Kinder zum Magerwahn erziehen?!

vom 05.08.2008, 06:38 Uhr

Die Beobachtungen von JotJot teile ich, denn meine Töchter haben beide immer mal Phasen, wo sie, mit Verlaub, fraßen wie Scheunendrescher und dann einen großen Wachstumsschub hinlegten. Dann gab es aber auch wieder Phasen, wo sie wie die Spätzchen aßen und man das Gefühl hatte, sie müssten eigentlich verhungern. Sie waren aber immer gleich gut genährt, sie aßen eben nur so viel, wie der Körper brauchte.

Ein allzu dogmatischer Umgang mit Essen und Nahrungsmitteln führt nie zu etwas gutem. Meine große Tochter z.B. mag einfach kein wirklich dunkles Brot, sie mag den würzigen Eigengeschmack nicht. Ich zwinge sie auch nicht dazu, sondern habe dann halt oft ein Brot da, dass meinen Ansprüchen gerade noch genügt, ihren aber auch (oder sie ißt ihr heißgeliebtes Kürbiskern-Gewürz-Knäcke, kann mir aber nicht erklären, warum sie das lecker findet, das dunkle Brot aber nicht.) Ich könnte natürlich auch ein kräftiges Drama darum machen, aber was erreiche ich denn damit? Im schlimmsten Fall schmeißt sie ihr Pausenbrot weg!)

Wenn man mit den Eltern betroffener Kinder redet, gilt es noch mehr als bei jedem anderen Gespräch, den Betroffenen die Möglichkeit zu geben, erhobenen Hauptes aus dem Gespräch zu gehen, mit intakter Würde sozusagen. Man kann ihnen ihre Kompetenz nicht absprechen, sie machen es ja nicht aus schlechter Absicht, sie wollen in diesem Fall wirklich das beste für ihr Kind und versuchen, es mit diesen Mitteln zu erreichen. Also wäre hier angebracht, in einem Gespräch diese Punkte auch hervorzuheben, dass man sie eben als liebevoll und sorgsame Eltern erlebt, die sich toll um ihr Kind kümmern und sich viele Gedanken machen. Dann kann man die Hintergründe erfragen, denn manchmal steckt ja noch anderes dahinter, als man annimmt, man schaut auch den eigenen Verwandten und guten Freunden nur vor die Stirn. Möglicherweise steckt auch etwas völlig anderes dahinter, wie eigene Erfahrung mit adipösen Menschen, die einen so negativ geprägt haben, dass man sich von diesem Zerrbild nicht lösen kann o.a..

Erst dann würde ich überhaupt auf das Thema zu sprechen kommen, das mir die KLeine manchmal nicht glücklich erscheint und was ich beobachtet habe. Das Ganze sollte man aber möglichst wertungsfrei berichten, denn es ist ein serh dünnes Eis, auf dem man sich bewegt. Wer gibt schon gerne grundlegende Irrtümer zu?

Die Reaktiond arauf muss man erst einmal den Erziehungsberechtigten überlassen, manchmal bedarf es einiger Zeit, um seinen fehler vor sich und dem Partner einzugestehen und sein VErhalten zu ändern. Außerdem würde ein rapider Wechsel von heute auf morgen dem Kind nicht dabei helfen, sich umzuorientieren zu einem angemessenen Essverhalten. Liegt allerdings ein nachweiselich immer geringeres Gewicht an der Grenze zur Magerkeit vor, sollte man früher das Gespräch suchen, nciht erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.

Möglich sit ja leider auch, dass dieses Erzeihungsmuster der künstlichen Verknappung später ganz genau zu dem führt, was da verhindert werden sollte - ich bin nämlich ein ehemaliges Kind, welches genau so behandelt wurde, wie Du oben beschreibst, und ich durfte mich nie satt essen - der Erfolg davon ist massives Übergewicht und tiefsitzende Probleme im Selbstwertgefühl.

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» Karen 1 » Beiträge: 1344 » Talkpoints: 0,40 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde, ihr übertreibt etwas. Ich verstehe grundsätzlich ja schon, dass es total falsch ist, wenn man seinem Kind sagt, dass es wenig essen soll; aber so wie ich das verstanden habe, ist es ja eher so, dass die Eltern nach einer normalen Portion dann einfach sagen, dass es jetzt ausreicht und wenn sie satt ist, sie nicht so mehr essen muss. Was ist daran falsch? Es gibt doch so viele Eltern, die machen genau das Gegenteil; die stopfen ihr Kind voll, sagen ständig, es könne ruhig so viel essen wie es mag und ständig gibts Nachtisch und alles drum und dran: Aber was ist denn das Ergebnis von so einer Erziehungsform? Die Kinder verlieren doch total den Überblick, wissen gar nicht mehr was normale Mengen auf dem Teller sind. Und das findet aber komischerweise nie jemand schlimm. Das ist dann immer so etwas wie übertrieben Fürsorge oder Liebe. Dass sehr viele Kinder dadurch aber krank werden (alleine ich kenne 15 - 20 solcher Fälle), interessiert kaum jemandem.

Da kommt dann aber eine Familie, die nicht möchte, dass ihre Tochter dick wird und erzieht sie dazu, normale Portionen am Tisch zu essen und es gibt einen Aufschrei. Ich finde das nicht schlimm. In dem Alter kann man nicht beurteilen wie dick oder dünn eine Person früher oder später mal wird und gerade da ist es wichtig, dass man darauf achtet, dass es nicht in eine Richtiung ausartet. In der übrigen Realität läuft es doch sonst meistens eher so ab, dass die Eltern das Kind einfach machen lassen ('Es weiß selbst wann Schluss ist'), das leidet am Ende unter Übergewicht und wird es sein Leben lang nicht mehr los. Ich finde gut, dass dieses Elternpaar ein Auge darauf hat. Es spricht ja nur dafür, dass ihnen die Gesundheit ihrer Tochter am Herzen liegt.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Sippschaft hat geschrieben:In der übrigen Realität läuft es doch sonst meistens eher so ab, dass die Eltern das Kind einfach machen lassen ('Es weiß selbst wann Schluss ist') (...)

Es ist ja aber schon so, dass ein gesunder Mensch weiß, wann er hunger hat und wann er satt ist, dieses natürliche Gefühl für den eigenen Körper macht man ja erst durch regelmäßiges ignorieren kaputt. Und das betrifft ja längst nicht nur Menschen, die regelmäßig zu viel in sich hineinstopfen. Auch Menschen, die regelmäßig nur so viel essen, wie ihnen von außen vorgeschrieben wird, also durch eine Diät oder eben durch andere Menschen, haben irgendwann kein Gefühl mehr dafür, was die richtige Menge ist.

Das Problem, das ich bei dieser Erziehung sehe, ist nicht die Menge, die das Kind essen darf, sondern der Stellenwert, der dem Essen zugeschrieben wird. Man sieht das doch bei jeder Essstörung, dass Essen für die Betroffenen einen ganz hohen Stellenwert hat und dass es nicht nur Nahrung ist, die man braucht, sondern auch für andere Dinge steht.

Außerdem erzieht man ein Kind doch so praktisch zum Lügen. Wenn man immer Ärger bekommt, wenn man den Eltern sagt, dass man bei den Großeltern etwas Süßes gegessen hat, ist die logische Konsequenz daraus doch, dass man irgendwann einfach nichts mehr sagt

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Das mit dem Lügen verstehe ich schon. Aber ist das nicht grundsätzlich bei Kindern so, wenn sie diesbezüglich Grenzen haben? Denn gerade bei Süßigkeiten MUSS man einem Kind Grenzen setzen. Als Kind hätte ich tonnenweise Eis und Schokolade gegessen und wirklich jedes Kind, das ich kenne, hat da auch nur Hemmungen weil es von den Eltern eben Grenzen gibt. Was tun sie also, wenn sie wissen wo die Süßigkeiten-Schublade ist? Die naschen heimlich und lügen. Das ist etwas, von dem ich glaube, dass es weniger schlimm ist als viele glauben.

Das gehört irgendwie dazu und habe ich als Kind genauso gemacht und würde es auch nicht schlimm finden, wenn mein Kind das tut. Aber die Grenze muss eingehalten werden. Kein Mensch möchte, dass das Kind nur Zucker und Fett in sich reinstoßt und so muss eben nach ein, zwei Schokoriegeln am Tag Schluss sein. Und viel argumentieren nutzt da auch nichts. Schau mal, wir sind erwachsen und kennst du den Drang nicht sogar von dir selbst, dass du dir die 3 Liter Eiscreme einfach komplett reinhauen magst? Ich kenne die Phasen. Aber mein Verstand siegt natürlich und sagt mir, dass es Blödsinn ist und ungesund und sich auf der Hüfte absetzt.

Was ist aber mit dem Kind? Das Kind hat einfach das Bewusstsein noch nicht. Also was nutzt es, wenn ich meinem Kind das Gefühl gebe, dass es ruhig alles essen soll, was es mag, solange bis es satt ist? Ich kann auf der einen Seite darauf hoffen, dass das hinhaut und das Kind merkt, wann es satt ist, oder ich setze eben Regeln und Grenzen. Aber natürlich ist klar, dass das nicht ständig diskutiert wird und man dem Essen eben wirklich nicht diese Wichtigkeit beimisst. Das ist eher etwas, das nebenbei ablaufen sollte. Aber eben auch wiederum nicht so unwichtig sein sollte, dass man abgehandelt wird wie das tägliche Duschen, sondern schon immerhin so bedeutend, dass man sich auch Gedanken darüber macht, WAS man da isst. Ich sehe ein, dass das schwierig ist. Grundsätzlich glaube ich aber nach wie vor, dass Grenzen wichtig sind.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Sippschaft hat geschrieben:Das mit dem Lügen verstehe ich schon. Aber ist das nicht grundsätzlich bei Kindern so, wenn sie diesbezüglich Grenzen haben?

Darüber, dass Kinder ziemlich unvernünftig sein können was Süßigkeiten betrifft braucht man natürlich nicht diskutieren, und dass manch ein Kind ohne Kontrolle auch seine Hauptmahlzeit liebend gerne durch Kekse und Schokolade ersetzen würde auch nicht.

Das Problem sehe ich einfach in dieser überzogenen Reaktion - denn je heftiger man darauf reagiert, desdo mehr animiert man das Kind doch in Zukunft nicht mehr die Wahrheit zu sagen. Für mich wäre jedenfalls die logische Konsequenz nicht, dass das Kind ausgeschimpft wird, sondern dass man sich mit den Großeltern über das Thema unterhält. Denn die Großeltern haben dem Kind die Süßigkeiten doch höchst wahrscheinlich angeboten und das Kind hat sie dann natürlich angenommen, wie das jedes Kind tun würde.

Und wenn ein Kind sich im Haus heimlich Süßigkeiten holt, was man ja normalerweise früher oder später merkt, würde ich sie in Zukunft einfach woanders unterbringen, wo das Kind nicht ran kommt und dem Kind das auch so sagen. Aber eben ohne es in den Konflikt zu bringen, dass es zwischen Wahrheit sagen oder Lügen entscheiden muss.

Schau mal, wir sind erwachsen und kennst du den Drang nicht sogar von dir selbst, dass du dir die 3 Liter Eiscreme einfach komplett reinhauen magst?

Das kenne ich eigentlich nur von Chips, Popcorn und Erdbeeren, da kann ich wirklich futtern, bis die Schüssel leer ist, wobei es ziemlich egal ist, wie groß diese ist. Bei Eis bin ich mit zwei bis drei Kugeln völlig zufrieden, aber ich verstehe natürlich, was du meinst.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Also grundsätzlich verstehe ich nicht, wo das Problem ist, wenn man einem Kind beibringen will, dass man beim Essen eben Maß halten soll und muss. Wenn Eltern dagegen ihr Kind mit Süßigkeiten und Chips vollstopfen würden und als Mahlzeiten nur Fastfood anbieten würden, würdest du bestimmt nicht extra einen Beitrag eröffnen (obwohl damit dann wohl Diabetes und Fettleibigkeit vorprogrammiert wäre).

Wenn man dem Kind also beim Mittagessen, nachdem es sich schon einen Nachschlag geholt hat sagt, dass es mal langsam genug gegessen hat, ist das doch eigentlich nur normal. Bekanntlich setzt das Sättigungsgefühl ja immer erst etwas später ein und so viel zu Essen braucht man einfach nicht. Vielleicht war dem Kind ja auch nur langweilig und dann wäre es fatal, es einfach essen zu lassen. Es kann als Außenstehender auch keiner (wie Himbeereis es hier versucht) beurteilen, ob das Kind noch Hunger gehabt hat.

Anders sieht es aus, wenn man wegen einer kleinen Süßigkeit gleich das Abendessen so drastisch reduziert. Auch wenn ich es ok finde, wenn es mal nur einen Teller Obst oder Gemüse gibt, sollte man das nicht so zwanghaft und als Bestrafung machen. Andererseits kannst du hier auch wieder nicht beurteilen, ob die Eltern das nicht einfach als erzieherische Maßnahme machen und dem Kind damit beibringen wollen, dass es eben nicht okay ist, ständig Süßes in sich reinzustopfen und man, wenn man es trotzdem tut, eben an anderer Stelle Kalorien einsparen muss, um seine Energiebilanz ausgeglichen zu halten. Das fände ich dann sogar relativ sinnvoll.

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» pepsi-light » Beiträge: 6018 » Talkpoints: 2,14 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Das finde ich ganz schrecklich, ich fände es ok wenn das Kind moppelig wäre ein wenig auf die Ernährung oder mehr Bewegung zu achten, aber ein normales, aktives Kind?

Die kleine könnte bestimmt alles essen, ohne ein Gramm zuzunehmen. Ich war auch als Kind sehr dünn, hab immer viel Sport gemacht, 2mal die Woche im Verein und sonst bei schönem Wetter immer draussen gewesen und mit Freunden rumgealbert. Ich habe in dem Alter alles essen können und dürfen, mit den üblichen Einschränkungen, von wegen nicht zuviel Süßkram ;)

Ich finde es auch in Ordnung wenn man seinen Kindern beibringt das Süßigkeiten halt nur in Maßen gut sind und was zu gesundem Essen gehört, aber das ganze muss man doch nicht übertreiben, was wäre eine Kindheit ohne Nutellabrötchen und dem großen M?

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Es ist unmöglich einem Kind bei vorhandenem Hungergefühl zu sagen, dass es nicht mehr essen darf. Bei den Hauptmahlzeiten sollte sich nun wirklich jeder satt essen können. Bei Süßigkeiten könnte ich es natürlich auch verstehen, aber definitiv nicht bei den normalen Mahlzeiten.

Kinder haben einen höheren Grundumsatz als die meisten Erwachsenen, da sie noch im Wachstum sind. Das bedeutet, dass sie viel mehr Nährstoffe zu sich nehmen müssen, nicht um zuzunehmen, sondern damit ganz normale Körperfunktionen wie zum Beispiel die Verdauung und das Herz funtionieren. Ich weiß ja nicht ob das Kind wirklich unterernährt ist, aber das kann schon drastische körperliche Folgeschäden mit sich führen. In dem Alter entwickelt sich ja nunmal noch so ziemlich alles.

Solche Kinder tun mir wirklich sehr Leid, der psychische Leidensdruck ist wohl das schlimmste an der Sache. Ich bezweifle stark, dass die Eltern über die möglichen Folgen ihres Vorgehens informiert sind. Sonst würde es wohl niemand so machen. Gerade in dem Alter werden die Kinder stark durch die Erziehung ihrer Eltern geprägt. Das Kind kriegt also von Geburt an immer gesagt, dass es das wichtigste ist dünn zu sein. Was passiert später? Esstörungen, Depressionen, Angststörungen, Selbstverletzendes Verhalten und sogar ein Suizid können im Schlimmsten Fall eintreffen. Und auch jetzt steht das Kind schon unter enormen Leistungsdruck, kann es dem überhaupt schon Stand halten?

» rinalii19 » Beiträge: 146 » Talkpoints: 0,11 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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