Mädchen stark übergewichtig, was kann ich tun?

vom 04.05.2010, 11:43 Uhr

Ich werde in den nächsten Wochen die 16 Jährige Tochter von Bekannten als Pflegekind aufnehmen. Das Mädchen hat zuhause seit Jahren sehr große Probleme, der Auslöser ist wohl vor allem der Scheidungskrieg zwischen ihren Eltern, der massiv auf dem Rücken der Kinder ausgetragen wird. Was mir große Sorgen macht ist, dass sie die Probleme in sich "hinein frisst" anstatt darüber zu reden. Und das leider im wahrsten Sinne des Wortes. Sie ist inzwischen stark übergewichtig und hat bereits gesundheitliche Probleme, wie z.B. Schmerzen in den Gelenken, Kurzatmigkeit etc.

Ich mache mir nun Gedanken, wie ich das Thema bei ihr möglichst sensibel anspreche und eine vernünftige Methode finde, dass sie abnimmt. Bei mir steht zwar relativ gesunde Ernährung auf dem Speiseplan und es gibt auch keine Getränke wie z.B. Cola, aber ich kann eine 16-jährige nicht den ganzen Tag kontrollieren, daher muss ich einen Weg finden, dass sie selbst einsieht, dass sie etwas tun muss. Da dies aber etwas ist, dass in meiner eigenen Familie nie Thema war, da wir alle schlank sind, habe ich überhaupt keine Erfahrung damit.

Hat jemand einen Rat für mich, wie ich mich diesem Thema nähern kann, ohne meine Pflegetochter zu verletzen? Ich bin für jeden Tipp oder Rat dankbar!

» maryshelley100 » Beiträge: 248 » Talkpoints: 0,82 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Du solltest dir mit Hilfe des Jugendamtes professionelle Hilfe suchen. Denn wenn du völlig unerfahren als Pflegemutter eines derart übergewichtigen Kindes bist, kannst du es nicht alleine dem Kind so rüberbringen, dass sie es auch versteht. Auch ein 16 jähriges Kind ist noch ein Kind und ich denke auch, dass sie nicht so selbstbewusst sein wird wie ein Kind, was noch nicht so viel mitgemacht hat wie sie.

Die Pflege wird ja auch vom Jugendamt gemacht worden sein. Denn ohne weiteres bekommt man ja kein (halbwüchsiges) Pflegekind und da müssen ja auch Vorraussetzungen gegeben sein. Das jugendamt hat auch Adressen, wo du mit deiner Pflegetochter hingehen kannst. Alles andere würde gefährlich werden können. Denn eine Eßstörung sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es kann schnell ins Gegenteil umschlagen und du hast in einem Jahr einen bulemischen Teenager bei dir.

Rede mit dem Jugendamt und lasse dir Adressen geben. Diese Fachleute können dem Jugendlichen es auch wirklich fachgerecht und gut verständlich rüberbringen. Bei einer derartigen Eßstörung sollte man sowieso professionellen Rat einholen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich danke Dir für den Tipp. Manchmal steht man ja auf dem Schlauch und sieht das Naheliegendste nicht. Durch all die anderen Dinge, die ich bis zu ihrem Umzug noch erledigen muss, bin ich darauf gar nicht gekommen. Ich habe aber beim Jugendamt eine sehr nette Ansprechpartnerin und werde diese fragen, ob sie mir bei dem Thema behilflich sein kann.

Gerade durch die Sorge, dass ich bei dem Mädchen durch unüberlegte Aktionen noch schlimmere Essstörungen auslösen könnte, mache ich mir im Vorfeld ja so viele Gedanken, wie man das Thema am Besten angeht.

Mit dem Selbstwertgefühl hast Du leider auch recht, sie hat ohnehin das Gefühl, dass niemand sie mag und sie überall stört, das wurde ihr jahrelang auch von ihren Eltern eingeredet. Dabei ist sie wirklich ein ganz liebes junges Mädchen.

» maryshelley100 » Beiträge: 248 » Talkpoints: 0,82 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Da du ja schon selber sagst, dass sie mit ihren Problemen einfach nicht fertig wird und familiär auch viel passiert ist würde ich dir auf jeden Fall zu einem Psychologen raten. Die Situation die da auf euch zukommt wird wohl nicht einfach für euch beide werden, da ihr erst einmal zueinander Vertrauen finden müsst. Wenn du dann gleich anfangen würdest ihr sogesehen "Vorwürfe" zu machen wird sie wahrscheinlich gleich dicht machen. Gerade in dem Alter.

Außerdem muss man ja das Problem an sich bekämpfen. Es ist ja nicht unbedingt das Essen ohne das sie nicht könnte, sondern eine Verarbeitung ihrer Vergangenheit. Also muss man da ansetzen. Anderenfalls wird es sehr schwer und wird wahrschinlich auch nicht funtionieren. Ich würde auch sagen, dass du sie erst einmal gar nicht auf das Problem anspricht, das könnte sie sehr verletzten. Findet erst einmal zueinander und gewöhnt euch ein, danach könnt ihr größere Sachen in Angriff nehmen. Die Besuche beim Psychologen sollltet ihr aber am besten sofort beginnen.

» rinalii19 » Beiträge: 146 » Talkpoints: 0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Vielleicht braucht deine Pflegetochter einfach ein wenig Gesellschaft, damit sie nicht ständig an ihre Eltern und deren Scheidung denkt. Wenn sie abgelenkt wird, wird sie sich auch nicht am Essen vergreifen und sich vollstopfen. Du könntest ihr ja zum Beispiel vorschlagen, mit ihr ein wenig spazieren zu gehen oder mit ihr ins Schwimmbad zu gehen oder mit ihr Fahrrad zu fahren. Das lenkt zum einen von ihren Sorgen ab und tut zum anderen ihrer Gesundheit gut. Vieleicht macht sie mit dir eher ein wenig Sport und kann so ein wenig ihr Gewicht in Griff bekommen.

Die Idee mit dem Einschalten des Jugendamtes finde ich gut, die wissen bestimmt auch Rat, wie ihr das Problem gemeinsam angehen könntet. Ob man dann wirklich einen Psychologen braucht, werdet ihr dann sehen.

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» Nettie » Beiträge: 7637 » Talkpoints: -2,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Danke für Deine Antwort! Ich kenne mein zukünftiges Pflegekind schon mein Leben lang, da ihre Mutter zu Schulzeiten meine beste Freundin war und wir auch über die Jahre Kontakt gehalten haben, vor allem, weil ihre Tochter von Anfang an sehr an mir gehangen hat.

Sie ist selbst zum Jugendamt gegangen und dort um Hilfe gebeten und angegeben, dass sie zu mir will. Das Jugendamt hat daraufhin mit mir Kontakt aufgenommen. Ich bin mir bewusst, dass ich eine große Verantwortung übernehme und davor scheue ich mich nicht.

Insofern ist es hoffentlich für die Eingewöhnung etwas leichter, zumal sie schon oft in den Ferien bei uns war und sich immer sehr wohl gefühlt hat. Wir sind keine Fremden füreinander. Dennoch muss sie sich natürlich erst an den Alltag bei uns gewöhnen, es ist dann natürlich nicht mehr wie in den Ferien. Und es kommt einiges Neues auf sie zu, angefangen bei der Schule.

Sie hat wirklich einiges durchgemacht und ich halte es auch für gut, wenn sie zu einem Psychologen geht. Mir ist klar, dass einer Essstörung immer ein tieferes seelisches Problem zugrunde liegt, da liegt einiges im Argen. Das Jugendamt hat ihr den Vorschlag auch schon gemacht, zu einem Psychologen zu gehen, sie wehrt sich aber mit Händen und Füssen, weil sie wohl in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht hat. Im Moment ist sie der Überzeugung, wenn sie erstmal bei uns ist, dann wird alles gut. Dass es so einfach nicht wird, ist mir klar.

» maryshelley100 » Beiträge: 248 » Talkpoints: 0,82 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Da das Mädchen von allein den Wunsch geäussert hat, das sie zu dir will, hat sie auch Vertrauen. Also würde ich da gar nicht mal so sehr Fremde involvieren, sondern erstmal schauen. Das Übergewicht muss ja nicht allein vom essen kommen. Ich hatte auch in den letzten 1 1/2 Jahren meiner Ehe zugenommen ohne mein Essverhalten zu ändern. Einfach aus dem Grund, weil mein Körper auf den negativen Stress reagiert hat und eben entsprechend alles in Fettgewebe angelegt hat.

Also lass das Mädchen erstmal kommen, schaue dir ihr Essverhalten an und hab vorallem Zeit für sie. Denn sie muss sich bei ihren Eltern ja ungeliebt und überflüssig vorkommen, wenn sie selbst beim Jugendamt vorspricht. Allein, das sie emotional bei dir zur Ruhe kommen kann, kann da schon viel bewirken. Und dann kannst du auch nach einer Zeit der Eingewöhnung und vorallem wenn du ihr Essverhalten kennst, auch das Thema vorsichtig ansprechen.

Ihr deine Hilfe anbieten beim Abnehmen ist dabei das wichtigste. Und ich denke mal das Mädchen wird sie gerne annehmen, wenn sie weiss, das sie von euch trotzallem geliebt wird.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



An deiner Stelle würde ich erst einmal versuchen ihre gesunde Ernährung - im wahrsten Sinne des Wortes- schmackhaft zu machen. Koch gemeinsam mit ihr und beweise ihr, dass gesundes Essen genauso lecker sein kann! Außerdem könntest du ihr anbieten, dass ihr ein oder zwei Mal pro Woche gemeinsam eine sportliche Aktivität unternehmt.

Zusätzlich solltest du ihr natürlich noch sagen, dass sie mir dir über alles sprechen kann. Denn, wenn sie lernt über ihre Probleme und Sorgen zu sprechen, frisst sie diese vielleicht nicht mehr in sich hinein.

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» Nipfi » Beiträge: 3076 » Talkpoints: 8,28 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Vielen Dank für eure Antworten! Vielleicht mache ich mich völlig umsonst schon im Vorfeld verrückt. Das Mädchen hat sehr viel mitgemacht bei ihren Eltern und ich möchte unbedingt, dass es ihr in Zukunft besser geht. Vielleicht sollte ich mir nicht jetzt schon den Kopf so zerbrechen, sondern sie erst einmal her kommen lassen und dann sehen, wie es sich entwickelt.

Ich denke, ihr das gesunde Essen schmackhaft machen, das bekommen ich hin. Ich koche schon immer ziemlich gesund, mit viel frischen Zutaten, bei uns gibt es viel Gemüse, Obst und Salat. Ich hatte bisher immer den Eindruck, dass ihr das auch geschmeckt hat, wenn sie in den Ferien da war. Gesundes Essen kann ja auch lecker sein :)

Das mit dem Reden ist so unterschiedlich, sie ist eigentlich sehr verschlossen und blockt ab, wenn man versucht mit ihr zu reden. Allerdings gibt es auch andere Momente, da sprudelt es nur so aus ihr raus. Ich habe das Gefühl, einfach zuhören hilft ihr da am meisten.

Sport machen ist so eine Sache, sie möchte glaube ich schon, aber sie ist verständlicherweise super schnell aus der Puste. Ich denke, am Besten ist wahrscheinlich schwimmen gehen oder Fahrrad fahren. Vielleicht muss ich so das Thema "Abnehmen" gar nicht gleich ansprechen, vielleicht helfen so kleine Dinge wie ein bisschen mehr Bewegung und regelmäßiges gesünderes Essen schon viel weiter.

Ich glaube trotzdem, dass ein Psychologe ihr gut tun würde, allerdings kann ich sie dazu nicht zwingen.

» maryshelley100 » Beiträge: 248 » Talkpoints: 0,82 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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