Wie reagieren vor Auffahrunfall?
Gerade habe ich mal wieder eine Odyssee auf Deutschlands Straßen hinter mich gebracht: Nasse, spiegelglatte Straßen und dennoch fahren die meisten Autofahrer dicht auf, bremsen spät und verhalten sich damit im Grunde überhaupt nicht wettergerecht. Das hat mich auf einen Gedanken gebracht, den ich jetzt hier mit euch zusammen weiterführen möchte.
Und zwar ging es darum, wie man am Besten reagiert, wenn man im Rückspiegel sieht, dass ein anderes Auto kurz davor ist, in das eigene Fahrzeug hin einzufahren, also ein klassischer Auffahrunfall. Dabei bin ich einfach mal davon ausgegangen, dass das eigene Auto steht, z.B. in einer Schlange an der Ampel, und der von Hinten ankommende Fahrer nicht mehr rechtzeitig bremsen kann. Man sieht also das Auto näher kommen und schätzt die Situation richtig ein: Es wird zum Unfall kommen. Ich habe mir überlegt, es gibt nur zwei Alternativen, die in diesem Moment in Frage kämen: Einmal, die eigene Bremse durchzudrücken um nicht auf den Vordermann geschoben zu werden, oder die Bremse locker zulassen, um als zusätzliche Knautschzone für den Hintermann zu dienen.
Vorteil der ersten Methode wäre, dass man eben die Gefahr einschränkt, auf den Vordermann zugestoßen zu werden, und damit nicht noch Unbeteiligte in den Unfall hineinzieht, z.B. wenn das Auto vor einem einen Fußgänger über den Zebrastreifen lässt, dann aber vom eigenen Wagen gegen den Fussgänger geschoben wird. Nachteil dieses Weges ist jedoch, dass durch die starre Kollision mit dem Hintermann das eigene Auto weit mehr in Mitleidenschaft ziehen wird, da die Energie, die beim Aufprall der beiden Karosserien freigesetzt wird, komplett auf die eigenen Bremsen übertragen wird. Im schlimmsten Fall verletzt sich der Auffahrende dabei auch noch sehr viel mehr als nötig.
Die zweite Methode hätte den Vorteil, dass durch den elastischen Stoß den das hintere Auto auf das eigene Auto ausübt, weniger zerstörerische Energie freisetzt, da das eigene Auto dies in der Bewegung nach Vorne abfedern wird. Den Nachteil kann man sich denken: Gibt es ein Auto vor dem Eigenen, wird man mit großer Sicherheit auf das Auto drauf geschoben und ist eventuell mitten in einer Massenkarambolage. Beides scheint gleichwertige Vor- und Nachteile zu haben, weswegen mir alleine die Entscheidung schwer fällt, geschweige denn in der kurzen Schrecksekunde möglich wäre, wenn man realisiert, dass ein Auffahrunfall unumgänglich wäre.
Wie seht ihr das? Würdet ihr vielleicht anders in einer solchen Situation reagieren, und wenn ja wie? Wie würdet ihr euch entscheiden, wenn euch nur eine Sekunde von einem Auffahrunfall trennt?
Generell sollte man sich da nicht festlegen, denn es kommt auf die jeweilige Situation an, aber ich würde trotzdem den Fuß nicht auf der Bremse lassen, höchstens die Handbremse anziehen. Das hat den einfachen Grund, dass es das eigene Verletzungsrisiko mindert. Die Autos sind heutzutage alle mit einer Knautschzone, Airbags und vielen anderen Extras ausgestattet, die den Schaden an den Insassen mindern sollen.
Wenn man bei einem Unfall das Bein auf der Bremse hat, ist es angespannt und durchgestreckt, was bei einem plötzlichen Stoß die Verletzungsgefahr deutlich erhöht, außerdem ist dann das Bein ziemlich weit vorne und kann bei einem schwereren Unfall eingeklemmt werden. Bei einem Auffahrunfall sollte man die Beine eng an den Sitz stellen, die Hände vom Lenkrad nehmen und sich nicht anspannen, um die Verletzungen so gering wie möglich zu halten.
Desweiteren denke ich, dass es nichts bringt die Bremse durchzudrücken, denn das Auto rutscht ja durch den Aufprall und da macht die Bremse nicht so viel aus. Bei neueren Autos wird bei solchen Unfällen automatisch die Bremse betätigt. Meiner Meinung nach bringt es also nichts, die eigene Gesundheit aufs Spiel zu setzten um den Schaden zu reduzieren, denn einen Blechschaden kann man ersetzen, ein Bein nicht.
Deine Überlegung ist sehr interessant, darüber habe ich bisher nie ausführlich nachgedacht. Allerdings kann man aufgrund theoretischer Überlegungen nur schwer voraussagen, was wirklich passieren würde. Man müsste in einem realen Crashtest ausprobieren, was passiert.
Also habe ich meine alten Modellautos aus den Schrank geholt und die Situation nachgestellt. Ich habe drei Modellautos im Maßstab 1:43 ausgewählt. Leider haben alle drei Modellautos Reifen aus Kunststoff, so dass keine realistischen Reibungszahlen vorliegen. Außerdem kann die Knautschzone mit meinen Modellautos nicht simuliert werden. Deshalb wird ein Impuls bei Modellautos fast mit unveränderter Wucht weitergegeben. Der Versuch hat deshalb von vorneherein nur eine sehr beschränkte Aussagekraft.
Bei dem mittleren Modellauto habe ich die Räder blockiert um die Bremse zu simulieren. Das Ergebnis meines kleinen Experiments war, dass bis zu einer Aufprallgeschwindigkeit von ungefähr 3 - 5 km/h ein weiterer Aufprall auf das vorderste Modellauto verhindert werden kann. Bei höheren Aufprallgeschwindigkeiten wurde das mittlere Modellauto mit blockierten Rädern durch die Wucht des auffahrenden einfach auf das vorderste Modellauto aufgeschoben. Die "Bremse" hat bei höheren Geschwindigkeiten kaum etwas genutzt.
Auch wenn mein Experiment nicht eins zu eins auf echte Autos übertragen werden kann, vermute ich in einer realen Situation ähnliche Sachverhalte. Diese Vermutung kann ich auch rechnerisch begründen:
Die Bewegungsenergie berechnet man mit der Formel E = 0.5 • m • v² (E = Energie; m = Masse; v = Geschwindigkeit). Daraus folgt, das bei jeder Verdopplung der Geschwindigkeit, die Bewegungsenergie vervierfacht wird. Somit wird bei einer Verdopplung der Geschwindigkeit auch die Wucht des Aufprall vervierfacht.
Aufgrund dieser Berechnung würde ich bei einem realen Unfall folgendes erwarten: Eine niedrige Aufprallgeschwindigkeit ist relativ harmlos, das Verletzungsrisko ist gering. Der Tritt auf die Bremse könnte einen Aufprall auf das vorderste Auto verhindern. Bei einer hohen Aufprallgeschwindigkeit ist die Wucht des Auffahrenden so groß, dass das mittlere Auto trotz Bremsen einfach auf den Vordermann geschoben wird und auf jeden Fall ein hohes Verletzungsrisiko besteht (Schleudertrauma - sehr gefährlich für die Halswirbelsäule). Außerdem hat man bei einem schnell herannahenden Hintermann fast keine Zeit zu reagieren. Aufgrund meiner Überlegungen dürfte deine Frage für die Praxis daher kaum eine Relevanz haben.
Wie mein Vorschreiber bereits erwähnt hat, ist bei einem Auffahrunfall vor allem die richtige Sitzhaltung wichtig. Außerdem sollte die Kopfstütze richtig eingestellt sein, nur dann kann diese schützen. Die Kopfstütze ist richtig eingestellt, wenn die Oberkante von Kopf und Kopfstütze auf gleicher Höhe ist. Der horizontale Abstand von Kopf und Kopfstütze soll möglichst gering sein, deshalb soll man aufrecht sitzen.
Ich möchte aber nicht behaupten, dass meine Überlegungen absolut richtig sind, es sind auch Vermutungen enthalten. Wer einen Fehler in meinen Ausführungen gefunden hat, darf mir das gerne mitteilen. Außerdem bin ich auch sehr auf die Meinungen anderer Schreiber gespannt.
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