längeren Stunden eine Unterrichtseinheit länger dauert als Gewöhnlich.

Wenn eine Unterrichtseinheit länger dauert, bedeutet das aber nicht automatisch auch, dass die Gesamtzahl der Stunden, die das jeweilige Fach pro Woche unterrichtet wird, auch steigt. Letztendlich macht es keinen Unterschied, ob man vier mal pro Woche 45 Minuten lang Mathe hat oder drei Mal pro Woche 60 Minuten. Der Stoff wird nur anders verteilt und die Schüler haben im Endeffekt in beiden Systemen die gleiche Zeit, ihre Fragen zu stellen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



In meiner Schulzeit hat eine Unterrichtsstunde immer 50 Minuten gedauert. 45 Minuten finde ich schon sehr kurz, vor allem wenn keine Pausen dazwischen sind! Wenn man nun einmal berechnet, dass realistisch gesehen, der Lehrer sowieso in der Regel erst 5 bis 10 Minuten später kommt, da ein Lehrer ja auch nicht fliegen kann und einen Klassenwechsel vornehmen muss, zumindest soweit es keine Doppelstunde ist, aber die war in meiner Schulzeit noch eher die Ausnahme, dann bleiben noch sagen wir einmal 35 Minuten, meinetwegen mit Begrüßung und das ist noch sehr positiv gedacht.

Gefolgt von einer kurzen Wiederholungseinheit, die nun ebenfalls mindestens 5 bis 10 Minuten dauert. Bleiben also nur noch 25 bis 30 Minuten für den eigentlichen Unterricht. Da kann man genau fast gar nichts mehr machen! Deswegen befürworte ich 60 Minuten, die ja nicht 60 Minuten reinen Frontalunterricht bedeuten sollen!

Ich habe sowohl in einem Gymnasium, eben mit dem 50 Minuten System, als auch in einem privaten Bildungsinstitut ohne diesem System gearbeitet. Vielleicht kann man diese beiden Institute nicht ganz miteinander vergleichen, aber von der Grundeinstellung vielleicht schon ein wenig. In dem privaten Bildungsinstitut habe ich hauptsächlich mit Schulabgängern gearbeitet, die aus diversen Gründen aus der Schule geflogen sind oder eben freiwillig verlassen haben. Das Thema Konzentration war bei diesen Schülern demnach auch eher gering ausgeprägt.

Dennoch hatten wir dort nicht dieses klassische Stundensystem, sondern ich hatte die Schüler oft einen ganzen Tag lang. Von 8 Uhr in der Früh bis 3 Uhr am Nachmittag. Pausen gab es am Vormittag zwei mit jeweils etwa 5 bis 10 Minuten, dann gab es zu Mittag eine Pause von 45 bis 60 Minuten und am Nachmittag nochmal eine kleine Pause mit 5 Minuten.

Ich konnte mir dieses System am Anfang genau gar nicht vorstellen. Ich habe mir gedacht, dass sowohl die Schüler als auch ich uns wohl nicht den ganzen Tag sehen wollen und dass das einfach zu viel ist. :wink: Sehr schnell habe ich dieses System sehr zum Schätzen gelernt und ich hätte nun große Probleme mich wieder an ein 50 oder 60 Minuten System anzupassen!

Man muss den Unterricht natürlich an das System anpassen. Einen reinen Frontalunterricht hätten in diesem Fall wohl weder die Schüler noch ich ausgehalten, allerdings hat man bei so viel Zeit einfach viel mehr pädagogische Möglichkeiten. Projektarbeiten, offenes Lernen natürlich auch kombiniert mit klassischen Unterrichtsmethoden, es steht einem alles offen und man kann sich selber die Zeit einteilen und vor allem an die Verfassung der Schüler anpassen!

Wie oft sind in meiner Schulzeit Stunden (zum Teil bewusst und mit Absicht) komplett durch Tratschen mit dem Lehrer vergangen. Da konnte man einige Lehrer geschickt ablenken und so wurden sie in Gespräche und Diskussionen verwickelt, die dann auch schon mal 30 Minuten gedauert haben, dann hat es nur noch geheißen, dass nun die Zeit so schnell vergangen ist und dass es sich wohl nicht mehr auszahlt, die letzten 10 Minuten noch etwas zu machen.

Ich halte es übrigens auch für sehr wichtig, dass ein Lehrer sich auch nach dem Befinden der Schüler erkundigt. Bei 45 Minuten bleibt da kaum eine Möglichkeit dazu! Ich habe meine Schüler immer zum Stundenbeginn gefragt, wie es ihnen geht. Ich bin sogar fast entsetzt, dass dies nicht jeder Lehrer macht! Es trägt einfach extrem viel zu einem positiven Arbeitsklima bei, auch wenn es natürlich eine Gradwanderung ist, zwischen sich persönlich für die Schüler zu interessieren und sich nicht in endlose Gespräche verwickeln zu lassen. Aber das sollte eigentlich jedem Lehrer möglich sein, die Gespräche so zu lenken.

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich finde ein 60 Minuten Schulsystem nicht für besonders ratsam. Früher zu meinen Schulzeiten, hatten wir in Baden-Württemberg immer 45 Minuten Unterricht bis es dann wenigstens eine 5 Minuten Pause gab. Ich kann mich erinnern, dass ich ungeliebte Fächer immer nur abgesessen bin und froh war, dass die Stunde nicht länger als 45 Minuten ging.

Ich glaube, dass eine längere Stunde zu noch größerer Unaufmerksamkeit führt, wie es bei 45 Minuten schon manchmal der Fall sein kann, vor allem in den letzten beiden Stunden, bevor es Mittag ist und die Schule aus ist.

Allerdings denke ich auch, dass es Gewöhnungssache sein kann, denn gerade in Bayern, wo meine damalige Freundin zur Schule ging, da ich in einer "Grenzstadt" wohne, hatten sie immer zwei Stunden hintereinander, also 90 Minuten ohne Pause und das ging genauso gut. Sie meinte dann immer, dass sie es nicht anders kenne und dass es so für sie auch in Ordnung sei, zumal sie immer ein paar Minuten eher Schluß hatte, wie ich.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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