Ich fühle mich einsam und leer
Vorweg noch etwas zu meiner Person. Ich bin 16 Jahre alt und gehe in die 11. Klasse eines Gymnasiums. Nächstes Jahr, also 2001, mache ich mein Abitur und möchte danach ein Jahr im Ausland verbringen. Ich bin eigentlich ein sehr fröhliches Mädchen, die gerne lacht und Kontakt mit anderen Menschen hat. Leider bin ich fremden Menschen und solche, die ich zwar kenne, aber nicht viel mit denen zu tun habe, gegenüber sehr schüchtern. Nur bei Menschen, die ich gut kenne, kann ich ausgelassen sein und bin dann auch mal ein richtiges Plappermaul.
Doch seit circa einem halben Jahr merke ich, dass mein Leben für mich immer schlimmer wird. Eine große Rolle dabei spielt meine Mutter. Seit ich in die Pubertät kam, habe ich immer Stress mit meiner Mutter gehabt. Anfänglich, waren das harmlose Streiterein, die wahrscheinlich jeder aus seiner Jugend kennt, doch unsere Auseinandersetzungen werden immer extremer und das, wie schon gesagt, seit einem halben Jahr.
Meine Mutter hat wirklich immer etwas an mir auszusetzten. Ich höre von ihr immer nur Kritik und Tadel, aber niemals, oder kaum mal, Lob. Ich kann ihr nichts recht machen und ich bin quasi das schwarze Schaf der Familie. Besonders ärgert mich, dass sie mir kein Stück vertraut, obwohl ich wirklich niemals ihr Vertrauen missbraucht habe. Ich rauche nicht, trinke nie zu viel Alkohol und da ich nicht so die Partymaus bin, geh ich eigentlich auch kaum in die Disco. Außerdem war ich bei allem, was ich ihr je erzählt habe immer ehrlich und wenn sie etwas nicht wissen sollte, dann habe ich ihr auch gesagt, dass ich das für mich behalten möchte, statt sie anzulügen.
Doch das ist noch nicht alles. Ich habe oft das Gefühl, dass ich ihr nicht wichtig bin und es egal ist wie ich fühle. Sie setzt mich enorm unter Druck, indem sie mir sagt, dass ich ein Topabi haben muss, ich müsse etwas "anständiges", wie Medizin oder Rechtsanwalt studieren oder, dass ich mich erwachsen verhalten soll. Ich bin aber nunmal 16 und möchte mich noch nicht wie eine Erwachsene verhalten.
Ihr scheint es egal zu sein, was ich mir für mein Leben wünsche. Sie versteht nicht, dass ich niemals etwas wie Jura oder Medizin studieren würde. Ich bin ein kreativer Mensch und würde eigentlich am Liebsten etwas mit Tanz oder Schauspiel machen. Ich weiß, dass solche Berufe selten gut bezahlt sind und man es vielleicht nie schafft in dieser Branche Fuß zu fassen, aber ich möchte es wenigstens probieren. Würde ich es nicht versuchen, würde ich mir irgendwann Vorwürfe machen, dass ich zu feige dafür war. Ich möchte es ja auch nicht ewig machen, wenn es nicht funktioniert, dann werde ich auch studieren, aber dann etwas, was mir auch gefällt.
Ich glaube, dass ein Knackpunkt darin liegt, dass sie in der Türkei aufgewachsen ist(sie ist aber keine Türkin) und Muslimin ist. Sie hat andere Werte und Normen, als ich. Ich bin hier geboren und fühle mich auch hier in Deutschland wohl. Deutschland ist nunmal meine Heimat, denn was anderes habe ich nie kennengelernt. Meine Mutter kann aber diese "westliche" Einstellung nicht verstehen und auch, dass ich nicht religiös bin stört sie gewaltig. Auch deswegen liegen wir uns ganz oft in den Haaren und prallen aufeinander.
Mit meinem Vater hingegen verstehe ich mich super, er unterstützt mich bei meinen Träumen und versteht, was ich will. Doch leider sehe ich ihn selten und kann ihn auch wegen der Schule nicht so oft besuchen, wie ich es gerne möchte. Es kann auch sein, dass ich die Sachen mit meiner Mutter viel zu eng sehe und empfindlich reagiere, aber so nehme ich die Situation wahr.
Leider habe ich auch in meinem Leben nicht viele Menschen, denen ich vertrauen könnte. Ich bin in der Schule eine Außenseiterin, was für mich völlig in Ordnung ist, denn ich habe immer noch meine Freunde. Außerdem verstehe ich mich mit den meisten gut, es ist nur so, dass ich nicht mit jedem auf beste Freunde mache. Doch in letzter Zeit merke ich, das eine meiner besten Freundinnin sich immer mehr von mir abwendet. Wir unternehmen kaum noch etwas miteinander und ich merke, dass sie bei mir immer öfter abwesend ist und bei anderen aber wieder voll aufdreht. Sie wird immer gereizter und ist sehr oft beleidigt auf mich.
Ein Beispiel ist vor einigen Tage passiert. Ich habe mit einer anderen reundin gerade geredet. Meine Freundin kam und wollte mich zur Begrüßung umarmen, ich habe das aber nicht mitbekommen. Danach war sie die ganzen nächsten zwei Stunden total beleidigt un wollte mich auch nicht mehr umarmen, obwohl ich mich entschuldigt hatte. Da sie nicht mit mir reden wollte, habe ich ihr geschrieben, dass ich kein Wort mehr mit ihr wechseln werde, bis sie sich überhaupt im Klaren ist, was sie eigentlich noch von mir will. Ich weiß es war nicht gerade die nette Art und vielleicht habe ich überreagiert, aber sie weiß wie meine Situation zu Hause ist und ich habe ihr immer gesagt, dass sie ehrlich zu mir sein soll, weil ich schon oft genug verletzt wurden bin.
Es gibt noch so viele Probleme, die ich bewältigen muss, aber das sind die zwei Dinge die mich am meisten bedrücken. Ich fühle mich sehr oft einsam und allein gelassen und ganz oft spüre ich so eine Leere in mir. Morgens komme ich nur noch schwer aus dem Bett und manchmal wünsche ich mir, dass ich einfach tot wäre, dann wäre alles vorbei. Ich habe einfach keine Kraft, ich bin total ausgebrannt und ich merke, dass ich total viel Gewicht verliere, was noch keine schlimmen Auswirkungen hat, weil ich übergewichtig bin und die flüssigen Pfunde geradzu wegschmelzen. Vielleicht reagiere viel zu extrem und ich sollte alles gelassener sehen und deshalb wollte ich euch um Rat fragen, denn so wie es ist, kann es nicht weitergehen.
Inzwischen ist es schon schlimm, dass es jeden Tag einen Konflikt zwischen mir und meiner Mutter gibt und ich kann es gar nicht mehr erwarten, bis ich alt genug bin, um auszuziehen. Ich finde es aber schade, dass es soweit kommt, denn ich liebe meine Mutter und ich könnte sie niemals hassen, aber ich kann auch einfach nicht mehr mit ihr leben und meine zwei kleinen Brüder leiden extrem unter diesen Streitereien. Ich möchte einfach wissen,wie ihr die Dinge seht und was ihr mir für einen Rat geben könnt.
So eine Gesamtsituation lässt sich natürlich nicht von heute auf nachher lösen, aber trotzdem möchte ich dir ein paar Tipps/ Ratschläge mitgeben.
Such dir einen Ausgleich/ ein Hobby. In deinem Text hast du nicht erwähnt, dass du etwas zu unternehmen hast, das dich von deiner Situation ablenkt oder das dir viel Spaß macht. Deshalb such dir einen Sport, einen Malkurs, Kochkurs, was auch immer, auf jeden Fall etwas, bei dem du abschalten kannst. Womöglich findest du dabei nicht nur neue Freunde, sondern lernst auch wieder ein wenig Abstand von deinen Problemen zu gewinnen.
Wenn es dir doch einmal wieder zu viel wird, dann versuche einen kühlen Kopf zu bewahren, beende wenn nötig die Diskussion mit deiner Mutter und geh ein Weilchen frische Luft schnappen. Meistens kann man danach schon wieder viel besser über eine Meinungsverschiedenheit reden als wenn dir alles ohnehin schon bis ganz oben steht.
Wenn dir nichts an Religion liegt, dann ist das deine Entscheidung. Wenn du etwas anderes studieren willst, als Jura oder Medizin, dann ist das deine Entscheidung. Du bist zwar erst 16 und deine Mutter/ dein Vater sind immernoch deine Erziehungsberechtigten, aber bei diesen Entscheidungen geht es um Überzeugung... und ein ganzes Leben. Wenn du mit deiner Entscheidung zufrieden bist, dann sollte das jeder, dem du etwas bedeutest, akzeptieren können. Auch bevor du selbst für dich verantwortlich bist. Wobei ich hinzufügen muss, dass Kunst zu studieren eigentlich eher ein Hobby ist . Versuche doch einen Mittelweg zu finden wie Industriedesign oder Ähnliches.
Deine Eltern leben offensichtlich in Scheidung (?). Vielleicht solltest du mit deiner Mutter auch über ihre Probleme sprechen, das könnte nämlich ein Grund dafür sein, dass sie so schnell aus der Haut fährt. Vielleicht als Ansatzpunkt: Deine Mutter hat es schwer über die Runden zu kommen, weil sie sich auf ihren Mann verlassen hat? Wenn ja, dann könnte das der Grund sein, wieso du Medizin studieren sollst --> damit du auf eigenen Beinen stehst.
Und wenn gar nichts mehr geht, dann gibt es immernoch den Schulpsychologen, den du aufsuchen kannst. Für gewöhnlich hilft es dir schon, mit ihm über alles zu reden und zusätzlich hat er mit Sicherheit auch den anderen guten Rat für dich auf Lager. Falls es bei euch keinen Schulpsychologen gibt, ist sicher noch jemand anderes in deiner Nähe zu finden.
Es tut mir wirklich leid für Dich, dass Du Dich schon in so jungen Jahren einsam fühlst. Ich weiß, dass Du am liebsten hättest, dass jemand anderes Deine Probleme löst, aber auch ich musste lernen, dass einem nicht alles zugeflogen kommt und man sich nicht einfach hängen lassen kann und warten bis einem geholfen wird. Es wird einem keiner die Last so einfach vom Rücken nehmen. Man muss selbst etwas dafür tun, dass es besser wird. Und wenn man etwas tut, wird man dafür auch belohnt werden.
Der Tipp, Dir ein Hobby zu suchen, ist meiner Meinung nach richtig gut. Gehe unter Leute und rede mit ihnen. Wenn Du auf Menschen zugehst, wirst Du auch mehrere Freunde haben. Dadurch wirst Du in manchen Sachen bestärkt werden oder Du wirst Tipps bekommen, was Du vielleicht anders machen könntest. Die meisten Probleme entstehen meiner Meinung nach durch Mißverständnisse und reden und ehrlich sein hilft da immer am Meisten.
Deine Mutter wird Dir wahrscheinlich deshalb das Studium der Medizin oder ähnliches aufzwängen wollen, weil Eltern ihren Kindern meist die Zukunft oder das Leben wünschen, das sie selbst nie gehabt haben. Zeig Deiner Mutter einfach, in was Du gut bist und warum Du etwas anderes machen willst. Wenn Du es ihr plausibel erklären kannst, wird sie sicherlich auf Deiner Seite sein und Dich unterstützen. Auch wenn es Dir vermutlich jetzt nicht so vorkommt, meint Deine Mutter es wahrscheinlich nur gut mit Dir. Natürlich sollte sie anders mit Dir umgehen, aber sie weiß es vielleicht einfach nicht besser. Ich weiß das auch von meinem Vater, der prinzipiell nur geschrien hat. Ihm ist das selber aber schon gar nicht aufgefallen, weil für ihn das normal war und er eben auch so aufgewachsen ist.
Ich habe den Eindruck, dass du dir zu viele Gedanken um die ganze Situation machst. Du bist gerade mal 16 Jahre alt und ich finde es fast schon normal, dass man in dem Alter solche Probleme hat, wie du sie beschreibst. Natürlich kommen sie nicht in allen Familien und bei allen Kindern und Jugendlichen im gleichen Ausmaß vor, aber es ist nun einmal so, dass die Pubertät sowohl für den Heranwachsenden als auch für sein Umfeld alles andere als einfach ist. Ich kann daher sowohl dich verstehen, als auch die Tatsache, dass deine Mutter offenbar auch Probleme mit der ganzen Situation hat. Dass du dich mit deinem Vater wesentlich besser verstehst, würde ich damit begründen, dass du ihn nicht täglich um dich hast und es bei solchen sporadischen Kontakten oft leichter ist, gut miteinander auszukommen als wenn man täglich miteinander konfrontiert ist. Und diese Stress-Situationen mit deinen Freunden finde ich auch nicht ungewöhnlich. Ich nehme an, dass diese Leute ebenfalls in deinem Alter sind und sicher die gleichen Probleme durchmachen wie du. Falls nicht, wird es ihnen zumindest ähnlich ergehen.
Dass deine Freundin sich abwendet, wird sicher eine Ursache haben. Vielleicht spürt sie auch, dass du in letzter Zeit gereizter bist als sonst und deine Probleme nicht adäquat bewältigen kannst. Das macht einen natürlich nicht unbedingt anziehender und wenn jemand immer wieder die gleichen Probleme hat und damit nicht wirklich umgehen kann, ist es irgendwann auch als Freund sehr schwer, einen guten Kontakt zu dem betreffenden Freund aufrechtzuerhalten. Vielleicht hat deine Freundin auch selbst Probleme und kommt mit sich selbst und ihrem Umfeld zur Zeit nicht allzu gut zurecht. Das müsstest du doch eigentlich gut nachvollziehen können. Die Sache mit der Umarmung, die du nicht mitbekommen hast, finde ich absolut affig. Wegen so einer Kleinigkeit einen solchen Aufstand zu machen wie deine Freundin das scheinbar gemacht hat, finde ich mehr als nur lächerlich. Das ist ein absolutes Kindergartenverhalten, nicht mehr und nicht weniger.
Ich bin mir sicher, dass du dich irgendwann wieder besser fühlen wirst, auch ohne besondere Anstrengungen. Falls die Situation im Moment zuhause nicht tragbar ist, wird dir dennoch nichts übrig bleiben, als sie noch ein bisschen auszuhalten, zumindest solange bis du ausziehen kannst und auch dein Abitur in der Tasche hast. Letzteres ist in meinen Augen noch weitaus wichtiger als das entsprechende Alter. Falls es im Moment keine andere Lösung gibt, wirst du noch zwei bis drei Jahre bei deiner Mutter leben und mit ihr auskommen müssen. Das erscheint aus deiner Perspektive sicher als unglaublich langer Zeitraum, aber ich bin mir sicher, dass die Zeit schneller umgeht als du glaubst. Du wirst auch (noch) damit leben müssen, dass deine Mutter sich eben auch Gedanken um deine Zukunft macht.
Es ist dennoch gut, wenn du dir eigene Gedanken um deinen Werdegang machst und auch für die Zeit nach dem Abitur planst. Nur weil deine Mutter dich gerne als Juristin oder Ärztin sehen würde, heißt das ja nicht, dass du diesen Weg auch einschlagen musst. Bei mir zuhause war es anders herum. Am liebsten wäre es gesehen gewesen, wenn ich etwas künstlerisches gemacht hätte. Ich habe viel Lebenszeit mit Dingen verschwendet, die eigentlich nichts für mich sind - und studiere jetzt endlich Medizin, was für mich endlich einen Sinn ergibt. Bei dir ist es eben anders herum. Wichtig ist, dass man seinen Weg findet und ihn auch verfolgt. Du musst später mit deiner Berufswahl glücklich werden und nicht deine Mutter. Das muss sie verstehen und das musst du auch durchsetzen.
Vielleicht könnt ihr mal ganz offen über die ganze Situation reden, so dass jeder die Punkte anbringen kann, die ihn stören. Vielleicht ist ein Kompromiss möglich. Falls das nicht der Fall ist, müsst ihr euch beide irgendwie mit der Situation arrangieren. Es wird garantiert besser werden - wenn nicht jetzt, dann eben in ein paar Monaten. Ich denke, dass das jetzt einfach eine Phase ist, durch die ihr durchmüsst.
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