Sterbende Katze - Druck für die ganze Familie

vom 19.04.2010, 19:38 Uhr

Wir sind ein wahrer Katzenhaushalt: Auf drei Erwachsene kommen insgesamt vier Katzen, von denen alle mehr oder weniger zuhause sind. Der Älteste ist inzwischen 14, war lange Zeit halber Freigänger und Herr der Gärten, jedoch mittlerweile ist er ruhig geworden und auch eher zur Hauskatze geworden. Dann haben wir noch eine sehr ruhige scheue Katze von zehnJahre und ein Gebrüderpaar, die diesen Juni vier Jahre alt werden. Meine Mutter ist die Futtergeberin und Katzenmutter, ihr persönlich geht beinahe nichts in unserem Haushalt über ihre vier Katzen. Nun ist jedoch einer der jüngeren Katzen schwer krank, und wird wahrscheinlich die nächsten zwei Monate sterben, da man bei ihm eine chronische Niereninsufizienz festgestellt hat, die eigentlich eine Krankheit für Katzen höheren Alters (> 12 Jahre) ist. Die Stimmung in unserer Familie dementsprechend gedrückt.

Meine Mutter hat sich inzwischen in einen wahren Katzenrettungsmarathon eingefunden. Sie rechechiert täglich mehrere Stunden im Internet, um Dinge und Lösungen zu finden, die ihm zumindest helfen sollen, die diagnostizierte Zeit zu überleben. Neben allgemeinen Medikamenten und speziellem Futter zur Senkung seiner Nierenwerte hat sie in den letzten vier Wochen seit der Diagnose auch schon homöopathische Medikamente und Naturheilverfahren angewendet, mit hohem zeitlichen und finanziellen Aufwand. Inzwischen ist sie Abends so gestreßt - sie arbeitet nur an zwei Tagen in der Woche - dass sie ihren Frust gerne an den Rest der Familie weitergibt. Heute war so ein Tag.

Grund dafür war, dass sich die Blutwerte der Katze im Vergleich zur vorherigen Untersuchung trotz des Aufwandes nur minimal besser sind. Meine Mutter war dementsprechend resigniert. Mein Vater versucht, ihr so gut es geht und es ihm seine Arbeit zu lässt. Ingesamt ist die Spannung zwischen allen (inkl. mir) sehr hoch, und ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung mehr, wie ich mit der Situation umgehen soll. Ich kann verstehen, dass es uns alle so mitnimmt, denn die Katze ist sehr lebensfreudig und einfach was besonderes. Katzen haben sowieso hier einen Stellenwert wie Familienangehörige.

Ich könnte ihr wie sonst üblich nach euren Erfahrungen fragen, oder wie ihr euch in dieser Situation verhalten würdet, aber ich denke kaum, dass sich jemand in das hier reinversetzen kann. Das Einzige, was ich möchte, ist vielleicht ein Tipp, wie ich persönlich mit dieser belastenden Situation umgehen soll, also "Was tun, wenn eine sterbende Katze droht, die Familie zu zerreißen?"

Benutzeravatar

» Malcolm » Beiträge: 3256 » Talkpoints: -1,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich kann sowohl deine Mutter als auch dich bzw. den Rest der Familie verstehen. Zum einen geht es mir seit einer Weile ähnlich, da ich für meine über 10 Jahre alte Katze die gleiche Diagnose bekommen habe und mich genauso versucht habe durch alle möglichen Quellen zu lesen, um das bestmögliche für meinen Stubentiger zu erreichen. Daher kann ich dir auf jeden Fall raten Geduld und Verständnis für deine Mutter aufzubringen, da das natürlich alles sehr an ihren Nerven zerrt und viel Energie beansprucht und da kann man da auch mal genervt sein und nicht immer den richtigen Ton treffen, ohne dass man es böse meint.

Außerdem könnt ihr ihr vielleicht auch mal Hilfe anbieten bei ihrer Recherche oder ihr im Gegenzug andere Arbeiten abnehmen. Wenn sie das Gefühl bekommt, dass sie kein Einzelkämpfer sein muss, dann ist sie vielleicht auch ein bisschen gelassener euch gegenüber. Außerdem kannst du ihr auch sagen, dass sie sich nicht verrückt machen soll, denn so eine Diagnose sagt noch nichts über die Dauer aus, die die Katze noch am Leben sein wird. Das hat mir selbst mein Tierarzt gesagt, jeder Wert wirkt auf jede Katze anders. Ich wundere mich, dass ihr so einen Zeitraum von zwei Monaten genannt bekommen habt. Da ist es ja kein Wunder, dass eure Mutter sich da ganz verrückt macht, obwohl die Katze sich jetzt nicht zu quälen scheint, das nur mal am Rande zum Auslöser der Probleme.

Das ist einfach eine belastende Zeit für eine Familie, wenn ein geliebtes Tier krank ist und man kann wahrscheinlich nicht davon ausgehen, dass es einfach so an allen Familienmitgliedern spurlos vorbei geht. Daher versucht euch gegenseitig zu helfen. Ich weiß von mir, dass es mir hilft, wenn man mich versucht zu unterstützen, wenn ich mich in eine solche Sache sehr hinein hänge. Mein Freund hatte es sicher auch nicht leicht mit mir, als ich die Diagnose bei meiner Katze bekam und mich gleich ins Internet gehangen habe, um eine bestmögliche Lösung zu finden. Er hat mich aber unterstützt und hat hier und da auch mal einige Kommentare von mir hinunter schlucken müssen. Im Großen und Ganzen managen wir das aber ganz gut einfach weil wir uns versuchen zu unterstützen. Das Signal würde ich an deiner Stelle, eurer Mama auch geben, dann wird die ganze Situation für euch vielleicht auch ein wenig entspannter, gib ihr das Gefühl, dass sie da nicht allein "kämpfen" muss.

Benutzeravatar

» Yazz » Beiträge: 1325 » Talkpoints: 10,38 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Bei allem Verständnis für Tiere und Tierliebhaber, denen ein Tier so sehr ans Herz gewachsen ist, dass ein solcher drohender Verlust einen sehr stark mitnimmt. Es kann aber nicht sein, dass hier im realen Leben eben alles für das Tier gemacht wird - selbst auf Kosten der Familie! Hier sollte man mal Deiner Mutter vor Augen führen, dass die Katze unheilbar krank ist und definitiv sterben wird. Will sie sich und ihr die Leidenszeit verkürzen, so kann man über ein Einschläfern des Tieres nachdenken. Auch ist es eine Variante, die Deine Mutter gewählt hat, alles Menschenmögliche zu tun, um der Katze medizinisch bis zum Schluss zu helfen, ist natürlich denkbar und gut.

Aber egal welche Variante man gewählt hat, so darf man hier nicht nachhaltig seinen Frust an der Familie auslassen. Es ist, egal wie wichtig die Katze einem ist, schlicht was anderes, sich so gut es geht um die Katze zu kümmern als für die Katze die Familie zu vernachlässigen!

Ich würde die Katze trotz der Diagnose so weiterbehandeln, wie bisher. Deine Mutter soll die Zeit einfach so lange mit der Katze genießen, wie es eben geht. Aber man muss aufhören, auf das Wunder zu warten! Es macht doch keinen Sinn, regelmäßig die Blutwerte zu prüfen. Es ist zwar nur ein Tier, aber dennoch ein Lebewesen - und es kann ja kein Sport sein, die prognostizierte Lebenserwartung nun künstlich mindestens zu erreichen oder möglichst zu übertreffen.

Sofern Deine Mutter hier nicht zur Einsicht kommt und die Situation weiter belastend für die Familie bleibt, gibt es eigentlich nur die Möglichkeit, das Ganze durchzustehen bis zum absehbaren Ende. Aber wenn hier niemand will, dass der Tag herbeigesehnt wird, sollte eben auch die übertriebene Spannung herausgenommen werden. Und das kann eigentlich nur Deine Mutter.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Hallo!

Ich kann gut verstehen, dass deine Mutter die Hoffnung nicht aufgeben will. Ich wäre in der Situation wohl genauso und würde alles möglich versuchen, um der Katze zu helfen und vielleicht doch eine Besserung zu erzielen.

Kannst du nicht versuchen, deine Mutter zu unterstützen und ihr etwas von der Arbeit abnehmen. Also das du ihr im Haushalt hilfst und vielleicht kleine Dinge für sie erledigst? Es ist sicher wichtig, dass ihr Verständnis für sie habt. Natürlich solltet ihr euch auch sagen, dass ihre Launen nicht gegen euch gehen und es eben daher kommt, weil sie sich schrecklich um die Katze sorgt. Vielleicht kannst du deiner Mutter auch mal sagen, dass sie sich nicht so stressen soll und sie schon alles tut, was möglich ist. Und sie ihren Kummer voll an euch aus lässt. Ihr ist das vielleicht selbst gar nicht so bewusst.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Auf Außenstehende kann das durchaus komisch wirken, wenn sich alles um die Katze dreht und alles von der Katze abhängig gemacht wird. Verstehen tut man sowas wohl auch nur, wenn man selbst man in solch einer Lage war.

Dennoch muss ich mich derpunkt anschließen - es ist und wird eine schwere Zeit, aber man sollte dabei weder die anderen Tiere hinten anstellen, noch das eigene Leben und die Mitmenschen. Damit kann man auch einiges kaputt machen. Vielmehr sollte man der Katze noch ein schönes Restleben geben und wenn es schmerzhaft für das Tier wird, sollte man es meiner Meinung nach auch erlösen. Das wird ein schwerer Schritt für deine Mutter aber man sollte ein Tier nicht am Leben lassen, damit es qualvoll vor sich hinvegetiert. Dank der modernen Medikamente ist sowas nämlich auch möglich.

Genau das sollte man der Mutter auch sagen und es kann nicht sein, dass sie ihren Frust an der Familie, die eigentlich ja hinter ihr steht, auslässt.

Als unser Hund schwer krank war haben wir uns auch alle! um ihn gekümmert. Wenn einer mal nicht da war, wurde er sogar per Sms benachrichtigt, wenn was war. Dennoch haben wir uns nicht gegenseitig Vorwürfe gemacht. Was hätte das auch gebracht? Dámit ist dem Tier doch nicht geholfen!

Benutzeravatar

» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge


Es ist ja nicht so, als wollten wir ihr nicht helfen, sich ein wenig zu entlasten. Nur hat meine Mutter anscheinend so wenig Vertrauen in uns, dass wir es uns ähnlich zu Herzen nehmen wie sie. Auf jeden Fall hat sie nun das Hilfe-Monopol für die Katze. Wir greifen ihr unter die Arme, so gut es geht und sie uns lässt. Das ist natürlich nicht optimal, aber sonst scheint sie die Kontrolle über die Situation zu verlieren. Eine ähnliche Situation gab es vor wenigen Jahren bereits in unserer Familie, nur eben auf menschlicher Ebene. Dazu reagierte meine Mutter mit den gleichen "Symptomen".

Dem Katze geht es außer den krankhaft-schlechten Blutwerten eigentlich ziemlich gut. Er ist aktiv, putzt regelmäßig ihr Fell und hat immer wieder so Phasen, an denen man nicht festmachen könnte, dass er wahrscheinlich den Sommer nicht mehr überleben wird. Diese Dauer haben wir jedoch nicht vom Tierarzt direkt erfahren, sondern diesen hat sie sich unter Betroffenen erfragt, deren Katzen ebenfalls an der gleichen Krankheit erkrankt sind oder waren. Nach der Aussage meiner Mutter überlebt ein Katzenkörper nicht lange mit so viel unabgebauten Giftstoffen im Blut. Der Tod bei dieser Krankheit ist jedoch angeblich nicht schmerzhaft, sondern soll sich für die Katzen wie "ein schwerer Alkoholkater" anfühlen. Auf der Basis bilde ich auch meine Meinung, dass auf jeden Fall alles getan werden sollte, um das Tier zu retten.

Ich kann euch auch verstehen, wenn ihr nicht so viel Verständnis meiner Mutter entgegenbringt. Sie hat einen recht schwierigen Charakter, aber ich kann ihr Tun verstehen. Ich würde auch alles Menschenmögliche für ein geliebtes Tier tun, wenn es ihm hilft. Meine finanziellen Rücklagen wären jedoch inzwischen erschöpft. Nun ist in zwei Wochen die Stunde der Entscheidung: Beim nächsten Blutbild sollte sich eine Besserung ergeben, ansonsten ist alles, was bisher getan wurde, hinfällig. Ab diesem Zeitpunkt muss meine Mutter eingestehen, dass sie ihrer Katze nicht mehr helfen kann. Ich selbst setze das als Grenze, denn das kann über Monate noch weitergehen, ohne deutliche Besserung wird davon die Katze auch nicht gesünder. Leider.

Benutzeravatar

» Malcolm » Beiträge: 3256 » Talkpoints: -1,99 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich kann euch sehr sehr gut verstehen. Ich bin selbst eine liebevolle Katzenmami, im Moment haben wir 2 Katzen, über mehrere Jahre hatten wir sogar 4 Katzen gleichzeitig. Es ist extrem belastend, wenn ein Tier, das einem über die Jahre ans Herz gewachsen ist, schwer krank wird und man nichts mehr machen kann. Einer meiner Kater wurde über 20 Jahre alt und ich hatte ihn schon als Katzenbaby. Als ich ihn gehen lassen musste war es, als ob mir das Herz herausgerissen wird. Selbst jetzt, 3 Jahre danach, werde ich noch ganz traurig, wenn ich daran denke.

Weshalb ich aber schreibe, ich kenne mich mit dem Thema Niereninsuffizienz bei jüngeren Katzen nicht aus, weiß also nicht, ob der Kampf Deiner Mutter aussichtsreich ist, ich kann nur davon berichten, dass ich vor einigen Jahren auch einen scheinbar aussichtslosen Kampf um meine Katze gewonnen habe.

Damals bekam einer meiner Kater auf einmal starke Schluckbeschwerden. Der Tierarzt hat vermutet, dass sich im Hals ein Fremdkörper befindet und hat uns zum Röntgen in eine Tierklinik geschickt. Dort wurde festgestellt, dass sich im Hals nichts befindet und uns empfohlen den Kater dort zu lassen für weitere Untersuchungen. Es wurde dann auf alle möglichen Viruserkrankungen getestet aber nichts festgestellt. Ansonsten wurde der Kater an einen Tropf gehängt. Sehen durften wir ihn nicht, angeblich verstört das die Tiere nur. Nach 2 Wochen habe ich mich durchgesetzt und habe verlangt meinen Kater zu sehen, da bin ich fast in Ohnmacht gefallen vor Entsetzen, das arme Kerlchen war abgemagert bis auf die Knochen und konnte überhaupt nicht mehr schlucken. Er hat gezittert und war wie weggetreten. Ich wollte ihn auf der Stelle mit nach Hause nehmen, davon wurde mir abgeraten, weil er dann mit Sicherheit sterben würde. Ich habe ihn trotzdem mitgenommen, ich war sicher, dass er in der Tierklinik auf keinen FAll überlebt und wenn er bei uns stirbt, dann hat er wenigstens seine Menschen ums sich.

Aber unser Kater war ein absoluter Kämpfer. Kaum war er zuhause, war er schon nicht mehr so weggetreten. Den Tierarzt haben wir gewechselt, der Neue hat alle 2 Tage Infusionen gegeben, weil der Kater ja nicht fressen konnte. Außerdem hat er festgestellt, dass der Kater Bläschen im Maul hat, die 2 Wochen vorher noch nicht da waren. Anscheinend hat er sich die in der Klinik eingefangen. Große Überlebenschancen hat auch der Tierarzt nicht gegeben, aber er hat uns unterstützt, wo er nur konnte. Ich war wochenlang nur mit dem Kater beschäftigt, zum Glück konnte ich damals per Home-Office arbeiten, anders wäre das gar nicht möglich gewesen. Recherchiert, essen püriert, Spritzen geben und das wichtigste: er wollte ständig auf meinem Schoß sitzen. Konnte kaum stehen vor Schwäche, hat sich aber immer in meine Nähe geschleppt. Also hatte ich wochenlang den Kater auf dem Arm. Und er hat sich erholt, er lebt immer noch! Ich bin so froh, dass ich das damals durchgezogen habe, obwohl ich oft nah dran war, aufzugeben. Die Situation war extrem belastend, aber es hat geklappt.

Ich will mit der Geschichte nur sagen, dass die kleine Wesen es verdient haben, dass man um sie kämpft. Meinem Kater ist aus dieser Zeit seine Anhänglichkeit mir gegenüber geblieben. Der Kater liebt mich heiß und innig und immer wenn ich dieses schnurrende Fellbündel auf dem Schoß habe bin ich dankbar, dass ich damals auf meine innere Stimme gehört habe und nicht auf die Tierärzte.

Ganz nebenbei hat sich dann herausgestellt, dass der Kater eine bakterielle Infektion hatte, darauf wurde in der Tierklinik nicht getestet. Die wäre relativ einfach in den Griff zu bekommen gewesen, dagegen gibt es ein ziemlich wirksames Antibiotikum. Das größte Problem war es tatsächlich, die Herpes-Bläschen im Rachen wieder wegzubekommen.

» maryshelley100 » Beiträge: 248 » Talkpoints: 0,82 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^