Aussteuer sammeln und verschenken

vom 03.04.2009, 14:13 Uhr

Ich scheine hier die Einzige zu sein, die wirklich traurig darüber war, das sie keine Aussteuer geschenkt bekommen hat und den Wunsch zwar mal geäussert hat, aber der nie wirklich erfüllt wurde.

Meine Mutter hat auch Aussteuer sammeln müssen. Allerdings wurde sie in den 40 Jahren direkt nach dem Krieg geboren, da war sowas wohl noch normal. Und ihr Mutter verstarb bei ihrer Geburt und die wohl reiche Grossmutter hat dann halt immer Aussteuer geschenkt. Was genau weiss ich nicht. Aber ich weiss das ich noch Laken oder sowas habe, die mit den Initalien meiner Mutter handbestickt sind. Und meine Mutter hat mal erzählt, das sie (und wohl ihre einzige leibliche Schwester) nach dem Tod der Oma quasi als erstes die Sachen aus dem Aussteuerschrank genommen haben. Meine Mutter hat es an sich wohl am meisten gestört, das sie die Sachen nie benutzen durfte vorher.

Ich kannte das also gar nicht, weil meine Mutter das nicht angefangen hatte, weil sie es halt so doof fand. Wobei es bei uns schon mal Handtücher und Bettwäsche zum Geburtstag zu Weihnachten gab. Halt so Sachen die Teenager sich wünsche. Bei uns waren das halt so Sachen wie Snoopy- Handtücher. Und die durften wir auch gleich benutzen. Und ich habe meine heute, über 20 Jahre später, immer noch. Aber die Sachen wurden halt nicht als Aussteuer gekauft.

Mit 20 Jahren wollte ich sowas dann doch. Ich wollte ja irgendwann ausziehen und hatte ausser meiner Kleidung, ein paar Handtüchern und Bettwäsche für ein Jugendbett, nichts. Kein Geschirr, keinen Topf, kein Besteck.

Ich wünschte mir dann zu Weihnachten Töpfe. Damit wollte ich anfangen zu sammeln. Platz hatte ich in einem Schrank auch schon gemacht. Ausserdem hatte ich mit meiner Mutter wohl über einen Game- Boy gesprochen. Ich hatte ständig den von meinem Bruder am wickel. Allerdings fand ich die damals sehr teuer und hatte irgendwo günstig einen gesehen. Nur war der gebraucht und ich sagte klipp und klar, das ich keinen Game- Boy möchte. Ergebnis war, das ich an Weihnachten einen nagelneuen Game- Boy auspackte und meine Mutter strahlte. Auf meine Frage, warum ich keine Kochtöpfe bekommen habe, kam was in der Art, ich bräuchte ja keine, weil ich ja noch daheim wohne und wo ich die dann hinräumen will, bis ich irgendwann in ferner Zukunft mal ausziehe.

Keine vier Wochen später hatte ich die Aussicht auf meine erste eigene Wohnung. Mietbeginn zum 1. April. Die nächsten Monate habe ich dann halt von meinem eher mageren Gehalt halt so Sachen wie Pfannen, Töpfe, Geschirr und Besteck gekauft. Zusätzlich zu anderen Sachen die halt bei einem Erstbezug anfallen wie Möbel, Lampen und Renovierungskosten.

Und klar ist in einem Elternhaus alles vorhanden und es fehlt nachher jemand. Nur meine Eltern hätten davon nichts gross rausgerückt. Ich hatte das Glück das meine Eltern zwei Haushalte hatten, da fielen dann Küchenhandtücher ab. Mehr aber nicht. Ich habe damals nur meine Badehandtücher und meine Bettwäsche mitgenommen. Alles andere musste ich kaufen. Ok es gab auch zwei Handrührgeräte, da habe ich mir einfach eines genommen. Und Gläser und Tassen hatten wir beiden Kinder auch immer mal geschenkt bekommen. Aber wie gesagt das wars an sich auch.

Ich hätte gerne Aussteuer gesammelt. Allerdings wohl nicht unter dem Zwang, die Sachen nicht benutzen zu dürfen. Da hätte sich sicherlich ein Kompromiss gefunden.

Ich habe letztens mal meinen Keller entmistet. Da stand unter Anderem auch die Aussteuertruhe meiner Mutter. Die wollte sie bei ihrem Umzug nicht mehr haben. Als sie umzogen ( da war ich schon knapp 30 Jahre alt) habe ich die Truhe das erste Mal in meinem Leben gesehen und sie an sich nur mitgenommen, weil da irgendwas aus Stoff drin war und ich Stoff immer brauchen kann. Die habe ich nun mal entmistet. Und da waren noch tolle handbestickte Sachen drin. Gehäkelte Deckchen und so Sachen. Sachen die ich nicht benutzen würde, aber auch weiss, wieviel Arbeit da drin gesteckt hat.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



An sich ist das eine gute Sache, später ist es aber meines Erachtens immer mehr zur Unsitte geworden den Müll den man nicht mehr braucht weiter zu verschenken. Meine Frau hatte wohl so um die einhundert Handtücher und noch einmal genausoviel Geschirrtücher, Unmengen an Männertaschentüchern, Bettwäsche die heute niemand mehr benutzen will und mehrere Sätze Mokkalöffel. Genau dass ist das Problem, niemand kann heutzutage abschätzen was in zehn Jahren modern ist, was schon an Aussteuer vorhanden ist und wie das alles zueinander passt. Ich möchte auch keine technischen Geräte in der Küche aufstellen wo alles eine andere Farbe hat und nichts miteinander abgestimmt ist.

Überleben könnte so etwas vielleicht wenn man jedes Jahr von allen Bekannten Teile eines passenden Service oder Eßbesteckes bekommen würde, aber da hat man immer noch das Problem weil man nicht weiß wohin sich der eigene Geschmack entwickelt. Auch würde ich noch anmerken wollen dass es in höchstem Maße ungerecht ist die Töchter mit solchen Geschenken zu erfreuen und vielleicht dem Sohn gleichzeitig Dinge für das Hobby zu schenken. Außerdem braucht sich dann niemand mehr wundern wenn die zukünftige Hausfrau dann später von ihrem Gatten nur Küchenmaschinen zu den Geburtstagen bekommt.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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